In Promi-Kreisen ist ein neuer Trend angesagt: Die Kabbala gilt neuerdings als das Maß aller Dinge, eine Geheimlehre des jüdischen Glaubens mit mystischen Elementen. Eine geübte Trendsetterin machte ihn bei den Stars bekannt und beliebt: Madonna - oder besser Esther, wie sie sich als bekennende, fast schon fanatische Kabbalistin neuerdings nennt. Die Kabbala hat Madonna total in ihren Bann gezogen - und viele ihrer Freunde zieht die neue Esther nun mit: Britney Spears, die ihrem großen Vorbild ohnehin alles nachmacht, Gwyneth Paltrow und natürlich ihren eigenen Gatten, Guy Ritchie. Aber auch Christina Aguilera, Demi Moore und Freund Ashton Kutcher sowie die Beckhams sieht man mittlerweile mit dem roten Wollfaden, den Kabbala-Anhänger ums Handgelenk tragen. Er soll sie vor dem bösen Blick schützen.
Warum aber sind gerade Promis so anfällig? Möglicherweise, weil ihnen hier etwas versprochen wird, das sie sich nicht im nächsten Laden mit Geld einfach so kaufen können: innerer Frieden, Stärke, Selbstbewusstsein. Mittlerweile gibt es weltweit etwa 3 Millionen Kabbalisten, Tendenz steigend. Kabbala, hebräisch für "Überlieferung", wird im "Neuen Lexikon des Judentums" als Mystik und Geheimlehre bezeichnet, die über die Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde. Auch nach Deutschland ist die Welle schon geschwappt: Vor einem Jahr wurde die erste Filiale in Hannover eröffnet, eine weitere entsteht in Berlin.
Kabbala-Anhänger glauben, dass das Universum spirituellen Gesetzen folgt, die man verstehen lernen muss, um mit ihnen im Einklang leben zu können. Kritiker sehen vor allem den Sekten-Charakter: Versprochen wird die schnelle, bequeme Lösung für nahezu alle Probleme - und Kabbala ist dem schnöden Mammon durchaus nicht abgeneigt. So hat der amerikanische Rabbi Philip Berg (75) nach Presseberichten seit der Gründung des ersten Kabbala-Zentrums 1969 in Jerusalem ein regelrechtes Imperium aufgebaut mit 50 Zentren auf der ganzen Welt. Etablierte jüdische Institutionen distanzieren sich strikt von der Bewegung.
Ganz neu ist das Auftauchen eines solchen Kultes übrigens nicht. Denn auch Religionen unterliegen Modeströmungen. Das hat sich über die Jahre gezeigt - und immer waren auch prominente Jünger mit dabei.
Aus AOL, 14.07.2004