Ächz, ist das schwierig:
Warum sollte ich jemandem vorwerfen, der sagt oder schreibt, er sei stolz ein Deutscher zu sein, daß er ein Nazi ist ?
Ich kann ihn nicht verstehen, denn ich bin der Meinung, daß man nur auf etwas stolz sein kann, was man selber geleistet hat. Stolz daß ich ein Deutscher bin, weil von deutschen Eltern hier gezeugt und berechtigt den entsprechenden Paß zu tragen, könnte also höchstens mein Vater sein, denn der hat beim mich zum Deutschen machen etwas geleistet, indem er sich auf meine Mutter gerollt und fleissig gepumpt hat und ebenso meine Mutter die sich als braves deutsches Mädel auf den Rücken gelegt, die Augen geschlossen und bis 20 gezählt hat. Hätte mein Vater stattdessen in der Zugtoilette onaniert, wäre ich vermutlich heute noch quer durch Europa unterwegs, jedenfalls kein Deutscher.
Was mir aber sauer aufstösst ist, daß scheinbar sehr viele Leute es nötig haben ihren Stolz damit zu nähren, daß sie das Fremde ausgrenzen. Jemand, der seine nationale Identität daraus schöpft, daß er alles Fremde misstrauisch beäugt, ablehnt oder gar verfolgt wissen will, der muß sich allerdings als Nazi beschimpfen lassen, denn der reproduziert in seiner Meinung die Quintessenz dieser Ideologie.
Hinzukommt, daß ich das Märchen von der nationalen Identität schon lange nicht mehr glaube und ich kann jedem der an die Existenz von selbiger glaubt nur raten einen Umzug ans andere Ende des Landes zu wagen: Als Bayer muß man sich in Berlin jedenfalls oft genug unglaublichen Müll an Vorurteilen anhören, jedoch eigentlich nur von den gleichen Leuten, die auch ständig lamentieren, daß sie den Orient nicht in Kreuzburg, also vor der Tür haben wollen. Und das ist genau das was passieren würde, wenn die Türken von heute auf Morgen nicht mehr da wären: Der gleiche dämliche Mechanismus würde weiter funktionieren, nur würden vermutlich dann westfälische Skins Jagd auf hessische IT-Spezialisten machen. Einmal dumme Ideen, immer dumme Ideen.