Konnichiwa allerseits
Wie bei vielen anderen Gebieten kommt es auch hier auf das "wie" an.
Generell befürworte ich eine positive Einstellung, jedoch ist es wohl wahr, dass es eine regelrechte "Licht&Liebe - Positives Denken"-Szene gibt.
Ich selbst bin als praktizierender Zen-Buddhist eher neutral, hatte jedoch eine interessante Begegnung mit "Seicho-No-Ie". Das ist eine japanische Bewegung, welche die Lehre von Masaharu Taniguchi verbreitet, die sich in dem Autosuggestivsatz : "ich bin ein Kind Gottes, ich bin stark, gesund und verfüge über unendliche Energie" fast schon von selbst erklärt.
Nun bin ich zwar an allem japanischen interessiert, aber die häufige Nennung von "Gott" in einem sehr christlich wirkenden Kontext, bereitete mir doch etwas Kopfzerbrechen. Wie war solch ein Satz wie der oben zitierte mit der Nüchternheit des Zen zu vereinbaren ?
Ich probierte also dieGedanken der "Seicho No Ie"-Bewegung praktisch umzusetzen und tatsächlich nahm ich die Umwelt viel positiver wahr und sie reagierte auch positiver auf mich (was nicht weiter verwundert, denn wenn man sein Selbstbild ändert so wirkt sich das neben anderem natürlich auch auf das Verhalten aus und somit auf die Art wie man auf seine Mitmenschen wirkt). Dennoch fand ich das irgendwie befremdlich,
denn die "Änderung" war ja nicht durch Erfahrung gekommen, sondern ich hatte mir einfach ein anderes "Weltbild" eine Art "Brille" (in diesem fall eine rosa Brille) zugelegt. Konnte das sinnvoll sein ?
Ich hatte ähnliche bedenken wie gesagt auch schon beim klassischen "positiven Denken" gehabt und so fragte ich die Frau, welche mir die Broschüren gegeben hatte (sie war Japanerin) ob sie denn diese Diskrepanz auch sehen würde und wenn ja, wie sie damit umginge.
Sie schien zunächst verwundert und nicht zu verstehen was ich meinte, dann lächelte sie und sagte . "Oh, das ist gar kein Problem, man darf es eben nicht so übertrieben sehen. Sehen sie das ganze pragmatischer :
Wenn sie der Meinung sind dass es gerade ihnen und ihrer Umgebung entspricht, dann wenden sie "Seicho-No-Ie" an - ansonsten lassen sie es eben."
Ich war überrascht und machte mir dann seinerzeit Gedanken, ob wir alle nicht solche Dinge wie "Positives Denken" zu sehr dogmatisieren - anstatt es als Werkzeug zu sehen. Niemand käme auf die Idee einen Schraubenzieher anzubeten und eine Religion aus der Verehrung des Schraubenziehers zu machen - warum sollte man dann das gleiche bei geistigen/psychologischen/spirituellen "Werkzeugen" machen ?
Positives Denken ist dann gefährlich wenn es unrealistisch wird und auch nicht der wirklichen Einstellung der Person entspricht. Allerdings möchte ich damit niemandem verbieten Bücher zB von Luise L. Hay zu lesen

- nur sollte man all das als Werkzeuge begreifen. Es ist schön wenn man seine Einstellung zu manchen Dingen positiv ändern will
und ich befürworte ausdrücklich eine positive Einstellung - aber das Ziel sollte es meiner Meinung nach doch sein ein glücklicher, ausgeglichener selbstbestimmter Mensch zu werden - und kein glücklich lobotomisierter fremdbestimmter.
Nicht abzustreiten ist, dass das was als "Realität" bezeichnen ein höchst komplexes Gebilde ist und wir die Realität durch eine Änderung unserer Gedankenmuster nicht nur anders wahrnehmen, sondern sie langfristig gesehen auch verändern. Wenn man davon ausgeht, tragen wir alle die Verantwortung dafür, diese Welt mitzugestalten - und sei es auch "nur" ideell also über die morphische Resonanz wirkend.
Wenn die "Licht und Liebe"-Bewegung dazu beiträgt, die Welt langfristig gesehen durch die Auswirkung der morphischen Resonanz zu verändern,
so habe ich nichts gegen ein paar "unrealistische" Personen zu sagen.
Wenn diese dann noch ncht nur Licht und Liebe versenden, sonder darüber hinaus diese Idee auch noch praktisch ausformen (Greenpeace-Aktivisten, PETA-Mitglieder, Makrobiotiker mit Weltfriedensvision oder was auch immer) so ist mir persönlich solch ein "verstrahlter" eventuell auch leicht brain-washed wirkender Licht und Liebe-Gesell lieber als ein inaktiver zeternder negativer "Realist".
in diesem Sinne
<gassho>
sayonara
Tenshin