Leid -> Weisheit -> Trost?

Esajas

Meister
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Hymne an Zeus (von Aischylos)


Dein ist die Weisheit
und Du hast beschlossen,
dass auch wir Sterblichen
die Weisheit schmecken

durch Leid, tiefes Leid,
denn das macht klug.

Gestorbene Hoffnung
gibt uns tiefe Einsicht.

Wen Schmerz zerriss,
der weiß Bescheid
um Menschen und Götter.
 

Thakazaker

Geselle
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das hat etwas! garnicht mal so schlecht!
Es ist im ernst so, dass man nur durch schlechte/böse Situationen oder Geschehenisse zum nachdeken angeregt wird. Es fängt beim tod an, weil man irgendwie nicht glauben kann das man nicht mehr da ist, was zum nachforschen erregt.
ich glaube damit hat Aischylos wohl die basis für dieses forum erklärt, wenn mich nicht alles täuscht!
 

ikea-boy

Meister
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Da gefällt mir das aber besser!

Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nich zu achten,
Wie ich!

Johann Wolfgang von Goethe, 1773
 

Tizian

Erleuchteter
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14. Mai 2002
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Esajas schrieb:
Hymne an Zeus (von Aischylos)


Dein ist die Weisheit
und Du hast beschlossen,
dass auch wir Sterblichen
die Weisheit schmecken

durch Leid, tiefes Leid,
denn das macht klug.

Gestorbene Hoffnung
gibt uns tiefe Einsicht.

Wen Schmerz zerriss,
der weiß Bescheid
um Menschen und Götter.
Trost wird es wohl nicht geben. Denn wenn die Hoffnung verloren ist, gehen die Illusionen zu Grunde und damit der Lebenswille. Insofern würde ich dem Gedicht zustimmen, es gibt jedoch bestimmt keinen Trost.
 

semball

Erleuchteter
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@ikea_boy:
Yeah, ein Gleichgesinnter :D
Prometheus vom alten Meister Goethe ist mein absolutes Lieblingsgedicht!

gruss semball
 

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