Ich bin gar nicht mal so sicher, dass Hitler zu beschränkt war, Nietzsches Werke zu verstehen. Im Sinne guter Propaganda oder auch Meinungsmache (gewisse Presseerzeugnisse liefern dazu reichlich aktuelle Beispiele) ist es absolut üblicher Standard, sich einer Sache zu bedienen und sie durch "Filterung" seinen Zwecken dienlich zu machen.
Mit Sätzen wie: "Der Mann soll zum Kriege erzogen werden..." hat Nietzsche jedenfalls erstklassige Vorlagen für Hitler geschaffen, deren sich jener dann auch fleißig bediente - dummerweise auch noch unterstützt von Nietzsches Schwester, was die Glaubwürdigkeit der (heute offensichtlich falschen) Auslegungen sicher erhöhte.
Die Tatsache, dass Nietzsche sich mit Wagner wegen dessen antisemitischer Überzeugung entzweite, wird sicher auch Hitler bekannt gewesen sein. Und ich glaube kaum, dass Hitler an der Philosophie Nietzsches festgehalten hätte, nachdem er ihn als "Andersdenkenden" erkannt hatte - außer eben aus taktischen Gründen; um sich Nietzsches Schriften bedienen zu können.
Soweit meine spontanen Gedanken zum o.g. Text. Aber da ich beide Herren nicht persönlich kennen gelernt habe, kann auch ich nur (eingentlich wertlose) Vermutungen von mir geben...
Ach ja... dass er kaum oder selten verstanden wurde, hat Nietzsche (soweit ich gelesen habe) schon sehr früh bemerkt. Ich kann mir gut vorstellen, dass er geahnt hat, dass irgendwelche Hobbyphilosophen mit seinen Gedanken Schindluder treiben könnten oder würden. Er war ja nicht blöd!
