Heilmittel für Krebs gefunden - und keinen interessierts?

Eistreter

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Bin vor einiger Zeit auf diesen Artikel gestoßen: (http://media.www.studentprintz.com/....Cancer.But.No.One.Takes.Notice-2667600.shtml)
Ist schon einen Monat her, und so verwundert es mich es noch nicht hier im Forum gefunden zu haben.

Also.

Der Artikel behauptet, Forscher der University of Alberta in Edmonton, Kanada hätten ein billiges, leicht herzustellendes Krebsheilmittel entdeckt: Dichloroacetat (DCA), ein bekanntes Mittel das bereits bei Stoffwechselkrankheiten verwendet wird. In Experimenten mit kultivierten menschlichen Zellen habe das Mittel verschiedene Typen von Krebszellen abgetötet, gesundes Gewebe aber in Ruhe gelassen.

Die Funkionsweise ist folgende: Krebszellen benutzen anscheinend keine Mitochondrien zur Energiegewinnung, sondern stützen sich ausschließlich auf Glykolyse. Lange hat man geglaubt, dies sei auf eine Beschädigung der Mitochondrien zurückzuführen. Anscheinend sind diese jedoch nur vorrübergehend deaktiviert. DCA reaktiviert die Mitochondrien, und als Nebeneffekt ebenfalls die Apoptose, das "Selbstmordprogramm" biologischer Zellen. Mit der Reduktion der Glykolyse produzieren die Zellen ausßerdem weniger Milchsäure, so dass das umliegende Gewebe nicht so schnell kollabiert und Krebszellen in den Körper entlässt.

Warum hört man also nichts von dieser sensationellen Entdeckung? Laut dem Autor des Artikels sind es allein das Werk bösen Pharmakonzerne, die aus einem billigen, einfachen und bereits verfügbaren (sprich nicht patentierbaren) Heilmittel keinen Profit schlagen können und somit auch kein Interesse an seiner Entwicklung und Verbreitung haben.

Ehrlich gesagt bin ich da sehr skeptisch was diese Interpretation betrifft. Eher glaube ich dass die Sache wohl doch noch nicht so ausgereift ist. Was meint ihr dazu? Kennt sich jemand damit aus?

Zur Website des Forschungsprojekts geht es hier: http://www.depmed.ualberta.ca/dca/
 

the_midget

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Die Webseite der Forscher gibt doch schon die Antwort:

www.depmed.ualberta.ca/dca schrieb:
At this point, the University of Alberta, the Alberta Cancer Board and Capital Health do not condone or advise the use of dichloroacetate (DCA) in human beings for the treatment of cancer since no human beings have gone through clinical trials using DCA to treat cancer.

Der Grund warum es noch nicht marktreif ist, liegt demzufolge darin, dass es noch nicht ausreichend klinisch getestet ist. Zudem habe ich den Eindruck, dass Mittel in seiner Wirksamkeit gar nicht sooo sensationell ist, da es lediglich die Wirksamkeit einer Chemotherapie hat, mit dem Vorteil vermutlich besser verträglich zu sein, was natürlich gut ist, aber kein sensationeller Durchbruch.

gruß

midget
 

Ein_Liberaler

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Die behördliche Zulassung mit den nötigen Tests würde wohl extrem teuer werden. Diese Kosten will keiner tragen, wenn er anschließend keinen entsprechenden Profit machen kann. Wer will es ihm verdenken? Vielleicht wäre das ein Betätigungsfeld für Bill Gates oder Warren Buffet.
 

holo

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Re: Heilmittel für Krebs gefunden - und keinen interessiert

Eistreter schrieb:
Bin vor einiger Zeit auf diesen Artikel gestoßen: (http://media.www.studentprintz.com/....Cancer.But.No.One.Takes.Notice-2667600.shtml)
Ist schon einen Monat her, und so verwundert es mich es noch nicht hier im Forum gefunden zu haben.
War auch ein bisschen versteckt, der Hinweis:
http://www.ask1.org/post460551.html#460551
;-)

Hier noch ein deutschsprachiger Artikel dazu:
http://www.heise.de/tr/result.xhtml?url=/tr/artikel/84607

Gruß
Holo
 
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Ist der springende Punkt nicht das das Mittel schon längst medizinisch genutzt wird und deshalb keine ausführlichen Tests mehr nötig sind?

Scientists and doctors have used DCA for decades to treat children with inborn errors of metabolism due to mitochondrial diseases.
 

Hosea

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Hab ich nicht grade was von Scientologen gelesen und das sie Dca "nutzen" :?

Wenn das "Medikament" medizinisch genutzt wird, gibt das aber keine Auskunft über seine Wirksamkeit.

Lg Hosea
 

Marc

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StreetIsWatching schrieb:
Wenn das "Medikament" medizinisch genutzt wird, gibt das aber keine Auskunft über seine Wirksamkeit.
Und wieso nicht?
Wieso sollte man von der Wirksamkeit des Mittels gegen "Problem A" automatisch auf die Wirksamkeit des Mittels gegen "Problem B" schließen?
 
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Das hab ich nicht gesagt. Man kann die Wirkung auch in einem größerem Zusammenhang als nur auf ein Krankheitsbild bezogen betrachten. Nichts desto trotz lässt sich die Wirksamkeit eines Mittel sicherlich nicht selten auch von der Anwendung bei anderen Gesundheitszuständen ableiten. So z.B. wohl auch in diesem Fall, da es sich bei beiden Anwendungen um die Beeinflussung der Mitochondrien handelt.
 

Shishachilla

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Ging es nicht eher um die zu testende Verträglichkeit, die mit der jahrzehntelangen Anwendung schon bestätigt wurde? Die Wirksamkeit auf ein anderes Krankheitsbild ist dann ja nur der Nebeneffekt! :quelle:
 

agentP

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Wie bei Viagra, das eigentlich auch als Herzmittel gedacht war, bis man feststellte, dass die Testpatienten plötzlich ganz andere Dinge mit neuer Beherztheit angehen können. :wink:
 

buntstift

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Gibz viele solcher Botschaften in der Krebsforschung.


Das Problem wird aber weiterhin sein, das der menschliche Körper nunmal stärker ist als unsere Medizin in dem was er tut - und wenn man Krebs hat ist der Körper gegen sich selbst und wird es fortführen bis die Person stirbt.

Bei wirklich bösartigen Tumoren, ist die Heilung nur sehr sehr sehr gering - meistens verlangsamt man den Prozess nur und der Krebs braucht länger.. fängt woanders weiter an etc.


Symtombekämpfung ist das .... aber die "Krankheit" selbst ....
 

Mitmensch

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Bei wirklich bösartigen Tumoren, ist die Heilung nur sehr sehr sehr gering - meistens verlangsamt man den Prozess nur und der Krebs braucht länger.. fängt woanders weiter an etc.

Pauschalurteil wie ich finde. Je früher ein (bösartiger) Tumor entdeckt wird um so höher sind die Heilungschancen und um so geringer ist die Warscheinlichkit dass sich Metastasen gebildet haben. Klar, auch wenn man (z.B.) rechtzeitig einen bösartigen Gehirntumor entdeckt, ist trotzdem noch das Risiko dass durch die Entfernung des Tumors bleibende Schäden entstehen gegeben.

Die Heilumgschancen sind einfach von so vielen Parametern abhängig, wie
-allgemeiner körperlicher Zustand
-Alter (bekanntermaßen sind Kinder und Ältere immunschwächer)
-Vorerkrankungen oder andere Begleitkrankheiten
-Zeitpunkt der Diagnose
-Lokalisation (Beispiel: bösartiger Tumor am Herzen oder in der Lunge ist wohl eindeutig ungünstiger als ein bösartiger Hauttumor derselben Größe)
-und und und

Hattest Du selbst schlechte Erfahrungen oder wie kommst Du zu diesem Urteil?

Gruß, Mitmensch
 

Hosea

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Mitmensch schrieb :

Lokalisation (Beispiel: bösartiger Tumor am Herzen oder in der Lunge ist wohl eindeutig ungünstiger als ein bösartiger Hauttumor

Das war eigentlich auch eine interessante Sache, warum bösartige Tumore am Herz sehr selten sind? Ich weiß keine Anwort darauf, Zelle müßte Zelle sein.

Lg Hosea
 

holo

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buntstift schrieb:
Das Problem wird aber weiterhin sein, das der menschliche Körper nunmal stärker ist als unsere Medizin in dem was er tut - und wenn man Krebs hat ist der Körper gegen sich selbst und wird es fortführen bis die Person stirbt.
Für mich hat das nichts mit "Stärke" zu tun, sondern mit chemischen Prozessen. Und "Krebszellen" wenden sich nicht gegen sich selbst - sie wachsen und gedeihen. Dass sie damit wichtige Systeme abschalten kann, hat wohl eher damit zu tun, dass es der Krebszelle nicht klar ist.

buntstift schrieb:
Bei wirklich bösartigen Tumoren, ist die Heilung nur sehr sehr sehr gering - meistens verlangsamt man den Prozess nur und der Krebs braucht länger.. fängt woanders weiter an etc.
Was ist wirklich bösartig? Ich denke, du meinst damit eher die Auswirkungen.

buntstift schrieb:
Symtombekämpfung ist das .... aber die "Krankheit" selbst ....
Was ist eine Chemotherapie? Symptombekämpfung? Bei Kopfschmerzen durch einen Tumor ist Symptombekämpfung die Verabreichung einer Aspirin.
Die Ursache Krebs wird zum Beispiel mit Lantarel bekämpft.

Dichloracetat: Das ist ein genial einfaches Molekül. Diese nicht besonders komplexe Verbindung wird gegen die Ursache eingesetzt. Und da sieht man, dass die Körperchemie nicht in allen Belangen kompliziert sein muss - das sieht man besonders an solchen Beispielen.

Gruß
Holo
 

Mitmensch

Meister
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Das war eigentlich auch eine interessante Sache, warum bösartige Tumore am Herz sehr selten sind? Ich weiß keine Anwort darauf, Zelle müßte Zelle sein.

Hi, also warum sie da selten sind kann jetzt auch nicht 100%ig sagen. Aber ich weiß, dass Zelle nicht gleich Zelle ist. Es gibt ein extra Fach das sich nämlich mit den unterschiedlichen Zellen beschäftigt, die Histologie (Gewebelehre), auch Bestandteil des (manchmal ätzenden) Medizinstudiums.

Man unterscheidet dabei vier Hauptgewebsarten. Epithelgewebe, Nervengewebe, Muskelgewebe und Binde- / Stützgewebe (=z.B. Fett, Knochen Knorpel usw.). Diese werden dann noch weiter in spezielle Unterarten gegliedert, wie auch das Muskelgewebe.
Nun sind die Herzmuskelzellen wohl die besondersten unter allen Muskelzellen. Normalerweise unterscheidet man zwischen längs- und quergestreifter Muskulatur, der Herzmuskel ist eine besondere Form der quegestreiften M. mit kaum Längsanteilen (klingt auch einleuchtend, wenn man sich das Herz als sich kontahierende kugel oder besser Zylinder vorstellt). Weitere Besonderheit sind die Zell-Zell-Verbindungen, sogenannte Gap-Junctions (Nexus), die, wie der Name schon vrlauten läßt, Lücken offen lassen; und zwar für die elekrtomechanische Koppelung.

Das nur als Beispiel, dass eben Zelle nicht gleich Zelle ist. Denke mein ehemaliger Histo-Prof. hätte mich durch den Fleischwolf gedreht wenn ich ds gesagt hätte :D

Aber warum die weniger angreifbar sind, keine Ahnung, versuche mich auch gerade schlau zu machen. Tatsächlich haben wir damals in der Anatomie eine Leiche gehabt, deren Lunge von einem Tumor befallen war, der sich in Form von Wucherungen auf das Herz ausgebreitet hat. Allerdings schien der Tumor nicht ins innere des Herzens eindringen zu können sondern hat sozusagen "nur" das Perikard (Hülle ums Herz) befallen, sah aus wie son grauer Schimmelpilz. Naja, will jetzt keinem hier den Appetit verderben.

Gruß, Mitmensch
 

Shishachilla

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buntstift schrieb:
Das Problem wird aber weiterhin sein, das der menschliche Körper nunmal stärker ist als unsere Medizin in dem was er tut - und wenn man Krebs hat ist der Körper gegen sich selbst und wird es fortführen bis die Person stirbt.

Bei wirklich bösartigen Tumoren, ist die Heilung nur sehr sehr sehr gering - meistens verlangsamt man den Prozess nur und der Krebs braucht länger.. fängt woanders weiter an etc.
Ich denke so einfach ist es leider nicht.
Da spielen noch viele andere Faktoren eine wichtige Rolle, kann mich nur holo und mitmensch anschließen.
 

dkR

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Herzmuskelzellen teilen sich normalerweise nicht. Daher können sie auch keine Wucherungen bzw. Krebs bilden. Nehm ich mal an.
 

Shishachilla

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Teilen sich denn Gewebezellen in der Brust? Also bei einer erwachsenen Frau über 50?
 

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