agentp schrieb:
Nö, genau das ist ja der springende Punkt: Nämlich daß der Atheist die Existenz einer göttlichen Wirklichkeit leugnet. Dass er das nicht beweisen kann interessiert ihn genausowenig, wie den Gläubigen, daß er die Existenz nicht beweisen kann.
Atheismus zeigt zunächst erst einmal lediglich auf, was derjenige
nicht ist: ein Glaubender. Einen glaubenden Menschen kannst du anhand seiner Religion relativ leicht "klassifizieren" (böses Wort für einen Menschen, ich weiß, aber mir fiel gerade kein passender ein). Damit meine ich, dass du anhand seiner Religionszugehörigkeit Gemeinsamkeiten in seinem Weltbild zuordnen kannst. Bei jedem einzelnen Atheisten kann sich das Weltbild schon unterscheiden (ich persönlich kann z. B. mit Nietzsche nichts anfangen).
Der Agnostiker weiss aber, daß weder das eine noch das andere beweisen kann und hält sich daher raus.
Das ist korrekt. Wobei ich das mit dem Raushalten so nicht sagen würde, sondern es eher als Gleichgültigkeit im Hinblick auf einen Gott bezeichnen würde.
Nach Deiner Variante wäre ja jeder auch der Gläubige ein Agnostiker und der Begriff des Gnostiker wäre obsolet.
Da bin ich anderer Meinung. Objektiv betrachtet hast du sicherlich Recht, da ein Glaubender nicht nachweisen kann, ob bestimmte Eingebungen nun etwas mit Schläfenlappenepilepsie zu tun haben oder wirkliche göttliche Botschaften sind. Das jetzt mal extrem ausgedrückt.
Vom Standpunkt eines Glaubenden ist das aber nicht richtig, da er "weiß", dass es seinen Gott gibt. Hier wird "Glauben" und "Wissen" als Einheit betrachtet. Ich will das nicht abwerten, bitte nicht falsch verstehen, nur passt so eine Einstellung nicht in
mein Weltbild.
Atheismus
[griechisch atheos, "ohne Gott", "Gott leugnend"]
Weltanschauung ohne Gott, Verneinung der Existenz Gottes.
Das ist die offizielle Definition, so steht sie auch bei Onkel Duden, stimmt. Wenn du dir aber die Begriffe "ohne Gott" und "Gott leugnend" betrachtest, siehst du den Unterschied.
Wörtlich übersetzt bedeutet "Atheist" lediglich "ohne Gott". Nicht mehr, nicht weniger. Das "leugnen" ist eine Interpretation des Begriffs und impliziert, dass es einen Gott gibt (man kann nur etwas verleugnen, was existent ist).
Meine Weltanschauung hat sich über viele Jahre hinweg (fishing for compliments: soooooooo alt wirkst du doch gar nicht

) entwickelt und zwar von der gläubigen Christin ausgehend. Demzufolge gehe ich davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit der Nicht-Existenz eines Gottes größer ist als seine Existenz. Das ist meine persönliche und individuelle Einstellung, ich kenne Atheisten, die "wissen" (was ja wieder nur ein Glaube sein kann), dass es keinen gibt.
Deshalb kannst du mein Weltbild zu Recht eher agnostisch bezeichnen, ich lebe es aber atheistisch aus (es gibt keinen Gott). Und deshalb würde ich auch solche Aussagen wie der alte Fritz nicht bringen. Bevor es nun aber zu philosophisch wird (ich bin da eher Pragmatikerin und könnte da eh nicht mithalten

) soll das als Erklärung hier reichen.