Gesundheitspolitik und ihre Lobbypartei

Themis

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Goatboy schrieb:
Aber ein Internist kann sich doch trotzdem als Hausarzt niederlassen, oder? Ein Kinderarzt übrigens auch, wie agentP anscheinend richtig geschrieben hat, ich habe gerade nachgeschlagen. Das war mir gar nicht klar gewesen.
Das mit den Kinderärzten ist m.W.so nicht ganz richtig.
In Ausnahmefällen dürfen Pädiater junge Erwachsene auch über das 18. Lebensjahr dann behandeln, wenn sie bei Allgemeinärzten, Internisten oder Fachärzten keine Versorgungsangebote vorfinden. Dies gilt auch für pädiatrische Spezialdisziplinen wie etwa die Kinderkardiologie.
aus der Ärztezeitung.de

Ein internist darf natürlich auch als Hausarzt tätig sein, er wird aber möglichst versuchen die internistische Schiene zu fahren, da die Patientin, die eine internistische Fachbehandlung bekommen besser vergütet werden. Außerdem wird der Internist wohlmöglich bei chirurgischen, orthopädischen, psychosomatischen, etc... Problemen nicht so sehr den Zugang haben wie der Allgemeinarzt (weil das alles bei ihm Teil der Weiterbildung ist).

Allgemein geht es darum, das langfristig versucht werden soll im ambulanten Bereich möglichst nur noch die Hausärzte zu haben und die aufwendige apperative Diagnostik in den Krankenhäusern durchgeführt werden soll. Deshalb der Versuch, den "internistischen Hausarzt und Allgemeinmediziner" zu etablieren.
Dafür muss natürlich zunächst die aktuell in Deutschland bestehende strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung aufgehoben werden.
Deswegen wurde Anfang des Jahres, zumindestends im Zuständigkeitsbereich der Ärztekammer Nordrhein (k.a. wie das bei den anderen Landesärztekammern aussieht), für die meisten Klinikchefs von den gesetzlichen Krankenkassen eine Zulassung für künftige ambulante Behandlungen in Aussicht gestellt (bei Privatpatienten war das ja bisher eh kein Problem).
Natürlich laufen dagegen so ziemlich alle niedergelassenen Fachärzte mit Ausnahme der Allgemeinmediziner sturm, da das ja mit der Gefahr des Abwanderns des Patienten in die Krankenhäuser verbunden wäre.

Vorstellbar ist auch ein System wie in den USA (oder auch in weiten Teilen der Türkei) wo der Facharzt sowohl eine eigene Praxis als auch Belegbetten im Krankenhaus hat. Die Weiterbildung der Assistenzärzte läuft dann gemeinschaftlich durch die weiterbildungsermächtigten Fachärzte, die täglich für die Visite, Diagnostik und Therapie ihrer eigenen Patienten aus der Praxis ins Krankenhaus kommen.
Die Hausärzte sind dann zum einen Zuweiser und würden auch die Nachsorge mit übernehmen. Das System soll langfristig viel Geld sparen, da der Patient weitesgehend von den selben Ärzten begleitet wird und unnötige Doppeluntersuchungen wegfallen würden (wie ja auch beim Hausarztmodell).

Habe das Ganze jetzt nur mal kurz umrissen. Hoffe, dass es verständlich war.
 

agentP

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Was es in Berlin recht häufig gibt sind Gemeinschaftspraxen, die sich dann "Blabla Versorgungszentren" nennen. Ich bin in einem "Familenvorsorgungszentrum". Konkret ist das ein Ärzteehepaar, sie ist allg. Ärztin und er Kinderarzt. Sie macht schwerpunktmäsig die Erwachsenen, er die Kinder, aber nicht streng getrennt.
Ich kenne auch eins, wo einer Anästhesist (Schwerpunkt Schmerztherapie) und einer allg. Arzt ist. Auch hier wird hausärztlich versorgt und sich in dem Punkt auch mal gegenseitig vertreten, soweit ich das in Erinnerung habe.
 

wintrow

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Was an den Ideen der derzeitigen Gesundheitspolitik vernünftig sein soll erschließt sich mir nicht ganz.
 

wintrow

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War nicht allein auf deine Aussage bezogen. Ob nun Homöopathie wirkungsvoll ist oder nicht sei dahingestellt. Aber ich finde das was derzeit der Rösler als Gesundheitsreform sieht, sehe ich als Ausbeutung der Menschen.

Der Mann steht nicht zu seinen Wort. Er wollte gehen wenn seine idee net klappt. Sie hat nicht geklappt und er sit immer noch da. Wie soll man so jemanden vertrauen das er die richtige Politik macht?!
 

Goatboy

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Zu Rösler habe ich mich bereits deutlich geäußert.

Bei Homöopathie gibt es nichts dahinzustellen, die Sache ist eindeutig. Deswegen ist die Forderung, Krankenkassen die Erstattung dieses Unsinns zu verbieten, lange überfällig.
 

wintrow

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Bei Homöopathie gibt es nichts dahinzustellen, die Sache ist eindeutig. Deswegen ist die Forderung, Krankenkassen die Erstattung dieses Unsinns zu verbieten, lange überfällig.
Deine Meinung. Das muss aber nicht den Tatsachen entsprechen.

Allgemein finde ich das das Gesundheitswesen jetzt noch unsozialer wird. Allein das Ziel das Arbeitgeber zukünftig alles allein tragen sollen find ich hart. Wer soll das in Zukunft bezahlen?!
 

dkR

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Die Sache wird immer ausgefeilter, aufwändiger und anspruchsvoller (in Herstellung und Applikation), das kostet. Wer das alles bezahlen soll ist das unlösbare Problem.
Ich würd da nicht einmal die Medikamentenpreise als großen Kostenfaktor bewerten, moderne Molekulardiagnostik ist das ,was richtig ins Geld geht.

Selbstverständlich wirkt Homöopathie nach schulmedizinischen Regeln nicht. Dazu ist sie auch garnicht gedacht.
 

Goatboy

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wintrow schrieb:
Bei Homöopathie gibt es nichts dahinzustellen, die Sache ist eindeutig. Deswegen ist die Forderung, Krankenkassen die Erstattung dieses Unsinns zu verbieten, lange überfällig.
Deine Meinung. Das muss aber nicht den Tatsachen entsprechen.
Das ist keine Frage der Meinung, das ist ein Fakt. Die behaupteten Wirkungen wären physikalisch unmöglich. Bitte lass uns aber nicht darüber diskutieren, es gab im Forum zuletzt zu viele sinnlose Behauptungen, die mit fundamentalistischem Eifer unter Vernachlässigung jeglicher Vernunft verteidigt wurden. Frieden?
 
G

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Rösler wurde entweder für diesen Wahnsinn von jemanden bezahlt, oder er hat den Verstand verloren.

Es gibt für das Gesundheitssystem nur eine Lösung, aber die ist radikal und deshalb will sie niemand hören obwohl sie wahrscheinlich funktionieren würde.

1. Verstaatlichung des gesamten Gesundheitssystems.
D.h. Alle Krankenhäuser und ähnliche Einrichtung werden zu reinen Non-Profit Dienstleistern für die Bürger.
In nationalen Gesundheitszentren stehen Allgemein- und Fachärzte izur Verfügung. alle Ärzte sind Angestellte.

2. Die notwendigen Medikamente und was sonst so gebraucht wird , wird von einer Staatlichen Pharmaindustrie zum hergestellt und zum Selbstkostenpreis abgegeben.

3. Dieses Gesundheitssystem stellt eine Grundversorgung von der Blinddarmoperation bis zum Zahnersatz zur Verfügung.
Wer Extras wie Einzelbettzimmer und Fettabsaugen will kann sich privat zusätzlich versichern.

4. Jeder der ein Einkommen hat, zahlt unabhängig von der Höhe einen gewissen Prozentsatz. Bemessungsgrenzen die es Selbständigen und Spitzenverdienern erlauben sich aus der allgemeinen Verantwortung zu stehlen gibt es nicht.

So eine Regelung würde eine doppelt so gute Versorgung zum halben Preis (oder sogar weniger) ermöglichen.
 

Themis

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Bevor das Thema ad acta gelegt wird sollte noch angemerkt werden, dass es Studien gibt, in denen homöopathische Mittel schlechter als Placebo abgeschnitten hatten.

Wahrscheinlich ist es im Endeffekt eine Glaubensfrage. Die Psyche hat sicherlich einen sehr starken Einfluß auf unsere Gesundheit.

dkR schrieb:
Die Sache wird immer ausgefeilter, aufwändiger und anspruchsvoller (in Herstellung und Applikation), das kostet. Wer das alles bezahlen soll ist das unlösbare Problem.
Ich würd da nicht einmal die Medikamentenpreise als großen Kostenfaktor bewerten, moderne Molekulardiagnostik ist das ,was richtig ins Geld geht.
Die Molekulardiagnostik ist insgesamt m.W. nicht so kostenintensiv wie die Summe der Medikamentenkosten für chronisch Kranke und krebskranke Menschen.

@shechinah
Bis auf Punkt 4 stimme ich Dir nicht zu.
Kuba hat zwar trotz Planwirtschaft eine passable medizinische Versorgung, jedoch würde die Qualität der Patientenversorgung in Deutschland unter den von Dir aufgeführten anderen Punkten stark zurückfallen.
V.a. die Verstaatlichung der Pharmaindustrie halte ich, mal ganz abgesehen von wirtschaftlichen Standpunkten, für ganz falsch.
Die Inovation lebt von der wirtschaftlichen Konkurrenz und der entsprechenden Belohnung.
(Oder aber von einem Weltanschauungskampf. Die Sowjetunion hatte gerade in der Medizin oft gute Forscher hervorgebracht und damit die Überlegenheit des sozialistischen Systems begründet. Andererseits wurden z.B. in der Sowjetunion gängige Impfschemen in der BRD erst nach 1990 übernommen. Das Ganze ist aber ein anderes Thema)
 
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Themis schrieb:
....eine passable medizinische Versorgung, jedoch würde die Qualität der Patientenversorgung in Deutschland unter den von Dir aufgeführten anderen Punkten stark zurückfallen.
V.a. die Verstaatlichung der Pharmaindustrie halte ich, mal ganz abgesehen von wirtschaftlichen Standpunkten, für ganz falsch.
Die Inovation lebt von der wirtschaftlichen Konkurrenz und der entsprechenden Belohnung.

Das ist eine romantische Theorie, leider sieht die Wirklichkeit völlig anders aus.

Pharmafirmen geben oft über 50% des Geldes für PR/Werbung und Lobbyarbeit aus. Neue Medikamente werden so gut wie gar nicht mehr entwickelt - selbst die Bosse geben das hinter vorgehaltener Hand zu.
Hast du dich außerdem mal gefragt warum in Deutschland das selbe Medikament teurer ist als im Ausland? Wir Aspirin bei uns teurer "entwickelt"?

Die Versorgung in Deutschland ist im Vergleich mit dem was wir zahlen bereits eine Katastrophe, viel schlimmer kann es kaum werden.
Mir hat man kürzlich bei einem Facharzt einen Termin im Oktober vorgeschlagen, da ich "nur" Kassenpatient bin.

Und warum sollte es unter meinen vorgeschlagenen Bedingungen überhaupt schlechter werden?
 

Goatboy

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shechinah, du redest Unsinn. Mal wieder. Allein Bayer gibt jährlich um die 2,7 Milliarden Euro für Forschung aus. In Deutschland werden pro Jahr meines Wissens etwa 15 bis 20 neue Medikamente zugelassen. Ein guter Teil davon ist Schrott, aber wenn der eingesetzt wird, sind nicht die Pharmakonzerne die Schuldigen. Denn wenn du zehn Jahre lang an etwas arbeiten und 800 Millionen Euro in die Entwicklung stecken würdest, dann würdest du dir auch Mühe geben, es an den Mann zu bringen, selbst wenn es nicht so gut geworden wäre wie erhofft. Ich wäre nur der Dumme, wenn ich darauf hereinfallen würde.

Zu deinen feuchten sozialistischen Träumen: private Kliniken erwirtschaften Gewinne, während öffentliche tagein, tagaus am Rande des Ruins herumdümpeln. Private Krankenversicherer ermöglichen den Versicherten bessere Leistungen bei oft niedrigeren Beiträgen als gesetzliche Kassen, die ständig im Minus sind und ihre Beiträge erhöhen. Und du redest von Verstaatlichung!

Und wenn du so lange auf einen Termin warten musst, dann heißt das wohl, dass die Praxis deines Arztes gut gefüllt ist. Kannst du ihm das zum Vorwurf machen? Oder kannst du ihm zum Vorwurf machen, dass er lieber die Patienten nimmt, die mehr Geld einbringen? Was ist daran verkehrt?

Unter deinen Bedingungen würde alles den Bach runtergehen. Weil Sozialismus doof ist. Warum soll ein Pharmakonzern etwas entwickeln, wenn er es eh nur zum Selbstkostenpreis loswerden kann? Da bringt es genausoviel Geld ein, sich die Eier zu schaukeln. So läuft das grundsätzlich im Sozialismus. Hast du denn die Geschichte des 20. Jahrhunderts komplett verpennt?
 
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Goatboy schrieb:
shechinah, du redest Unsinn. Mal wieder. Allein Bayer gibt jährlich um die 2,7 Milliarden Euro für Forschung aus.

..... und - wie ich schon sagte - ein vielfaches um das Zeug unter die Leute zu bringen.

Vertriebskosten: 8.105
Forschungs- und Entwicklungskosten: 2.653

Diese eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden durch ein internationales Netzwerk, bestehend aus führenden Hochschulen, öffentlichen Forschungseinrichtungen und Partnerfirmen, ergänzt. Wir wollen somit durch Bündelung von Know-how neue Geschäftsideen zügig in Produkterfolge umsetzen

http://www.geschaeftsbericht2008.bayer.de/de/Ertragslage.aspx


Goatboy schrieb:
Zu deinen feuchten sozialistischen Träumen: private Kliniken erwirtschaften Gewinne, während öffentliche tagein, tagaus am Rande des Ruins herumdümpeln. Private Krankenversicherer ermöglichen den Versicherten bessere Leistungen bei oft niedrigeren Beiträgen als gesetzliche Kassen, die ständig im Minus sind und ihre Beiträge erhöhen. Und du redest von Verstaatlichung!

Ich kenne Leute, die in solchen privaten Kliniken arbeiten und ich weiß mit welchen Mitteln sie diese "Gewinne" erzielen. Ich wünsche dir mal einen längeren Aufenthalt in so einem Etablissement, vielleicht ändert du deine Meinung dann.



Ach ja, noch was:

quote]
Zusatzbeitrag und Kopfpauschale sind in aller Munde: Trotz Wirtschaftskrise und deutlichen Ausgabensteigerungen haben die gesetzlichen Krankenkassen laut einem Medienbericht für das vergangene Jahr einen Milliardenüberschuss an das Bundesversicherungsamt gemeldet.


Das "Handelsblatt" berichtet unter Berufung auf die aktuelle Finanzstatistik der Gesetzlichen Krankenversicherung über den Überschuss. Danach lagen die Einnahmen der Kassen aus dem Gesundheitsfonds um 1,07 Milliarden Euro über den Ausgaben. Im Jahr 2008 erzielten die Krankenkassen noch einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro.

Den höchsten Überschuss erzielten 2009 laut Bericht die Ortskrankenkassen mit 771,1 Millionen Euro. Die Innungskrankenkassen meldeten ein Plus von 262,9 Millionen Euro. Bei den Betriebskrankenkassen lag der Überschuss bei 189,8 Millionen Euro. Als einzige Kassenart schlossen die Ersatzkassen, zu denen die größten deutschen Krankenkassen wie die Barmer-GEK, die Technikerkrankenkasse und die DAK gehören, das vergangene Jahr demnach mit einem Defizit von 156,9 Millionen Euro ab.
http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Krankenkassen-melden-Milliardenueberschuss_aid_829433.html[
 

Duftbaum

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Allein Bayer gibt jährlich um die 2,7 Milliarden Euro für Forschung aus
http://www.geschaeftsbericht2008.bayer.de/de/Vertriebskosten.aspx Bayer gab im Jahr 2008 2,72 Mrd € allein für Marketing aus.
private Kliniken erwirtschaften Gewinne, während öffentliche tagein, tagaus am Rande des Ruins herumdümpeln.
Naja, also da könnte man sich dann wirklich ein bisschen länger drüber unterhalten. Sie erwirtschaften also Gewinne? Ja, coole Sache. Vielleicht brauchen wir mehr private Kliniken, dann können wir ja an der Gesundheit sogar noch verdienen?? Und warum erwirtschaften sie eigentlich Gewinne, wo kommen die denn her??
Private Krankenversicherer ermöglichen den Versicherten bessere Leistungen bei oft niedrigeren Beiträgen als gesetzliche Kassen, die ständig im Minus sind und ihre Beiträge erhöhen.
Vielleicht liegt das ja auch ein bisschen an der Selbstselektion, die statt findet. Wer das Geld hat, der flüchtet ja sowieso meist aus den gesetzlichen KK. Und wer das Geld dazu nicht hat, der ist statistisch gesehen sowieso weitaus höher prädestiniert, krank zu werden.
Was ich mich frage: kann es volkswirtschaftlich wirklich sinnvoller, kostensparender sein, wenn es statt weniger großer, staatlicher KK mit Beamtentarifen viele kleine private KK gibt, von denen jede einen Vorstand hat, eine eigene Infrastruktur (Personalabteilung, RW, Marketing etc)?? Das ist doch Irsinn. Es ist, als gäbe es 5 x die Deutsche Bahn (als sie noch in Staatshand war).
Oder kannst du ihm zum Vorwurf machen, dass er lieber die Patienten nimmt, die mehr Geld einbringen? Was ist daran verkehrt?
Was ist los mit Dir?? Natürlich kann man einem Arzt zum Vorwurf machen, wenn er Kassenpatienten einen Termin im OKTOBER anbietet (wir haben Mitte Juli) und sehr wahrscheinlich Privatpatienten zum "gleich mal vorbeikommen" rät. Normalerweise mag ich Einzelbeispiele als "Beweis" nicht, aber ein Freund von mir, der privatversichert ist, hat mir schon mehrmals erzählt, dass er gleich drankommt, auch wenn das Wartezimmer voll ist.
Sind Ärzte in Zukunft die besten Kapitalisten? Wenn ich mir anschaue wer aus meinem Jahrgang warum Medizin studiert könnte ich fast den Eindruck kriegen.

Ich finde, das Gesundheitswesen ist nicht wie andere Wirtschaftszweige zu betrachten, in denen Gewinne erwirtschaftet werden müssen. Schau dir doch mal das britische Gesundheitswesen an. Gesundheit ist ein Menschenrecht erster Güte (was nicht heißt, dass ich das Rauchverbot in Bayern begrüße). Es ist doch klar, dass jedem Menschen in unserem Hoheitsgebiet eine "bestmögliche" medizinische Versorgung zukommen sollte. Und weil diese Aufgabe klar feststeht, verstehe ich nicht, warum sie nicht zentral angegangen wird. Es ist einfach eine Frechheit, wie sich das ganze gewandelt hat. Werden unsere Kinder in 10 Jahren mit britischem Lächeln also schiefen Zähnen durchs Land laufen und nur die Reichen gerade Zähne haben??? Tja.. dann könnte das Gesundheitswesen vielleicht Gewinne abwerfen. Aber um welchen Preis.
 

Goatboy

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shechinah schrieb:
..... und - wie ich schon sagte - ein vielfaches um das Zeug unter die Leute zu bringen.

Vertriebskosten: 8.105
Forschungs- und Entwicklungskosten: 2.653
Vertriebskosten sind nicht mit Werbekosten gleichzusetzen. Aber das spielt auch gar keine Rolle, denn was geht es dich an, wofür jemand anderes sein Geld ausgibt? Pharmakonzerne sind private, gewinnorientierte Unternehmen. Wenn die sich entschließen, ein eigenes Raumfahrtprogramm zu starten, dann hast du das ebensowenig zu kritisieren wie wenn sie einen Haufen Kohle für Werbung ausgeben. Hast du sie noch alle?

Und zeig mir doch mal eine Uni, die 2,7 Milliarden Euro für die Forschung zur Verfügung hat.


Ich kenne Leute, die in solchen privaten Kliniken arbeiten und ich weiß mit welchen Mitteln sie diese "Gewinne" erzielen. Ich wünsche dir mal einen längeren Aufenthalt in so einem Etablissement, vielleicht ändert du deine Meinung dann.
Wow. Du kennst Leute. Das beeindruckt mich immer am meisten: "Ich habe zwar selbst keine Ahnung, aber ich kenne Leute." Lass dir gesagt sein, dass ich weit mehr Zeit in Krankenhäusern verbringe als du und weiß, wo Patienten wie behandelt werden. Und da stehen die privaten Kliniken keineswegs schlechter da als die öffentlichen; oft umgekehrt.

Bezeichnend, dass du nun schon darauf ausweichen musst, mir Krankheit zu wünschen. Ein weiterer Tiefpunkt, shechinah.


Duftbaum schrieb:
Und warum erwirtschaften sie eigentlich Gewinne, wo kommen die denn her??
Von den GKV und PKV vielleicht? So wie in öffentlichen Kliniken auch? :read:

Vielleicht liegt das ja auch ein bisschen an der Selbstselektion, die statt findet. Wer das Geld hat, der flüchtet ja sowieso meist aus den gesetzlichen KK. Und wer das Geld dazu nicht hat, der ist statistisch gesehen sowieso weitaus höher prädestiniert, krank zu werden.
Tja, dann forsche mal nach, welche Erkrankungen das sind, die bei Ärmeren häufiger auftreten, und dann lies dir noch einmal durch, was ich im im Raucherthread schrieb.

Natürlich kann man einem Arzt zum Vorwurf machen, wenn er Kassenpatienten einen Termin im OKTOBER anbietet (wir haben Mitte Juli) und sehr wahrscheinlich Privatpatienten zum "gleich mal vorbeikommen" rät. Normalerweise mag ich Einzelbeispiele als "Beweis" nicht, aber ein Freund von mir, der privatversichert ist, hat mir schon mehrmals erzählt, dass er gleich drankommt, auch wenn das Wartezimmer voll ist.
Quatsch. Ein niedergelassener Arzt ist Unternehmer und trägt das Risiko für sich selbst, seine Familie, seine Mitarbeiter und seine Praxis. Wenn er die Möglichkeit hat, mehr zu verdienen, und sie nicht nutzt, hat er entweder bei Mutter Teresa studiert, oder er ist ein Trottel. Wenn du das nicht verstehst, brauchen wir nicht weiterzureden.

Und, wo du doch Einzelbeweise als "Beweis" so magst: Ich bin Kassenpatient und musste noch nie lange auf einen Termin warten.

Ich finde, das Gesundheitswesen ist nicht wie andere Wirtschaftszweige zu betrachten, in denen Gewinne erwirtschaftet werden müssen.
Dann ist es an der Zeit aufzuwachen. Auch wenn träumen schöner ist, zugegeben. Aber sieh dir an, wieviel Geld für das Gesundheitssystem ausgegeben wird. Das wird durch Nächstenliebe nicht mehr lange aufrecht erhalten werden können.
 

Duftbaum

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@Goatboy
Vertriebskosten sind nicht mit Werbekosten gleichzusetzen.
Und wie sieht es mit den von mir verlinkten Marketingkosten in Höhe von 2,7 Mrd Euro aus?
Wenn die sich entschließen, ein eigenes Raumfahrtprogramm zu starten, dann hast du das ebensowenig zu kritisieren wie wenn sie einen Haufen Kohle für Werbung ausgeben.
Man kann prinzipiell kritisieren, wozu man Lust hat. Wenn die Kritik nicht untermauert ist, trifft sie halt daneben.
Tja, dann forsche mal nach, welche Erkrankungen das sind, die bei Ärmeren häufiger auftreten, und dann lies dir noch einmal durch, was ich im im Raucherthread schrieb.
Was soll ich denn da nachforschen. Es ist doch klar: obwohl die Zutrittsbedingungen nicht leicht sind, wandern nach und nach viele Reiche und meist gesündere Menschen aus den gesetzlichen Krankenkassen ab. Wenn wir in der Schule Fussballteams bilden und alle, die gut sind, in ein Team kommen, wundert es dich dann, wenn das andere Team verliert?
Quatsch. Ein niedergelassener Arzt ist Unternehmer und trägt das Risiko für sich selbst, seine Familie, seine Mitarbeiter und seine Praxis. Wenn er die Möglichkeit hat, mehr zu verdienen, und sie nicht nutzt, hat er entweder bei Mutter Teresa studiert, oder er ist ein Trottel. Wenn du das nicht verstehst, brauchen wir nicht weiterzureden.
Das ist ja nicht ganz falsch. Wer hat es denn dem Arzt ermöglicht, Arzt zu werden? Klar, das erfordert viel eigenen Einsatz. Aber das Studium ist auch sehr kostenintensiv. Zahlt der Unternehmer ähm pardon Arzt dann auch dafür, wenn er durch die Studienmöglichkeit in die Situation versetzt wird, hohe Einnahmen zu erreichen? Wer Arzt wird, weil er in erster Linie reich werden will, der hat meiner Meinung nach den falschen Beruf gewählt. Aber das ist jetzt Ansichtssache und darüber zu streiten bringt wohl nicht viel. Wenn ich zu einem Arzt gehe, will ich jedenfalls nicht bei einem gewinnmaximierenden Unternehmer landen.
Und, wo du doch Einzelbeweise als "Beweis" so magst:
Lies nochmal, was ich dazu schrieb.
http://www.medizinauskunft.de/artikel/service/versicherung/16_08_wartezeiten.php WISO hat 61 Termine bei Fachärzten gemacht.
 

agentP

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Klar, das erfordert viel eigenen Einsatz. Aber das Studium ist auch sehr kostenintensiv. Zahlt der Unternehmer ähm pardon Arzt dann auch dafür, wenn er durch die Studienmöglichkeit in die Situation versetzt wird, hohe Einnahmen zu erreichen?

Natürlich. Er zahlt ja schließlich höhere Steuern und er beschäftigt Mitarbeiter, die ebenfalls Steuern und Sozialabgaben zahlen.
Ich würde vermuten, dass wenn man Studienkosten mit den zeitlebens gezahlten Steuern, Abgaben, etc. gegenrechnet ein Germanist oder Altphilologe dem Staat im Schnitt teurer kommt als ein Mediziner mit eigener Praxis.
Aber das ist nur eine Schätzung, ich habe jetzt keine Vergleichsdaten gesucht.
 

Goatboy

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Duftbaum schrieb:
Und wie sieht es mit den von mir verlinkten Marketingkosten in Höhe von 2,7 Mrd Euro aus?
Hier die Extrawurst für Duftbaum: Auch du hast anderen nicht vorzuschreiben, wie sie ihr Geld ausgeben sollen.

Was soll ich denn da nachforschen. Es ist doch klar: obwohl die Zutrittsbedingungen nicht leicht sind, wandern nach und nach viele Reiche und meist gesündere Menschen aus den gesetzlichen Krankenkassen ab. Wenn wir in der Schule Fussballteams bilden und alle, die gut sind, in ein Team kommen, wundert es dich dann, wenn das andere Team verliert?
Also. Schritt für Schritt: Welche Krankheiten häufen sich statistisch in niedrigeren sozialen Schichten?

Zahlt der Unternehmer ähm pardon Arzt dann auch dafür, wenn er durch die Studienmöglichkeit in die Situation versetzt wird, hohe Einnahmen zu erreichen?
Natürlich. Wer hohe Einnahmen erzielt, der zahlt hohe Steuersätze. Deswegen hat der Staat ein Interesse daran, dass es möglichst viele Akademiker gibt.

Wer Arzt wird, weil er in erster Linie reich werden will, der hat meiner Meinung nach den falschen Beruf gewählt.
Jetzt reicht es dir also nicht, den Leuten vorzuschreiben, wie sie ihr Geld ausgeben sollen, sondern jetzt bist du auch noch dabei, Regeln aufzustellen, nach welchen Kriterien Menschen ihre Entscheidungen zu treffen haben? Findest du nicht, du gehst ein wenig zu weit? Es geht dich nichts, aber auch rein gar nichts an, was einen Arzt dazu bewegt hat, Arzt zu werden, solange er seine Arbeit gut macht.
 
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