Drogen & Glauben

Aphorismus

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Hallo liebe Forensianer!

Beim Stöbern im Netz bin ich auf die Seite www.whitehousedrugpolicy.gov gestoßen. Auf dieser Seite vertritt die amerikanische Regierung ihre Position im "Kampf gegen Drogen".

Dort findet man unter anderem auch eine Seite, die sich gezielt mit dem Rauchen von Marijuana auseinandersetzt und zahlreiche Informationsmedien zur Verfügung stellt. Es finden sich Videos, .pdfs und vieles mehr.

Eines dieser .pdfs trägt den Titel "Marijuana and Kids: Faith" (zu deutsch: "Marijuana und Kinder/Jugendliche: Glaube").

Hier wird argumentiert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher Marijuana raucht, bei Jugendlichen die angeben, dass "Religion für sie eine große Rolle spielt" um ein vielfaches geringer ist als bei ihren nicht-gläubigen Altersgenossen.

Mal abgesehen davon, dass mir manche der Zahlen etwas fragwürdig erscheinen stellt sich mir die Frage, was daran jetzt so besonders toll sein soll. Religiös erzogene Kinder haben onehin sehr viel weniger Freiheiten, da ist es nur natürlich, dass sie auch weniger Marijuana rauchen werden. Oft genug leben sich diese Menschen erst recht aus, wenn sie in ihren Zwanzigern sind, da es ihnen vorher gar nicht möglich war.

Darüber hinaus muss man immer wieder betonen, dass es keine Studien gibt, die irgendein mit dem Rauchen von Marijuana einhergehendes generelles Risiko aufzeigen. Offenbar spielt die Droge eine sehr viel geringere Rolle als vielmehr die soziale Umgebung und die Frage danach, um was für einen Menschen es sich beim Konsumenten handelt. Dies wird besonders deutlich im Vergleich von Marijuana mit anderen legalen Sucht- und Rauschstoffen.

Es gibt ein religiös dogmatisches Verbot von Marijuana, dass wir zu großen Teilen dem Werk eines einzigen Mannes verdanken: Harry Anslinger.

Welch ein "tiefes Verständnis" von der Droge diejenigen, die ihr Verbot verabschiedet haben, hatten, mag folgendes Zitat erhellen:

There was fun in the House Health Committee during the week when the Marihuana bill came up for consideration. Marijuana is Mexican opium, a plant used by Mexicans and cultivated for sale by Indians. 'When some beet field peon takes a few rares of this stuff,' explained Dr. Fred Fulsher of Mineral County, 'he thinks he has just been elected president of Mexico so he starts to execute all his political enemies...' Everybody laughed and the bill was recommended for passage.

Hier stehen wieder mal nicht Rationalität und wissenschaftliche Erkenntnis, sondern persönlicher Glaube und kulturelle Engstirnigkeit im Vordergrund. Warum soll man etwas legalisieren, was onehin nur die "dreckigen Mexikaner" brauchen? Und wie perfekt kann man diese Bevölkerungsgruppen kontrollieren, wenn eines ihrer alltäglichen Rauschmittel bei strengen Strafen verboten bleibt?

Jedoch kann man einen Vorwurf Anslinger nicht machen, nämlich den, dass er in Bezug auf Alkohol und Marijuana mit zweierlei Maß gemessen habe. Denn Anslinger war der Hauptfürsprecher der Prohibition und hat Alkohol nur sehr widerwillig legalisiert.

Aber weg von Anslinger und zurück zur Drogen-Politik der USA heute. Marijuana wird also häufiger von nicht-religiösen Menschen geraucht. Soso. Ist das jetzt schlimm? Naja, schon, wenn Marijuana schlimm ist. Doch hier stehen wir vor einer völlig lächerlichen Situation: Es gibt keinerlei wissenschaftliche Gründe, die gegen eine Legalisierung von Marijuana sprechen. Und was für Gründe wurden schon alle ausprobiert! "Unter Einfluss von Marijuana verliert man die Kontrolle über sich komplett und wird zum Mörder" (Argument der 20er & 40er Jahre, Reefer Madness etc.) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana hat man sofort hemmungslosen Sex mit der nächstbesten Person" (Argument gegen Marijuana während der Hippie-Ära, leider) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana wird man faul und erfolglos" (Argument des Kiffers Clinton während der Grunge-Zeit gegen Marijuana) FALSCH

Und jetzt - unter dem obersten Kreuzritter welcher Macht auch immer - George Walker Bush, da heisst es aufmal: "Marijuana ist schlecht - denn das machen hauptsächlich Nicht-Gläubige".

Hier wird die Realität komplett verdreht. Marijuana wird von nicht-religiösen Menschen öfter geraucht, weil nicht-religiöse Menschen weniger Gesetzen gehorchen müssen. Deswegen wird es schwer in Indien ein Steak zu kriegen und sich in Saudi-Arabien richtig schön zu betrinken - die religiösen Gesetze sind gleichzeitig die Gesetze des Staates. Und es ist gerade eines DER Kennzeichen unserer Demokratie, dass hier weltliche und geistliche Macht getrennt sind.

Hier wird vorausgesetzt, dass es alle "gut" finden müssen, wenn jemand religiös ist. Für mich als Nicht-Gläubigen ist dies jedoch keineswegs der Fall. Mich erschreckt das zutiefst, dass ein religiöser Mem-Virus sich wie ein Computervirus in immer mehr Hirne frisst. Ich möchte damit niemanden beleidigen, es muss mir aber auch gestattet sein, meine Meinung ebenso frei zu äußern wie der Papst, der ja auch gerne alle Menschen als Katholiken sähe. Für mich ist das also noch lange kein Argument, dass dafür spricht, Marijuana weiterhin zu verbieten. Im Gegenteil - als Feind der Religionen würde ich sogar dafür plädieren, dass mehr Menschen Marijuana rauchen, damit wir endlich diese jahrtausende alten Mythen aus unseren Köpfen herausbekommen, die immer wieder zu Kriegen führen. Kiffen für den Weltfrieden, sozusagen.

Was mich jetzt interessieren würde, ist eure Meinung zum Thema. Glaubt ihr, dass Kiffen den Weg zu Gott zerstört? (Was würden die Rastafaris wohl dazu sagen?) Oder seid ihr meiner Meinung, dass Kiffen helfen kann, überflüssige religiöse Vorstellungen abzuschaffen? Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Glauben und Drogen? Sind nicht Drogen die Ursache der meisten "religiösen Erfahrungen"? (Ich erinnere nur an Hesekiel, der etwas isst, woraufhin ihm der Herr erscheint...) Oder besteht da kein eigentlicher Zusammenhang, wird dieser nur von den USA herbeigeredet, weil es gerade ins Konzept passt?

Im Grunde ist dieser Thread für alle Kommentare zu Drogen & Glauben, Drogen, Glauben, der Drogen-Politik der USA, relevante Links usw. usf. offen! Immer nur her damit! :p
 
G

Guest

Guest
pfui deibl, kann ich da nur sagen...

Das man jetzt auf Jesus zurückgreift, ist ein richtiges Armutszeugnis :!:

Aber eigentlich auch "geschickt" von den Gegnern.
Wem will man heute noch weismachen das Marijuana....
Unter Einfluss von Marijuana verliert man die Kontrolle über sich komplett und wird zum Mörder"

Wenn man sich das so reinzieht, dann müsste man sich normalerweise an den
Kopf greifen. Das man es mit solchen Argumenten geschafft hat, finde ich erstaunlich. Nun, und heute ziehen die Schauergeschichten von früher nicht,
somit muss "Jesus Superstar" daran glauben.

Sehr guter Beitrag Aphorismus, meine Unterschrift hast du :wink:
 

Dagmar_Krause

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Guten Tag,

ich denke man sollte einen unterschied zwischen anerzogener Religiösität, welche sich für mich in Angst und Respekt vor übergeordneten Wesen (somit auch Staat, Eltern Lehrer etc. ) ausdrückt, und religösen Erfahrungen machen.
Die letzteren können durch Kiffen durchaus auftreten und es ist ja wohl in manchen Ländern durchaus üblich dass die dortigen Yogis die ganze zeit kiffen und high sind weil dies eben religöse Erfahrungen erleichtert.
Sehr interessant fand ich auch die Aussage in dem Buch "Warum wir glauben" von Martin Urban, dass es mittels Elektromagnetischen Feldern sehr einfach ist, im Gehirn religöse Erfahrungen auszulösen.

Ein weiterer Grund warum Marijuana verboten wurde, ist der dass aus der Hanfpflanze sehr gutes Papier hergestellt werden kann, als die ersten Erntemaschinen entwickelt wurden die dies rationaler ermöglichten, sorgte die amerikanische Holzlobby für ein Verbot der Hanfpflanze.
Unter anderem mit dem Verweiß auf farbige Menschen die im Hanfrausch weiße Frauen vergewaltigen.

Ich persönlich befürworte eine Legalisierung von Marijuana.
Menschen sollten das Recht haben ihr Bewußtsein so zu manipulieren wie sie das wünschen und zwar ausschließlich ihr eigenes Bewußtsein.

mit freundlichen Grüßen

Frl. Krause
 

Aphorismus

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Dagmar_Krause schrieb:
Ein weiterer Grund warum Marijuana verboten wurde, ist der dass aus der Hanfpflanze sehr gutes Papier hergestellt werden kann, als die ersten Erntemaschinen entwickelt wurden die dies rationaler ermöglichten, sorgte die amerikanische Holzlobby für ein Verbot der Hanfpflanze.

Da hast du vollkommen recht! Ich finde es auch immer wieder erfrischend, darauf hinzuweisen, dass die "Declaration of Independence" der USA auf Hanf geschrieben wurde. :wink:

Der wohl umtriebigste Cannabis-Aktivist der letzten hundert Jahre, Jack Herer, hat auf seiner Homepage www.jackherer.com einiges an Material zu Hanf als Kulturpflanze.
 

agentP

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Naja, in gewisser Weise stehen ja Drogen und Religion in direkter Konkurrenz zueinander.
Sowohl der Drogenkonsument, als auch der religiöse Mensch ist mit der Realität, wie seine Sinne sie ihm übermitteln erstmal nicht zufrieden. Beide suchen nach etwas, das jenseits dieser Erfahrung liegt.
Daß eher von Seiten der Religion diese Konkurrenz als solche wahrgenommen wird und der vermeintliche Konkurrent bekämpft wird, liegt vermutlich daran, daß Drogenkonsumenten gemeinhin weniger Sendungsbewusstsein haben und selten einen Unsiversalitätsanspruch.
Abgesehen davon ist der von der amerikanischen Regierung konstruierte Zusammenhang natürlich fadenscheinig. Ich wette es gibt Gruppen, unter denen findet man noch weniger Kiffer, als unter Christen (ich gehe schlichtweg davon aus, daß die Bush-Regierung den christlichen Glauben meint, wenn sie von Glauben im Allgemeinen spricht), z.B. unter Leistungssportlern. Nur möchte man ja kein Volk von Triathleten heranziehen, sondern eines von Wiedererweckten.
 

Dagmar_Krause

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Guten Tag,

meiner Ansicht nach gibt es keine Realität nur Scheinrealitäten die der jeweilige Mensch für sich selber bestimmt.
Sinneseindrücke sind immer gefiltert und neu zusammen gesetzt.

mit freundlichen Grüßen

Frl. Krause
 

Lyle

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Der Text den Aphorismus verlinkt hat beschreibt Maßnahmen gegen "drug abuse". Später wird der Begriff "drugs" - der wesentlich mehr umfasst als der deutsche Begriff "Drogen" - noch um Alkohol erweitert. Der Artikel enthält damit Empfehlungen um den Missbrauch - nicht automatisch den Gebrauch an sich - von legalen (z.B. Alkohol, Arzneimittel) und illegalen (z.B. Marihuana, Heroin) Substanzen zu verringern. Es wird dort weder behauptet, das Marihuana allgemein schlecht ist, noch wird eine Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Substanzen vorgenommen. Insofern verfehlt der Eingangspost imho das Thema ein wenig.
 

Malakim

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agentP schrieb:
Naja, in gewisser Weise stehen ja Drogen und Religion in direkter Konkurrenz zueinander.
Sowohl der Drogenkonsument, als auch der religiöse Mensch ist mit der Realität, wie seine Sinne sie ihm übermitteln erstmal nicht zufrieden. Beide suchen nach etwas, das jenseits dieser Erfahrung liegt.

Huch, :roll:


agentP schrieb:
Daß eher von Seiten der Religion diese Konkurrenz als solche wahrgenommen wird und der vermeintliche Konkurrent bekämpft wird, liegt vermutlich daran, daß Drogenkonsumenten gemeinhin weniger Sendungsbewusstsein haben und selten einen Unsiversalitätsanspruch.

Spielen Drogen nicht in der ein oder anderen Religion eine rituelle Rolle?
Ich hatte da nie soetwas wie Konkurrenz gesehen :roll:
 

agentP

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"drug abuse" kommt nur in der Einleitung und im letzten Abschnitt vor. Ansonsten ist immer die Rede von "use".


Spielen Drogen nicht in der ein oder anderen Religion eine rituelle Rolle?
Ich hatte da nie soetwas wie Konkurrenz gesehen Rolling Eyes
Doch. Aber das sind nun nicht gerade die großen Buchreligionen mit ihrem von mir erwähntenUniversalitätsanspruch, oder ? Wer ohnehin kein Interesse daran hat die ganze Menschheit zu missionieren, der braucht auch keine Konkurrenz zu fürchten.
 

Lyle

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Abgesehen davon ist der von der amerikanischen Regierung konstruierte Zusammenhang natürlich fadenscheinig. Ich wette es gibt Gruppen, unter denen findet man noch weniger Kiffer, als unter Christen (ich gehe schlichtweg davon aus, daß die Bush-Regierung den christlichen Glauben meint, wenn sie von Glauben im Allgemeinen spricht), z.B. unter Leistungssportlern. Nur möchte man ja kein Volk von Triathleten heranziehen, sondern eines von Wiedererweckten.
Das stimmt vielleicht, aber der Artikel behauptete auch nichts gegenteiliges. Er teilt die Bevölkerung einfach nur in zwei Gruppen ein, Gläubige und Nichtgläubige, und vergleicht die statistische Wahrscheinlichkeit von Mitgliedern dieser Gruppen Marihuana zu gebrauchen miteinander. Da die Wahrscheinlichkeit bei Gläubigen geringer ist könnte darin eine Möglichkeit enthalten sein, gegen den Missbrauch vorzugehen. Es wird nicht behauptet, das dies die einzige Möglichkeit sei, oder das dieses Phänomen bei einer anderen Bevölkerungsaufteilung nicht auch ähnlich auftreten würde.
 

Lyle

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"drug abuse" kommt nur in der Einleitung und im letzten Abschnitt vor. Ansonsten ist immer die Rede von "use"
Stimmt. Dennoch habe ich nicht den Eindruck, das sich der Artikel gegen jeglichen Gebrauch wendet. In dem Fall fände ich es doch etwas seltsam, dass dort auch Alkohol angesprochen wird. Immerhin spielt Alkohol in geringen Mengen ja auch bei der Eucharistie / dem Abendmahl eine Rolle.
 

Malakim

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agentP schrieb:
Spielen Drogen nicht in der ein oder anderen Religion eine rituelle Rolle?
Ich hatte da nie soetwas wie Konkurrenz gesehen Rolling Eyes
Doch. Aber das sind nun nicht gerade die großen Buchreligionen mit ihrem von mir erwähntenUniversalitätsanspruch, oder ? Wer ohnehin kein Interesse daran hat die ganze Menschheit zu missionieren, der braucht auch keine Konkurrenz zu fürchten.


:roll: Ich dachte z.B. an den Hinduismus, der zumindest in einigen Aspekten den Gebrauch von Marijuana erlaubt (Sadhu's). Ist immerhin eine der großen Religionen, wenn auch nicht so missionarisch Tätig.

Ansonsten kann der Begriff Konkurrenz wohl zutreffen ... :O_O:
 

agentP

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Da die Wahrscheinlichkeit bei Gläubigen geringer ist könnte darin eine Möglichkeit enthalten sein, gegen den Missbrauch vorzugehen.
ISt halt die Frage, was den Herausgebern wichtiger ist: Den Mißbrauch zu verhindern oder Leute für den Glauben zu gewinnen. Wäre ersteres das Ziel, dann wäre es sinnvoller mehrer Möglichkeiten zu untersuchen und herauszufinden, was die Gemeinsamkeiten sind, bzw was am besten taugt und nicht eine Korrelation herzustellen und die Frage nach der Kausalität nicht mal zu stellen. Das das hier nicht geschieht spricht für mich dafür, daß hier der missionarische Gedanke im Vordergrund steht.


Komischerweise fällt mir dazu gerade eine Anekdote ein, die sich neulich am Berliner Hermannplatz abgespielt hat: Dort stand ein Grüppchen der Freikirche von nebenan mit einem Schild und machte Werbung für einen Impulsabend zum Thema "Drogen - Gott hilft" oder so, und eine Singschar sang herzallerliebst dazu (die Hip Hop Band der MLPD die 50 Meter weiter ihre Bühne hatte war allerdings lauter).
Gegenüber saß ein Punk offenbar schwer angeschlagen und es war schon ein Fest zuzusehen, wie die christlichen Drogenaktivisten sichtlich peinlich berührt krampfhaft versuchten nicht in diese Richtung zu sehen, was bei 5 Metern Abstand nicht so leicht ist. Schließlich kippte der Punker um und eine beherzte Hausfrau kümmerte sich um ihn und rief den Krankenwagen, während die Sänger immer noch fröhlich Gottes Lob trällerten, mit dem Schild vor sich, das Hilfe bei Drogenproblemen verhieß.
Hat zwar mit der Diskussion nix zu tun, aber mit dem Threadtitel irgendwie schon.
 

gloeckle

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Eine interessssante These zur Entstehung des Bewusstseins habe ich in McKennas "Götterspeisen" gelesen, bin aber nichtmehr in der Lage sie ohne Nachschlagen zu zitieren. Im selben Buch wird glaube ich auch auf den Status von Drogen bei religiösen Ritualen eingegangen.

Hier wird vorausgesetzt, dass es alle "gut" finden müssen, wenn jemand religiös ist. Für mich als Nicht-Gläubigen ist dies jedoch keineswegs der Fall. Mich erschreckt das zutiefst, dass ein religiöser Mem-Virus sich wie ein Computervirus in immer mehr Hirne frisst. Ich möchte damit niemanden beleidigen, es muss mir aber auch gestattet sein, meine Meinung ebenso frei zu äußern wie der Papst, der ja auch gerne alle Menschen als Katholiken sähe.

Keine Angst, der Text ist aus dem Ausland.
Meiner persönlichen Einschätzung nach würde solcher Stuss hierzulande zu heftigem Widerspruch führen.
Wenn es denn sogar auf einer staatlichen Seite stehen würde, könntest Du dir sichersein, dass das nach dem ersten Hinweis eines Journalisten oder so wieder klammheimlich entfernt werden würde.

Die Säkularisierung wird hier in D um einiges strenger genommen als in den USA. Und das ist doch schonmal was.
 

agentP

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Die Säkularisierung wird hier in D um einiges strenger genommen als in den USA. Und das ist doch schonmal was.
Deswegen wird ja hier auch die Kirche über eine Steuer finanziert, die der Staat stellvertretend eintreibt.
:lol:
 

gloeckle

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Im Bewusstsein dieser Tatsache habe ich auch nicht von hundertprozentiger Umsetzung geschrieben ;)
 

Lyle

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ISt halt die Frage, was den Herausgebern wichtiger ist: Den Mißbrauch zu verhindern oder Leute für den Glauben zu gewinnen.
Ich glaub schon, dass hier zunächst mal die Absicht dahinter steht, Drogenmissbrauch zu verhindern. Das kommt ziemlich deutlich auf der zweiten Seite raus. Da wird beschrieben, dass Alkohol und Drogen bei der Jugendarbeit von Kirchen kaum ein Thema sind, dass darüber nicht gepredigt wird und keine Programme laufen.
Für mich hört sich das ganze im wesentlichen so an: "In den Kirchen (Moscheen etc.) wird zu wenig gegen Drogen unternommen, also sollen sie sich mal etwas anstrengen. Denn wie alle möglichen Fakten zeigen hilft Religion gegen Drogen, also fangt mal an"
Nebenbei bemerkt hielte ich es auch für ein ziemlich seltsam Argument zu sagen: "Christentum ist gut gegen Drogen, also werde mal ein Christ". Ein derartiges "Christentum" hat nämlich nicht alzuviel mit dem "wiedergeboren werden" zu tun, von dem Präsident Bush überzeugt zu sein scheint.

Zu Deiner Geschichtze kann ich nur sagen, dass ich sie traurig finde, und als Christ auch ein bisschen beschämend :?
 

agentP

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Zu Deiner Geschichtze kann ich nur sagen, dass ich sie traurig finde, und als Christ auch ein bisschen beschämend
Traurig finde ich sie auch, allerdings finde ich nicht, daß sie für Christen im allgemeinen beschämend ist, für diese Gruppe allerdings.

Im Bewusstsein dieser Tatsache habe ich auch nicht von hundertprozentiger Umsetzung geschrieben Wink
Ich bin allerdings überzeugt, daß der amerikanische Staat säkulärer ist, als der Deutsche und zwar deswegen, weil eben solche institutionelle Verschränkungen wie bei der Kirchensteuer oder im sozialen Bereich in Amerika eher nicht denkbar sind. Allerdings bin ich überzeugt, daß durch den derzeitigen Präsidenten christliche Moralvorstellungen massiv in die Politik Einzug halten.
 

Aphorismus

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@ Lyle:

Lyle schrieb:
Dennoch habe ich nicht den Eindruck, das sich der Artikel gegen jeglichen Gebrauch wendet.

Du meinst den von mir verlinkten Artikel? Der kommt von der Regierung der USA, deren selbsterklärtes Ziel es ist "in einem unermüdlichen Kampf gegen die Drogen jeglichen Drogenkonsum zu unterbinden".

Und wir reden hier ja erstmal nur vom Kiffen - welche Auswirkungen diese US-Politik weltweit hatte und wie stark das CIA wiederholt in den weltweiten Drogenhandel involviert gewesen ist (wodurch die Versuche Drogen zu bekämpfen ironischerweise ausgerechnet von einer Behörde ad absurdum geführt werden, die demjenigen dient, der den "Kampf gegen Drogen" ausgerufen hat) steht ja auf einem ganz anderen Blatt.

Man sollte auch nicht vernachlässigen, dass die CIA weitgehend "Realpolitik" macht - sich also an bestehenden Verhältnissen orientiert und deren Nutzbarkeit ohne dabei auf moralische Frage zu achten evaluiert. Und das Geschäft mit illegalen Drogen ist ein Geschäft mit über 800 Milliarden Dollar jährlich. Damit ist er finanziell wichtiger als zum Beispiel die gesamte weltweite Automobilindustrie zusammen. Alleinde deswegen ist u.a. das CIA geradezu genötigt sich auch hier zu involvieren.

Die Geschichte zeigt uns folgendes: Nach Auflösung des BN wurde das Federal Bureau of Narcotics (FBN) unter der Aufsicht von Harry J. Anslinger - dem Chef-Drogenjäger der USA für ca. dreißig Jahre - gegründet. Sechs von Anslinger abkommandierte Agenten des FBN gründeten den OSS - den ersten Geheimdienst der USA und direkten Vorläufer der CIA. Dieser OSS begann mit dem Involvement in Drogengeschäfte, welche die CIA später ausbaute und fortsetzte. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit anti-kommunistischen Regimen in Südamerika und Südostasien, Geheimkriege in eben diesen Regionen zur Etablierung von Regimen, die zwar keine Kommunisten, dafür aber weltweit führende Händeler von Heroin und Kokain waren. Übrigens beides von der Merck GmbH patentierte Stoffe, die von Bayer bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein unter anderem als Hustensaft für Kinder auf den Markt kamen und dort reißenden Absatz fanden. Wie war noch die Werbung von Bayer - 'Heroin (übrigens ein geschützter Markenname der Bayer AG) - das nicht abhängig-machende Morphium-Derivat'. Aber das Thema waren ja die CIA und ihre Verstrickung in den internatrionalen Drogenhandel.

Siehe hierzu zum Beispiel:
Geheimdienstpolitik unter Drogeneinfluss

Lyle schrieb:
Ich glaub schon, dass hier zunächst mal die Absicht dahinter steht, Drogenmissbrauch zu verhindern.

Das ist leider so meiner Meinung nach nicht richtig. Unterbunden werden soll jeglicher Gebrauch von Marijuana - DAS ist die offizielle Meinung der amerikanischen Regierung!

Ausserdem müssten wir erstmal bestimmen, was Missbrauch und was Gebrauch ist. Kann man Heroin 'gebrauchen'? Wenn nicht - ist dann das Unterbinden-wollen von Missbrauch nicht gleichbedeutend mit dem Einsatz für ein Verbot? Aber back on topic:

Das Problem ist doch, dass die Regierung der USA eine christliche Lobby hinter sich hat, die Marijuana in bester christlicher Tradition und Metaphorik immer wieder aus Neue zu dämonisieren versucht.

Eine Sinnvolle Argumentation müsste so laufen:

1. Es gibt einen Beweis, dass Marijuana schädlich ist.
2. Dieser Beweis wird der Öffentlichkeit präsentiert.
3. Die Öffentlichkeit entscheidet sich demokratisch zum Verbot der Subastanz.

Tatsächlich sieht es aber so aus, dass es keinerlei Beweis dafür gibt, dass Marijuana schädlich ist, die Öffentlichkeit belogen worden ist als es darum ging Gesetze zu verabschieden die Marijuana illegal machen und die Konsumenten kriminalisieren - und so letztendlich sogar wenn die Mehrheit der Bevölkerung wie z.B. in Kalifornien für eine Legalisierung ist, der Staat diese - unter Verletzung von Artikel Zehn der Verfassung der USA - jedoch nicht zulässt.

Und nur am Rande auch als kleine Anekdote: Die herrliche Melange aus typisch amerikanisch-christlicher Moral, Rassismus und Uninformiertheit in Bezug auf Drogen habe ich selber miterlebt, als ich mit 16 aus den USA wegen Drogenkonsum und -besitz rausgeschmissen wurde. Da kamen von dem das Kreuz um den Hals tragenden Beamten dann so zarte Hinweise wie: "Und - hast du's von den Schwarzen?" :wink:
 

Aphorismus

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Mehrere Quellen überliefern folgende Geschichte:

Die meisten von uns werden über die Medien bereits mit dem Phänomen "Crack-Cocaine", also einer Form von rauchbaren Kokainkristallen - auch kurz Crack genannt -, das besonders von der schwarzen Bevölkerung der finanziellen Unterschicht Amerikas konsumiert wird, bekannt sein.

Walter Moers "Schöner Drogen mit dem kleinen Arschloch" sagt hierzu:

Das kleine Arschloch schrieb:
Crack
Crack-Atome gelten als die Roten Khmer unter den Drogenmolekülen: Sie dringen überfallartig ins Gehirn ein und killen dort alles, was sich bewegt. Das überträgt sich auf den Konsumenten: Man möchte am liebsten irgendwo eindringen und dort alles killen, was sich bewegt.
Wie man die Wirkung von Crack simuliert:
Eine Tube Pattex in einer Flasche Domestos auflösen, intravenös injezieren.
Aktivitäten:
Säureattentate, Bandenkriege
Musik:
Möglichst von Negern.

Wie kam es aber zu einer so starken Verbreitung von Crack unter der schwarzen Bevölkerung? Hier eine Theorie, die in diesem ehemaligen Verschwörungstheorie-Forum hoffentlich nicht sofort ausgebuht wird, nur weil sie im ersten Moment schwer zu schlucken sein mag.

Das Kokain für das Crack, das in South Central, dem immer noch bekanntesten Ghetto von Los Angeles, auf die Straßen kam, kam zum allergrößten Teil aus Nikaragua. Dort wollten die sogenannten Contras die Regierung übernehmen. Finanziert wurden sie unter anderem von den ansässigen Drogenbaronen. Diese wiederum bekamen für ihre Unterstützung der Contras von der CIA zugesichert, dass sie einen Teil ihres Kokains ungehindert in die USA einführen dürften. Mit anderen Worten: Die CIA - deren damaliger Chef George Bush Senior war - hat bewusst ein Auge zugedrückt und teilweise sogar aktiv mitgeholfen, als hunderte Tonnen Kokain von Nikaragua aus über San Francisco in die Ghettos von Los Angeles, namentlich South Central und Watts, kamen. Die Crack-Epidimie zerüttete die onehin bereits sozial schwachen Viertel völlig - gleichzeitig wurden die Strafen für Dealer und Konsumenten von der Reagan-Regierung stetig erhöht.

Zahlreiche Treffen zwischen dem Partner des Finanziers der nikaraguanischen Drogenbarone Felix Rodriguez und George Bush Sr. im Weißen Haus sind nachgewiesen und wurden nicht abgestritten. Der Pulitzer-Preisträger Gary Webb (der vor kurzem durch Selbstmord [?] gestorben ist) hat hierzu einiges geschrieben.

Mit anderen Worten: Der Staat half beim illegalen Import von Kokain, um einen Geheim-Krieg im Ausland zu finanzieren und leitete das Kokain bewusst in die Schwarzenviertel von Amerika, um anschließend die Konsumenten zu immer längeren Haftstrafen zu verurteilen. Wenn das kein Rassismus und Hohn jeglicher Justiz ist dann weiß ich's auch nicht.

Zum Abschluss ein Auszug aus einem Rap-Stück von Dead Prez namens "Selling D.O.P.E.", indem der Rapper erzählt wie er einst Crack verkauft hat und wie es seiner Mutter - die wegen demselben Verbrechen im Gefängnis sitzt - geht:

Dead Prez schrieb:
Ask my aunt and my brother and my stressed out mother
How realistic it gets - it’s sadistic
Statistics show it’s sick how we livin
The one thing bigger than dope games is prisons
One million niggas inside
Over three million is tied and plus the president lied
Because the white house is the rock house
Uncle sam the pusha man
This is for my people on the island (=Ryker's Island - Gefängnis in dem die Mutter des Rappers wegen Besitz von Crack sitzt)
 

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