Auswirkungen des Krieges auf die Psyche

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Angesichts des Krieges frage ich mich immer wieder, wie tiefgreifend man die Psyche des Menschen manipulieren oder umerziehen kann.
Diese ganzen Navy Seals und Rangers und wie sie alle heißen sind doch nichts anderes als hochgezüchtete Killer, die darauf trainiert wurden, andere Menschen zu töten.
Geht das aufgrund ihrer Ausbildung schadlos an deren Psyche vorüber, oder sind die am Ende ihrer Karriere nur noch seelische Wracks? So viel Leid zu sehen und teilweise auch selber mit den eigenen Händen zu verursachen, muss doch irgendwann die psychischen Selbstschutzmechanismen überfordern!
Allein der Versuch, einen Mord vor mir selbst zu rechtfertigen, würde mich wahrscheinlich dermaßen fertig machen, dass ich wahrscheinlich von der nächsten Brücke hüpfen würde.
 

Tominaitor

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Naja, ich glaube die sehen sich nicht als mitverursacher an, und wir sehen ja auch elend und Leid, auch wenn wir es nichte live erleben...aber vom TV
 

Planetar

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Als s. g. "Veteran" (91´GK1, danach Bosnien) kann ich Dir nur sagen, dass es hier keine allgemeine Aussage zu gibt. Jeder verpackt das anders. Weiterhin muss man unterscheiden, ob man in diesen Kampfeinheiten nur gedient hat oder ob man in einem Kampfeinsatz gewesen ist.

Grundsätzlich sind die Soldaten der von Dir genannten Eliteeinheiten keine hochgezüchteten Killer! Um in so eine Einheit zu kommen muss man nämlich auch entsprechend was im Kopf haben...Klar lernt man in so einer Einheit das Töten iin 236 Varianten, aber man geht nicht in den Einsatz, um so viele wie möglich zu töten, sondern um seine Aufgabe zu erfüllen. Wer schon mal unter Beschuss stand ist grundsätzlich froh, wenn es das Erste und Letzte Mal gewesen ist!!!!

Weiterhin gibt es bei den kämpfenden Einheiten Militärpsychologen, die einen unterstützen und weiterhelfen. Viele benötigen natürlich auch nach Ihrer Dienstzeit noch psychologische Betreuung, aber einige wiederum stecken die Erlebnisse ohne Betreuung weg.....ist aber nur ein verschwindent geringer Teil!!

Da wird bei den Einstellungstests aber schon mal vorsortiert...D. h. psychisch labile, wo vermutet wird, dass sie nach einem Einsatz am Rad drehen würden, wurden bei uns direkt im bureau de recrutement wieder nach Hause geschickt....Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, da man ja leider nicht in die Köpfe Anderer reingucken kann..

greetz
Planetar
 

Gurke

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Viel saufen hilft dabei. Paar verkraften es wohl nicht, kommt drauf an ob man weit weg ist oder sieht wer da nun wegen einem selber drauf geht.
 
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Tja, ich schätze, ich bin einfach zu naiv für sowas und würde auch sofort wieder nach Hause geschickt. Ich kann so was einfach nicht glauben, das geht über meinen Horizont! Erschwerend kommt hinzu, dass ich gerade „Bravo Two Zero“ von Andy McNab gelesen habe und echt bis ins Mark erschüttert bin . So was zu lesen lässt mich schwer am homo sapiens als vernünftig handelnden Menschen zweifeln. Das ist einfach krank! Andererseits wissen diese Typen ja, auf was sie sich einlassen und was sie im schlimmsten Fall erwartet.
Für alle, die es nicht kennen: „Bravo Two Zero“ ist der authentische Erlebnisbericht von Andy McNab, einem SAS-Offizier, über einen geheimen Einsatz im ersten Golfkrieg, während dessen er gefangen genommen und gefoltert wurde. Drei der Leute aus seinem 8-köpfigen Kommando starben – nicht durch Feindbeschuss, sondern aufgrund der Strapazen die sie während des böse schief gelaufenen Einsatzes durchlebten. Vier – darunter McNab – wurden von den Irakis gefangen genommen und wochenlang misshandelt. Ein einziger kam durch, indem er ohne Nahrung und Wasser innerhalb von acht Nächten 300 Kilometer zur syrischen Grenze lief. Überlebt hat er nur, weil sein Körper langsam begann sich selber zu verdauen.
Und dann kommen diese Typen aus der Gefangenschaft nach Hause und werden kurz darauf – in einem Fall sogar gleich am übernächsten Tag – wieder an die Front geschickt! Da kann mir doch keiner erzählen, dass die Jungs geistig keinen Schaden nehmen.

Eine andere Sache war eine ZDF-Dokumentation über Mitglieder der Waffen-SS, die heute noch leben und zum Alltag des Krieges interviewt wurden. Die Typen waren alle über siebzig und das alles liegt immerhin schon fünfzig Jahre zurück. Aber während ihrer Erzählungen sind ausnahmslos alle an irgendeinem Punkt in Tränen ausgebrochen und waren unfähig weiterzureden.

Ich weiss von Berichten aus erster Hand wie es ist, jemanden zum ersten Mal mit einem Messer zu verletzen. Der Typ, der das getan hatte – einer, der schon jede Art von Scheiße erlebt hat – sagte mir, er sei danach weggerannt und habe sich schließlich in einem Abbruchhhaus im Keller versteckt und dort hinter einem alten Boiler eingerollt wie ein Baby gelegen und stundenlang gekotzt und geheult. Selbst heute, nach mehr als zwanzig Jahren Erfahrung mit solcher Scheisse, muss er nach einer Schlägerei immer noch vor Aufregung kotzen.
Und dann sieht man im Fernsehen Sachen wie „Stirb langsam“ oder „Dirty Harry“, wo irgendwelche Typen reihenweise Leute umnieten, um danach erstmal einen schönen Kaffee zu trinken und dumme Witze zu reissen.

So, jetzt weiss ich nicht, was ich eigentlich sagen wollte, aber egal. Vielleicht fällt´s mir ja irgendwann wieder ein...
 

Flashbiter

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Ich persönliche denke, dass ich töten könnte ohne hinterher Gewissensbisse in störendem Ausmaß zu haben.

Wohl gemerkt denke ich das nur und ich habe eigentlich keine Lust herauszufinden ob meine Gedanken der Wahrheit entsprechen...
 

Trasher

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Heute sagte ein Soldat im Interview mit einem "Frontreporter", es gäbe nix geileres als eine Kugel, die deinen Kopf knapp verfehlt.
Ich denke, der direkte Feindkontakt geschieht unter einer Art Rausch, verursacht durch Unmengen an Adrenalin. In dem Moment wird man sich keine Gedanken darüber machen, was man da eigentlich macht.
 

Sickhead

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Es passiert öfters Leute einfach abschalten(durchdrehen).
Ich war mal in einer Zelle wo solche Personen verwahrt werden.
2Wochen in einer gummizelle ohne Licht und ohne Menschenkontakt sind diese Fälle zahm wie Lämer.
Aber meistens wird vorgesorgt . Z.b wird in der Französischen Fremdenlegion gebastelt :D .
 

Gurke

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Kenn nur Ausnüchterungszellen. Hübsch gefließt und ne Matraze und n Kotz/Pinkelbecken im Boden eingelassen. Gitterstäbe gabs auch nicht, wegen Suizidgefahr, war mehr ein verstärkter Fensterrahmen.
 

subgrounder

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Einheiten wie die Seals oder Marines oder SAS gehen dahin um zu töten.
Sie trainieren ewig dafür und sind einfach geil darauf endlich mal loszulegen. Solche Leute kriegen keinen Schaden davon. Den haben sie schon vorher.
Wenn einer von denen ankommt und rumheult, krieg ich ´nen Hals. Sind das nun harte Jungs oder nicht?
Ich glaube nich, daß sie zur Armee gezwungen werden! Und wer so cool sein will, muß halt auch einen weggeblasenen Schädel verkraften können.
Die Kriegsjournalisten fragt auch keiner, ob ihnen der letzte Tote bekommen ist. :evil:
 

Planetar

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subgrounder schrieb:
....Und wer so cool sein will, muß halt auch einen weggeblasenen Schädel verkraften können.
Die Kriegsjournalisten fragt auch keiner, ob ihnen der letzte Tote bekommen ist. :evil:

Sowas lässt sich immer schön sagen, wenn man selbst so etwas noch nie in Realität gesehen hat!

greetz
Planetar
 

subgrounder

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bisgen spät, ich weiß :oops:

@Planetar:

Ich wollt nicht behaupten ICH wär cool!!! Damit du mich recht verstehst, ich will nich zur Army, ich war nich bei der Army und ich werde alles dran setzen nie dahin zu gehen! Eben weil ich für den Scheiß nicht geschaffen bin. Eben weil ich sowas nicht in der Realität sehen will.

Ich sags mal so: Die, die freiwillig unter (ich unterstells mal) Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte in einen Krieg ziehen, sind entweder wirklich verzweifelt oder haben eine für mich verschrobene Einstellung zu "Vaterland" und "Patriotismus". Punkt.

[/u]
 

trashy

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*bläst-die-staubschicht-vom-Titel-weg*

Bei der Bundeswehr bekam ich mal ne NATO-Untersuchung in die Finger, dort hieß es, das, bei nem Feuergefecht, mehr als 50% der Soldaten (egal welcher Nation) bewußt/gezielt daneben schießen und weitere 30% gar nicht richtig zielen, sondern einfach grob in die Richtung des Feindes halten.

gruß

trashy
 

subgrounder

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Solche Erhebungen gibts auch für WW2 und Vietnamkrieg und da siehts ähnlich aus, wenn ich mich recht erinnere.
Aber in diesen Fällen handelt es sich bei den Soldaten zum Großteil nicht um Berufssoldaten und Spezialkräfte, sondern schlicht und ergreifend um Kanonenfutter!
Ich weiß nich auf welche "Feuergefechte" sich die Natostudie bezieht. Vermutlich nicht auf Einsätze von KSK und Konsorten. Und um die geht es mir und ging es glaub ich auch als der Thread eröffnet wurde.
 

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