Allgemein kann ich schon mal sagen, dass ich Leyendecker während der Lektüre seines Artikels immer zugute gehalten habe, dass er das Bild des verhärmten Anti- Konspirologen, der allen Skeptiker komplett die Welt erklären kann - ohne lästige Fragen stellen zu müssen - seit seinem letzten Fernsehauftritt natürlich aufrecht erhalten will. Dennoch hatte ich während der „Lektüre“ immer das Bild eines Möchtegern- Gründgens vor mir, der als Mephisto den alten Schulmeister parodiert...
Es ist schick, besonders absurde Fragen zu stellen wie: Kamen George Bush die Anschläge von Washington und New York ebenso gelegen wie Adolf Hitler der Reichstagsbrand?
Wurden die Flugzeuge, die in die Twin Towers flogen, aus dem Weißen Haus ferngelenkt?
Hat Jeb Bush, der Bruder des Präsidenten, im Auftrag der Familie wichtiges Beweismaterial beiseite geschafft?
Warum gehen die US-Behörden nicht den sachdienlichen Hinweisen der Konspirologen nach, dass mindestens sechs der Attentäter noch leben?
Und warum gibt es eigentlich gleich mehrere Mohammed Attas auf der Welt?
Was für eine Zusammenstellung an „absurden Fragen“:
„Wurden die Flugzeuge aus dem Weißen Haus ferngelenkt?“
und
„Warum gibt es mehrere Attas auf der Welt?“
aber
„Kamen Bush die Anschläge gelegen?“
Hier werden also berechtigte Fragen mit abstrusen Vermutungen und rhetorischen Fragen zusammengetragen, und das Ganze nennt sich dann „absurde Fragen“.
Die Formulierung ist jedoch ergiebiger, als es zunächst scheint:
„Absurd“ bedeutet ursprünglich „misstönig“, und „nur“ in unserem Sprachgebrauch „widersinnig, sinnwidrig, abwegig etc.“
Drücken wir also ein Auge zu, können wir frohen Mutes sagen: Leyendecker hatte recht - wir müssen nur unseren Horizont erweitern und den Begriff „absurd“ neu definieren, also schon während des Lesens differenzieren: einige der Fragen waren misstönig im Kontext Massenmedien, Politik, Wirtschaft etc., andere hingegen waren klar und offensichtlich abwegig.
Jedenfalls hätte man ein derartiges Vermengen von vollkommen unterschiedlichen Fragen und Theorien vor wenigen Jahren allerhöchstens von der Bild-Zeitung erwartet...
Und apropos Bild- Zeitung:
Die Bild-Zeitung, das Hausblatt für Paranoiker aller Art, fragt, wenn die Halbprominenz gerade mal nicht in dem Blatt über das Leben lamentiert und der Mars uns gerade mal nicht „versext“: „War Hitler Buddhist?“ Oder: „War Hitler eine Frau?“
lol
Die Bild-Zeitung, klar
Wenn ich hier schreiben würde, die ganze SZ-Journaille schaut den ganzen Tag die „Teletubbies“, wäre das Niveau meiner Aussage Leyendecker wohl angemessen...
Durch Urteilsvermögen wird diese Art Diskussion nicht getrübt.
Ja, allerdings, auch nicht von Seiten ihres so reichlich gesegneten Verstands des Leyendeckers.
Das Internet ist neutral – es bildet nur fulminant die Gesamtgeistesverfassung seiner Nutzer ab, und die gibt zu Sorgen erheblichen Anlass.
Isoliert betrachtet ist dieser Satz allerdings nicht schlecht, auch wenn es lediglich die Relativierung einer drei mal so langen Hetztirade gegen das „digitale Ärgernis“ ist...
Es geht hier um unzählige Hinweise, und sie sind gleichwohl alle nebensächlich. Jedes Gespräch mit Zeugen könnte das Gebäude der erfundenen Wahrheit erschüttern.
Selbstverständlich; wenn hier ein Gebäude konstruiert wird, das aus Hohlwelt- Theorien, ferngesteuerten Flugzeugattentaten und der schwierigen Frage besteht, warum es mehrere Mohammed Attas auf der Welt gibt, fällt das Ganze auch der Bild Zeitung oder wahlweise sogar der Südtschen nicht allzu schwer...
Auch finden sich viele Stilblüten, wie z.B.:
Ist jeder fünfte Deutsche gaga?
Dass die Erde keine Kugel, sondern flach ist, beweist immer wieder aufs neue die „Flat Earth Society“ mit topographischer Beweisführung.
Als sicher gilt in diesen Kreisen auch, dass Adolf Hitler am Ende des Zweiten Weltkrieges durch ein Loch im Eis in die hohle Erde gerutscht ist, was als Beleg für die Richtigkeit der Lehre von der hohlen Welt gewertet wird.
So, und was ist nun aus Saddam Hussein geworden? Lebt er, nach einer Gesichtsoperation, als Rentner im Versteck in Florida? Oder ist er tot, und seine vielen Doppelgänger werden von irakischen Wissenschaftlern geklont?
Und, der krönende Abschluss:
Man wird doch mal fragen dürfen?
Nein, bitte nicht!
Auch wenn das alles vor allem gegen Wisnewski, Bröckers und von Bülow gerichtet zu sein scheint, er differenziert nicht und verhärtet deshalb Fronten. Erinnert mich irgendwie an den campo
Aber wir wissen ja, eindreschen macht Spass - auch einem Herr Leyendecker, aber nicht immer dem Leser...
Vom ganzen Thread hab ich wenig gelesen, also sorry für etwaiges Wiederkäuen...
p.s.
(Schade, dass weder Geheimdienste noch Weltregierung in der Lage waren, die allgemeine Anzeigenkrise zu verhindern, die sie aber andererseits zuvor vermutlich selbst erfunden hatten, nicht wahr?)
Die allgemeine Anzeigenkrise, die ja auch vor allem die großen Zeitungen trifft, schon klar
