shechinah schrieb:
Die Masse hat in der Geschichte noch nie eine aktive Rolle gespielt, sondern war immer am Rand gesessen und hat zugesehen. Es waren immer die radikalen und fanatischen Minderheiten, die das Geschick der Völker gelenkt haben - und oft genug an den Abgrund.
Es ist sicher richtig, dass Fanatiker oft meinen, sie müssten den Ton angeben. Ohne ein stramm organisiertes Orchester dahinter wird daraus aber kein Konzert.
Hitler hatte bekanntlich die Mitgliedsnummer 5 der NSDAP. Aber ohne eine stramm organiserte SA und die Wahlerfolge ab 1930 wären sie eine unbedeutende Kleinstpartei geblieben.
Und selbst die RAF hatte einen gut organiserten harten Kern von 60-80 Mitgliedern und viele Tausende, die man damals "Sympathisanten" nannte.
Von solchen Strukturen ist der Islamismus in Deutschland weit entfernt, von überregional gar nicht erst zu reden. Was bleibt, sind einzelne, gewaltbereite Fanatiker - aber da braucht man nicht erst ins islamistische Lager zu schauen, um die zu finden. Die Amokläufer der letzten Jahre, Breivik, das NSU-Trio waren schließlich auch keine Islamisten.
Darüber hinaus haben sich die Islamisten in Deutschland dämlich genug angestellt, um sich noch vor ihren Anschlägen verhaften zu lassen. Peinlich genug für die Strafverfolgungsbehörden, dass die NSU sie 10 Jahre lang zum Narren halten konnte.
Die von Dir angeführten Entwicklungen bleiben ohne konkreten Bezug reine Stimmungsmache. Einige sind auch aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen und verstellt oder dramatisiert worden. Soweit mir bekannt, möchte ich auf einzelne Punkte eingehen:
- Umbennung des
Martinsfests
Es handelt sich dabei um einen Vorschlag des NRW-Landesvorsitzenden der Partei Die Linke, Rüdiger Nagel. Der Vorschlag stieß auf breite Ablehnung, unter anderem mehrerer deutscher Bistümer und des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Die Linke in Nordrhein-Westfalen distanzierte sich inzwischen von der Forderung ihres Vorsitzenden.
- Pressecodex
Der stammt aus dem Jahr 1973 und wurde vom Deutschen Presserat beschlossen. Er umfasst eine ganze Reihe von Richtlinien u.a. zum Schutz der Persönlichkeit, Sorgfaltspflichten, Grenzen der Recherche usw.
Von Dir gemeint ist die Richtlinie Ziffer 12, im Engeren 12.1.
Ich zitiere:
"Ziffer 12 – Diskriminierungen
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
Richtlinie 12.1 - Berichterstattung über Straftaten
In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.
Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte."
Deutscher Presserat, Richtlinien zu Ziffer 12
Da stellt sich das Ganze doch schon ganz anders dar, oder ?
- Verbot der Prostitution
Es handelt sich um eine Kampagne der feministischen Zeitschrift EMMA unter der Federführung von
Alice Schwarzer, und nicht um Bemühungen regierungsnaher Kreise. Es erschließt sich mir auch nicht, wo da der Zusammenhang zum Islamismus sein soll.
Des weiteren kein Kommentar.
- Gauck
Was soll er denn als Bundespräsident auch sonst sagen ? Konvertiert zum Christentum oder wandert aus ? Übrigens: Gleichzeitig räumte er ein, dass es in dem noch jungen Fach nach wie vor viele Konflikte und offene Fragen gebe.
Mit der Gründung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 1845 hat die
Orientalistik außerdem in Deutschland eine lange Tradition.