Eskapismus
Ehrenmitglied
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- 19. Juli 2002
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Nächsten Sonntag ist es ein Jahr her, dass ich Elena zum ersten mal getroffen habe. Wir haben uns noch eine Woche getroffen und seither sind wir ein sehr glückliches Paar. Ich vergöttere sie über alles und ich weiss auch, dass sie mich fest liebt.
Die wenigen bisherigen Freundinnen von mir waren Magersüchtige (mit schweren Depressionen), Alkoholikerinnen oder Mädchen die von zu Hause abgehauen waren. Bei Elena schien alles total perfekt. Sie raucht nicht, trinkt fast nichts, ist sportlich, kommt aus gutem Hause und ist extrem klug. Und in den letzten beiden Punkten liegt wohl auch einer der Gründe von meinem Problem. Sie ist eine Overachieverin, eine Überstudentin. Schon als kleines Kind fuhr sie ständig zwischen Schule, Eiskunstlaufunterricht und Musikschule hin und her. Sie kennt keine Freizeit. Ihr Vater ist Geschichteprofessor and der besten Uni in Russland und ihre Mutter ist Staatsanwältin. Sie hatte immer nur Bestnoten und ihr CV liest sich wie das eines Topmanagers und das mit 21 Jahren. Hier in Russland gibt es mehr solche Overachievers als in Europa weil man hier viel stärker auf Leistung getrimmt wird damit man wenigstens eine halbwegs rosige Zukunft in aussicht hat.
Ihre Eltern pushten sie das ganze Leben lange und obwohl sie stolz auf ihre Tochter sind geben sie sich nie zufrieden. Da sie Englisch und Deutsch bereits fliessend spricht hat sie vor 2 Monaten mit Französisch angefangen, letzten Donnerstag hat sie ohne mir etwas zu sagen den Test für einen höheren Level geschafft weil sie unterfordert war und ist nun direkt vom ersten in den vierten Level gewechselt. Sie studiert jetzt mit Leuten, die bereits mehr als ein Jahr studieren. Also hat sie sich freiwillig zusätzlich einen riesigen Haufen Stress aufgegabelt (und das kurz vor dem Examen) was leider sehr typisch für sie ist. Der Französischkurs ist ausserhalb der Universität und um die Kurskosten zu bezahlen hat sie eine Stelle am Lehrstuhl angefangen wo sie in Randzeiten arbeiten kann. Ihre Eltern können den Kurs nicht bezahlen weil Staatsangestellte in Russland viel zu schlecht verdienen.
In der heutigen (und besonders in der Russischen) Gesellschaft ist so was natürlich wunderbar und ich bin auch stolz darauf so ein Übermensch als Freundin zu haben.
Leider scheint dieser Drang ständig die Nummer eins zu sein langsam aber sicher seinen Tribut zu zollen. Da sie das Wort Ausspannen nur vom Hörensagen her kennt ist sie ständig auf 180. Es stehen jetzt wieder Examen an und sie studiert momentan noch mehr als üblich. Das bedeutet 4-5 Schlaf und Schokolade und Kaffe als Energiespender. Das ist nichts neues für Elena, mir scheint aber, dass sich langsam ein Burnout Syndrom bemerkbar macht. Sie ist öfters krank, hat Fieberblasen, die Menstruation tut nicht mehr richtig und in den par Stunden Nachtruhe, die sie sich gönnt, schläft sie neuerdings nicht einmal mehr richtig.
Ich habe leider keine Möglichkeit mich fest um sie zu kümmern weil sie bei den Eltern wohnt und ich sehe sie meist nur einmal pro Woche am Samstag um 5 Uhr wenn sie total erschöpft von der Uni zu mir kommt (ja hier in Russland studiert man am Samstag). Sie übernachtet dann bei mir und am Sonntag geht sie nach Hause und macht sich wieder eine Woche lang kaputt. Ich versuche, dass sie sich wenigstens in der Zeit in der sie mit mir ist ein wenig entspannen kann. Ich habe angefangen sie in den Schlaf zu hypnotisieren was erstaunlich gut klappt. Trotzdem ist es nur einmal pro Woche wo sie sich ein wenig entspannt und da ich selber auch ein sehr stressiges Studium habe und selber nicht wirklich viel Freizeit habe, würde ich an den Samstagen auch gerne ein wenig raus gehen. Ich wohne im Studentenheim auf dem Campus wo ich auch studiere und komme nur selten unter der Woche raus.
Heute hat sie mich angerufen und mir gesagt, sie weine fast jeden Tag. Da meine Exfreundin fast 3 Jahre lang depressiv war und es auch mich sehr mitgenommen habe will ich es nicht noch einmal soweit kommen lassen.
Ich konnte sie überreden, dass sie Ihre Eltern überzeugt es sei Zeit auszuziehen was auch tatsächlich geklappt hat. Wir werden (nach den Examen) irgendwo eine Wohnung mieten und ich hoffe, dass ich dann ein bisschen besser auf sie aufpassen kann. Nun habe ich aber eben erst mit einem Ehepaar gesprochen welches ähnliche Probleme hatte. Die Frau war auch lange Zeit depressiv und sie haben mir gesagt, dass der Partner in solchen Beziehungen häufig machtlos sei was ich auch aus eigener Erfahrung kenne. Professionelle Beratung würde ich lieber noch nicht in Anspruch nehmen weil es wohl nicht einfach wird sie dazu zu bringen. Ausserdem bin ich mir nicht sicher ob es so was in Russland auch wirklich gibt.
Ich weiss einfach nicht wie man sie überzeugen kann, dass sie sich mit ihrem Verhalten selber kaputt macht. Wir haben schon oft darüber gesprochen und sie sagt jedes mal ich habe recht aber ändern tut sich nichts. Am nächsten Tag kommt sie wieder und erzählt mir, sie habe heute nur 3 Stunden geschlafen und bereits 3 Tafeln Schokolade gegessen und 5 Schokodrinks getrunken und ist stolz darauf.
Ich bin der Meinung, dass es sich um eine Depression handelt, die sich noch im Anfangsstadium befindet und ich hoffe, dass es nach den Examen wieder ein wenig besser werden wird. Trotzdem weis ich, dass das Übel in diesem Overachievementdrang zu suchen ist, denn sobald sie nach dem Studium eine Arbeit anfangen wird, wird sie sich nicht ändern. Sogar in den letzten Ferien in der Schweiz konnte sie sich nicht entspannen, jeden Tag musste ich mit ihr irgendwo eine Stadt oder ein Kaff besichtigen gehen dabei haben wir abgemacht gehabt, wir würden uns hauptsächlich auf unser Häuschen in den Bergen zurückziehen und an der Sonne liegen. Nach drei Tagen hat sie es nicht mehr ausgehalten.
Frage, wie mache ich aus einem Workaholic einen Phlegmatiker wie ich es bin?
PS: Sorry dass ich mich nicht kurz halten kann
Die wenigen bisherigen Freundinnen von mir waren Magersüchtige (mit schweren Depressionen), Alkoholikerinnen oder Mädchen die von zu Hause abgehauen waren. Bei Elena schien alles total perfekt. Sie raucht nicht, trinkt fast nichts, ist sportlich, kommt aus gutem Hause und ist extrem klug. Und in den letzten beiden Punkten liegt wohl auch einer der Gründe von meinem Problem. Sie ist eine Overachieverin, eine Überstudentin. Schon als kleines Kind fuhr sie ständig zwischen Schule, Eiskunstlaufunterricht und Musikschule hin und her. Sie kennt keine Freizeit. Ihr Vater ist Geschichteprofessor and der besten Uni in Russland und ihre Mutter ist Staatsanwältin. Sie hatte immer nur Bestnoten und ihr CV liest sich wie das eines Topmanagers und das mit 21 Jahren. Hier in Russland gibt es mehr solche Overachievers als in Europa weil man hier viel stärker auf Leistung getrimmt wird damit man wenigstens eine halbwegs rosige Zukunft in aussicht hat.
Ihre Eltern pushten sie das ganze Leben lange und obwohl sie stolz auf ihre Tochter sind geben sie sich nie zufrieden. Da sie Englisch und Deutsch bereits fliessend spricht hat sie vor 2 Monaten mit Französisch angefangen, letzten Donnerstag hat sie ohne mir etwas zu sagen den Test für einen höheren Level geschafft weil sie unterfordert war und ist nun direkt vom ersten in den vierten Level gewechselt. Sie studiert jetzt mit Leuten, die bereits mehr als ein Jahr studieren. Also hat sie sich freiwillig zusätzlich einen riesigen Haufen Stress aufgegabelt (und das kurz vor dem Examen) was leider sehr typisch für sie ist. Der Französischkurs ist ausserhalb der Universität und um die Kurskosten zu bezahlen hat sie eine Stelle am Lehrstuhl angefangen wo sie in Randzeiten arbeiten kann. Ihre Eltern können den Kurs nicht bezahlen weil Staatsangestellte in Russland viel zu schlecht verdienen.
In der heutigen (und besonders in der Russischen) Gesellschaft ist so was natürlich wunderbar und ich bin auch stolz darauf so ein Übermensch als Freundin zu haben.
Leider scheint dieser Drang ständig die Nummer eins zu sein langsam aber sicher seinen Tribut zu zollen. Da sie das Wort Ausspannen nur vom Hörensagen her kennt ist sie ständig auf 180. Es stehen jetzt wieder Examen an und sie studiert momentan noch mehr als üblich. Das bedeutet 4-5 Schlaf und Schokolade und Kaffe als Energiespender. Das ist nichts neues für Elena, mir scheint aber, dass sich langsam ein Burnout Syndrom bemerkbar macht. Sie ist öfters krank, hat Fieberblasen, die Menstruation tut nicht mehr richtig und in den par Stunden Nachtruhe, die sie sich gönnt, schläft sie neuerdings nicht einmal mehr richtig.
Ich habe leider keine Möglichkeit mich fest um sie zu kümmern weil sie bei den Eltern wohnt und ich sehe sie meist nur einmal pro Woche am Samstag um 5 Uhr wenn sie total erschöpft von der Uni zu mir kommt (ja hier in Russland studiert man am Samstag). Sie übernachtet dann bei mir und am Sonntag geht sie nach Hause und macht sich wieder eine Woche lang kaputt. Ich versuche, dass sie sich wenigstens in der Zeit in der sie mit mir ist ein wenig entspannen kann. Ich habe angefangen sie in den Schlaf zu hypnotisieren was erstaunlich gut klappt. Trotzdem ist es nur einmal pro Woche wo sie sich ein wenig entspannt und da ich selber auch ein sehr stressiges Studium habe und selber nicht wirklich viel Freizeit habe, würde ich an den Samstagen auch gerne ein wenig raus gehen. Ich wohne im Studentenheim auf dem Campus wo ich auch studiere und komme nur selten unter der Woche raus.
Heute hat sie mich angerufen und mir gesagt, sie weine fast jeden Tag. Da meine Exfreundin fast 3 Jahre lang depressiv war und es auch mich sehr mitgenommen habe will ich es nicht noch einmal soweit kommen lassen.
Ich konnte sie überreden, dass sie Ihre Eltern überzeugt es sei Zeit auszuziehen was auch tatsächlich geklappt hat. Wir werden (nach den Examen) irgendwo eine Wohnung mieten und ich hoffe, dass ich dann ein bisschen besser auf sie aufpassen kann. Nun habe ich aber eben erst mit einem Ehepaar gesprochen welches ähnliche Probleme hatte. Die Frau war auch lange Zeit depressiv und sie haben mir gesagt, dass der Partner in solchen Beziehungen häufig machtlos sei was ich auch aus eigener Erfahrung kenne. Professionelle Beratung würde ich lieber noch nicht in Anspruch nehmen weil es wohl nicht einfach wird sie dazu zu bringen. Ausserdem bin ich mir nicht sicher ob es so was in Russland auch wirklich gibt.
Ich weiss einfach nicht wie man sie überzeugen kann, dass sie sich mit ihrem Verhalten selber kaputt macht. Wir haben schon oft darüber gesprochen und sie sagt jedes mal ich habe recht aber ändern tut sich nichts. Am nächsten Tag kommt sie wieder und erzählt mir, sie habe heute nur 3 Stunden geschlafen und bereits 3 Tafeln Schokolade gegessen und 5 Schokodrinks getrunken und ist stolz darauf.
Ich bin der Meinung, dass es sich um eine Depression handelt, die sich noch im Anfangsstadium befindet und ich hoffe, dass es nach den Examen wieder ein wenig besser werden wird. Trotzdem weis ich, dass das Übel in diesem Overachievementdrang zu suchen ist, denn sobald sie nach dem Studium eine Arbeit anfangen wird, wird sie sich nicht ändern. Sogar in den letzten Ferien in der Schweiz konnte sie sich nicht entspannen, jeden Tag musste ich mit ihr irgendwo eine Stadt oder ein Kaff besichtigen gehen dabei haben wir abgemacht gehabt, wir würden uns hauptsächlich auf unser Häuschen in den Bergen zurückziehen und an der Sonne liegen. Nach drei Tagen hat sie es nicht mehr ausgehalten.
Frage, wie mache ich aus einem Workaholic einen Phlegmatiker wie ich es bin?
PS: Sorry dass ich mich nicht kurz halten kann