Deutsch-Englische Perversitäten

erik

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Übersetzen aus fremden Sprachen ist generell ein heikles Thema:

Gerade beim Übersetzen und Synchronisieren von Filmen spielen aber noch andere Aspekte eine Rolle:

der deutsche Text soll ja auch möglichst lippensynchron zu sprechen sein und nicht wesentlich länger als die englische Vorlage.

Da muss man als Übersetzer halt abwägen zwischen möglichst inhaltsgetreuer Wiedergabe, Übertragung von Wortspielen von einer Sprache in die andere und Synchronanforderungen.

Das anfangs genannte Bsp aus Futurame finde ich z B ganz gut übersetzt. Oder wie würdest du sonst aus Roddenberry eine Pfalnzenart/Tierrasse machen?

Das mit den Deutschen ist glaube ich ebenfalls ein sehr amerikanischer Witz nachdem eben alles was besonders fremd und seltsam-verrückt aussieht gerne mal als "deutsch" apostrophiert wird.

Das es für neue Gegenstände eben auch neue Worte gibt (s. Handy, public viewing) die halt oft entlehnt werden, ist ein normaler Vorgang in der Entwicklung einer Sprache.
Oder warum, meint ihr haben wir soviele lateinische Lehnworte in unserem Sprachschatz?
 

Sedge

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erik schrieb:
Das mit den Deutschen ist glaube ich ebenfalls ein sehr amerikanischer Witz nachdem eben alles was besonders fremd und seltsam-verrückt aussieht gerne mal als "deutsch" apostrophiert wird.
Southpark, der Film: "diese Engländer sind krank!" vs. "germans are sick" ;)

Bei Die Hard sind im Original die Deitschen die Bösen, in der Synchro Osteuropäer...

erik schrieb:
Das anfangs genannte Bsp aus Futurame finde ich z B ganz gut übersetzt. Oder wie würdest du sonst aus Roddenberry eine Pfalnzenart/Tierrasse machen?

Naja, es kann fast nicht anders übersetzt werden. Das ist halt schade, wenn ein Film durch die Synchronisation an Witz verliert, vor allem, wenn man die Wortspiele erahnenen kann.

Zum Beispiel Austin Powers: "Geschlecht?" - "Ja, bitte!" macht im deutschen keinen Sinn. Auf englisch "Sex?" - "Yes, please!" schon anders.


Klar, lippensynchron soll`s natürlich auch immer sein. Der Sinn (und bestenfalls der Witz) sollten allerdings erhalten bleiben. Starship Troopers ist da scheinbar ein Film, der weitgehend sinnentstellend synchronisiert wurde.....
 

Ein_Liberaler

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Wortspiele sind eben meist nicht übersetzbar. Wenn Werke zu großen Teilen darauf beruhen, umso schlimmer für sie. Terry Pratchett beispielsweise - in der Übersetzung bleiben nur die moralinsaure Handlung und der Slapstick übrig, das reicht meistens nicht. (Da vergeigen sie selbst internationale Wortspiele - antipasta -> negative Nudeln.)
 
G

Guest

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sedge schrieb:
Was zur Hölle sind "Walkakts"?

Ich schätze mal, das sind Clowns, die ihren Spaß mit den Passanten treiben...

Genau, heißt aber eigentlich "Walking Acts"

....manche sind allerdings eher ein "Running Gag" :mrgreen:
 

Giacomo_S

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Ein Discounter hatte einen größeren Posten Rucksäcke zu verkaufen.
Für das Prospekt war ihnen Rucksack wohl nicht sexy genug - das klang zu sehr verstaubt, zu sehr nach Luis Trenker.
Hätte man im Wörterbuch nachgeschaut, so hätte man herausgefunden das Rucksack im Englischen einfach nur rucksack heißt.
Egal, man verfiel auf body bag.
Und das ist im Englischen dann ein Leichensack.
 

Simple Man

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Am Wochenende blieb ich beim zappen auf RTL, genauer gesagt der Sendung "Deutschland sucht das Supertalent" hängen ... dort war ein Akrobat und Dieter Bohlen leitete seine Beurteilung mit den Worten

"Ein altes deutsches Sprichwort sagt: 'No risk, no fun!"

ein ...

:don:
 

Mr. Anderson

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Was mich manchmal stört, sind "deutsche" Filmtitel wie "Final Call" oder "Boy Soldiers". Also wo einfach ein neuer (dämlicherer) englischer Titel erfunden wird, und damit irgendwie vorgetäuscht als wäre das der Originaltitel.

Oder wenn die deutschen Übersetzer den englischen Inhalt nicht zu mögen scheinen und einfach etwas völlig anderes aus dem Hut zaubern. Zum Beispiel:
"Live itself is an exercise in exceptions." übersetzt mit "Die Grundlage einer jeden Intelligenz sind Verständnis und Mitleid."
(in der STTNG-Episdoe "Das Gesetz der Edo")
 

agentP

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Ich hatte das ja schon mal irgendwo angemerkt, dass ich komisch finde, dass in deutschen Übersetzungen von Büchern gerne vorne drin steht "Aus dem Amerikanischen". Selbst amerikanische Kinder haben in der Schule das Fach "english" und meine Gabriel Garcia Marquez-Gesamtausgabe wurde wie selbstverstäändlich "aus dem Spanischen" übersetzt und nicht "aus dem Kolumbianischen" und das obwohl sich das lateinamerikanische Spanisch deutlich stärker vom ursprünglichen kastilischen Spanisch unterscheidet, als amerikanisches Englisch vom britischen, wo die Unterschiede grösstenteils nur auf die gesprochene Sprache auswirken.


Nervig finde ich "realisieren" im Sinne von "sich bewusst werden". Das wurde uns an der Schule vor 20 jahren noch als Beispiel für einen "falschen Freund" begebogen ("realisieren" = verwirklichen; "to realise - "sich einer Sache bewusst werden"), heute ist die Bedeutung des englischen Wortes im deutschen Sprachgebrauch gang und gäbe.
 

Sedge

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Um auf Filme zurückzukommen: Starship Troopers

Das ganze Konzept um die föderale Staatsbürgerschaft, die man sich erst durch Militärdienst erarbeiten musste, wurde in der deutschen Synchronisation entfernt, und durch abgedroschene, militaristische Parolen um Pflichtgefühl und dergleichen ersetzt.

Um nur einige Beispiele zu nennen:

"This year we explored the failure of Democracy, how social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and established the stability that has lasted for generations since."
"Unser Thema dieses Jahr war die politische Entwicklung um die Jahrtausendwende, und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflusst haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten."



"Are you out of your mind? I'd rather take ten lashes on Public Square than see you ruin your life!"
"Hast du den Verstand verloren? Bevor ich dazu ja sage, nehme ich liebend gern jede Strafe in Kauf!"



"Dizzy was a friend. Dizzy was a soldier. But more than that... she was a citizen of the Federation."
"Dizzy war ein guter Freund. Und sie war ein Soldat. Aber vor allem... sollte sie uns ein leuchtendes Vorbild sein!"



Das kann man schon fast als Zensur bezeichnen. Die gesamte Idee des faschistischen "Service guarantees citizenship!" -Saates wurde durch Militärfanatismus verwässert. Schade, denn die satirische Art des Films ist durch die deutsche Synchro noch schlechter zu sehen....
 

Ein_Liberaler

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Deswegen gibt es auch genug Spacken, die den Film ernst nehmen und z.B. die gezeigten Einsatzgrundsätze und Ausbildungsmethoden für vorbildlich halten.

(Ansonsten intelligente, zu einem unauffälligen Leben in der Zivilisation befähigte Menschen, sonst wäre es ja nicht bemerkenswert.)
 

pierremoose

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Malcom mittendrin: Otto und Grete, die Bosse von Francis sind im Original Deutsche
Scrubs Staffel 2 Folge 20 : Der Patient Mister Olsen aus Dänemark stammt in der Originalfassung aus Deutschland und heisst Mr Müller

Die Simpsons Folge 11 Staffel 19 : Übersetztungsfehler Donkey(was eigentlich Esel bedeutet) wurde lächerlicher weise in der deutschen übersetzung mit Affe übersetzt! Echt lächerlich :don:

edit: das ganze wird noch lächerlicher, wenn man den zusammenhang sieht, in dem der fehler passierte! aber, um mal eben werbung für die ansonsten echt gute simpsons episode zu machen: Jeden den es interessiert sollte sich die folge selber anschauen, um den zusammenhang sehen:)
 

Sedge

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Ein "Klassiker" ist auch Bill und Ted's verrückte Reise durch die Zeit:

Aus Party on, Dudes wird Volle Kanne, Hoschies!.... :O_O:
 

Sedge

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Auf der Website Gegen Synchronisation werden derzeit Unterschriften gegen die nach Ansicht der Intitiatoren häufig kulturzerstörerischen Auswirkungen der bisherigen Eindeutschungspraxis in Film und Fernsehen gesammelt.

Dem derzeitigen Synchronelend lässt sich nach Ansicht der Seiteninitiatoren auf mehrerlei Wegen abhelfen: Neben Untertitelung sieht man auch in der Wiedereinführung des Zweikanaltons eine Möglichkeit.


http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30731/1.html

http://gegen-synchro.de/de/
 

haruc

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In Schweden zb. laufen Filme grundsätzlich in der Originalsprache und werden nur wenn nötig untertitelt. Ich fände das eine sehr gute idee, weil man damit dem fürchterlichen "denglisch" vorbeugen könnte.
Bei uns hätte das zwei Folgen:
1) Die Leute wären gezwungen sich aktiv mit andern Sprachen, primär der Englischen, auseinanderzusetzen.
2) Und das wäre eine Folge von 1) würden plötzlich viieeel mehr deutsche Filme im Fernsehen laufen und es würde sich wieder lohnen, gute deutsche Filme zu produzieren. (der letzte ist schon über 20 jahre alt... "Das Boot")
 

Simple Man

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Ich finde viele deutsche Filme gar nicht so schlecht ... komischerweise scheinen deutsche Filme im Ausland besser anzukommen als hierzulande ... woran mag das liegen? :gruebel:


pierremoose schrieb:
Malcom mittendrin: Otto und Grete, die Bosse von Francis sind im Original Deutsche
Scrubs Staffel 2 Folge 20 : Der Patient Mister Olsen aus Dänemark stammt in der Originalfassung aus Deutschland und heisst Mr Müller
Verstehe den Einwand nicht ... :?!?: ... aufgrund der Synchro sprechen die nun mal alle deutsch ... wäre komisch, wenn da plötzlich einer sagen würde, er versteht den Herr Müller nicht, weil der nur deutsch spricht ... ;-)
 

jones

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Schön war in dem Zusammenhang auch ein Rezept, daß ich mal bekommen habe: Salat mit Tomaten und Raketen.....

Bis ich mal herausbekommen habe, daß Rauke auf Englisch Rocket sind...
 

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