subjektiver Glaube aus objektiver Sicht
Adamantios schrieb:
Benkei,
es gibt in der Tat Menschen, die behaupten, sie glauben an nichts, und dabei sind es gar nicht die schlechtesten Menschen, die diese Worte sagen. Es sind Menschen, die durch Enttäuschungen zu dieser Antwort gekommen sind und im Grunde ihres Herzens doch an etwas glauben, auf etwas hoffen. Aber sie können diese Worte nicht aussprechen. Es fehlen ihnen Erlebnisse, sie sind zu wenig feinfühlend, um diese Dinge aufzunehmen; sie können sich nicht aussprechen oder in Worten ausdrücken.
Zu behaupten, an nichts zu glauben hat meines Erachtens eher mit einer Fehleinschätzung der Situation zu tun.
Jeder Mensch bedient sich
des Glaubens um sich sein Weltbild verständlich zu machen. Ohne
Glauben kann man sich die Welt schwerlich erklären, da man ja alles bewiesen oder zumindest erfahren haben muss. Natürlich muss man keiner Religion oder einem vorgefertigten Weltbild anhängen, aber man muss doch viele Punkte als für sich selbst verbindlich aufgestellt haben, also Dinge an die man
glaubt, weil man sie noch nicht selbst bewiesen oder erfahren hat.
Ein Beispiel das hier oft genannt wird ist Australien.
Ich war noch nicht "Down-Under", folglich kann ich nur glauben, dass Australien existiert. Sicher, ich sehe Fernsehberichte und Dokus über diesen Kontinent, aber selbst bewiesen oder erfahren habe ich noch nicht dass es Australien tatsächlich gibt. Was es allerdings gibt sind einige Indizien, die für die tatsächliche Existenz von Australien sprechen. Das ist es auch, worauf sich mein Glaube an Australien stützt.
Ebenso verhält es sich mit allem anderen, das man nicht erfahren oder selbst bewiesen hat: Schöpfungsgeschichte und Evolution; christliche Überlieferung, islamische Offenbarung, indische Philosphie oder chinesischer Universalismus; christliche Mystik, Sufismus, Kabbala, Hinduismus, buddhistischer Dharma, Taoismus oder Schamanismus; Heilslehre, Materialismus oder Nihilismus; Paradies, Leben nach dem Tod, Leben vor der Geburt, Reinkarnation, Wiedergeburt, Ewiges Nichts, Ewiges Vergessen, Hades, Styx, Hölle oder die Ewigen Jagdgründe; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; Gut, Neutral und Böse; Ordentlich, Neutral und Chaotisch; etc, etc und etc.
All das kann man nur entweder in seinen Glauben integrieren, es negieren oder es ignorieren. Solange, bis man es für sich selbst bewiesen oder erfahren hat, bleibt alles bloser Glaube, blanke Konzeption.
Menschen die also behaupten, sie würden an nichts glauben, erliegen einem grundlegenden Irrtum was das Glauben an sich anbelangt.
Glauben ist deshalb für den gesunden Menschenverstand absolut notwendig, doch sollte man niemals Glauben mit Wissen verwechseln. Denn nur weil man von etwas felsenfest überzeugt ist, weiss man es noch nicht. Daher können Zweifel auch als absolut gesund angesehen werden, denn es heisst ja auch: "
Nur der Wahnsinnige ist sich absolut sicher".
Adamantios schrieb:
Wenn nun solche Wesen nach ihrem irdsichen Tode in die geistige Welt eingehen, gibt es unter ihnen solche, die nun alle die Schönheiten, die ihnen begegnen, erstens einmal ablehnen, und dann haben sie allerlei Ausflüchte dafür, dass dies nur ein gewisser Zustand sei und bestimmt nur eine gewisse Zeit dauern werde. Und sie glauben immer noch nicht. Sie verbleiben dann sehr lange in ihrer Idee und kommen sehr lange nicht aus ihrem Bereiche heraus.
Ihre Belastung ist so groß, dass sie dadurch gehindert werden, diese schönen Dinge und Eindrücke aufzunehmen, die auf sie zukommen. Sie lehnen alles ab.
Dann aber gibt es solche, die auf Erden dieses Geistige nicht aufnehmen konnten, weil es für sie unsichtbar blieb.
Nun, wenn solchen Wesen in der geistigen Welt so viele Dinge begegnen, so erinnern sie sich sehr oft an verschiedene Worte oder Aussprüche, die sie gelesen hatten - ja, sagen wir sogar, dass in ihnen Erinnerungen wachgerufen werden aus der Musik, vom Theater, und sofort fangen sie an zu glauben und zu begreifen. Sie erleben sofort diese Wahrheit, diese Schönheit und bedauern, dass sie dasselbe nicht schon als Mensch geglaubt oder eingesehen haben.
Natürlich haben solche Verstorbene auch ihre Zeit der Läuterung mitzumachen. Alle entwickeln sich auf so verschiedenartigen Wegen vorwärts und sie stehen in verschiedensten Stufen der Läuterung.
Es ist eine große Sünde, wenn Menschen diese geistige Welt ablehnen, und so ist dementsprechend ihre Läuterungszeit.
Dazu möchte ich sagen: es ist dies im geistigen Felde jener Wesen eingezeichnet. Das kann jederzeit also festgestellt werden, die Welt Gottes ist eine Welt der Ordnung und der Klarheit.
Doch so gerne wird verziehen, wenn ein solcher Geist bekennt und bereut in der geistigen Welt, wenn er bedauert, dies alles auf Erden nicht erkannt zu haben.
Dann wird man ihm sagen: "Gut, du wirst wiedergeboren werden, dann sollst du deine Aufgabe das nächste Mal erfüllen". Und dann werden ihm bei der nächsten Geburt als Mensch verschiedene Aufgaben mitgegeben.
Oder das Wesen selbst erklärt sich bereit dazu und sondiert sich selbst Aufgaben heraus, die es dann als Mensch im nächsten Leben erfüllen will zum Zeichen der Reue. Und dieses wird in seinem geistigen Felde festgezeichnet, wenn man findet, dass es dazu stark genug ist oder wenn die Möglichkeit besteht, dass diese Aufgaben erfüllt werden können. Denn es wird keinem Wesen etwas auferlegt, zu dessen Bewältigung es nicht mächtig genug wäre. Denn es gibt auch Wesen, die dann in der geistigen Welt so voller Reue sind und sich sozusagen die größten Bußen auferlegen wollen; und sie versprechen, was sie alles zu ertragen bereit seien, wenn sie wiedergeboren werden; dass sie bestimmt auf dem richtigen Wege bleiben werden.
Man wird ihnen aber sagen, dass sie das Bewusstsein von ihrem jetzigen Erleben in der geistigen Welt nicht mitnehmen können. Dem Menschen werden Dinge vorgeführt - fühlen, fühlen muss er, dass es eine geistige Welt gibt! Dann entscheiden die Engel Gottes über diese Aufgaben in gerechter Weise, dass auch kein Wesen sich Dinge auflädt, sozusagen als Buße.
Es herrscht in allen Dingen Gerechtigkeit in der geistigen Welt.
Diese Passagen würde ich nun zu deinen Glaubenssätzen zählen. Du hast sie als für Dich verbindlich definiert und lebst danach. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden.
Wenn ich diese Passagen aus meiner Sicht betrachte, dann muss ich sagen, dass sie mit meinem, nennen wir es man "Weltbild", nicht konform sind. Das macht aber nichts, denn die "Weltbilder" sind ja bekanntlich fast so vielfältig wie die Menschen.
Wenn ich diese Passagen aus objektiver Sicht betrachte, dann sind es einfach nur unbewiesene Aussagen, bei denen jeder Wahrnehmende die bekannten Möglichkeiten hat, sie (teilweise) zu glauben, sie (teilweise)abzulehnen oder sie (teilweise) zu ignorieren.
Was die Gerechtigkeit anbelangt, so sehe ich auch darin nur einen subjektiven Begriff. Ob eine solche im Jenseits vorherrscht, habe ich glaubenstechnisch für mich noch nicht definiert. Dass sie allerdings im Diesseits nicht vorherrscht, dafür sprechen sehr viele Indizien.
Unter den wenigen tatsächlichen Freiheiten die wir alle teilen kann man wohl die Freiheit, in seinem Innersten glauben zu dürfen was man will, zählen. Da diese Freiheit wohl alle gleichsam teilen kann man vielleicht hier von wahrer Gerechtigkeit sprechen... aber das nur am Rande.
Adamantios schrieb:
Den wünsche ich auch!