antimagnet schrieb:
Giacomo_S schrieb:
Ich will's nicht dramatisieren, aber vielleicht hattest Du einen epileptischen Anfall.
Lass Dich mal neurologisch untersuchen.
kann man das im nachhinein feststellen?
ich dachte, man muss so lange unter beobachtung bleiben, bis man einen hat. wobei dann alles ausprobiert wird, um einen auszulösen, also warmes wasser, strobolicht, in diesem fall wohl "höhe"...
Ich maße mir hier einmal an, so eine Art "Fortgeschrittener" zu sein, was dieses Thema betrifft, denn ich bin selbst Epileptiker.
Im Nachhinein kann man kaum feststellen, ob es sich um einen Epileptischen Anfall gehandelt hat - es sei denn, es war eindeutig, es gab Zeugen oder Indizien. Aber dazu später mehr.
Die Epilepsie ist die häufigste neurologische Störung und tritt in allen Kulturen und Ethnien gleichermassen häufig auf. Je nachdem, wie man den Begriff "Epileptiker" definiert, sind bis zu 5% der Bevölkerung betroffen.
Man unterscheidet bei epileptischen Anfällen verschiedene Schweregrade von "Absencen" (kurzzeitigen - Sekunden - Bewußtseinstrübungen) bis hin zu "Grand Mal" (Krampfanfall mit Bewußtseinsverlust).
Epilepsie kann auf organische Ursachen zurückgeführt werden (Gehirntumor, Narbengewebe im Gehirn, Alkohol- und Drogenmissbrauch), muss aber nicht. Gott sei Dank erlauben die modernen bildgebenden Verfahren der Medizin sehr gut, jede noch so kleine organische Störung zu erkennen.
Oft genug findet sich jedoch keine organische Ursache.
rorriM schrieb:
kann sowas aus dem nichts denn auftauchen? vor 2-3 jahren bin ich aus einem anderen grund in die richtung nämlich von oben bis unten durchgecheckt worden, mit computer tomografie und all so dingen.
Ja, leider.
Eine Epilepsie kann in jedem Lebensalter spontan auftreten. Zwar ist das im Alter nicht mehr ganz so wahrscheinlich (hätte man eine Veranlagung dafür, ist die Chance sehr groß, dass man bereits in jungen Jahren einen Anfall hat), aber möglich ist es.
Ich persönlich hatte meinen ersten Grand Mal im Alter von 22 Jahren. Seitdem - ich bin jetzt 42 Jahre - habe ich fünf Grand Mals gehabt.
Bislang habe ich es abgelehnt, wegen der Grand Mals Medikamente zu nehmen, mich "einstellen" zu lassen. Jedenfalls solange ich keine Häufung der Anfälle feststellen kann.
Allerdings meide ich Situationen, die mich anfällig für GMs machen. Wie bei den meisten ist das die Fotosensorik, dass bedeutet: Stroboskope sind gefährlich für mich. Deshalb meide ich Discos, wo diese Sch...dinger stehen, aber es kann auch natürliche Ursachen für fotosensorisch ausgelöste GMs geben. In der Tat hatte ich einmal einen GM in einem Zug, weil die Sonne durch die Bäume fiel und einen stroboskopartigen Effekt erzeugte. Das ist auch der Grund, warum ich nie einen Führerschein gemacht habe: Ich will nicht auf diese Art und Weise mein Leben auf der Autobahn beenden.
Die Epilepsie ist immer noch ein stigmatisierte Krankheit. Der Anfall selbst ist halb so wild. Nachher ist man zunächst verwirrt, müde, abgespannt.
Am Besten wäre es, es brächte einen jemand nach Hause.
Schlimmer können die Folgen sein - ich bin beim letzten Mal vom Rad auf Schotter gestürzt. Da ich schon das Bewußtsein verloren hatte, als ich unten ankam, war da natürlich nichts mehr mit Schutzreaktion.
Ich hatte mich verschätzt.
1-2 Minuten vor einem GM hat man eine Aura - Wahrnehmungsveränderungen, die auf der veränderten Funktion der Gehirnzellen beruhen. Viele Epileptiker suchen sich ein "Versteck", wenn sie eine Aura bemerken und legen sich auf den Boden. die meisten Epileptiker haben einfach keine Lust, dass immer so ein Tamtam um sie herum geschieht: Andere rufen einen Krankenwagen, der fährt einen dann ins Krankenhaus usw. usw.
Das ist in allermeisten Fällen absolut unnötig. Man stirbt nicht an einem GM. Meistens wollen die Ärzte im Kkkhs. einen dann auch noch mal einen Tag "zur Beobachtung" dabehalten. Die letzten Male habe ich mich darauf eingelassen, aber ich habe mir geschworen: Wenn beim nächsten Mal keine ernstere Verletzung dabei ist, werde ich gehen.
Deine Beschreibung, rorriM, hat mich an eine Aura erinnert. Das muss aber nicht so sein.
@antimagnet
Kein Neurologe versucht in Untersuchungen, einen GM auszulösen. Vielmehr wird die Reaktion des EEGs (Gehirnstrommessung) auf typische Stimuli gemessen. Es lässt sich daraus ermitteln, ob jemand eine Neigung zur Epilepsie hat, oder nicht. Epileptiker haben höhere Amplituden im EEG, allerdings ist das oft reine Interpretationssache, da die Ergebnisse nicht so eindeutig sind. Bei mir zum Beispiel haben sich keine definitiven Auffäliigkeiten gefunden, weder im Tomographen, noch im EEG. Sollte ich bei meinem nächsten GM - und ich zweifele nicht daran, dass der irgendwann kommen wird - keine Verletzung am Kopf haben, werde ich den ganzen Spokus mit Tomograph und so nicht noch einmal mitmachen.
Denn da lag ich jetzt schon 3x drin und es ist auch 3x nix dabei heraus gekommen.
Ein darüber hinaus typischer "Beweis" ist eine Zungenverletzung, meistens liegt die seitlich an der Zunge. Sie entsteht dadurch, dass man sich während des GMs auf die Zunge beisst. Liegt diese vor, gilt das meist als der ultimative Beweis.
Ärzte sind schnell dabei, jemanden dauerhaft medikamentieren, "einstellen" zu wollen. Ich kenne Leute in anderen Foren, die hatten im Abstand von 2 Jahren ihre ersten zwei GMs und haben sich medikamentieren lassen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Medikamente oft schwere "Nebenwirkungen" (meiner Meinung nach sind es die Wirkungen) haben, nicht einfach abgesetzt werden können (sie verursachen ein erhöhtes Risiko eines Rückfalls und müssen daher "ausgeschlichen" werden) und auch auf langjährige Dauer zerstörerisch wirken können - eine fragwürdige Behandlung.
Ich hätte an Stelle des Patienten abgewartet.
Wenn sich Anfälle häufen, ist das anders. Durch die Folgeunfälle hat man keine Lebensqualität mehr. Dann würde ich das Zeug auch schlucken.
Mit meinem derzeitigen Risiko kann ich aber leben. Ausserdem ist es mir einmal gelungen, durch mentale Tätigkeit einen Anfall zu verhindern. Ich bin davon überzeugt, dass mir das wieder gelingen wird.