Schavan und ihre Promotion

dopex

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(Den alten Guttenberg-Thread wollte ich nicht wieder hervorkramen...)

Jetzt hat's also unsere Bundesministerin für Bildung und Forschung (die damit ohne gänzlich ohne Studienabschluss dasteht) getroffen:

Schavan verliert Doktortitel, kündigt Klage an

Uni Düsseldorf entscheidet über Schavan

War die Entscheidung zu hart?
Sollte sie nun zurücktreten und zieht mit ihrer angekündigten Klage das ganze nur unnötig in die Länge?
Dass sie im September nicht nochmal als Ministerin aufgestellt wird, dürfte relativ klar sein, also versucht sie die letzten 6 Monate noch auszusitzen...?

Natürlich heult die Opposition sofort auf, allerdings finde ich es durchaus richtig, dass der Rücktritt hier kein Automatismus wird. Imho hätte es bei Schavans Arbeit auch eine schwere Rüge getan. Und ein Doktorgrad, ob verdient oder nicht, sagt erstmal nichts über die Eignung für ein Ministeramt aus (siehe unten).
Merkel wird sich da wohl wie immer heraushalten und ihrer "guten Freundin" weder den Rücken stärken noch ihr den Rücktritt nahe legen. Letztendlich nehme ich an, dass sie sich bis zur BT-Wahl durchwurschtelt und dann nicht nochmal als Ministerin nominiert wird.

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Zweite Sache:

Und warum ist es in Deutschland eigentlich so wichtig, dass unsere politische Elite promoviert hat?
Auf Bundesebene haben 2/3 unserer Minister den Doktorgrad erreicht, auf Landesebene sieht es oft ähnlich aus...
Und bei den meisten wird es dann doch eine eben mal schnell hingeklatschte Arbeit sein, die die Forschung nicht wirklich weiterbringt.
In anderen Ländern haben diejenigen promoviert, die sich der Forschung verschreiben, wie z.B. in Frankreich oder in den USA. Da herrscht quasi eine Unvereinbarkeit zwischen dem Doktorgrad und der politischen Wählbarkeit durch die "breite Wählermasse", da diese den "elitären Bildungseliten" eher kritisch gegenübersteht.
 

dkR

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Die Rücktrittsforderungen sind halt reflexhaftes Geschrei der politischen Gegner, einfach aus Prinzip. Außerdem ist Plagiate suchen zur Zeit in Mode, andere Politiker mit Dreck zu bewerfen. Wenn man schon politisch nix reißen kann, wird halt die Person diffamiert.

Und warum ist es in Deutschland eigentlich so wichtig, dass unsere politische Elite promoviert hat?
Auf Bundesebene haben 2/3 unserer Minister den Doktorgrad erreicht, auf Landesebene sieht es oft ähnlich aus...
Nuja, die Leute mit Doktortitel finden sich überwiegend in zwei Parteien, ich denke nicht, dass das Zufall ist. Denke schon, dass Leute (AKdaemiker) mit Statussymbol eher andere Leute mit dem Statussymbol (also auch Akademiker) wählen, bzw. nicht wählen - kurz gesagt - Wählerklientel wählt Politikerklientel. Außerdem zeigt es, dass die Leute schonmal nicht ihr gesamtes Leben als Politikfunktionär verbracht haben.

War die Entscheidung zu hart?
Sollte sie nun zurücktreten und zieht mit ihrer angekündigten Klage das ganze nur unnötig in die Länge?
30 Jahre hat das doch auch keinen gestört und es ist doch jedem klar, dass es sich dabei um einen pro forma Titel handelt, die Aktion ist ziemlich albern.
Außerdem, Dr. in Geistes/Gesellschaftswissenschaften kann man eh nicht ernst nehmen, was soll das also?
 

dopex

Meister
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dkR schrieb:
Nuja, die Leute mit Doktortitel finden sich überwiegend in zwei Parteien, ich denke nicht, dass das Zufall ist. Denke schon, dass Leute (AKdaemiker) mit Statussymbol eher andere Leute mit dem Statussymbol (also auch Akademiker) wählen, bzw. nicht wählen - kurz gesagt - Wählerklientel wählt Politikerklientel. Außerdem zeigt es, dass die Leute schonmal nicht ihr gesamtes Leben als Politikfunktionär verbracht haben.
Aber es scheint ja nicht nur das Verhalten der anderen Akademiker zu sein. Im Vergleich zu anderen Ländern scheint der Doktorgrad in Deutschland viel mehr ein Statussymobl und Zeichen von geistiger Größe zu sein und führt dementsprechend auch zu "Anerkennung" von den "bildungsferneren Schichten".
In Frankreich hingegen ist das, was in den Elite-Schulen wie der ENA gelehrt wird, weit entfernt von jeglicher Wissenschaftlichkeit. Die Promotion ist dort für Forscher und "Geeks". Solche hätten wiederum als Kandidaten bei Wahlen womöglich nur geringe Chance, da das Wahlvolk diesen, sagen wir mal "misstraut".

dkR schrieb:
Außerdem, Dr. in Geistes/Gesellschaftswissenschaften kann man eh nicht ernst nehmen, was soll das also?

Ernsthaft....? Welche Dr. kann man denn Ernst nehmen? Nur die Naturwissenschaften? Ein Dr. med. ja wohl erst recht nicht :lol:
 

Simple Man

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Auch die Naturwissenschaften nicht - alles Datenbetrüger bzw. -manipulatoren ... die einzigen, die du ernst nehmen musst, sind promovierte Mathematiker ...
 

Angel of Seven

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dkR schrieb:
[...]Die Rücktrittsforderungen sind halt reflexhaftes Geschrei der politischen Gegner, einfach aus Prinzip. Außerdem ist Plagiate suchen zur Zeit in Mode, andere Politiker mit Dreck zu bewerfen. Wenn man schon politisch nix reißen kann, wird halt die Person diffamiert. [...]

Hallo... Die Frau ist Bildungsministerin, das Vorbild für alle Studierenden. Das kann doch wohl nicht sein.
Das wäre als wenn Ramsauer alkoholisiert Fahrerflucht begehen würde und muss den Führerschein abgeben und bleibt Verkehrsminister... :roll:
 

Malakim

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Angel of Seven schrieb:
Hallo... Die Frau ist Bildungsministerin, das Vorbild für alle Studierenden.

Hihi ja, damals im Studium, da habe ich auch zum Bildungsminister aufgeblickt und Ihn als mein Leitbild erkannt.

;)
 

Ein_Liberaler

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Das ist mehr so, als ob sich herausstellen würde, daß der Verteidigungsmninister vor dreißig Jahren als Fähnrich Rekruten schikaniert hat.
 

dkR

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Angel of Seven schrieb:
Hallo... Die Frau ist Bildungsministerin, das Vorbild für alle Studierenden. Das kann doch wohl nicht sein.
Das wäre als wenn Ramsauer alkoholisiert Fahrerflucht begehen würde und muss den Führerschein abgeben und bleibt Verkehrsminister... :roll:

Fällt halt schon auf, dass Spitzenpolitiker der Regierung (tm) Nr.3 binnen nichtmal zweier Jahre auf die Art entsorgt werden soll, das ist etwas oft um Zufall zu sein.
Aber es scheint ja nicht nur das Verhalten der anderen Akademiker zu sein. Im Vergleich zu anderen Ländern scheint der Doktorgrad in Deutschland viel mehr ein Statussymobl und Zeichen von geistiger Größe zu sein und führt dementsprechend auch zu "Anerkennung" von den "bildungsferneren Schichten".
Das war nur ein Erklärungsversuch für die Häufung in zwei Parteien, als der "einer von uns"-Effekt.

Gesamtgesellschaftlich überascht mich der hohe Stellenwert eines Dr. immer wieder, wie gesagt - weil er meiner Erfahrung nach gerade von nicht-Akademikern so hoch bewertet wird.
Vielleicht ist das einfach ein Anachronismus aus der Kaiserzeit?

Ernsthaft....? Welche Dr. kann man denn Ernst nehmen? Nur die Naturwissenschaften? Ein Dr. med. ja wohl erst recht nicht
Immer der eigene natürlich. :lol:
 

Themis

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Wobei ich in diesem Zusammenhang sehr wohl denke, das die allermeisten Dr.med. überflüssig sind. Wozu braucht ein Hausarzt oder ein niedergelassener Orthopäde den Dr.med?
Mir ist auch nicht bekannt, dass es in anderen Ländern einen Doktortitel für Ärzte gibt, welcher sich mit einer "wissenschaftlichen Tätigkeit" im Rahmen einer Promotionsarbeit angeeignet werden muss.
So viel ich weiss ist man z.B. in den Staaten bei erfolgreichem Beenden des Studiums direkt Doktor ohne eine zusätzliche Promotionsleistung. Das nennt sich dann MD.
Dieses unnötige "Promovieren" führt doch in der Tat nur dazu, dass das ganze inflationär wertlos wir. Es gibt gerade in der Humanmedizin oft Doktorarbeiten mit unglaublichen Themen.

Vielleicht sollte man in Deutschland dazu übergehen, an jene Ärzte Doktortitel zu vergeben, die auch in der Forschung bleiben wollen oder zumindestens ersthafte Forschung betrieben haben und betreiben wollen. Eine Forschung, die über 6 Monate Akten studieren oder 2 Jahre Zellkulturen ernähren hinausgeht.
Sonst wird es immer so bleiben, dass der Doktor mal so eben im vorbeigehen gemacht wird. (ich habe hier mal als Beispiel die Medizin angeführt, aber sicherlich trifft das auf viele Studiengänge zu).
 

agentP

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Simple Man schrieb:
Auch die Naturwissenschaften nicht - alles Datenbetrüger bzw. -manipulatoren ... die einzigen, die du ernst nehmen musst, sind promovierte Mathematiker ...

Aber nur solche die sich auf theoretische Mathematik spezialisiert haben. Bei der angewandten Mathematik wird´s schon wieder dünne.
 
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