"Front gegen das Halbwissen" klingt gut - nur, wer beantwortet meine Fragen??? Gegenwärtig muß ich mich zwischen drei ideologischen Anschauungen durchhangeln:
1. Geschichtsunterricht/Publikationen der DDR, in Kurzform: Hitler, Faschismus und 2. Weltkrieg waren das Schlimmste überhaupt; Israel bzw. Zionismus war verpönt (kuscheln mit Herrn Arafat); Nazi-Verbrechen wurden selten von der völkerrechtlichen Seite beleuchtet, es ging meist um die Schuld der "imperialistischen Mächte"; im Buch "Der KZ-Staat" entsteht der Eindruck, daß im 2. Weltkrieg fünf Millionen Kommunisten und drei Juden ermordet worden wären (das ist jetzt ehrlich überspitzt ausgedrückt!); in einem später vom Markt genommenen Buch über die Verbrechen der SS (erschienen 1953, liegt mir vor) ist Korrespondenz abgebildet, die aufgrund der Datierung die unvorstellbare Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden zumindest fraglich erscheinen läßt.
2. Derzeitige Lage in Deutschland, in Kurzform: Ich bin automatisch Ignorantin, Rassistin und Anti-Judaistin, wenn ich mich weigere, die Erbschuld des 2. Weltkriegs anzunehmen (by the way: meine Mutter ist 1952 geboren!) und wenn ich schnaufe beim Wort "Holocaust".
3. Obskure Publikationen aus noch obskureren Quellen, in Kurzform: Es beginnt bei Vorträgen von Großdeutschland-Freunden, geht über Illuminaten-Gefasel bis hin zur Auschwitzlüge. Weniger obskur, allerdings katastrophal übersetzt ist Norman Finkelsteins "Die Holocaust-Industrie".
Soll ich mir da das raussuchen, was meiner Meinung nach am besten zusammenpaßt? Oder soll ich nur der Geschichtsschreibung vertrauen, die ich selber gefälscht habe? Soll ich Workshoperfahrungen einbringen und davon ausgehen, daß das jüdische Volk in der Opferrolle alles Negative beim vermeintlichen Verfolger lassen kann, weil der Verfolger dies zuläßt? Kann ich in Volkszählungsakten blättern, um mich zu überzeugen, daß tatsächlich Millionen Menschen getötet worden sind, weil ein halb debiler Anstreicher darauf Lust hatte? Kann ich das, was ich mit eigenen Augen 1988 in Auschwitz gesehen habe, glauben? Und, letztlich, kann ich mich als Frau gegen die Zudringlichkeiten ausländischer Mitbürger verbal wehren, ohne mich als "deutsche Nazi-Nutte" beschimpfen lassen zu müssen? Und: Wielange wird es dauern, bis in unserem Land erkannt wird, daß die unterbelichteten Glatzen (die morgen auch dicke Bauern mit braunen Hühnern verprügeln, falls irgendwo ein Pamphlet des "Führers" mit diesem Inhalt auftauchen sollte) weit weniger gefährlich sind als der EINE Kopf, der womöglich schon als Schläfer irgendwo unter uns weilt?
Fragen über Fragen ... wenn mir auch nur eine beantwortet wird, bin ich schon ein Stück weiter aus dem Nebel. DANKE vorab.