Booth schrieb:
ganz interessant wird es nun, wenn man die Zugangsqualifikationen mit denen vergleicht, die selber eine Firma aufbauten. Denn diese haben sehr oft keine einzige dieser Papier-Qualifikationen. Können den Job aber scheinbar genauso gut... hmmm... was sagt mir das nun über den Sinn dieser Qualifikationen...
Das sind Ausnahmeerscheinungen. Und in der Regel in Bereichen, die noch gar nicht vernünftig entwickelt waren, als diese Pioniere auf den Plan traten. Die alten Hasen der IT-Branche sind ein Beispiel dafür. Die stellen heute Manager ein, obwohl sie selber als Nicht-Manager begonnen haben. Warum stellen sie Manager ein? Weil sie wissen, dass die das können, oder zumindest können sollten. Warum haben sie es früher trotzdem selber gemacht? Weil es niemanden gab, der sich in ihrem Bereich gut genug auskannte, als dass sie es hätten an diese Leute abtreten können oder das Unternehmen zu klein war, als dass es sich die Bezahlung dieser hochqualifizierten Spezialisten hätte leisten können. Die erfolgreichen Selfmade-Millionärs-Unternehmer sind mit ihren Aufgaben gewachsen - wie viele es nicht geschafft haben und auf Schulden sitzen, weil sie sich selbstständig und ganz ohne Manager in die Miesen gewirtschaftet haben, sollte man aber auch nicht vergessen, denn das sind nicht gerade wenige. Die anderen? Ausnahmeerscheinungen, die nicht verallgemeinerbar sind.
Booth schrieb:
dafür ist die Frage, wie der Manager-Markt aussieht, irrelevant
Was ein ziemlich netter Umstand für die Manager ist... ein Schelm, wer Böses dabei denkt

- und genau diese Behauptung tätige ich ja die ganze Zeit. Der Markt ist irrelevant.
Du verstehst mich falsch. Irrelevant ist für die Frage, weshalb Manager mehr verdienen als Putzfrauen, wie es um den Manager-Markt steht.
Booth schrieb:
Und anspruchsvoll. Und arbeitsintensiv
Ach komm... das sind viele andere Jobs von Facharbeitern, Ingenieuren auch.
Ich sehe in den genannten Faktoren keinen erhelblichen Unterschied, ausser dem, Entscheidungen treffen zu dürfen... die Konsequenzen aber nicht wirklich fürchten zu müssen, was ich eher als Privileg betrachte.
Dass sie keine Konsequenzen fürchten müssen und trotz Versagens unverhältnismäßig hohe Abfindungen bekommen, ist ein Fehler, den die Unternehmen machen. Dass ich das doof finde, habe ich bereits geschrieben.
Booth schrieb:
Den anderen Faktor der Qualifikationen sehe ich dann genauso. Quasi der Eintrittsschein zu dieser Kaste... hängt in Deutschland interessanterweise stärker von Deiner Herkunft ab... international vor allem von Deinem Studienort, was wiederum oft durch Herkunft ermöglicht oder verwährt wird (aber international gibts immerhin Stipendien... wenn auch wenige...)
Halte ich für falsch gedacht. Wenn die Herkunft bestimmt, wer studiert, und wer den Job kriegt davon abhängt, wer studiert hat, dann hängt die Frage, ob du den Job kriegst, nur indirekt davon ab, wie deine Herkunft ist. Den Zusammenhang so vereinfachen zu wollen halte ich für irreleitend und tendenziös.
Im Grunde sind das aber alles unwichtige Punkte, wenn man sie mit dem folgenden vergleicht, denn da liegt der eigentliche Unterschied zwischen unseren Positionen:
Booth schrieb:
Ronaldinho ist auch ersetzbar. Zum Beispiel durch Messi. Warum beide soviel verdienen?
Weil diese Personen Marken sind. Nichts weiter.
Komplett falsch. Marken lassen sich auch ersetzen. Aber falsch ist es aus einem anderen Grund: Beide, Ronaldinho wie Messi, gehören schlichtweg zu den besten Fußballern der Welt. Von so guten Spielern gibt es weltweit nur sehr wenige. Das gleiche gilt für Anwärter auf Manager-Posten. Du guckst dir immer nur einen kompartmentalisierten Marktbereich an und ignorierst dabei den größeren Zusammenhang. Es gibt
insgesamt weniger Leute, die für Managerjobs in Frage kommen, als für andere Jobs.Und damit meine ich nicht die Herkunft, sondern die nötigen Qualifikationen. Selfmade-Millionäre sind schön und gut, aber wen würdest du einstellen? Einen, der's studiert und schon in dem Bereich gearbeitet hat oder einen, der keinerlei Ausbildung oder Erfahrung hat, sich das aber trotzdem zutraut?
Kombiniert man die Qualifikationen mit der höheren Verantwortung, dem höheren Gewinn (oder Verlust), den ein Manager für sein Unternehmen im Vergleich zu anderen Mitarbeitern erwirtschaftet und den anderen bereits genannten, weniger wichtigen Faktoren, ergibt sich ein Gesamtbild, das durchaus plausibel macht, weshalb ein Top-Manager eines multinationalen, mehrere Milliarden schweren Unternehmens erheblich mehr verdient als ein noch so gut geschulter Facharbeiter. Dass das ganze teilweise mit Klüngelei, Bevorzugung befreundeter Bonzenkinder, Unverhältnismäßigkeit etc. pp. einhergeht, ist sicher richtig, aber nicht der entscheidende Grund, weshalb ein Top-Manager mehrere Millionen im Jahr verdient, während eine Putzfrau 7,50 Euro die Stunde kriegt.
Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass ich dir das verständlich machen kann, weil du, imho ohne ziehende Gegenargumente zu bringen, für diese Argumentation nicht zugänglich bist. Ist dein gutes Recht, auf deiner Meinung zu beharren, ebenso wie es mein gutes Recht ist, das dann für einen Fehler zu halten. Kann ich wunderbar mit leben, macht mich auch nicht sauer, nur falls das so rüberkommen sollte als ob. Imho sind die Positionen damit klar, für mich ist die Diskussion, so lange keine neuen Punkte kommen, somit beendet, womit ich dir aber nicht das Wort abschneiden, sondern lediglich signalisieren will, dass ich glaube, dass, wenn du mich jetzt nicht verstanden hast, es für mich keinen Sinn macht, weiterhin zu versuchen, mich dir gegenüber in dieser Debatte verständlich zu machen.