Lohnforderungen der Gewerkschaften

Die Forderungen der Gewerkschaften sind ...

  • ... zu hoch!

    Stimmen: 0 0,0%
  • ... sind gerechtfertigt!

    Stimmen: 0 0,0%
  • ... zu niedrig!

    Stimmen: 0 0,0%
  • ... wie alles was Gewerkschaften machen: Mist!

    Stimmen: 0 0,0%
  • ... mir ehrlich gesagt völlig egal!

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

Simple Man

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Die Gewerkschaften der Metallindustrie und die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA sind mit hohen Tarifforderungen in die Verhandlungen gegangen. Die Forderungen entstanden zu einer Zeit, als die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft in dem jetzt stattfindenden Maße bzw. dem erwarteten Umfang noch nicht absehbar waren.

Nur stellt sich jetzt die Frage, ob das jetzt ein Grund ist auf die Forderungen zu verzichten? Als es nämlich einen Aufschwung gab, hieß es, zu hohe Forderungen der Gewerkschaften würden zu einem Abschwung führen, auf jeden Fall aber den Aufschwung bremsen. Jetzt wo der Konjunkturverlauf nach unten zeigt heißt es, die Forderungen befeuern den Abschwung - d.h. sowohl beim Aufschwung als auch beim Abschwung sollte man auf zu hohe Lohnsteigerungen verzichten, es könnte ja schaden.

Aber könnten nicht gerade die Lohnsteigerungen zu einer Ankurbelung der Konjunktur dienen, da die Leute dann mehr Geld in der Tasche haben, das sie dann für den Konsum ausgeben? (Gut, sie könnten es natürlich auch horten)

Was meint ihr? Sind die Forderungen zu hoch? Oder sind sie berechtigt? Oder findet ihr Gewerkschaften an sich sind schon falsche Institutionen, da jeder Arbeitnehmer für sich den Lohn aushandeln sollte?
 

IMplo

Großmeister
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Grundsätzlich sind Lohnsteigerungen im Kapitalismus immer gefährlich.

:roll:

Profitsteigerungen sind immer nur gut.

Fällt da jemandem was auf?

Ich bin da eher abwartend, letztlich werden die Verhandlungen das Ergebnis bestimmen.

Seit Jahren (inbesondere mit dem Wachstum im "Zeitüberlasungssektor")
sinken Löhne in Deutschland.

Den Leuten, die die Gewerkschaft noch vertritt, steht ein mittlerweile recht beeindruckendes Heer an Arbeitsmarktnomaden gegenüber (Zeitarbeiter), deren Beschäftigungen weniger lange halten und deren Löhne wie gesagt kaum über Lehrlingsgehältern liegen. Von Sozialleistungen bei Zeitarbeitgebern wollen wir erst garnicht anfangen... wo ist deren gewerkschaftliche Vertretung?

Mir ist es inzwischen recht Hupe, was die Gewerkschaften herausholen, Sie erhöhen nur den Frust bei allen Zeitarbeitnehmern, die mit jeder Lohnerhöhung der Festangestellten noch ein wenig deutlicher gezeigt bekommen, daß man ihre Arbeit nicht wertschätzt.

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Grundsätzlich sind Lohnsteigerungen im Kapitalismus immer gefährlich.
Das bestreite ich einfach mal. Denn wie willst denn dann erklären, dass gerade in den kapitalistischen Ländern die Löhne im letzten halben Jahrhundert kontinuierlich gestiegen sind? In manchen Ländern sogar ganz ohne einflussreiche Gewerkschaften?
 

IMplo

Großmeister
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In den letzten 50 Jahren abzüglich der letzten etwa 10?

Wiederaufbau und Wirtschaftswunder nach der totalen Zerstörung in WW2?

Nebenher erwähnt sei, daß die Lohnentwicklung, gemessen an der Profitentwicklung, nicht gar so dolle gewesen ist. Die Sozialleistungen nehmen stetig ab, die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse nimmt stetig ab, nur eines nicht:

Profit

...und da fragt man ernsthaft nach, ob die Forderungen zu hoch sein können?

Es hängt lediglich davon ab, welche Wirtschaftslehre du bevorzugst und zu welchem Lager (Arbeiter - Unternehmer) Du dich zählst - entsprechend wird die Argumentation ausfallen. Im Grunde ein Kasperletheater und entscheiden wird nicht "der Gerechte" sondern dert "der Starke", wie das halt am Markt so üblich ist.

Gretz!
IMplo
 

agentP

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Wiederaufbau und Wirtschaftswunder nach der totalen Zerstörung in WW2?

Was ist mit Ländern, die nach dem Krieg nichts aufbauen musste, weil nichts zerstört war? Die USA, diverse asiatische Staaten, wie Südkorea? Neuseeland? Australien? Überall kapitalistische Staaten und überall sind die Reallöhne über einen langen Zeitraum kontinuierlich gestiegen.

Nebenher erwähnt sei, daß die Lohnentwicklung, gemessen an der Profitentwicklung, nicht gar so dolle gewesen ist.
Du weichst aus. Wir waren bei den Löhnen und nicht beim Profit.
Mir persönlich ist auch ziemlich egal, wieviel Profit mein Chef macht, solange mein Gehalt stimmt, da Neid nicht zu meinen zahlreichen schlechten Eigenschaften zählt.

Im Grunde ein Kasperletheater und entscheiden wird nicht "der Gerechte" sondern dert "der Starke", wie das halt am Markt so üblich ist.
Das schöne am Markt ist halt, dass er aus Millionen von Teilnehmern besteht und es gar nicht so einfach ist "der Starke" zu werden, das geht richtig einfach nur dann, wenn der Staat zugunsten einzelner Marktteilnehmer eingreift, was aber dann klar der reinen marktwirtschaftlichen Lehre widerspricht.
Es hängt lediglich davon ab, welche Wirtschaftslehre du bevorzugst und zu welchem Lager
Es hängt auch davon ab, ob man die Wirtschaftslehren versteht. Bei betimmten Punkten sind sich Wirtschaftswissenschaftler aller Lager sogar ziemlich einig.
 

IMplo

Großmeister
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Also im Thread ging es ja um die Lohnforderungen deutscher Gewerkschaften, daher mein Bezug auf WW2.

Zu Australien, etc.: meine Kenntnisse sind sicher nicht detailliert genug, um da etwas aussagen zu können.

Daß der Profit ein Nebenschauplatz ist, das empfinde ich nicht so. Man muß auch nicht neidisch sein, um zu bemerken, daß Profite in weitaus größerem Maße, abgekoppelt von der Lohnentwicklung, wachsen. Dafür braucht es nur etwas Beobachtungsgabe.

Irgendwann geht die Schere allerdings soweit auseinander, daß Gerechtigkeitssinn (und nicht einfach Neid) schon genügt, um eine Bindung der Lohn- an die Profitentwicklung zu fordern - oder wenigstens anzumerken, daß es da eine große Diskrepanz gibt.

In einem anderen Thread haben wir bereits festgestellt, daß man mit den letzten Lohnabschlüssen gerade mal die Inflation ausgleicht.

Greetz!
IMplo
 

Malakim

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Vor allem stört mich bei diesem Thema, das die Gewerkschaften (natürlich) ihre haupt "Kunden" bedienen. Die IG Metall hat gerade neue Gehaltsgruppen (ERA) eingeführt. Unterm strich wird damit das Lohn Niveau angehoben, das aber auf Kosten der oberen Gehaltsgruppen. Ingenieure kommen wieder zu kurz, müssen länger arbeiten und bekommen geringeres Gehalt.

Ob das wirklich Sinn hat wenn D nunmal als Entwicklungsstandort für Hightech angesehen wird und die guten Leute dann zwei Möglichkeiten haben:
1. Lieber gleich USA = mehr Geld, weniger Steuern, weniger Arbeiten oder
2. Ausser Tariflicher Vertrag = Arbeiten bis das soziale Ableben mit 42 und Herzinfarkt eintritt, selber kämpfen um Inflation zu kompensieren, ausgelutscht werden wie eine alte Zitrone.

Ob das wirklich sinnvoll ist wage ich zu bezweifeln.

Um da mal vorweg zu greifen, ich arbeite jetzt schon mehr als 50 Stunden die Woche, muß wie ein Flummi um die Welt reisen und sehe meine Familie selten und das ich nun in Sauß und Brauß leben würde davon habe ich nichts bemerkt, ein Haus z.B. könnte ich mir im Leben nicht leisten.

:kerze:
 

IMplo

Großmeister
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Hmm, Version 2 betrifft alle Zeitarbeitnehmer im Lande - dafür muß man nicht einmal Ingenieur sein! Normalbürger mit zuwenig Glück auf Stellensuche reicht schon.

Greetz!
IMplo
 

agentP

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IMplo schrieb:
Hmm, Version 2 betrifft alle Zeitarbeitnehmer im Lande - dafür muß man nicht einmal Ingenieur sein! Normalbürger mit zuwenig Glück auf Stellensuche reicht schon.

Greetz!
IMplo

Der Anteil von Zeitarbeitern an allen Beschäftigten liegt bei 0,9%.
In Anbetracht dieser Zahlen verstehe ich ohnehin nicht wieso du immer wieder so tust, als wäre Zeitarbeit mittlerweile die Regel. Bei einem Anteil von 0,9% kann man denke ich getrost sagen, dass diese Art der Beschäftigung eher die Ausnahme ist. :roll:
 

Ein_Liberaler

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Warum antworte ich überhaupt? Kann sich doch jeder denken, was ich meine. Egal.

Ich halte die sinkenden Reallöhne der letzten Jahre für einesteils von den steigenden Steuern und Abgaben verursacht und anderenteils für eine notwendige Korrektur der übertriebenen Lohnsteigerungen der vorhergehenden Periode. Wir können das Anbieten von Arbeitsplätzen natürlich auch unrentabel machen, da werden wir schon sehen, was wir davon haben. Drei Millionen wissen das schon aus eigener Anschauung.

Ehrlich - manchmal habe ich den Eindruck, wenn es der Industrie mal etwas besser geht und Arbeitslose von der Straße kommen, tut das den Gewerkschaften in der Seele weh und sie versuchen alles Menschenmögliche, wieder die alten Verhältnisse herzustellen. Das ist alles so erschütternd widersinnig...

Ein Bekannter hatte gerade Ärger mit dreien seiner Angestellten. Die wollten mehr, er konnte nicht zahlen, also haben sie gekündigt. So läuft das in einer Marktwirtschaft. Mehr Nachfrage, hier nach qualifizierter Manpower in der Stahlindustrie, sorgt für höhere Preise, hier Löhne.
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
Ein Bekannter hatte gerade Ärger mit dreien seiner Angestellten. Die wollten mehr, er konnte nicht zahlen, also haben sie gekündigt. So läuft das in einer Marktwirtschaft. Mehr Nachfrage, hier nach qualifizierter Manpower in der Stahlindustrie, sorgt für höhere Preise, hier Löhne.

Du meinst wohl eher: Er wollte nicht zahlen.
Die Arbeitnehmer haben seit mehr als einem Jahrzehnt deutliche Preissteigerungen bei gleichzeitigem Verzicht auf neue Lohnrunden hinnehmen müssen. Komisch: Gegen mehr Geld im Portemonnaie gibt's immer Gründe.

Jeder Arbeitnehmer mit etwas Lebenserfahrung weiss: Mehr Geld ist immer nur ein Grund, aber beileibe nicht der einzige für berufliche Entscheidungen. Viele Arbeitnehmer sind durchaus bereit, auf potientiell mehr Geld zu verzichten, wenn dafür andere Parameter stimmen: Stabile Situation, gutes Betriebsklima usw. usf.

Dein Bekannter hätte - und dazu wäre er sicher in der Lage gewesen - wenigstens ein "Zuckerl" draufgeben könne. Das gleich 3 Mitarbeiter abspringen spricht Bände - oder speckt er etwa sein Betriebsauto ab ?
 

Ein_Liberaler

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Das spricht Bände über die Arbeitsmarktlage in der Stahlindustrie. Aber sicher ist der Mann besonders dumm und hartherzig in Kombination, schon klar.
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
Das spricht Bände über die Arbeitsmarktlage in der Stahlindustrie. Aber sicher ist der Mann besonders dumm und hartherzig in Kombination, schon klar.

Höre ich da jemand mit vollen Backen jammern ?
Das ist ja das schöne an Verträgen - auch Arbeitsverträgen - sie gelten für beide Seiten.
 

Ein_Liberaler

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4,2 sind in der Krise genauso irre wie acht. Das übliche Bündnis aus Gewerkschaften und Großindustrie, das zu nichts gut ist als dazu, die kleineren Unternehmen aus den Verbänden zu drängen. Man wird sehen, und der Markt wird es richten.
 

Montag

Geselle
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Gewerkschaften sind doch kriminelle Vereinigungen. Neue Mitarbeiter werden durch mobbing dazu gezwungen in die Gewerkschaft einzutreten.

Bei Streiks zeigt sich das schmutzige Gesicht der Gewerkschaften erst so richtig, da wird polemisiert, aufgehetzt, beleidigt und menschenunwürdiges kultiviert. Da gehn noch welche arbeiten? Egal wer, was oder warum, DAS sind STREIKBRECHER und die sind keine Menschen!
Die Linken mit einer Mischung aus rotutopistischem und radikalem Gedankengut (wir wollen es schön haben Du ... sonst hau ich Dir die Fresse ein) dürfen da ja auch nie fehlen.

Die vertretene Logik ist am Leben vorbei:
Wenn alle nur 25 Stunden arbeiten bei vollem Lohn gibt es mehr Arbeitsstellen. :lach1:
Klar, so geht das mit der Wirtschaft und so. Was ist aus dem alten Wahlspruch geworden: "Arbeit zieht Arbeit nach sich"?

Typisch für Gewerkschafts denken:
"Wir müssen Arbeit A erledigt bekommen. Mitarbeiter XY kann das machen.
Arbeit A ist Gewerkschafter Arbeit! XY ist nicht in der Gewerkschaft der darf das nicht sonst STREIK!
Nungut, dann machen das eben Gewerkschafter bitte.
Wir können Arbeit A nicht ausführen, dazu fehlen uns die Facharbeiter."

Ergebnis: Arbeit A wird NICHT gemacht.

Wird das Werk dann geschlossen weil man die Faxen dicke hatte dann wird das Geschrei auf einmal groß! Neeeeiiin wieso denn warum denn was ist denn nur los? Wir haben doch gute Qualität bei nur 150 Fachen Kosten geliefert im Vergleich zu dem anderen Werk im Ausland ...

:kerze:
 

Giacomo_S

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@ Liberaler
Und der Kaviar soll ja jetzt auch wieder teurer werden.

Das Geld, was ein durchschnittlicher Metaller jetzt mehr bekommt ... würde bei einem der vielen "Geschäftsessen" nicht einmal die Getränke abdecken.
Oder bei einem "Firmenwagen" nur eine Tankfüllung bezahlen.
 

IMplo

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Es ist doch immer das Gleiche:

Die Gewerkschaften fordern zuviel und die Arbeitgeber bieten zuwenig.

Das muß wohl so sein.

Dann setzen sie sich zusammen, beschließen einen Kompromiß und gut ist.

Zum Vorwurf, die Gewerkschaft sei wie eine kriminelle Vereinigung:

das sind die Arbeitgeberverbände auch ^^ Ich denke, da muß keiner dem Anderen Vorhaltungen machen. Beide erheben immer wieder Forderungen zu Lasten des Anderen und werden nicht müde zu erklären, daß die jeweiligen Forderungen absolut gerechtfertigt sind...Ritual?

Greetz!
IMplo
 

Ein_Liberaler

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Giacomo, wir kennen uns jetzt lange genug, und ich habe keinen Bock, mit Dir zu streiten. Entschuldige also bitte, aber Du hast einfach keine Ahnung von den Dutzenden von kleinen Metallklitschen, die es hier in der letzten Industriestadt von NRW gibt, abgesehen davon, daß Deine Philippika gegen die Unternehmer wenig mit dem zu tun hat, was ich geschrieben hatte.

Zum Vorwurf, die Gewerkschaft sei wie eine kriminelle Vereinigung:

das sind die Arbeitgeberverbände auch Ich denke, da muß keiner dem Anderen Vorhaltungen machen.

Das ist doch das Problem. Die bekämpfen einander gar nicht, die Gelackmeierten sind andere. Das Hickhack zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ist letztlich ein Schaukampf, der den Blick auf den eigentlichen Raubzug versperrt. Zwischen Big Labor, Big Business und Big Government paßt kein Blatt Papier. Den Schaden haben Mittelständler und Arbeitslose, und solche, die es werden "wollen".
 

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