Konkrete Definition einer "korrekten Psyche"

InsularMind

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Ja, nachdem ich nun einige Zeit versucht habe, über die Suche und weiterführende Links im großen Googlegarten herauszufinden, ob diese Frage schon mal behandelt wurde, versuche ich einfach mal, dazu eine Definierungssammlung anzustrengen.

Von welcher Grundidee oder Norm werden die ganzen sogenannten psychischen Störungen denn eigentlich unterschieden? Wie lauten die Richtlinien dazu, welche Maßstäbe werden da aufgestellt, und wer entscheidet, dass genau diese Richtlinien korrekt sind? Kein Fachmensch scheint bereit dazu, eine klare, einfach nachvollziehbare Antwort dazu zu geben. Offenbar gibt es sogar so etwas wie Expertenklüngelei um eine klare Definition davon. Wie können diese Leute sich sicher sein, wenn sie selbst nicht einmal wissen, wo ein Bewusstsein, eine Person, eine Psyche gerade noch "gesund" und ab wo sie als ungesund gilt?

Ich weiß, das Ganze geht in Richtung Normen und Übertragbarkeit auf den Menschen. Diese sehe ich nirgends gegeben, wo Individuen in ihren spezifischen Einzelheiten verglichen stehen.
 

Shiraffa

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Wenn du eine offizielle Antwort suchst, hilft dir die ICD-10 weiter. Ansonsten frag dich selbst, deinen entsprechenden Facharzt, Psychiater, Geistheiler oder whatever.

Psychische Gesundheit ist schwer zu definieren und zur psychischen Erkrankung ist es meist nur eine Gratwanderung vom noch als normal geltenden Verhalten hin zur Krankheit.
Ich habe einmal gelernt, dass man eine Verhaltensweise dann als krank bezeichnen kann, wenn sie den Lebensalltag über Maßen bestimmt und beeinträchtigt.

Das ist sicher überholt und auch ganz undefiniert, aber IMHO immer noch ein Anhaltspunkt.
 

the_midget

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Auch in der Psychologie ist man sich der Kultur- und Normenabhängigkeit der Vorstellung einer gesunden Psyche bewusst.

Kriterien für eine gestörte Psyche sind (ganz grob gesagt):

- verzerrte Realitätswahrnehmung (von "alle wollen mir immer nur böses" bis hin zu Wahnvorstellungen)
- subjektiver Leidensdruck des Patienten
-Verhalten das einen selbst oder andere schädigt

Diese drei Dinge sind denke ich ausschlaggebend dafür, jemanden aus psychologischer Sicht als krank zu bezeichnen oder gegebenenfalls gegen den eigenen Willen zu behandeln. Das was Shiraffa gesagt hat ist auch ein Anhaltspunkt der gerne für eine Abgrenzung herangezogen wird.


gruß

midget
 

Semiramis

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Ich hab mal ne Psychologin über ihre Arbeit ausgefragt, die meinte,
solange man mit sich glücklich leben kann und man nicht im Leben dadurch behindert wird,
ist alles in Ordnung.

greetz,
Semi
 

willi

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Hallo

(1) Psychische Störungen
Beeinträchtigungen der normalen Funktionsfähigkeit
des menschlichen Erlebens und Verhaltens, die sich in
emotionalen, motivationalen, kognitiven, behavioralen,
interpersonalen, und/oder körperlichen
Beeinträchtigungen äußern und die von der jeweiligen
Person nicht oder nur begrenzt beeinflussbar sind.
(Bastine, 1998)22
und/oder
(1) Psychische Störungen
1. Devianz: abweichendes Erleben und
Verhalten bezüglich psychologischer Normen
2. Beeinträchtigung der Alltagstüchtigkeit
3. Leidensdruck
4. Selbst-/ Fremdgefährdung
(Comer, 1995)
http://psyserver.uni-graz.at/de/stud/einfuehrungs-vo/Einfuehrung_Klin.pdf
Willi

Natürlich gibt es Normen was psychisch noch gesund ist. Man kann z. B mal ein Spielchen machen und sich vorstellen einen fremden Menschen auf der Strasse zu Begrüssen. Ein normales Verhalten wäre den Gegenüber (mehr oder weniger )selbstsicher, (mehr oder weniger) freundlich und (mehr oder weniger ) gelassen zu begrüssen. Jetzt das kann jeder das Beispiel mit einem Gegenüber mit einer auffälligen Psyche machen und kann erkennen dass Normen bezüglich der Korrektheit der Psyche bestehen.
Willi
 

NoToM

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(1) Psychische Störungen
Beeinträchtigungen der normalen Funktionsfähigkeit
....

(1) Psychische Störungen
1. Devianz: abweichendes Erleben und
Verhalten bezüglich psychologischer Normen

Normal ?
Laut Wissen.de: normal [lateinisch] allgemein, regelrecht, vorschriftsmäßig; allgemein üblich; geistig gesund.

Ähm ja....

Psychologische Normen? Hmmm....

:wink:
 

agentP

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10 Jahre ist ein wenig übertrieben. In den USA wurde Homosexualität als Krankheit bereits 1974 aus dem Katalog gestrichen, in Deutschland zwar tatsächlich erst 1992 (ICD-10), aber bereits seit 1968 als "umstritten" bezeichnet (ICD-8).

Wird denn in der Psychologie oder der Psychiatrie überhaupt bestritten, dass "normal" kein scharfer Begriff ist?



Ich hab mal ne Psychologin über ihre Arbeit ausgefragt, die meinte,
solange man mit sich glücklich leben kann und man nicht im Leben dadurch behindert wird,
ist alles in Ordnung.
Finde ich sehr gut diese Definition, allerdings würde mich interessieren, wer die "Behinderung im Leben" feststellt. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass manche diese Behinderung gar nicht wahrnehmen.
 

NoToM

Erleuchteter
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13. Januar 2003
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1.533
agentP schrieb:
Ich hab mal ne Psychologin über ihre Arbeit ausgefragt, die meinte, solange man mit sich glücklich leben kann und man nicht im Leben dadurch behindert wird, ist alles in Ordnung.

Finde ich sehr gut diese Definition, allerdings würde mich interessieren, wer die "Behinderung im Leben" feststellt. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass manche diese Behinderung gar nicht wahrnehmen.

Diese Definition finde ich nicht gut. Schon das Wort glücklich ist "unglücklich" gewählt. Und selbst wenn man bei den begrifflichkeiten ein Auge zudrückt, ist diese Aussage ein Wiederspruch in sich. Angenommen ich bin Dauer-Glücklich, wie sollte man sich da noch "im Leben behindern?" Und was passiert, wenn ich die behinderung auflöse? Bin ich dann Dauer-Überglücklich?

Hat eigentlich jemand eine korrekten Psyche, wenn er bereit ist, einen Krieg anzufangen oder ganz allgemin ein Problem mit Waffengewalt lösen möchte? Oder derjenige der diesem Vorhaben zustimmt ? Oder jene, die beireit sind mitzukämpfen? In meinen Augen nicht.
 

willi

Großmeister
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NoToM:
Angenommen ich bin Dauer-Glücklich, wie sollte man sich da noch "im Leben behindern?"

Ein Mensch mit z.B einer manischen Episode fühlt sich sehr gut, voller Tatendrang/Energie, Ideen etc. Grob gesagt, kann man sagen er sei für sich gesehen glücklich. Aber für die Umwelt eine riesige Belastung. Auch die Selbstgefährdung (Schulden, körperlicher Raubbau, etc) unheimlich hoch.

So gesehen ist dieser Mensch Dauer-Glücklich aber im "normalen Leben" stark behindert.

Auch gewisse psychotische Episoden können für den betroffenen Menschen als schön erachtet werden, die Lebensfähigkeit könnte aber dann auch gegen Null sinken.

Willi
 

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