Gewalt und Zivilcourage

kante

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Passt das überhaupt zusammen?

Mich interessieren Eure Erfahrungen mit Gewaltsituationen, kennt Ihr sie aus dem Fernsehen, aus Büchern - Filmen oder sogar dem realen Leben?

Wie seid Ihr damit umgegengen, musstet Ihr Zivilcourage beweisen; wer legt denn heute noch Zivilcourage an den Tag und wenn...bis wohin... bis zu welchem Preis?

Es wird gefragt, ob man sich denn auf unsere Richter überhaupt verlassen kann. Niemand hat Lösungen und doch hat man schon Erfahrungen gesammelt.

Wer würde denn in der U-Bahn, wenn ein solider Herr mit Krawatte und FAZ, von einem 20 0der 40 jährigen Rüpel angepöbelt würde, versuchen einzuschreiten und auf den Pöbler einzuwirken. Kann man sich andieser Stelle vorstellen, dass man noch als Verurteilter aus dieser Situation hervorgeht?

Wo fängt denn physische und psychische Gewalt an? Ist es richtig einem einzelenen Richter, oft ohne Sachkenntisse die Absolute Macht über sein und nichtsein zu erteilen? Gäbe es denn bessere Wege?

Hat meine EX schon gewalttätig gehandelt, weil sie unseren Buben im 5. Monat in Holland hat abtreiben hat lassen, oder Beginnt Gewalt schon dort, wo wir abends um 8.00 Uhr die Tagesschau anschalten.?

Jedenfalls sind wir alle mit Gewalt "vertraut"!

Auch ohne, dass wir die Tagesschau anschalten. Ich jedenfalls habe schlechte Erfahrungen mit dem Thema "Zivilcourage" machen müssen könnte sie aber auch falsch verstanden oder mich im Bundesland geirrt haben ;-)

Gruß
Kante
 

Shishachilla

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kante schrieb:
Wer würde denn in der U-Bahn, wenn ein solider Herr mit Krawatte und FAZ, von einem 20 0der 40 jährigen Rüpel angepöbelt würde, versuchen einzuschreiten und auf den Pöbler einzuwirken.

Der Ausgang genau solcher Situationen kann oftmals dadurch entschieden werden, wie schnell und aggressiv man einschreitet. Wer sich Zeit lässt und zu spät mit beherzten Worten versucht zu überzeugen wird imho sofort und automatisch zum Opfer.

Wer allerdings sofort, ohne Zögern, mit sicherem Auftreten, (vllt auch angepasstes Auftreten), einschreitet, hat bessere Chancen. Wenns natürlich so aussieht, dass man zu zweit im Abteil sitzt, und es kommen 10 "Stresser" rein, dann sollte man den Weg des Rückzugs wählen.

Is nur meine Erfahrung, aber sicheres Auftreten und angepasste Aggressivität können Situationen entschärfen.
Sicheres Auftreten und ruhige Gelassenheit können allerdings in vielen Situationen auch Wunder wirken.
Kommt immer auf die Situation an. :egal:
 

Aphorismus

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Ich hatte neulich so 'ne klischeehafte Situation. Da stand ich in der Schlange an einem Schalter der Bahn. Vor mir waren drei Leute: eine Frau, die bereits am Schalter bedient wurde, ein Mann um die Dreißig und ein älterer Mann, den ich auf mindestens fünfundsiebzig Jahre schätzen würde. Hinter mir standen auch noch eine ganze Reihe Leute. Der alte Mann unterhielt sich mit seiner Familie, die neben ihm stand darüber, dass er einen Zug bekommen musste, der in etwa vier Minuten abfahren würde. Normalerweise hätte das der Mann vor ihm hören müssen - reagiert hat der aber nicht. Eine Minute später war die junge Frau am Schalter so gut wie fertig und der alte Mann fragte den Typen vor ihm, ob er vielleicht vordürfe, weil sein Zug gleich abfahre. Um es zu veranschaulichen, das Gespräch lief etwa so ab:

AM (Alter Mann): "Entschuldigen Sie, mein Zug fährt gleich, ist es bei Ihnen dringend?"
30jähriger Typ (30 J.): (blaffend im Tonfall mit schriller Stimme) "Neee neee, nur was nachfragen wegen morgen."
AM: "Dürfte ich dann vielleicht vor? Mein Zug fährt gleich ab..."
30 J.: "Was? Nee. Nix da." (dreht sich rum)

Alle haben sich einfach nur fassungslos angeguckt und keiner hat was gesagt. Dann hab ich den Typen angesprochen und laut gesagt, dass ich das unmöglich finde, dass der alte Mann seinen Zug verpasst, wenn er eh nur was fragen will, das Zeit hat. Daraufhin ist der total in die Luft gegangen und hat mich angebrüllt wie so'n HB-Männchen: "Gaaaanz ruhig da, gaaaanz ruhig, ey." Meint so 'ne Oma aus dem Hintergrund zu dem Schreihals: "Das würde ich Ihnen auch empfehlen." Daraufhin hat er geschnauft wie eine brünftige Wildsau und den alten Mann vorgelassen, der dann seinen Zug noch gekriegt hat. Beim Rausgehen hat er dann noch irgendwas rumgepöbelt, was ich aber nicht verstanden habe. Und als er raus war, kamen auf mal die ganzen Leute hinter mir, von denen keiner den Mund aufgekriegt hat an und meinten, dass sie das gut fanden, dass ich was gesagt hätte. Da hab ich mir auch nur gedacht: "Na, Glückwunsch..." :roll:

Das ist das, was mich am meisten schockiert. Nicht Berufskriminelle oder organisierte Kriminalität. Was mich von den Socken haut, ist das absolute Fehlen von Common Sense und einem Mindestmaß an Anstand in Situationen des Alltags wie bei dem Vogel. Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen.
 

Ein_Liberaler

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Übrigens war das wirklich mal ein Beispiel für Zivilcourage von Apho, nicht für den ganz normalen Mut, der heutzutage häufig so genannt wird.
 

kante

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Ein sicherse und ruhiges Auftreten setzt sicherlich ein gutes Selbstbewusstsein voraus. Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass – besonders wenn Gefühle ebenfalls eine Rolle spielen - es sehr schwer sein kann, ruhig zu bleiben.
Gewalt spielt sich ja nicht nur in der U-Bahn ab, sondern auch und verstärkt im häuslichen Bereich.

„angepasste Aggressivität“ ;-) das klingt gut. Erinnert mich gleich an eine selbst erlebte Notwehrsituation. Meinst Du denn, angepasste Aggressivität hat hier und da seine Daseinsberechtigung?

Der alte Mann unterhielt sich mit seiner Familie, die neben ihm stand darüber, dass er einen Zug bekommen musste, der in etwa vier Minuten abfahren würde. Normalerweise hätte das der Mann vor ihm hören müssen - reagiert hat der aber nicht.

Vielleicht dachte er sich:

"Meistens sind es doch die älteren Leute die aufgrund ihres Rentnerdaseins "mehr Zeit" haben sollten"

Vielleicht hätte ich gefragt, warum er AM denn seinen Vordermann nicht direkt fragen mag, anstatt „hier hinten“ so rumzutuscheln, oder ich hätte den jungen Mann gefragt, ob er denn den älteren Mann mal schnell vorlassen könnte. Vielleicht hätte ich mich auch selbst vorgedrängelt, weil Schlange stehen nervt. Aber wahrscheinlich hätte ich die Familie des Älteren angesprochen, warum sie den Opi denn „so im Regen stehen lässt“.

Eingemischt hätte ich vermutlich auch. Für mich hat eine solche Situation aber eher nichts mit Zivicourage zu tun.

Kürzlich kam unter dem Leitwort, "Zivilcourage" ein Bericht auf N24, oder DMAX

Die Macher des Berichts ( einschl. versteckten Kameras und Polizeibegleitung) haben in einer Stadt, eine ED – Situation (Einbruch Diebstahl) bei Tageslicht und in einer Wohnung im Erdgeschoss nachgestellt und gefilmt. Dort sind die „Täter“ dann eingebrochen und haben zum Abtransport des Diebesguts noch Passanten auf HILFE angesprochen, die den „Dieben“ in 70% der Fälle dabei geholfen haben das Diebesgut aus dem Fenster (der Erdgeschosswohnung) in das bereitstehende Fluchtfahrzeug zu transpotieren.

Drei von 10 Passanten haben nur reagiert und z.B. Handyfotos vom Fluchtfahrzeug und den Tätern gemacht, oder wollten die Polizei anrufen. Einer hat den "Täter" sogar festgehalten, um dann wohl die Polizei zu rufen.

Festhalten ist glaube ich, in so einer Situation auch erlaubt? aber was ist, wenn dann ein Gerangel...im reallife passieren würde und der "Festhalter" würde dann vor Gericht ohne Zeugen dastehen, weil diese Angst hätten auszusagen.

Schon könnte der - mit der Veranlagung "Zivilcourage" - zum abgeurteilten Täter werden. Das kann ganz schnell gehen.
 

Ein_Liberaler

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Das ist, solange der Diebstahl noch andauert, Notwehr, und später eine Festnahme nach dem Jedermannparagraphen, also völlig legal.
 

Aphorismus

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kante schrieb:
Der alte Mann unterhielt sich mit seiner Familie, die neben ihm stand darüber, dass er einen Zug bekommen musste, der in etwa vier Minuten abfahren würde. Normalerweise hätte das der Mann vor ihm hören müssen - reagiert hat der aber nicht.

Vielleicht dachte er sich:

"Meistens sind es doch die älteren Leute die aufgrund ihres Rentnerdaseins "mehr Zeit" haben sollten"

Vom Outfit her würde ich davon ausgehen, dass der Vogel zu den Leuten von Jürgen Rieger aus Dörverden gehört hat (Neo-Nazi-Heinis) und die mit dieser politischen Einstellung einhergenden Merkmale Haarschnitt und Gesichtsausdruck ließen eher darauf schließen, dass es nicht wirklich sein Ding war, sich Gedanken zu machen.

kante schrieb:
Vielleicht hätte ich gefragt, warum er AM denn seinen Vordermann nicht direkt fragen mag, anstatt „hier hinten“ so rumzutuscheln, oder ich hätte den jungen Mann gefragt, ob er denn den älteren Mann mal schnell vorlassen könnte. Vielleicht hätte ich mich auch selbst vorgedrängelt, weil Schlange stehen nervt. Aber wahrscheinlich hätte ich die Familie des Älteren angesprochen, warum sie den Opi denn „so im Regen stehen lässt“.

Hm, ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Der alte Mann hat nicht getuschelt, sondern ganz normal mit seiner Family geredet. (Wahrscheinlich sein Sohn + Frau, auch schon jenseits der Sechzig.) Zu denen hat er mit Blick auf die Uhr sowas gesagt wie: "Mensch, das wird jetzt aber knapp, wenn der um 29 fährt." Das hätte sein Vordermann hören müssen. Als der jedoch nicht reagiert hat, hat der alte Mann ihn ja ohne Umschweife direkt angesprochen.

kante schrieb:
Eingemischt hätte ich vermutlich auch. Für mich hat eine solche Situation aber eher nichts mit Zivicourage zu tun.

Hmmm... "Nach Gerd Meyer ist Zivilcourage „ein spezifischer Typus sozialen Handelns, das sich in spezifischen Situationen, in unterschiedlichen sozialen Kontexten, und Öffentlichkeiten vollzieht, indem eine Person (seltener eine Gruppe) freiwillig eintritt für die legitimen, primär nicht-materiellen Interessen und die personale Integrität vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst, und sich dabei an humanen und demokratischen Prinzipien orientiert.“ (Gerd Meyer et. al: Zivilcourage lernen.) (wikipedia)
 

kante

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Hmmm... "Nach Gerd Meyer ist Zivilcourage „ein spezifischer Typus sozialen Handelns, das sich in spezifischen Situationen, in unterschiedlichen sozialen Kontexten, und Öffentlichkeiten vollzieht, indem eine Person (seltener eine Gruppe) freiwillig eintritt für die legitimen, primär nicht-materiellen Interessen und die personale Integrität vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst, und sich dabei an humanen und demokratischen Prinzipien orientiert.“ (Gerd Meyer et. al: Zivilcourage lernen.) (wikipedia)


Ja, da habt Ihr mich natürlich nun eiskalt erwischt. Hätte ich mal bei Wiki nachgeschaut.
Vom Outfit her würde ich davon ausgehen, dass der Vogel...

Rechts ...Links, ist doch egal. Es geht immer um die Menschen, oder?

Auch wenns nicht gleich ganz klar ist, darf man eigentlich jemanden öffentlich fragen, ob er an die Gerechtigkeit? den Richter? die Justiz glaubt? ob jemand sich vorstellen kann, dass "Zivilcourage" mit Aburteilung gestraft wird? kann man sich vorstellen, dass es in unserem Zeitalter in einem Bundesland - hier in Deutschland - zugeht wie im Mittelalter? Wo beginnt eigentlich eine Art von Volksverhetzung, wo die Hexenverfolgung.

Mir stehen meine Gedanken zum Thema echt bis oben hin. Leider fällt es mir momentan sehr schwer, meine Gedanken

1. ordentlich in Schrift und Form zu bringen
2. hier irgendwelche Beiträge in threads zu postieren (flieg dabei öfter raus ) ist aber auch egal, weil so oft schreibe ich hier ja nicht und beizutragen hab ich auch nur Was ...sehr beschränkt.

Trotzdem suche ich immer wieder den Kontakt zu Euch. Bitte verzeiht, wenn ich nicht so Schritt halten kann, oder mal den Faden verliere und mich erst sammeln muss.

Ich möchte hier ja nicht gleich meinen Behindertenausweis präsentieren :rofl:
 

Aphorismus

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kante schrieb:
Rechts ...Links, ist doch egal. Es geht immer um die Menschen, oder?

Im Allgemeinen schon. Leider sind die Rechten in dieser Ecke ziemlich extrem. (Google mal nach "Jürgen Rieger" und "Dörverden".) In der Vergangenheit gab es mehrere Fälle, in denen sich diese Leute durch Gewaltakte straftbar gemacht haben. Insofern hat es unter Umständen durchaus eine Rolle gespielt, dass der Typ um die 30 ein "rechtes Outfit" anhatte - zumindest wäre das eine mögliche Erklärung, warum außer mir erst einmal keiner etwas gesagt hat. Das ist aber nur eine Vermutung.
 

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