Eisenfresser

Giacomo_S

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Kürzlich habe ich mir im Kino einen neuen Dokumentarfilm angesehen.
Der Film heisst "Eisenfresser" und zeigt die Arbeitsbedingungen beim Abwracken und Verschrotten großer Schiffe, Frachter, Öltanker in Bangladesh.

Trailer: Eisenfresser

Die Arbeitsbedingungen sind erbärmlich, unmenschlich, für die Arbeiter oft lebensgefährlich. Die Schiffe werden buchstäblich mit dem Schneidbrenner und den bloßen Händen auseinandergerissen, von so Dingen wie Arbeitsschutz oder gar nur Schuhen gar nicht erst zu reden.

"Die alljährliche Hungersnot nach den Überschwemmungen der Regenzeit zwingt sie, ihre Heimat zu verlassen. Im Süden, in Chittagong, hoffen sie, das Geld zum Überleben ihrer Familien zu verdienen.

Tatsächlich werden sie auf die Werften gelockt und mit einem komplizierten Geflecht aus nicht ausgezahlten Vorschüssen und Krediten geknebelt. Da sie nur in werfteigenen Unterkünften wohnen und sich nur bei den ortsansässigen Lebensmittelhändlern versorgen können, sind sie am Ende der Saison hoch verschuldet. Nach Abzug der aufgehäuften Kosten bleibt ihn oftmals nicht genug, um die Heimreise damit zu bezahlen."


Regisseur Shaheen Dill-Riaz, selbst Bengale, kommentiert seinen Film sehr wenig und sachlich, sein Kommentar ergänzt nur an 2,3 Stellen das Verständnis für landesspezifische Zusammenhänge.
Stattdessen lässt er die Menschen erzählen, die Arbeiter, aber auch die Wrackunternehmer und Subunternehmer. Was sie zu erzählen haben, die einen realistisch, die anderen als selbstgefällige Wohltäter, lässt einen hilflos wie wütend zurück. Aber eines ist klar: Vergessen kann man diesen Film nicht mehr.

"Mit seinen Protagonisten ist der Regisseur barfuss durch den knietiefen Schlamm marschiert, hat sie beim Schweißen, beim Tragen schwerer Metallplatten begleitet und sich zu ihnen abends an den Tisch gesetzt. Es ist die unglaubliche Nähe zu den Arbeitern, die den besonderen Blick des Films ausmacht.
Es ist kein Film über Kholil, Gadu und ihre Kollegen, sondern eher ein Film von ihnen.“


Interview mit Regisseur Shaheen Dill-Riaz

Ich kann jedem nur empfehlen, sich diesen Film einmal anzusehen - mein Weltbild hat er jedenfalls deutlich verändert. Als Dokumentarfilm dieser Art gibt es leider nicht so viele Kopien, derzeit läuft er nur in einer Reihe von Städten:

BERLIN Central, Rosenthaler Str.

BERLIN FSK Kino, Segitzdamm

KÖLN Filmpalette, Lübecker Str.

HAMBURG Abaton, Allendeplatz

STUTTGART Atelier am Bollwerk

MÜNCHEN Neues Arena, Hans-Sachs-Straße 7

FREIBURG Friedrichsbau, Kaiser-Joseph-Str.

DRESDEN Metropolis, Am Brauhaus

MÜNSTER Cinema, Warendorfer Str.

Außerdem noch im Juni: Nürnberg, Düsseldorf und andere Städte
 
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