Der Panther im Zoo von Paris

KennyThaTiga

Neuling
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Das ist so ziemlich mein Lieblingsgedicht, von wem es ist weiß ich nicht mehr, und auch nicht, wann es geschrieben wurde...aber, naja.


Der Panther im Jardin des Plantes (?)

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
So müd geworden, das er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
Und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte
Der sich im allerkleinsten Kreise dreht
Ist wie ein Tanz um eine Mitte
In der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
Sich lautlos auf - Dann geht ein Bild hinein
Geht durch der Glieder angespannter Stille
Und hört im Herzen auf zu sein...
------------------
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ichs so mag. Okay, gut, son bisschen ahnen tu ichs schon, vielleicht aus Mitleid mit jedem Tier in einem Zoo, vielleicht aber auch, weil ich mich selbst nur allzuoft wie ein Tier hinter Gitter fühle. Überall Regeln und Vorschriften, die nicht dem Überleben oder dem Schutze der Allgemeinheit dienen, sondern scheinbar einzig aufgestellt wurden um dir das Leben zu erschweren, denen da oben leichter zu machen, sie noch reicher und mächtiger zu machen.
Oder?
 

Rosskeule

Erleuchteter
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Hallo!

Das ist von Rilke. Was, bitte WAS ist an diesem Gedicht so doll? Jeder, der es kennt mag es. Jeder, der es mag und mich kennt, will es mir schenken. Jeden, der es mir schenkt, mag ich nicht mehr ...

Nein, so schlimm ist es nicht, aber ich weigere mich inzwischen, mich ueberhaupt mit Rilke zu befassen, wegen diesem Gedicht.

Und nun bitte ich Dich doch mal zu ueberlegen, warum Du es magst und zeige mir damit, was mir fehlt ... :roll: :wink:
 

cyberwotan

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ich hab das mal in der schule kennengelernt und finde es auch wahnsinnig schön. mir gefällt einfach die klangwahl.
ich glaube selbst wenn es in einer sprache wäre die ich nicht verstehe würde es mich irgendwie berühren. was gefällt dir denn so z.b.?
 

ParaM!nd

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Mir gefällts aussergewöhnlich gut, und das hat nichts mit Mitleid für irgendwelche Tiere zutun...

ParaM!nd
 

Francis

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das gedicht hat ja nicht nur was mit dem gefangenen tier zu tun.
es beschreibt eigentlich (meiner meinung nach) in metaphern die seele eines menschen, der sich nicht völlig leben kann. vielleicht ein gefangener oder ein sklave, in erster linie aber jemand, der durch die gesellschaft unterdrückt wird, egal in welcher weise.

yours,
Franc.
 

KennyThaTiga

Neuling
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Merlin, was gefällt dir denn daran nich? Ich will nich sagen, das das Gedicht jeder toll finden muss, nur als wir das in der Schule besprochen hatten, gab es ähnliche, sehr produktive Aussagen wie "Ich kapier des net" oder "Ich find des voll zum kotzen, den Panther sollte man erschiessen damit ich wieder n Bettvorleger hab" um nur einige zu nennen. Und all diese Aussagen, die niemals näher spezifiziert wurden (nicht, weil die Typen rausgeschmissen wurden, sondern eher, weil sie sich weigerten, sich weiterhin am Unterricht zu beteiligen und immer "Son Quatsch" oder "Du laberst doch nur Stuss...dumme Fo**e" hineinriefen), haben eins gemeinsam:
Sie bringen mich alle zur Weißglut.
Also, was bitte gefällt dir daran nicht? Die Wortwahl, das Thema, oder hast du vielleicht einfach nur ne Katzenallergie? :)
KeNnY
 

ParaM!nd

Meister
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@ Merlin, für dich nochmal:

Primäre Suggestion: Ein Raubtier, ein perfekter Jäger, erschaffen durch zehntausende Jahre Evolution, fristet sein Leben damit, uns Snobs ein wenig Unterhaltung zu bieten, ohne irgendeine seiner Fähigkeiten nutzen zu können.
Sekundäre Suggestion: Überträgt man das ganze auf die Persönlichkeit eines Menschen (so, wie ich das Gedicht verstehe), so wird jener Mensch durch die Gesellschaft in seinen Schranken gehalten, ohne einen Bruchteil seiner Fähigkeiten nutzen zu können. Damit wird sich der eine oder anderen identifizieren können, mich spricht es an.

ParaM!nd
 

Der Mangofarmer

Lehrling
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/

So ähnlich sehe ich das auch, ParaM!nd, nur mit dem Unterschied, dass der Panther sich seinen Käfig nicht selber gebaut hat. (?)

Kannte das Gedicht bisher nicht, aber finde es auch ziemlich gut :)
 

sillyLilly

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kleine hypothetische Gedanken/gefühlsspielerei ;o)

vielleicht hat ja jeder von uns diesen Panther in sich.
Je nachdem wie gut mein Kontakt zu diesem tier in mir ist, mag ich mich damit auseinandersetzten oder nicht.
Wenn ich mich zu diesem Tier in mir setzte, dann begebe ich mich sinnbildlich mit ihm in den Käfig. Bin aufeinmal mit ihm eingesperrt und werde mir der Gitterstäbe bewußt ...frage mich auch ob es hinter tausend Gittern keine welt mehr gibt.....
der Tanz um meine Mitte ... läßt mich auf den leeren Fleck am Boden starren und wirft die Frage auf was dort wohl wäre wenn es nicht ein Käfigboden wäre.....
Wenn sich der Vorhang der Pupille lautlos öffnet .... läßt er mich sehen durch gefesselte Glieder ... die zum Herzen hinführen ...aber nicht mehr damit verbunden sein dürfen.

intensives Gefühl das einen da überfallen kann... so allein mit dem Raubtier das ich geholfen habe in mir einzusperren.
Opfer und Täter zugleich ...da ich Panther und Käfig in einer Person bin.
Gruß Lilly
 

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