das unabhängig werden abtrünniger Provinzen?

Anemi

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Zum Thema Kosovo bleibt anzumerken, dass es den Russen nicht nur um "panslawistische" oder "panorthodoxe" Solidaritaet geht (und seinerzeit um die Vermeidung eines Praezedenzfalles :twisted: ), sondern - wie immer! - auch um geostrategische Interessen. Man bedenke nur, dass die Amerikaner eine starke politische und militaerische Praesenz im Kosovo haben. Dinge wie im Kosovo allenorts wehende amerikanische Fahnen und Camp Bondsteel spielen ganz sicher eine Rolle, warum die Russen "gegenhalten" wollen.

Anemi, z.Zt. in Prishtina, heute noch die Bill Clinton Strasse entlanggefahren...
 

agentP

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Zum Thema Kosovo bleibt anzumerken, dass es den Russen nicht nur um "panslawistische" oder "panorthodoxe" Solidaritaet geht (und seinerzeit um die Vermeidung eines Praezedenzfalles ), sondern - wie immer! - auch um geostrategische Interessen. Man bedenke nur, dass die Amerikaner eine starke politische und militaerische Praesenz im Kosovo haben. Dinge wie im Kosovo allenorts wehende amerikanische Fahnen und Camp Bondsteel spielen ganz sicher eine Rolle, warum die Russen "gegenhalten" wollen.

Ja nur: Was gibt es denn im Kosovo so interessantes, dass sich die Russen (oder die Amerikaner) geopolitisch dafür interessieren könnten?
Dass der olle Panslawismus einem Putin genau so egal ist, wie einem Bush Freiheit und Demokratie, da mach ich mir nichts vor, aber beides taugt scheinbar zumindest immer noch, um dem eigenen Volk zu erklären, warum man sich schon wieder auf irgendein Abenteuer einlässt.
Und dass die orthodoxen Kirchen sowohl in Serbien als auch in Russland gerade was den Balkan anbelangt, seit den frühen 90ern immer wieder Öl in´s Feuer gegossen haben, daran dürfte auch kein Zweifel bestehen, oder?
 

Winston_Smith

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Die Aktion der Russen ist schon ein starkes Stück. Da werden einfach irgendwelche Provinzen für unabhängig erklärt, Militärverträge abgeschlossen und "Schwups" hat man russische Truppen im Kernland eines Nachbarstaates stationiert.

Man stelle sich nur mal vor, Dänemark würde Schleswig-Holstein als Unabhängig akzeptieren und dort dann Truppen stationieren!

Der Vergleich mit dem Kosovo hinkt übrigens, da bei der aktuellen Aktion z.B. die UNO nicht mit eingebunden wurde.

WS
 

jones

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tja winston, diese situation gibt es aber auf der welt schon, die Türkei hat die "TRNZ" als unabhängigen Staat akzeptiert und hat dort nicht nur rd 40.000 Soldaten sondern auch noch rd 100.000 Siedler aus Anatolien angesiedelt.
 

ammun

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Die EU will Krieg, ...

"EU will Krieg gegen Russland, und die, die das wollen, gehören der Politiker-Kaste an, und werden dadurch nur provitieren. Verlieren wird der kleine Mann und die Wahrheit, sofern sich diese Kriegstreiber durchsetzen.
Während in Afghanistan alle Tage wieder Hochzeitsfeiern bombardiert werden, diverse andere Staaten im Dauer-besetzt-sein-Zustand sich befinden, erlaubt die EU es Russland nicht, ihre Bevölkerung in anderen Landesteilen zu schützen - wohl wissend, dass andere Staaten Kriege begonnen haben, die weit weniger Opfer rächten, bzw. zurückholten/ beschützen wollten.
Es zeigt sich, dass die Unfähigkeit der angeblich demokratischen Bevölkerungen des Westen dermaßen extrem ist, dass ein dritter Weltkrieg nun tatsächlich vor der Tür steht.
Eine letzte Möglichkeit wäre es, in den betroffenen Gebieten Ex-Georgiens eine Volksbefragung durchzuführen, um das alles demokratischer wirken zu lassen. So aber zeigen sich die 'Demokratien' des Westens als schlechte Verlierer, da sie ohne Krieg einfach so überholt werden - die anderen sind längst auf der Überholspur, uneinholbar, weder wirtschaftlich noch moralisch."
Quelle http://ammun.blogspot.com/2008/08/die-letzte-chance-der-prophezeiung.html
 

Eskapismus

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@ammun

also ganz so simpel ist die Situation nicht. Eine Grundregel der Diplomatie ist, dass man in einem Konflikt nicht versuchen sollte in gut und böse zu unterscheiden. Leider können dies die wenigsten Menschen/Regierungen/Medien

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Hier zwei Listen, die in diesen Thread passen:

1. Liste der Staaten, welche Kosovo anerkennen:
Insgesamt "nur" 47. Es fällt auf, dass alle wichtigen Staaten, die nicht zum Westen gehören (für mich gehört Japan auch zum Westen) Kosovo nicht oder noch nicht anerkennen. Ein grosser Teil der Staaten, die den Kosovo anerkennen haben nur wenige Tausend Einwohner (Nauru, San Marino, Marshallinseln usw.). Edit: Nur ca. 18% der Weltbevölkerung leben im "Westen". Wir sollten uns nicht immer so wichtig nehmen.

2. Eine Wikipedia Liste von Gebieten, in denen auch Sezessionskriege möglich sein könnten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_von_den_Vereinten_Nationen_nicht_anerkannten_Staaten

sind nicht wenige
 

Eskapismus

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OT:

@Winston:
Steven Colbert schrieb:
Just because I haven't put a lot of thought into this book doesn't mean you shouldn't. I want you to read this book carefully. Savor my ideas. Memorize pertinent passages. Eat with it, sleep with it, let nature take its course.

Because what I have dictated is nothing less than a Constitution for the Colbert Nation. And, like our Founding Fathers, I hold my Truths to be self-evident, which is why I did absolutely no research.

I didn't need to. The only research I needed was a long hard look in the mirror. For this book is My Story and, as such, it is the American Story.
 

Eskapismus

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Ein_Liberaler schrieb:
um zu verhindern, dass [...] das ganze Land in die Fänge Moskaus gerät.

Wie bitte soll denn Russland Georgien in seine Fänge kriegen? Geht der Schreiber davon aus, dass Russland einen auf Prager Frühling machen könnte und mit Panzern einfahren würde um einen Diktator einzusetzen?
 

Ein_Liberaler

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Also ich würde weiter versuchen, das Land zu destabilisieren, vielleicht die Regierung zu stürzen und eine bequemere zu installieren, außerdem den Konflikt am Köcheln halten (dazu wäre eine Annexion von Südossetien und Abchasien kontraproduktiv, denn dann wäre Rußland für sie verantwortlich), um immer die Möglichkeit zu haben, nach einer "plötzlichen" Eskalation die Pipeline zu unterbrechen oder Poti zu besetzen. Vielleicht gelingt es auch, Georgien ins Chaos zu treiben, zu einem Failed State zu machen und irgendwann tatsächlich mit "Friedenstruppen" zu besetzen, aber das liegt, wenn, noch in weiter Ferne. Einstweilen scheinen die Georgier auch unter Druck nicht zu zerbrechen, sondern zusammenzurücken. Aber was der Autor meint - keine Ahnung.
 

Eskapismus

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Eine russlandfreundliche Regierung in Georgien zu installieren wird für die Russen fast unmöglich werden. Der einzige Weg wäre eine grossangelegte militärische Intervention. Jedoch wird es nicht möglich sein das Land langfristig zu besetzen, der Hass auf die Russen ist zu gross in Georgien. Wirtschaftliche Sanktionen können auch ausgeschlossen werden, Russland verbietet schon lange die Einfuhr von georgischen Produkten nach Russland. Auch der Post-, Zahlungs- und Luftverkehr wurde bereits vor ca. 4 Jahren eingestellt und war erst vor kurzem wieder aufgenommen worden (soweit ich weiss jedoch nach dem Ausbruch des Krieges wieder eingestellt). Und wie man eine Rosenrevolution o.ä. anzettelt haben die postsowjetischen Russen keinen Plan. Man braucht sich nur mal die - im vergleich zum Westen - jämmerlichen Propagandamittel vor Augen zu halten. Nicht einmal die georgische Opposition, die Sakashvili vor dem Krieg noch heftig kritisiert hat spricht sich noch offen gegen ihn aus, zu gross ist die Angs als Handlanger Russlands gebrandmarkt zu werden.

IMO reicht es den Russen, wenn es in Georgien keine US-Militärbasen gibt.
 

Anemi

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agentP schrieb:
Zum Thema Kosovo bleibt anzumerken, dass es den Russen nicht nur um "panslawistische" oder "panorthodoxe" Solidaritaet geht (und seinerzeit um die Vermeidung eines Praezedenzfalles ), sondern - wie immer! - auch um geostrategische Interessen. Man bedenke nur, dass die Amerikaner eine starke politische und militaerische Praesenz im Kosovo haben. Dinge wie im Kosovo allenorts wehende amerikanische Fahnen und Camp Bondsteel spielen ganz sicher eine Rolle, warum die Russen "gegenhalten" wollen.

Ja nur: Was gibt es denn im Kosovo so interessantes, dass sich die Russen (oder die Amerikaner) geopolitisch dafür interessieren könnten?
Dass der olle Panslawismus einem Putin genau so egal ist, wie einem Bush Freiheit und Demokratie, da mach ich mir nichts vor, aber beides taugt scheinbar zumindest immer noch, um dem eigenen Volk zu erklären, warum man sich schon wieder auf irgendein Abenteuer einlässt.
Und dass die orthodoxen Kirchen sowohl in Serbien als auch in Russland gerade was den Balkan anbelangt, seit den frühen 90ern immer wieder Öl in´s Feuer gegossen haben, daran dürfte auch kein Zweifel bestehen, oder?

Sorry fuer die spaete Antwort, ich war ein paar Tage ohne Internetzugang.

Auf den ersten Blick hat der Kosovo ausser Muell und Chaos, hoher Arbeitslosigkeit und nur geringen wirtschaftlichen Entwicklungsmoeglichkeiten wenig zu bieten, zugegeben.
Aber fuer die Amerikaner ist Camp Bondsteel ist ein Wert an sich, handelt es sich immerhin um die groesste amerikanische Militaerbasis in Europa. Lasst Euch von den leicht zu ergoogelnden Luftbildern (auf denen man nur eine groessere Anzahl von Wohnbaracken und anderes, wenig Aussagekraeftiges sieht) nicht taeuschen. Das Camp ist nach Berichten von Leuten, die schon Zugang hatten, unterirdisch siebenstoeckig ausgebaut, beherbergt ein Gefaengnis a la Guantanamo ect.
Was man mit so einer Basis anfangen kann, bedarf wohl keiner Erlauterung. Und was die Amerikaner von einer ihnen ergebenen kosovarischen Regierung erwarten koennen, wohl auch nicht...

Ausserdem liegen in Mitrovica, im serbisch dominierten Nord-Kosovo, die groessten Vorkommen an Zink und anderen Mineralien. Serbien will den Kosovo ganz bestimmt auch deshalb nicht ohne weiteres ziehen lassen.

Die serbisch-orthodoxe Kirche hat uebrigens nicht nur ein religioes-mythisches Interesse ("Wiege des Serbentums...") am Kosovo, sondern auch ein handfestes wirtschaftliches: Ihr gehoeren umfangreiche Laendereien, man sagt, sie sei der groesste Grundbesitzer im Kosovo.
 

Laokoon

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Nun entscheidet endlich mal eine halbwegs unabhängige Instanz über die Rechtmäßigkeit der Abspaltung des Kosovo. Hoffentlich kommt da eine eindeutige Position heraus und kein "eigentlich...aber", dass z.B. eine Abspaltung mit einer nicht mehr möglichen Rückbildung status quo ante oder ähnlichem gerechtfertigt wird.

SZ: Serbien erhält Hilfe durch UN
SpOn: Serbien setzt Prüfung der Kosovo-Unabhängigkeit durch

New York - In der Debatte der Vereinten Nationen stimmten 77 Mitgliedsländer für einen Resolutionsentwurf Serbiens. Damit wird der Internationale Gerichtshof (IGH) aufgefordert, die Rechtmäßigkeit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zu überprüfen. 74 Länder enthielten sich, sechs stimmten dagegen.
 

IMplo

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Ist die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo durch eine Volksabstimmung legitimiert?

wenn das so ist, ist es im Grunde unmöglich, daß die UNO sich gegen diese Unabhängigkeit stellt. Das bedeutete, daß die UNO sich nicht an Volkeswillen hält, respektive Begehrlichkeiten eines benachbarten Landes über diesen stellt...

*gespannt ist*

IMplo
 

agentP

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Wenn Kreuzberg sich per Volksabstimmung zur türkischen Republik unabhängig erklären würde, dann dürfte sich auch niemand dagegenstellen, weil das der Volkeswillen ist?

So einfach ist das glaube ich nicht, denn noch Serbien nicht einfach Nachbarland, sondern Kosovo immer noch ein Teil von Serbien, zumindest bis die Unabhängigkeit rechtens ist.
 

IMplo

Großmeister
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Hihi, die Idee mit Kreuzberg ist schon gut ^^

Daß der Kosovo serbisches Staatsgebiet ist, war mir so nicht bewußt.
Dann kann die UNO natürlich schon was machen, schließlich könnten sich ja sonst sogar Straßenzüge aus republiken herauswählen ^^

Greetz!

IMplo
 

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