an alle buddisten da draußen

Shiva2012

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Es gibt ein gutes Buch von Sogyal Rinpoche :
Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod

Eine auführliche Analyse des Themas, inklusive praktischer Übungen.
Sehr viel Autobiografisches, Erfahrungen, Vorbereitung und Umgang mit der Sterbeerfahrung - Erläuterung der Bardos und der Vergleich mit westlichen Vorstellungsbildern.
Gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern - hat mich sehr beeindruckt.

Wenn du es als PDF haben willst mail ich es dir zu.
 

Tenshin

Großmeister
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Konnichiwa DeiMudda-san :D

Leider war ich gestern aufgrund meiner Berufssuche beschäftigt und mich nicht AFK gesetzt - bitte entschuldige, so du unnötigerweise im Chat warten musstest.

So Du gezielt einige Fragen hast - ich beantworte sie dir gerne.




Vielleicht erstmal ein wenig zu Sterben und Tod in Japan
und der Bezug zum Buddhismus :


Übliche Bestattungsart ist das Verbrennen, wobei es auch buddhistische Begräbnisse gibt. Der aufgestellte Grabstein trägt in der Regel den "Kaimyo" - einen posthumen, buddhistischen Namen.

So eine Ahnentafel geführt wird, wie das in japanischen Familien noch immer üblich ist, wird der Verstorbene der Ahnenliste hinzugefügt.
Die Trauerfeierlichkeiten finden im Familientempel statt.

Generell ist es in Japan so, dass sich die Trauernden zu Beerdigungszwecken lieber einem buddhistischen Priester, beispielsweise
der Jodo-shû anvertrauen. Zu Heiratszeremonien wird gerne der Shintoismus herangezogen, da dieser aber den Tod als eine "Verunreinigung des Lebens" betrachtet und solch eine Vorstellung wenig tröstlich für die Hinterbliebenen ist, wenden sich die meisten Japaner, wie oben beschrieben, lieber an einen buddhistischen Priester.

Besonders die Schule des "Reinen Landes" (jap. "Jodo-shû") mit der Lehre der Allgegenwart des Buddhas der Barmherzigkeit - Amida Butsu
und der Vorstellung von der Paradiesartigkeit des des "Reinen Landes" (Sanskrit "Sukhavati") in das der Verstorbene eingeht und in dem er - bis zu seiner vollkommenen Buddhaschaft weiter praktizieren kann, ist,
aufgrund des volksnahen, fast volkstümlichen Charakters besonders beliebt.

Andere buddhistische Schulen in Japan sind, je nach ihrer Lehrmeinung etwas abweichend in den Trauerritualen.



Es gibt dann auch noch eine Art "buddhistisches Allerseelen" das sogenannte "O-bon" (ein Fest das sich aus dem indischen "Ulambana" ableitet), bei dem man an die Wiederkehr der Seelen der Verstorbenen für diesen Tag glaubt. ES werden daher Papierlaterne aufgehängt um Ihnen den Weg zu weisen und Speiseopfer dargebracht.

Eine Besonderheit hierbei ist, dass die sogenannten "hungrigen geister" die aufgrund ihres schlechten Karmas zwar riesige Bäuche aber nur einen strichdünnen Mund haben und jegliche Nahrung die sie berühren sofort in flammen aufgeht, mitbedacht werden und die priester Formeln sprechen, damit diese halb-dämonischen Wesen wenigstens an diesem Tag speisen können.

Am letzten Tag dieses festes dem "Verabschiedungstag" (Okuri-Bon)
werden die geister der verstorbenen in Papierbooten auf denen ein kleines Licht oder etwas Nahrung mitschwimmt, bis zum nächsten jahr wieder entlassen.

Der Glaube des Obon ist sehr im Volk verbreitet, ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer buddhistischen Schule.




Vielleicht durchaus noch nennenswert ist die Tatsache, dass zB der Umweltschutz und organisationen gegen Tierversuche in Japan (die ja beide den Tod von Tieren zur Folge haben) auf eher geringes Interesse stossen - das Aufstellen eines Gedenksteins für die getöteten Tiere und das abhalten lassen von Andachten durch einen buddhistischen Priester einmal pro Jahr, erscheint den meisten Japanern als ausreichend "moralisch".


Absnhliessend ein wenig allgemeinen "buddhistischen Grundkatechismus" :lol: (Nein, so etwas gibt es nicht wirklich und die buddhistischen Schulen differieren in den folgenden Ansichten durchaus nicht unerheblich - da es aber zum Thema Tod, Sterben und Wiedergeburt passt, erlaube ich mir die folgenden Überzeugungen wiederzugeben - auch wenn sicher nicht alle anwesenden Buddhisten, eingeschlossen meiner Person, mit dem folgenden, der groben Information dienenden
"Rundumschlag" überinstimmen :wink: )

Nicht zu vergessen ist bei alledem der Wiedergeburtsgedanke, d.h. auch die Wiedergeburt im reinen Land ist nur eine Art "bequeme Rast" auf dem Weg durch das Samsara der Wiedergeburt zur Buddhaschaft.

Man kann zwar immer "höher" wiedergeboren werden - jedoch leiden die Wesen in allen Bereichen des Seins : Steine, Pflanzen, Tiere (unter ihren Trieben), die Menschen (wem sag ich das ? :wink: ) und selbst die Himmelswesen/Götter die "Devas" leiden - unter der Angst, dass, wenn ihr gutes Karma aufgebraucht ist, wieder in niedere Formen der Existenz zu fallen - aus denen nur die Inkarnation als Mensch einen Ausweg bietet.

So sind zwar die transzendentalen und jenseitigen Welten des Buddhismus voll von Göttern, Dämonen und anderen Wesen - jedoch alle dem gesetz von Ursache und Wirkung und damit letzlich der Reinkarnation unterworfen.

Hoffe damit etwas anregung hgeliefert zu haben und Verbleibe
mit freundlichen grüssen

Der eure im Dharma

<gassho>

hona sainara

Tenshin
 

muhman

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Wie du sicher schon erkannt hast, ist die Begräbniszeremonie stark durch das Land geprägt, indem der Buddhismus praktiziert wird.
In Tibet werden die Toten ebenfalls verbrannt. Vorher wird jedoch aus den tibetischen Totenbuch vorgelesen (Bardo Thödol), um den Geist durch das Bardo zu führen.
Man sagt nämlich, dass sich der Geist so sehr an den Körper gewöhnt hat, dass er nach einiger Zeit jeden Körper annehmen würde, den er bekommen kann.
Wenn ein Lama spürt, dass er bald sterben wird versetzt er sich in tiefer Meditation, die man Phowa nennt.
Jeder der merkt, dass seine Zeit bald gekommen ist, sollte diese Meditation vorher ausführen.
Die Lamas, oder überhaupt sehr gelehrte Buddhisten haben so die Möglichkeit, ihre Wiedergeburt bewusst zu steuern und können den Menschen dann im späteren Leben weiterhelfen!


Tenchin schrieb:
Absnhliessend ein wenig allgemeinen "buddhistischen Grundkatechismus" (Nein, so etwas gibt es nicht wirklich und die buddhistischen Schulen differieren in den folgenden Ansichten durchaus nicht unerheblich - da es aber zum Thema Tod, Sterben und Wiedergeburt passt, erlaube ich mir die folgenden Überzeugungen wiederzugeben - auch wenn sicher nicht alle anwesenden Buddhisten, eingeschlossen meiner Person, mit dem folgenden, der groben Information dienenden
"Rundumschlag" überinstimmen )

Nicht zu vergessen ist bei alledem der Wiedergeburtsgedanke, d.h. auch die Wiedergeburt im reinen Land ist nur eine Art "bequeme Rast" auf dem Weg durch das Samsara der Wiedergeburt zur Buddhaschaft.

Man kann zwar immer "höher" wiedergeboren werden - jedoch leiden die Wesen in allen Bereichen des Seins : Steine, Pflanzen, Tiere (unter ihren Trieben), die Menschen (wem sag ich das ? ) und selbst die Himmelswesen/Götter die "Devas" leiden - unter der Angst, dass, wenn ihr gutes Karma aufgebraucht ist, wieder in niedere Formen der Existenz zu fallen - aus denen nur die Inkarnation als Mensch einen Ausweg bietet.

So sind zwar die transzendentalen und jenseitigen Welten des Buddhismus voll von Göttern, Dämonen und anderen Wesen - jedoch alle dem gesetz von Ursache und Wirkung und damit letzlich der Reinkarnation unterworfen.

Hoffe damit etwas anregung hgeliefert zu haben und Verbleibe
mit freundlichen grüssen

Diesen Ausführungen schließe ich mich an und habe dem nichts hinzuzufügen. :)
 

Anemi

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@ DeiMudda
Und hier noch ein guter Ratschlag für dein Referat:
... schreib´auf jeden Fall Buddhist mit h!
 

blabla

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In Tibet werden die Toten ebenfalls verbrannt.

ich habe nicht viel ahnung vom buddhismus aber deine aussage widerspricht dem was ich gerade im buch "sieben jahre in tibet" von heinrich harrer gelesen habe
dieser beschreibt im buch das die toten in tibet zerstückelt werden
und dann zB in einen see geworfen werden und die reste von den fischen gefressen werden
 

Shiva2012

Großmeister
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V. Verbrennung

In vielen Traditionen Asiens wird der Leichnam gewöhnlich durch Ver-
brennung beseitigt. Im tibetischen Buddhismus gibt es besondere Prakti-
ken im Zusammenhang mit der Leichenverbrennung. Das Krematorium
oder den Scheiterhaufen stellt man sich als das Mandala von Vajrasattva
oder als Mandala der Hundert Friedvollen und Zornvollen Gottheiten
vor; dann wird die Präsenz der Gottheiten angerufen, und sie werden so
klar wie möglich visualisiert. Der Leichnam wird als Repräsentation des
negativen Karma und aller Verblendung des Verstorbenen angesehen.

Während der Körper verbrennt, stellt man sich vor, daß diese negati-
ven Aspekte von den Gottheiten als Festmahl verzehrt und dadurch in
ihre Weisheitsnatur transformiert werden. Man begleitet diese Vorstel-
lungen mit der Visualisation von Lichtstrahlen, die von den Gottheiten
ausgehen und den Leichnam restlos in Licht auflösen, während alle Un-
reinheiten des Verstorbenen in den lodernden Flammen der Weisheit ge-
reinigt werden. Währenddessen kann man das Hundert- oder das Sechs-
Silben-Mantra von Vajrasattva rezitieren. Diese einfache Praxis während
der Leichenverbrennung ist sowohl von Dudjom Rinpoche als auch von
Dilgo Khyentse empfohlen worden.

Die Asche des Körpers (oder des Tsenjang) wird manchmal mit Ton
vermischt zu kleinen Bildnissen geformt, die man tsatsa nennt. Sie wer-
den gesegnet und dem Wohle des Verstorbenen gewidmet; auf diese
Weise werden verheißungsvolle Umstände für eine gute Wiedergeburt
geschaffen.
Quelle : Sogyal Rinpoche - Das tibetische Buch vom Leben und Sterben. Seite 362

(soll ich noch jemandem die PDF schicken ? :wink: )

natürlich ist Tibet auch bekannt dafür, das der Körper nach dem Tod dem Element Luft übergeben wird :
In die Einheit der aufgespaltenen Welt zurückzukehren ist Verheißung von Religionen, die nach dem Tod eine Einkehr in die eine Gottheit verheißen. So gibt es grundsätzlich vier Arten der Bestattung, die den Elementen entsprechen. Die See- oder Flußbestattung, wo das Wasser den Verblichenen zurücknimmt, die Feuerbestattung, bei der die irdische Hülle verbrannt wird, die Grablegung unter die Erde, sowie die in Europa heute unübliche, in Tibet aber lebendige Tradition der Bestattung durch aasfressende Vögel, die den Körper in die Lüfte hinauf tragen. Quelle
ist auch, glaube ich, im Film "Harrer berichtet über Tibet" zu sehen. (habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, sonst hätte ich einen Screenshot gepostet)

Im Westen ist leider kaum ein Verständnis dieser Praktiken vorhanden - da muss man sich manchmal schon in einen Unfall verwickeln lassen, um sein Element zu finden.
 

blabla

Meister
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was ist das für ein film "harrer berichtet über tibet" ?
hab davon noch nichts gehört und kann dazu auch nichts finden, bin aber sehr daran interessiert
worum geht es genau, von wann ist der film und wie lange geht dieser?
enthält er auch material welches er damals für den dalai lama drehte (ende 40er/anfang50er) ?
und das wichtigste: wo kann man den film herbekommen ?
 

DeiMudda

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danke leute für die tollen antworten.
ich schau mal wie ich das zu einem klotz zusammenpacken kann.

@lazarus: hier gibts bestimmt auch viele leute die das thema interessiert!
 

Shiva2012

Großmeister
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@blabla
hast post :wink:

edit : was ich vergaß zu schreiben :
worum geht es genau,
siehe gelesenes buch
von wann ist der film
siehe übernächster quote (zumindest die originalaufnahmen)
- die Erläuterungen im Studio dürften ein ein paar Jahre jünger sein
und wie lange geht dieser?
2 x 45 min
enthält er auch material welches er damals für den dalai lama drehte (ende 40er/anfang50er) ?
ja
 

Smoker18

Neuling
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muhman, nach dem Tod geht der Geist zum Himmel.Man braucht nicht den Toden zu brennen.
 
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