@ samhain
versetzt euch doch einfach mal in die lage dieser menschen.
stell dir vor, dir tritt jemand die tür ein, nimmt aus "terrorismusverdacht" einen deiner lieben mit, der vielleicht nie mehr auftaucht, von dem du nichts mehr hörst, egal wie oft du bei den zuständigen stellen nachfragst.
stell dir weiter vor, du bist mit freunden/familie im auto oder sonstwie unterwegs, in dem moment entscheidet irgendein GI, das du wahrscheinlich ein terrorist bist und das war's dann....
oder sie zerstören deine lebensgrundlage, weil irgendeiner von deinem acker auf amis geschossen hat.
sippenhaft sozusagen, ob sie nun verschwippt und verschwägert sind oder nicht, alle das gleiche kruppzeug, diese iraker.
das wäre so, als wenn, weil irgendeiner hier in meiner strasse amok läuft, und die ganze anwohnerschaft wird dafür bestraft, indem man ihre wohnungen stürmt und wahllos leute abführt.
findet ihr das normal?
würdet ihr nicht auf die barrikaden gehen?
oder würdet ihr denken: "naja, wenns für'ne gute sache ist, dann ist jedes opfer recht. hat zwar meine verwandschaft/freunde getroffen, aber so sind nun mal die "neuen" zeiten..."
ja, würdet ihr so denken?
ich glaube kaum oder ihr seid ihr wie jesus, der angeblich immer noch die andere backe hinhielt...
denkt mal drüber nach, bevor ihr euch hier weiter über "irakische terroristen" aufregt.
ach ja, noch was zum anschlag aufs rote kreuz:
ich finde ihn nicht gut, aber kann mir irgendwie vorstellen, warum auch sie ins fadenkreuz geraten.
während es vor dem krieg eine funktionierende infrastruktur gab, was auch eine gute versorgung durch krankenhäuser beinhaltete, sieht die situation nach dem krieg ganz anders aus.
eine ehemals einigermaßen gute krankenversorgung (durch das embargo allerdings geschwächt), die in den händen der iraker war, liegt heute am boden.
das rote kreuz, auch wenn es aus edlen motiven handelt, ist einigen wohl auch symbol für die unterstützung des besatzersystems.
erst wird das vorhandene gesundheitssystem zerstört bzw. massiv geschwächt (z.b. nicht verhinderte plünderungen von krankenhäusern),
dann kommt stattdessen eine fremdbestimmte notversorgung.
auch wenn viele iraker froh darüber sind, eine organisation zu haben, die sich um diese dinge kümmert, auch wenn es ausländer sind, so wird es unter einigen widerständlern eben genug geben, die das rote kreuz als bestandteil des besatzungssytems sehen.
ich sage bewußt einige, weil, den homogenen widerstand gibt es meiner meinung nach jetzt noch nicht, aber dafür viele unterschiedliche gruppen, die ein motiv eint: der zunehmende hass auf die besatzer, die immer mehr als solche erkannt werden.
...und jetzt: schlagt mich...
Also wenn du jez auf ein Spanking aus bist, muss ich dich enttäuschen
Ich gebe dir in vielen Punkten Recht, vor allem was Kollektivstrafen und Art der Hausdurchsuchungen seitens der US Truppen angeht.
Allerdings darf man auf der anderen Seite auch nicht alle Truppenteile gleich setzen was Behandlung und Vorgehensweise bei Aktionen im Irak angeht.
Es gibt durchaus zwei Seiten der Medaille:
Viele (US) - Soldaten versuchen, die Gebräuche und Gewohnheiten der Iraker zu achten bzw. ihrem Gegenüber mit Respekt und Achtung zu begegnen und bemühen sich in einen Dialog mit den Menschen zu treten, was ja für eine Zusammenarbeit im Bezug auf Wiederaufbau der sozialen und technischen Infrastruktur absolut notwendig ist.
Andere dagegen ziehen ihre Cowboynummer knallhart durch und versuchen die Menschen unten zu halten...vor allem die 101th Division und andere "Frontschweine" haben sich da nach meinen Infos fies hervorgetan.
Bestes Beispiel für kluges und vorsichtiges Verhalten im Irak sind die Briten, dies mag daher rühren, dass sie aufgrund ihrer UNO Einsätze mehr Erfahrung mit Friedenseinsätzen haben.
Anweisungen aus dem britischen HQ (sinngemäß):
- Keine Helme/Körperpanzer/schwere MG oder ähnlich martialisches Auftreten
- Achtet örtliche Sitten und Gebräuche
- Respekt vor den Menschen/Wahrung von Umgangsformen
- örtliche Grußformeln etc. soweit es geht verwenden
ähnliche Anweisungen haben auch unsere Landser
in Afghanistan und andernorts und wir haben nicht mal ansatzweise die Probs wie die Amis.
Nun, nach einigen Monaten hat sich die Lage für die G.Is. durch die fortwährenden Angriffe aus dem Nichts natürlich Xtrem verschärft und mitlerweile stehen auch der oben beschriebene "gemäßigte" Soldat mit schlotternden Knien an der Kreuzung, weil er nicht weiss ob der Kerl der da auf ihn zukommt (und wahrscheinlich nur was fragen will) ihn nicht vielleicht doch angreifen wird, weil er entweder:
- Ex-Saddam Offizier ist und immer noch für die Rückkehr des großen Führers kämpft
- Einfach ein gefrusteter Iraki ist, der seine tote Frau (Tochter/Schwester etc.) rächen will
- Ein eingereister AQ-Aktivist ist, der zwar bisher keine Chance hatte gegen den großen Satan zu kämpfen, jetzt aber doch die Möglichkeit hat da der Feind ja dämlich genug war, diesen Krieg vom Zaun zu brechen.
- ...
- ...
(Die Grenzen zwischen den Punkten mögen in vielen Fällen fliessend sein)
In dieser Situation ist eine Zusammenarbeit zwischen den Besatzern und den Besetzten quasi unmöglich.
Und genau das ist es was die Angreifer erreichen wollen und was die USA völlig unterschätzt haben.
Der Einzige, der sich bei der momentanen Situation so richtig was ins Fäustchen lacht, ist unser guter Freund Osama und seine Kollegen.
Und selbst WENN es vor dem Krieg keine Fraternisierung zwischen Saddams Schergen und AQ gegeben hat (ich denke, es gab sie), mitlerweile wird man zusammenarbeiten und sich gegenseitig mit dem versorgen was man für den Kampf gegen die USA braucht: Spione, Waffen, Späher, "Paradiesvögel", Sprengstoffe etc...
Ich würde sagen, wir haben ein gewaltiges Problem am Hals, wenn das so weitergeht.
Die USA sind auf ihrem Inselchen weit weg und relativ sicher, wenn das in dieser Form aber so weitergeht im Irak und der Kampf in weitere Länder getragen wird, kommt es zu dem von Nahost- und Terrorexperten zu Recht befürchteten Flächenbrand.
Addiert man dazu noch den unsinnigen Krieg zwischen Palis und Israelis und andere Konflike wie z.B. Kashmir oder die Wut der Muslime (egal ob nun radikal oder NOCH gemäßigt) auf ihre Pro-West Regierungen dazu sollte es eigentlich klar werden, dass es in unser aller Interesse liegen muss, dem Irak nach all den großen Kriegen und Saddams 30 Jahre dauernden Terrorregime auf die Beine zu helfen und ihm so schnell es geht eine eigene souveräne Führung zu geben.
Es mag einige hier im Forum zwar unglaublich glücklich machen (meine nicht dich, Sam), dass es jetzt beafsteak a la americain gibt (ja, sie sind es selber Schuld), aber ob das den Irakern und auch den angrenzenden Ländern wirklich hilft, bezweifle ich stark.