Namaste!
Goatboy schrieb:
Man möge mich korrigieren, wenn ich mich irre, aber das Problem in Entwicklungsländern ist doch weniger die Landflucht als solche als vielmehr die Überbesiedlung der Städte, deren Kapazitäten den Anforderungen der vielen Einwohner nicht entsprechen können. Wäre es da wirklich so kontraproduktiv, ein paar neue gut ausgerüstete Städte zu errichten?
Die Landflucht sehe ich schon als Problem.
Wegen falscher Vorstellungen geben Landarbeiter und Kleinbauern ihre Jobs in ländlichen Gebieten auf oder verkaufen gar ihren Ackerboden und ziehen in die Städt um dort ihr Glück zu versuchen (ob die Familien jetzt gleich mitgenommen werden oder erstmal auf dem Land bleiben, sei mal dahingestellt).
Meistens geht es ihnen nach dieser Umorientierung schlechter als vorher. Entweder sie finden keine Arbeit und verarmen noch mehr (bis zum Verhungern will ich jetzt mal nicht gehen) oder sie finden Arbeit und leben in unwürdigen Bedingungen (als Vergleich ziehe ich mal chinesische Wanderarbeiter heran).
Die Überfüllung von Slums, also die "Kapazitätensprengung" in Bezug auf Unterkünfte und Infrastruktur, sehe ich erstmal eher als Folge der Landflucht, denn als eigenständiges Problem. Dazu wird es dann erst, wenn die Familien nachgezogen sind und die nächste Generation bereits in den Slums geboren wird.
Willst du damit sagen, es sei besser, alle arm zu lassen als einem Teil der Armen zu Wohlstand zu verhelfen?
Ich will damit sagen, dass ich es für sinnvoller halte, den allgemeinen Standard zu heben als ein paar Leuten die Möglichkeit auf Einfamilienhaus, Auto, Unterhaltungselektronik, etc. zu eröffnen.
Wo ist das Problem? Wäre es nicht genau das, was auf neudeutsch als Win-win-Situation bezeichnet wird?
Auf lange Sicht zementiert diese Situation nur die bereits jetzt bestehenden Abhängigkeiten oder verlagert diese. Die wirklichen Gewinner sind die Großunternehmen und die wirklichen Verlieren sind längerfristig die Entwicklungsländer, weil ihnen weiterhin verwehrt bleibt etwas "eigenes" aufzubauen.
Hmm, ich weiß nicht, ob eine Umsiedlung in dem Fall wirklich sinnvoll wäre. Es würden für die Firmen ohnehin hohe Kosten entstehen, allein schon, um alle nötigen Strukturen aufzubauen. Wozu dann also bereits bestehende Werke mit ausgebildeten Arbeitskräften schließen?
Um die nötigen Strukturen zu schaffen werden dann ja gerade die Carter-Cities eingerichtet.
So wie ich unsere Politik kenne, würde das dann im Falle deutscher/europäischer Beteiligung, erstmal zu Lasten der Allgemeinheit (des Steuerzahlers) gehen, und die Profiteure sitzen wieder in den Chefetagen der Großkonzerne.
Die Lobbyisten der Konzerne werden da schon passend die Parteispenden anbringen können
Vielmehr würden neue Betriebe dann wohl eher im Ausland eröffnet werden als zuhause, ja. Das könnte in der Tat ein Nachteil sein.
Wenn sich Siemens und Bosch dann als Gutmenschen und Wohltäter hinstellen, tut das auch niemandem weh.
Nein, weh tut es keinem.
Aber faktisch wird der Verbraucher wieder ver*rscht, und "Made in Germany" wird noch mehr zu leerem Geschwafel.
< gasshô >
Benkei