Zuviel, eine Geschichte

Beskania

Meister
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Zuviel

Täuscht es, oder ist das Haschen ein wenig aus der Mode gekommen? Vor ein paar Jahren gehörte es im subkulturellen Ambiente ja beinahe zum guten Ton, sich mit Hilfe von Cannabis-Produkten ein wenig Laissez-Faire ins Hirn zu pusten, doch mittlerweile ist zumindest in Tanzsälen und Beatclubs das charakteristische Aroma immer seltener zu vernehmen. Als meine persönliche Droge haben sich Haschisch und Marihuana ohnehin nie etabliert, da ich der leicht sämigen Wirkungsweise nie wirklich etwas abgewinnen konnte. Wahrscheinlich aber hängt die latente Aversion mit dem großen Haschgebäckunfall von 1991 zusammen. Da hatte ein Freund zum Marmorkuchenkränzchen geladen und dafür versehentlich eine Dosis Hanf-Essenz verbacken, deren Verzehr selbst eine Herde Großwild bekifft zurückgelassen hätte. Eine Stunde danach liege ich auf dem Kanapee und nehme zeitgenössische Musik ("Blue Lines", Massive Attack) möglicherweise einen Hauch akzentuierter wahr als sonst, als eine Bekannte auf allen Vieren angekrochen kommt, sich mit letzter Kraft auf das Möbel zieht und mir direkt ins Ohr wispert: "Oh, Gott. Ich krieg'n Herzinfarkt." Eine Information, welche einschlägt wie die weiland noch geläufigere Cruise Missile: Herzinfarkt... Ja. Ich auch. Hilfe. Ich schüttele die Bekannte ab und versuche mich zu erheben. Schwierig. Aber bloß nicht liegenbleiben. Auf gar keinen Fall liegenbleiben. Herzinfarkt. Ein Zimmer weiter treffe ich wen, der aussieht wie eine Karikatur meines Freundes T. Der greift mich am Kragen und stammelt: "Zuviel... viel zuviel... müssen alle sterben." "Herzinfarkt", antworte ich nickend und lasse ihn zurück. Immer weiter. Was essen... Hände wollen Besteck nicht halten. Dann Brot halt so in den Schlund, aber: Spucke weg. Krume bröselt brutal. Herzinfarkt. Raus, im T-Shirt. Auch damals November, egal. Durch Wald & Feld, immer weiter, weiter, weiter. Hauptsache, kein: Herzinfarkt. Der im übrigen tatsächlich nicht eintrat, doch ist durch den Zwischenfall das Verhältnis zum Haschisch nachhaltig erkaltet, wofür freilich das Rauschgift nichts kann. "Alles in Maßen", pflegte meine Großmutter immer zu sagen, die allerdings mit Kiffen nur wenig an der Mütze hatte. Statt dessen stellte sie Schnäpse in Heimarbeit her. Aber dazu ein andermal.


© Jens Kirschneck

Von Bielefeldern für Bielefelder und für alle anderen auch.

Gefunden auf: http://www.zirkeltraining-lesung.de
 

Lt.Stoned

Großmeister
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wer von gras paras bekommt, weiss nur nicht wie er damit umgehen muss. alle diese in dem moemnt negativen energien lassen sich umwandeln in gutes. man muss sich einfach nur drauf einlassen und wissen wie man es kontrolliert.

@geschichte: nettnett ich mag solche stories trotzdem immer wieder ;)
 

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