von Zwergen und Trollen (to be continued)

Eireannach

Großmeister
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Ein Zwerg ist im Durchschnitt ein etwa einen Meter niedriges Lebewesen, von frühester Jugend an mit einem langen, meist schwarzen oder weißen Vollbart ausgestattet, unabhängig vom Geschlecht natürlich. Sein Kopf wird grundsätz- lich von irgendetwas bedeckt, entweder von einem Helm, auf dem eine Kerze oder eine Lampe montiert ist, oder aber in seiner seltenen Freizeit von einer hübschen und vor allem im Straßenverkehrsbau nützlichen roten Zipfelmütze. Weiterhin stelle man sich vor, dass Zwerge ihre Aufgabe im Leben darin sehen, soviel Gold wie möglich zu erwerben (auf ehrliche Weise versteht sich), sei es durch Bergbau, Diebstahl, Mord oder Erbschaft.
Er plant aber nicht etwa, seinen erworbenen Reichtum auszugeben.
Denn es verhält es sich innerhalb der Zwergenrasse mit der Goldgier ungefähr so wie bei uns mit einer rücksichtslosen Lebensweise in Missachtung der göttlichen Gesetze: Irgendwann hat einmal jemand damit angefangen, die meisten anderen haben es nachgemacht, im Laufe der Zeit ihren Riecher für Eigennutzadern immer mehr geschärft, und heute denkt niemand mehr daran, seinen spöttisch funkelnden Erwerb wieder loszuwerden. Eine weitere Parallele besteht darin, dass den jüngeren Zwergengenerationen die Sucht nach Edelmetall sozusagen in die Wiege gelegt wird, und man in ihrer Erziehung (die selbstverständlich nur von ihren klügsten Mitzwergen gelenkt wird) mit beachtenswertem Einsatz versucht, alle abweichlerischen und zweifelnden Gedanken zu verbannen. Im Paragraf 17, Absatz 7, Strich 6 der allgemeinen Bergschulordnung heißt es wie folgt:
„ Vae liberi argentei! Unsere Jugend soll zu einem gesunden und fruchtbaren Bestandteil des gemeinschaftlichen Wohls herangezogen werden, welches sich im Erfolg ( in Unzen) jedes einzelnen manifestiert. Daher muss die Schule höchsten Wert darauf legen, bösartig verbreitete Unwahrheiten und blasphemische Gedanken (z.B., dass der Goldabbau angeblich die Ursache für Konflikte innerhalb der Gemeinschaft wäre, oder dass man außerhalb des Berges angenehmer leben könne) schon im Keim zu ersticken, sodass sie erst gar nicht in das Bewusstsein der uns Anvertrauten gelangen können...“
Ein Zwerg kommt also schon mit einem leichten Glitzern in den Augen zur Welt, und während seine Mutter sich vor Anstrengung noch über den Bart streicht, giert der oder die Kleine bereits nach der vergoldeten Waagschale auf dem Tisch neben dem Wochenbett.
Nun gut, diese Zwergengemeinschaft hat seit jeher funktioniert, und ein gewisser Kollateralschaden bei kleineren Streitigkeiten um bestimmte Minenschächte oder Flöze wird schon lange als unbedeutender Nebeneffekt akzeptiert, zumal solche Vorgänge für die allabendlichen Versammlungen im Großen Saal der Zehn Geldboten so einiges an unterhaltsamem und interessantem Gesprächsstoff bieten.
Eine Gratwanderung zwischen Erreichung des Lebensziels und der Vermeidung von Selbstverstümmelung ist allerdings dann zu bewältigen, wenn gewisse trollische Elemente hinzukommen.
Die Größe eines Trolls überschreitet gewöhnlich das dreifache eines Zwerges, zudem besteht er aus einer Ansammlung der unterschiedlichsten Mineralien. Er hat Kniescheiben aus Granit, Hüften aus Marmor, Rippen aus Bernstein und -genau hier liegt das Problem- die Augen, Nase, Ohren und Zähnen aus wertvollste, lupenreinen Edelsteinen.
Was seine Beschäftigungen betrifft, so beschränken sich diese meist darauf, von wehrlosen Reisenden Brückenzoll zu verlangen, sich zu prügeln oder in Filmen charismatische Rollen wie die des „Monty-der-Troll-der-vom-verrückten-Kandidus-zermalmt-wird oder des „Troll-der-in-einer-dunklen-Ecke-lauert“ zu spielen. Weder seine Anatomie noch die Kristallschaltkreise, aus denen sein Schädelinneres besteht, bieten ihm viele Perspektiven im Handwerk oder als Geologieprofessor.
Wenn nun ein Zwerg und eine Trollin zusammenkommen, führt dies entweder zu einem haarigen Festessen für all die kleinen Destruenten, oder aber, sofern die beiden aufgrund eines Anfalls von Gemeinheit von Seiten der Natur Zuneigung für einander entdecken, zur Geburt eines Zwolles.
Jenes arme Geschöpf besitzt nur dann geringe Überlebenschancen, wenn es zum einen seine Gier nach Edelmetall unter Kontrolle halten, und zum anderen die Aggression gegen alles, was auch nur ein wenig Haare am Körper trägt, zügeln kann. Ansonsten bleibt nach kurzer Zeit nur noch eine grauenhaft zugerichtete Kreatur übrig, die sowohl Augen und Nase, als auch ihre Zähne in der einen Hand trägt, während die andere trotz fehlenden visuellen Mitteln mit erstaunli- cher Präzision versucht, ihre physiognomischen Fragmente vollends in eine bröselige Masse mit einigen Bartfetzen zu verwandeln. Eine segensreiche Entdeckung der Medizin im 896. Jahr des Schlangenträgers, nämlich das Medikament „Risstalin“, ermöglichte es den Zwollen schließlich, ein halbwegs normales Leben führen zu können, ohne im Schlaf vor sich selbst Angst haben zu müssen.
 

Teddy

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häh?= Hessisches Fragewort mit 24 Buchstaben...
Was soll man denn darauf antworten???
 

Teddy

Großmeister
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Soviel wie: Du hattest lange keine Zeit zum schreiben und hast dann richtig losgelegt...
 

Eireannach

Großmeister
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naja, das isn teil von ner längeren geschichte (buch?), die ich vor einiger zeit angefangen habe, sind bisher aber nur an die 20 seiten, weil ich momentan erstens kaum zeit und zweitens keine inspiration habe. :cry:
 

Teddy

Großmeister
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Das waren jetzt aber noch nicht die zwanzig Seiten, oder??? Schade, is interessant. Was man gegen deine Inspirationsschwäche machen kann, weiß ich aber auch nicht. Ich zwinge mich einfach dazu, weiterzuschreiben...
 

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