Rosencrantz und Gueldenstern in Hamburg

Rosencrantz und Guildenstern in Hamburg sind...

  • Zufall

    Stimmen: 0 0,0%
  • Verschwoerung

    Stimmen: 0 0,0%
  • selektive Wahrnehmung

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

Hans Dunkelberg

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Auch auf die Gefahr hin, dass ein Grossinquisitor diesen Threat loescht:

In Hamburg wird in der wohl shakespearischsten Gerichtsverhandlung aller Zeiten ein Herr Mzoudi von seinen Anwaelten gegen den ungeheuerlichen Vorwurf in Schutz genommen, zusammen mit anderen ueber 3000 Leute umgebracht zu haben.

Wie aus dem Nichts erscheint eine anonyme Zeugenaussage, und fuer den Richter faellt dadurch die komplette Indizienkette des Generalbundesanwalts zusammen - obwohl er behauptet, sich sicher zu sein, dass ein Mitverschwoerer (Ramzi Binalshibh) die Aussage gemacht hat.

Letztlich wurde Mzoudi durch ein Fax der Bundesregierung gerettet - durch einen modernen Brief...

Wie kommt`s, dass uns hier die folgenden interessanten Assoziationsmoeglichkeiten begegnen:

Hamburg, Letter - Ham-let
Rosenthal (Verteidiger von Mzoudi) - Rosencrantz
Guel Pinar (Verteidigerin von Mzoudi) - Guildenstern

(Rosencrantz und Guildenstern sind die beiden groteskesten Personen in Shakespeares Welttheater "Hamlet".)

?

Zufall, Verschwoerung oder selektive Wahrnehmung?
 

dimbo

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Fragst du das, um diejenigen, die antworten, besser klassifizieren zu können, oder weil du dir nicht sicher bist, wie du deinen Gedankengang einzuordnen hast?
 

Hans Dunkelberg

Meister
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4. September 2002
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Es gibt unterschiedliche Moeglichkeiten, wie so etwas zu Stande kommen kann.

Zur Zeit (seit ein paar Jahrhunderten) ist es nicht gerade in Mode, uebernatuerliche Ursachen von so etwas fuer moeglich zu halten.

Sie sind allerdings moeglich, wie ich auf www.buchaufschlagen.de nachgewiesen habe.

Aber davon abgesehen, kann man sich das auch auf die unterschiedlichste Weise als Folge von ganz natuerlichen Vorgaengen vorstellen.

Als selektive Wahrnehmung erscheint es jedenfalls nur denjenigen, die Shakespeares "Hamlet" nicht kennen - wieviele von den Leuten hier im Forum dieses Stueck kennen, ist mir allerdings wurscht.

Man koennte es sich z.B. so vorstellen:

a) Es gibt ein Grundmuster von Worten, die gut zusammenpassen und die der Mensch, wenn er sich besonders ernsthaft mit etwas beschaeftigt, gern kombiniert. Gleichzeitig ist es aber wahrscheinlicher, dass shakespearische Situationen auftreten, wenn irgendwo ein besonders wichtiger oder besonders komplizierter Prozess stattfindet, als in irgendwelchen anderen Situationen

b) Wenn sich irgendwo ein Prozess anbahnt, von dem man schon im Vorfeld bemerkt, dass er ziemlich mysterioes werden koennte, sucht man sich vielleicht eher Anwaelte mit aehnlichen Namen wie denen von grotesken Helden eines Shakespeare-Dramas; auch, wenn man diese Namen selbst nicht kennt (ich weiss nicht, ob Mzoudi sie kennt, so gut kenne ich ihn nicht), kann das sein, weil die betreffenden Leute - also in diesem Fall Michael Rosenthal und Guel Pinar - durch ihre Namen bei den Menschen schon im Ruf besonders grosser Kompetenz in mysterioesen Faellen stehen koennten

c) Jemand mit einem aehnlichen Namen wie Rosencrantz oder Gueldenstern tendiert durch die Suggestionskraft seines Namens vielleicht mehr als ein anderer dazu, sich mit schwierigen und mysterioesen Faellen zu beschaeftigen - die Suggestionskraft kann dem Namen einfach inhaerent sein oder sich ueber die Zeit historisch herausbilden, z.B. durch Shakespeares "Hamlet" - und genauso tut es womoeglich ein Student, der in einer Stadt wohnt, die einen entsprechenden Namen hat - ihrerseits wiederum begruendet durch den spezifischen Charakter ihrer Gegend, in der sie sich vielleicht auch gerade deshalb gegenueber den anderen Orten behauptet hat, weil sie den Namen hatte, der die Menschen in dieser Gegend am meisten beeindruckt hat

d) Die Betreffenden koennen sich sogar bewusst an ihren Namen orientieren, ohne dass das deshalb gleich eine recht eigentliche Verschwoerung sein muss


So sieht man, wie Namen geradezu magnetisch ihresgleichen anziehen - aehnlich wie bestimmte Elemente aufgrund der freien Plaetze in ihren Atomhuellen einander anziehen. In der Biologie ist es ja genauso! Frauen werden ja immer noch hauptsaechlich von Maennern angezogen, und ihr glaubt gar nicht, wie genau man unterscheiden koennte, welche Art Frauen von was fuer Maennern angezogen werden...

Die auf den ersten Blick verwirrenden Zufaelle im Hamburger Terrorprozess muessen deshalb ueberhaupt nichts Besonderes sein: weder Zufall noch Verschwoerung noch geistige Beschraenktheit des Beobachtenden, sondern einfach ein gewissermassen geistig-biologisches Phaenomen.

Die Zellen in einer Pflanzenbluete gruppieren sich ja auch alle nach dem selben Muster, ohne dass ihnen das irgendjemand auftraegt. Ich sehe nicht ein, warum das Leben nicht ueber das rein Stoffliche hinausragen und auch noch den rein mathematischen Bezueglichkeiten zwischen den Dingen seinen Stempel der Geordnetheit aufdruecken sollte. Sobald es Sinneswahrnehmung bei irgendwelchen Organismen gibt, ist es doch durch die Evolution vorausbestimmt, dass auch auf dieser intellektuellen Ebene Verbaende entstehen.

Nach dem hier umrissenen Prinzip entstehen ziemlich oft erstaunliche Deja-vus in den Ereignissen zwischen den Menschen; man muss nur wissen, dass das ganz natuerlich ist, um nicht immer gleich ueberall Mord und Verschwoerung zu wittern.
 

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