Neue Studie: Positive Effekte von illegalem Filesharing

hives

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Sehr interessante Studie, auch als Beitrag zur Diskussion um Internet-Verbote für Filesharer und ähnlich geniale Ideen der Medienverwertungsindustrie:

The research shows that the economic implications of file sharing for welfare in the Netherlands are strongly positive in the short and long terms.
Ups and downs. Economic and cultural effects of file sharing on music, film and games [pdf]

Artikel zum Thema:
Die Autoren der soeben auf Englisch erschienenen Studie "Ups and Downs" kommen zu dem verblüffenden Ergebnis, dass den mutmaßlich 100 Millionen Euro, die dem Musikbereich jährlich verlorengehen, ein volkswirtschaftlicher Mehrwert von 200 Millionen Euro gegenüberstehen.
Profitieren vom Klau

Studie: Filesharing fördert Gemeinwohl

Was meint ihr dazu? Ist die Studie glaubwürdig? Wird sie Auswirkungen auf die Forderungen der Verwertungsindustrie haben?
 

Ein_Liberaler

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Da ich erst einmal nur "Profitieren vom Klau" gelesen habe, sage ich mal ganz vorsichtig: Ja, das ist glaubwürdig, aber auch eher trivial. In der Studie wird wahrscheinlich noch mehr drinstecken.

Daß Geld besser angelegt werden kann als in Musik-CDs, haben sicher alle von uns schon von ihren Eltern gehört, und es stimmt, auch gesamtwirtschaftlich. Und wenn die Verlage jedes heruntergeladene Lied als unverkaufte CD ansehen, dann ist das natürlich nicht realistisch, sondern interessengeleitet, schließlich wollen sie ihren Schaden möglichst hoch darstellen.

Mir stellen sich moralische Fragen - rechtfertigt der volkswirtschaftliche Nutzen den Diebstahl? Und haben wir es überhaupt mit Diebstahl zu tun? Gibt es geistiges Eigentum überhaupt?

Die Forderungen der Musikindustrie sind aber wohl eher grundsätzlicher Art. Ob die Studie Auswirkungen auf die Politik haben wird, kann ich nicht sagen. Die Verlage sollten eigentlich schonwissen, daß es so ist wie dargestellt.
 

dkR

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Die Musikindustrie rudert ja gewaltig mit ihrer Kundengängelung zurück. Andere Sparten fangen gerade erst so richtig damit an, reden die alle nicht miteinander?
Ich mein, wenn ich als zahlender Kunde gegenüber dem nichtzahlenden Konsumenten nur Nachteile hab, muß ich mich als Verkäufer doch nicht wundern. :argh:
 

Mr. Anderson

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Das Problematische an solchen Studien ist immer, dass sie ziemlich komplexe Verhaltensmuster von Menschen in Betracht ziehen müssen, und die daraus entstehenden Wechselwirkungen. Wenn der Kunde sich eine CD herunterlädt, kauft er sich für das Geld dann eine andere CD? Kauft er sich etwas völlig anderes? Hat er das Geld überhaupt jemals gehabt? Kauft er insgesamt weniger, oder "lädt" er sich etwas dazu, zusätzlich zu dem was er sowieso schon kauft? Wie findet man soetwas heraus? Durch Befragungen, auch wenn sie anonym sind (und damit arbeiten solche Studien normalerweise), wird man nur begrenzt viel herausfinden können, weil die betroffenen Personen es vermutlich selbst nicht wirklich wissen.

Hier übrigens mal die jährlichen Kinobesucherzahlen in Deutschland, ab den 80er Jahren (habe ich von insidekino.de)

80er Jahre:

143,8 Mio. (1981)
141,3 Mio. (1982)
124,5 Mio. (...)
125,3 Mio.
112,1 Mio.
104,2 Mio.
105,2 Mio.
108,1 Mio.
108,9 Mio.
101,2 Mio.

90er Jahre:

102,5 Mio.
120,0 Mio.
105,9 Mio.
130,5 Mio.
132,8 Mio.
124,5 Mio.
132,9 Mio.
143,1 Mio.
148,9 Mio.
149,0 Mio.
152,5 Mio.

2000er Jahre:

177,9 Mio.
163,9 Mio.
149,0 Mio.
156,7 Mio.
127,3 Mio.
136,7 Mio.
125,4 Mio.
129,4 Mio. (2008)
Wer wagt sich nun daran, zu ermitteln ob die niedrigen Werte auf Raubkopien zurückzuführen sind? Entstehen die hohen Werte dann durch gute Filme? Oder ist es eher umgekehrt?
 

Ein_Liberaler

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Da fließen sehr viele Einflüsse zusammen. :egal: Bis hin zum Wetter. Dann die veränderte Struktur der Kinos, die Preise...
 

haruc

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Netterweise kann ich an dieser Stelle eigene Erfahrungen (quasi aus Sicht der Musikindustrie, allerdings in einem etwas anderen Maßstab) einbringen:

Ich mache selber Musik und bin relativ direkt auch am Verlag der Musik beteiligt. Es handelt sich hierbei meist um Klein- oder Kleinstauflagen. Das Kapital stammt aus dem eigenen Geldbeutel und muss vom Mund abgespart werden. Da wirkt das Risiko, eine Fehlinvestition zu tätigen doch gleich viel bedrohlicher, da man zumindest mittelfristig darauf angewiesen ist, die eingesetze Geldmenge wieder herauszubekommen.

Die Frage die man sich dann natürlich stellt ist: "Lohnt es sich heutzutage überhaupt noch, CDs pressen zu lassen und sich die ganze Arbeit mit dem Vertrieb etc. zu machen?"

Die Antwort ist: Ja. (Mag aber auch mit der "Szene" zusammenhängen)

MIr ist bei der ganzen Chose eine Sache aufgefallen:
Der Verkauf der CDs verlief recht schleppend, trotz der (herkömmlichen) Werbung wie Bannertausch, Postings in Foren, Anzeigen in Magazinen, Rezensionen, Flyern etc.
Schleppend... bis zu dem Moment, in dem auf diversen russischen Filesharing-Seiten die CD zum Download stand. Ab da lief der Verkauf an.

Gegenwärtig sind wir wieder dabei ein Album aufzunehmen, im Prinzip das erste richtige, und auch da stellt sich wieder die Frage: Soll man sich in den Schutz des Labels begeben, oder soll man das Album zum kostenlosen Download bereitstellen und lediglich die übrigen Merchandise-Artikel verkaufen?
 

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