Morden leichtgemacht?

Hosea

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Ich hab in der letzten Zeit einige Reportage zu dem Thema "Abbau der Rechtsmedizin" in Deutschland gesehen und muß ehrlich sagen es entwickelt sich dramatisch.

Als Beispiel kann man durch Zusammenlegung der Institute gut Münster nennen, die Rechtsmedizin in Münster ist für 3 Millionen Menschen zuständig (!)

In Deutschland werden 5 Prozent der Leichen obduziert, in Österreich beispielweise 20 Prozent (!)

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2053219,00.html

Dieser Sparkurs geht seit 2000 stetig voran, und meiner Meinung verschließen zuviele Leute die Augen davor..Tabuthema (?)

http://www.postmortal.de/Medienspiegel/MedienZumTod/DieZeit/diezeit.html
 

Ellinaelea

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...

OT
da bin ich noch über etwas ganz anderes gestolpert, als ich deine Artikel gelesen habe.
Erstaunt hab ich festgestellt, dass man in Deutschland sogar wenn man gestorben ist, noch weiter abgezockt wird. Wie es aussieht, muss man sich in D auf einem Friedhof bestatten lassen und dann dürfen die Nachfahren oder wer auch immer für den Platz berappen. Find ich voll krass. Friedhofszwang für Tote - natürlich nicht kostenlos *erstaunt den Kopf schüttel*
In der Schweiz kann man die Urnen mit nach Hause nehmen. Mir persönlich gefällt hier ja die Friedwald-Bestattung (http://www.friedwald.ch/) sehr. Da kann man sich einen Baum "kaufen", bei dem die Asche gestreut wird. Es werden aber keine Inschriften angebracht. Der Baum ist 99 Jahre geschützt. Das nenn ich dann Umweltschutz über den Tod hinaus :) Hier in der Nähe ist einer dieser Friedwälder und in der Tat ist es sehr friedlich, da durch zu spazieren. Und ich hab auch nachts noch keine Gespenster getroffen, wie das ja auf christlichen Friedhöfen vorkommen soll ;-)

Aber zurück zum Thema:
Mir war nicht bewusst, dass die Rechtsmedizin so auf dem Rückweg ist. Ich finde die Information wichtig und danke dir dafür. Wenn das so weiter geht, werden irgendwann nur noch Verbrechen aufgeklärt, wenn die Nachfahren dafür bezahlen. Denn der Staat scheint ja dazu nicht mehr in der Lage zu sein.
 

_Dark_

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Ellea schrieb:
Wenn das so weiter geht, werden irgendwann nur noch Verbrechen aufgeklärt, wenn die Nachfahren dafür bezahlen.

gerade das ist denke ich mal ein teil dessen, was die sache so schlimm macht.. nicht weil die nachfahren nicht erfahren, ob die oma z.b. getötet wurde, sondern weil sie es gemacht haben und die oma nicht untersucht wird.. so wird die erbschaft mal locker durch ne überdosis herztabletten um 5 jahre vorverlegt.. und das wird dann wohl nicht aufgedeckt, wenn es echt stimmt, dass nur noch 5% der leichen obduziert werden
 

Hosea

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Hier als Nachlag nochmal das Interview mit Professor Brinkmann von der Rechtsmedizin Münster :

http://medweb.uni-muenster.de/institute/remed/aktuell/WN_20_4_00b.html


Aus dem Zeitartikel find ich eine eine Passage sehr interessant :

Die Ergebnisse rechtsmedizinischer Untersuchungen haben für das Leben des einzelnen Menschen unvorstellbare Folgen. Für Schwache, für Alte, Kranke, Kleine, Verletzte, Obdachlose und Drogenabhängige ist der Rechtsmediziner oft der letzte Anwalt. Doch wie sollen Menschen, die zu schwach sind, ihr eigenes Leben zu verteidigen, sich gegen die Schließung eines Instituts zur Wehr setzen? Klaus Püschel, Rechtsmediziner in Hamburg, formuliert das soziale Anliegen seines Fachs so: "Sagt mir, wie ihr eure toten und gefolterten Opfer untersucht und behandelt. Sagt mir, wie ihr die Täter identifiziert und verfolgt, und ich sage euch, wie diese Gesellschaft die Menschenwürde achtet."
 

Winston_Smith

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In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, ob z.B. jeder Tote generell obduziert wird oder dies nur auf Veranlassung z.B. durch die Polizei oder durch den Staatsanwalt geschiet.

Wenn dies auf Weisung geschieht, liegt die Schuld doch wohl eher bei den Behörden.

ws
 

Hosea

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In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, ob z.B. jeder Tote generell obduziert wird oder dies nur auf Veranlassung z.B. durch die Polizei oder durch den Staatsanwalt geschieht

Es entscheidet immer der Arzt oder Notarzt ob die Polizei dazugerufen werden soll, er stellt einen Totenschein aus, mit Vermerk eines z.b natürlichen Todes, ( damit wäre der Fall abgeschlossen )natürlich ist er angewiesen bei Zweifeln über die Todesursache obduzieren zu laßen. Das gibt es z.b in Österreich nicht, das z.b ein Landarzt einen Totenschein ausfüllen kann und darf. Wenn die Polizei mit anwesend ist z.b Nottüröffnung etc und Zweifel hat, kann natürlich auch eine Obduktion von Polizeiseite /Staatsanwaltschaft angeordnet werden.
Wenn z.b eine Frau bei einem Brand umkommt, und der Hausarzt/notarzt Rauchvergiftung diagnostiziert..ist es erstmal ein natürlicher Tod. (fertig)
Es kann in solchen Fällen natürlich sein, das durch Zufall der Brandsachverständiger auf eine Obduktion besteht..teilweise ist es wirklich Zufall das ein Mord aufgeklärt wird, weil Menschen hartnäckig waren.
 

Hosea

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Wer ist schuld

Meiner Meinung ist die Politk schuld und die Gesellschaft das sie sowas toleriert :
Es kann nicht sein, das die Rechtsmedizin immer weiter abgebaut wird, sodaß der Druck auf die Rechtsmedizin , mit immer weniger Personal in größeren Einzugsbereichen, Obduktionen durchzuführen, steigt.

Es kann auch nicht sein das jeder Arzt ..der vielleicht mal etwas Rechtsmedizin im Studium hatte einen Totenschein austellen kann und darf, sorry aber dafür ist das Thema Rechtsmedizin zu Fortbildungsintensiv, da es ja immer neue Möglichkeiten etc für verdeckte Morde gibt.

Wer ist Schuld?... unser System, unsere Politik, unsere Behörden und letzendlich unsere Gesellschaft (!)
 

nein

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vielleicht können sie auch nicht mehr so viele mörder unterbringen, weil in den gefängnissen platz geschafft werden muss, für raubkopierer, schwarzarbeiter, zahlungsunfähige algII empfänger und ähnliche bedrohungen unserer wirtschaft?
wenn man da nebenbei noch gelder in der gerichtsmedizin einsparen kann, dann ist das doch prima! :twisted:
 

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