Ich bin traurig.

Sentinel

Erleuchteter
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31. Januar 2003
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Die Zeit erhebt sich ungewollt,
ich wünscht ich wär dagegen,
der Menschen Stolz Tribut nun zollt,
auf großen Aktes Wegen.

Nun schlafe tief und ohne Pein,
ich sah was wird und was gewesen,
nun geh ins Universum ein,
und sehe dort den Geist genesen.
 

deLaval

Erleuchteter
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Verdammte Raumzeitkrümmung

Der Blick in den Augen des, zugegebener Weise etwas schlaksig wirkenden Mannes, welcher gerade im Begriff war mein Büro zu betreten, war auf eine aufregend merkwürdige, ja geradezu beängstigend gewöhnliche Weise, verträumt. Er musste in der letzten Nacht entweder erschreckend gut, oder aber erfreulich unruhig geschlafen haben, denn er wirkte unkonzentriert, so wie jemand, der sich eine Tasse Kaffee einzuschenken versucht während er sich gerade unterhält, und dabei nicht bemerkt, wie die Tasse langsam überläuft. Ein kurzer Blick auf den kleinen braunen Fleck auf dem Ärmel seines schlecht gebleichten Hemdes, welcher nahezu nahtlos in eine mehr oder weniger auffällige Rötung auf seinem Handrücken überging, verriet mir, dass irgend etwas an meiner Kaffeetassentheorie zu stimmen schien. Die eher liberale Art, wie sein Hemd, eben dieses schlecht gebleichte mit dem Kaffeefleck am Ärmel, geknöpft hatte war ein weiteres Indiz, das auf die von mir erahnte Unausgeschlafenheit hinwies.
Mit elanvoller Lässigkeit griff er nach der Klinke, drückte sie runter, zog die vergleichsweise schwere Glastür auf, vollführte gewand die notwendige Ausweichbewegung, welche höchst sinnvoll ist, will man der aufschwingenden Türe nicht im Wege stehen und machte einen Schritt vorwärts um die Schwelle zum Refugium meines Tagewerks zu überschreiten.
Als nächstes folgte dieses süßlich harmonische Knacken eines, am harten Kunststoffkern des Türrahmens brechenden Nasenbeins, welches allerdings eine, beinahe spontan wirkende Dissonanz, zu dem peinlich berührten Stöhnen, in dem ein Hauch von Rage mitzuschwingen schien, erzeugte.
Zu sagen, dass mich diese kurze Episode angenehm entspannt durch den Montagmorgen führte wäre vermessen, aber auf jeden Fall war sie die Anregung zu einem bemerkenswerten und durchaus lehrreichen Gespräch, welches ich kurz darauf mit Herrn Hubendubel führte, als der sich der verunglückte entpuppte und der mein Chef zu sein Pflegte.
„Verdammter Einstein,“ sagte Herr Hubendubel, dessen linke Hand zärtlich sein anschwellendes Riechorgan abtastete, während seine Rechte meinen zweiten Stuhl heranzog, „wann tut die Regierung endlich etwas gegen diese Zustände?“ „Sie wissen ja, wie das ist,“ erwiderte ich forsch, „es muss immer zu erst etwas schreckliches passieren, bevor die Legislative eingreift.“
Herr Hubendubel nickte zustimmend. „Wenn sie denn dann überhaupt eingreift,“ sagte er, setzte sich und begann in den unergründlichen Tiefen seiner Hosentaschen nach einem Taschentuch zu fischen. Um der diplomatischen Beziehung wegen, kam ich ihm in seinen Bemühungen soweit entgegen, dass ich ihm eines aus meinem Vorrat reichte. Er nickte darauf hin anerkennend und griff zu.
„Wie oft musste die Menschheit schon miterleben, dass die entsetzlichsten Dinge geschehen, und doch nicht eingegriffen wurde,“ fragte er rhetorisch in den Raum. Ich überlegte einen kurzen Moment, ob ich mit den Schultern zucken, und somit durchblicken lassen sollte, dass ich keinen Schimmer hatte wovon Herr Hubendubel da eigentlich redete, entschied mich dann aber doch für eine andere Variante und sagte: „Recht haben Sie, Herr Hubendubel, Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund.“
„Es wird immer schlimmer,“ fuhr er fort, „die Menschen scheinen aus den Verbrechen dieses Newton, nichts gelernt zu haben, dabei hat es sich damals doch wirklich mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass man der Natur nicht ins Handwerk pfuschen sollte, aber es wird dennoch mit immer neuen Kräften herum experimentiert.“
„Sie sagen es,“ sagte ich, ernstlich bemüht meiner Stimme einen zustimmenden Ton zu verleihen.
Herr Hubendubel wischte sich einmal mit dem Taschentuch unter der Nase her. „Stellen sie sich einmal vor,“ sagte er, „wie wundervoll die Welt sein könnte, ohne diese wahnsinnigen Kriminellen. Wenn es zum Beispiel die Raumzeitkrümmung, wie sie der Einstein erfunden hat, nicht gäbe, also wenn der Raum gerade wäre, würde doch niemand mehr irgendwo gegen laufen. Keine Beulen, keine angestoßenen Zehen. Man würde halt nirgends anecken, und das, wie ich vermute, auch im übertragenen Sinne. Stellen Sie sich vor, wie friedlich und ausgeglichen die Welt wäre, zumal auch niemand mehr zu spät kommen würde.“ „Sie meinen ohne die Relativität gäbe es auch keine Missverständnisse, weil es keine unterschiedlichen Standpunkte gäbe,“ sagte ich, so allmählich dahinter steigend, worauf er hinaus wollte.
„Genau so ist es,“ sagte er freudestrahlend, „genau so ist es. Und ohne Missverständnisse gäbe es keinen Streit, keinen Krieg und vor allem keine Gerichtssendungen.“ „Recht haben Sie,“ stimmte ich aus tiefstem Herzen, und in dem Gedanken, dass dieses Gespräch nun sein Ende gefunden hatte, zu, aber Herr lief gerade erst warm.
„Und stellen Sie sich mal vor, wie viel Geld man hätte sparen können, wäre da nicht die Gravitation,“ sagte er mit wachsender Begeisterung, „ich meine, man kennt das doch zu Genüge. In einem kurzen Augenblick der Unachtsamkeit entgleitet einem das kristallene Weinglas, welches ein Erbstück einer Großtante dritten Grades mütterlicherseits meiner Schwiegermutter ist, und es zerbricht. Und als ob das noch nicht reichen würde, ruiniert einem der Chateau Lafite Rothschild von 1924, der in dem Glas war, den schweren Perserteppich, der ein Hochzeitsgeschenk meiner Schwiegermutter war. Und als hätte man es geahnt, greift sofort im Anschluss daran die Relativitätstheorie und meine Frau reicht die Scheidung ein.“
Er steckte das Taschentuch weg und seufzte. Ich saß schweigend da und nickte zustimmend.
„Ach, hätte dieser verdammte Newton die Gravitation nicht erfunden, wäre die Welt eine Bessere,“ sagte er, „man bräuchte auch diese gefährlichen Flugzeuge nicht, die eh alle Nase lang abstürzen...“ „wegen der Gravitation,“ unterbrach ich ihn um mein neu errungenes Verständnis zum Ausdruck zu bringen. „Sie sagen es,“ bestätigte er mich, ehe er fortfuhr, „wegen der Gravitation. Es gäbe auch keine aufgeschlagenen Knie mehr, wenn jemand stolpert.“
„Aber da wäre doch schon Abhilfe geschaffen, ohne den gekrümmten Raum. Schließlich würde dann niemand überhaupt stolpern,“ wandte ich ein. „Jetzt denken Sie doch mal nach,“ ermahnte er mich streng, „Stolpern gibt es doch schon, seit damals der Ptolemäus die Erde rund gemacht hat.“ Sein Gesicht lief langsam rot an, so wie immer, wenn er sich in Rage redete.
„Es mag ja etwas konservativ erscheinen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Welt, ohne diese gescheiterten Versuche verbessert zu werden, eine bessere wäre, und wenn Sie mich fragen, ist der Urheber des ganzen Schlamassels dieser Unhold Aristoteles. Alle anderen danach waren doch nur aufmerksamkeitssuchende Nachahmungstäter.“ Dann stand er auf und stürmte aus meinem Büro. „Aber das lasse ich mir nicht länger gefallen. Nicht mit Waldfried Hubendubel,“ hörte ich ihn rufen, während er den Flur hinunter stapfte.
 

Meena

Lehrling
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14. März 2003
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31
Dumm

die Sonne scheint stumm
hell erhebt sich der Sturm

windet sich wie ein Wurm
die Schlange an der Kasse

Wirbel in der Tasse
erzeugend
sitzend im Morgenschein

tritt er hinein
in den Laden
der Kunde

draußen sein Wagen
ich sehe in die Runde

wie Dumm
alles Stumm
 

ds_ophelia

Anwärter
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31. Dezember 2002
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6
I never saw sunlight,
burn as bright
I never felt darkness,
the way I feel it tonight
You say it's gettin' better,
you say it's alright,
but I never felt darkness,
the way I feel it tonight....

(leider nicht von mir geschrieben)
 

Cavalorn

Lehrling
Registriert
18. April 2003
Beiträge
31
Er ist überfüllt,
aber ihm fehlt etwas;

Seine Gefühle sind zu stark,
aber er ist emotionslos.

Er fühlt sich verraten,
aber er hat vollstes Verständnis;

Er ist hellwach,
aber er schläft tief;

Sich selber gibt er offen,
aber er ist verschlossen.

Er ist sehr verletzt worden,
...und dieses mal gibt es kein "aber"...
 

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