Gerangel um Irak-Aufträge

samhain

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Der Bär ist noch nicht erlegt, aber sein Fell wird schon verteilt...

angesichts der dauerbombardements und des massenhaften krepierens, der trauer und des leids ist das mehr als zynisch und macht aber ganz deutlich, das hier in erster linie um das sichern der eigenen pfründe geht und nicht um das irakische volk, das bestenfalls auf eine statistenrolle reduziert wird.

>>Briten rangeln um Irak-Aufträge

Unternehmer des Landes fordern Startvorteil beim Wiederaufbau nach dem Krieg

LONDON, 6. April. Während die britischen Streitkräfte noch an der Seite der USA die Infrastruktur des Iraks bombardieren, rangeln britische Unternehmen längst um lukrative Aufträge zum Wiederaufbau des Landes: Industrie-Lobbyisten drängen die Labour-Regierung zu einem energischerem Auftreten in Washington. Außerdem erhofft sich die britische Wirtschaft einen Startvorteil gegenüber deutschen und französischen Wettbewerbern mit dem Argument, das Land habe sich schließlich am Krieg gegen die Saddam-Diktatur beteiligt.

Politische Situation nutzen

Für erhebliche Unruhe sorgen in London seit Wochen Nachrichten aus den USA, wonach die Behörden dort milliardenschwere Ingenieurs- und Bauverträge ausschließlich an US-Firmen vergeben wollen. Das Lobbying von Ingenieurfirmen wie Amtec und Costain sowie von Wasserversorgern bewog Handelsministerin Patricia Hewitt noch am Vorabend des Krieges in Washington zu intervenieren. Prompt teilte die Entwicklungshilfe-Behörde Usaid mit, britische Firmen würden auf jeden Fall als Subunternehmer berücksichtigt.

Erste Beispiele machen den Briten aber nicht gerade Mut. So ergatterte das US-Unternehmen SSA den gut fünf Millionen Euro schweren Auftrag zur Betreibung des wichtigsten irakischen Tiefseehafens von Umm Kasr. Erobert hatten ihn britische Marines. Die britische Konkurrenz, die renommierte Reederei- und Hafenbetreiber-Firma P & O, ging leer aus. Öffentlich äußern mag P & O sich dazu nicht - wie das Thema ohnehin in vielen Vorstandsetagen äußerst vorsichtig gehandhabt wird. Beispiel Thames Water: Der Wasserversorger, eine Tochterfirma von RWE, war stets als eine jener Firmen genannt worden, die bei der Regierung auf Intervention in Washington gedrungen hatten. Falsch, sagt eine Firmensprecherin: TW-Chef Bill Alexander hatte den entsprechenden Brief an Handelsministerin Hewitt nicht als Vorstandschef unterschrieben, sondern im Namen des Lobby- Verbandes der britischen Wasserversorger. TW selbst habe für eigene Aufträge keinerlei Werbung gemacht.

Vorgeprescht ist hingegen Stuart Doughty, der das Bau- und Ingenieurskonglomerat Costain leitet. Die 130 Jahre alte Firma baute zuletzt an Großprojekten wie dem Kanaltunnel zwischen England und Frankreich oder dem Flughafen von Hongkong mit, besitzt aber auch reichlich Erfahrungen im Nahen und Mittleren Osten. Doughty mochte nicht direkt um Aufträge für seine Firma bitten. Aber eines müsse doch klar sein: Jene, die sich mit aller Gewalt diesem Konflikt entgegengestellt haben, sollten nicht vom Wiederaufbau profitieren. Gemeint sind damit vor allem deutsche und französische Unternehmen - wie überhaupt auf der Insel Einigkeit darüber besteht, man solle die politische Entfremdung zwischen den USA und den wichtigsten Exportnationen Kontinentaleuropas weidlich ausnutzen. <<


außerdem:

>>"Die Einnahmen reichen nicht aus"

Uno warnt USA vor eigenmächtigem Verkauf von Öl aus irakischen Quellen

AFP

BERLIN, 6. April. Die hunderte Milliarden Dollar, die der
Wiederaufbau Iraks nach Schätzungen von Experten verschlingen wird, sollen auch durch die großen irakischen Ölvorkommen finanziert werden. Schon jetzt warnt aber die Uno die USA offen vor dem eigenmächtigen Verkauf des schwarzen Golds aus irakischen Quellen. Die US-Regierung sei nicht zur Vergabe von Förderlizenzen befugt, die normalerweise viele Jahre laufen, sagt Mark Malloch-Brown vom UN- Entwicklungsprogramm (UNDP) und beruft sich auf die Genfer Konvention: "Eine Besatzungsmacht darf nicht die Verfassung eines Landes ändern oder langfristige Entscheidungen treffen."

Eine Warnung, die Experten zufolge ungehört verhallen könnte. "Die Amerikaner wollen das Öl verwalten", sagt Klaus Matthies, Rohstoff-Experte vom Hamburger Weltwirtschaftsarchiv. "Und weil sie wohl die Sieger sein werden, werden sie es auch tun." Die US-Regierung werde das Öl wie bisher in staatlicher irakischer Hand belassen, aber einen Verwalter von ihren Gnaden einsetzen, ist Matthies überzeugt. "Aber wer glaubt, der Irak könne dann seinen Wiederaufbau im Gegensatz zu Afghanistan selber bezahlen, irrt sich." Dafür reichten die Einnahmen aus den Ölquellen des Landes einfach nicht.

Maximal 30 Milliarden Dollar (rund 28 Milliarden Euro) jährlich wäre aus dem Ölexport zu erwirtschaften, schätzt auch Friedemann Müller, Energieexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Nicht genug, um Irak nach mehreren Kriegen und über zehn Jahren UN-Sanktionen wieder aufzubauen. Nicht nur Krankenhäuser, Schulen und Straßen müssen gebaut werden. Auch rund 100 Milliarden Dollar Auslandsschulden habe Irak in den vergangenen Jahrzehnten aufgetürmt. "Die Öl-Einnahmen sind zwar keine Peanuts", sagt Müller. "Aber für solche Riesenkosten reicht das nicht."

Müller warnt außerdem vor einer zu weit gehenden Einmischung in die Ölwirtschaft Iraks. Die Reserven Iraks gehörten derzeit dem Staat und werden von diesem verwaltet. So sei es Tradition in allen Ländern des Nahen Ostens. Kein westlicher Experte würde es nach Angaben von Müller begrüßen, wenn sich das ändert. Bei einer Privatisierung des Sektors würde vor allem eine ausufernde Korruption drohen. "So wie in Russland, wo zu schnell privatisiert wurde und mächtige Oligarchen ans Ruder kamen." Sinnvoller könne stattdessen eine strenge Kontrolle des irakischen Öls und eine Bindung an internationale Kontrolle sein - ähnlich dem UN-Programm "Öl für Lebensmittel". Im Rahmen des Programms hatte Irak seit 1995 über die Uno einen Teil seines Öls verkauft. Für dieses Geld durfte das Land trotz eines UN-Embargos begrenzt Güter importieren. (AFP)<<

quelle: berliner zeitung
 

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