Erziehung will gelernt sein - oder doch nicht?

Kindererziehung auch ohne entsprechende Ausbildung?

  • Ja, klar, das kann doch jeder, der menschlich geeignet ist ...

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein, um Gottes Willen, meine armen Kinder ...

    Stimmen: 0 0,0%
  • Interessiert mich nicht, habe keine Bälger am Hals ...

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

Simple Man

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Reaktion auf einen Beitrag von HunabKu im Thread Hartz IV und Grundeinkommen. Eine Lösung für alles?:

Halte ich für ne ganz schlechte Idee ohne entsprechende Ausbildung. Kumpel von mir hat mal im Kindergarten gearbeitet (er ist halt gelernter Erzieher) und da wurden auch ABM-Kräfte eingesetzt - er sagte, das war ne Katastrophe. Ne, in so einem wichtigen Bereich wie Erziehung will ich keine Ungelernten sehen ...
Das ist eine Ansicht, die sicher sehr viele Leute erstmal teilen würden, sogar ich, wenn ich nicht weiter denken würde. Da ich da aber weiter gedacht habe, stellt sich mir die Frage, warum dann nicht jedes Elternpaar was vor hat Kinder zu haben einer Prüfung unterzogen wird, die sie dazu in der Lage betrachtet Kinder erziehen zu können? ganz einfach. Weil es quatsch ist. Eltern leisten eine enorm wichtige Arbeit für die Zukunft unserer Gesellschaft (Ausnahmen bestätigen die Regel) Jedes Elternpaar ist also UNGELERNT und kann es trotzdem. Merkwürdig, was? Sicher sollte man die Leute "ansehen", bevor man sie in einem Kindergarten arbeiten lässt aber es ist doch noch lange nicht jeder ungeeignet mit Kindern umzugehen, der nicht Pädagogik oder sonst was in der Richtung studiert oder gelernt hat. Menschliche Werte und wichtige Grundlagen kann im Grunde jeder unseren Kindern vermitteln. Eltern tun nichts anderes zu Hause. Das einzige was wirklich "geprüft" werden sollte ist die Ernsthaftigkeit die Hinter diesen Menschen steht und ob sie menschlich dazu geeignet sind. Mit vorgeschriebenen Verhaltensweisen unseren Kinder gegenüber ereichen wir nichts. Kinder sind Individuen und Erziehung ist von daher etwas Individuelles. Eine Idividuelle Ausbildung auf jedes einzelne Kind bezogen ist nun mal unmöglich und eine Erziehung wie am Fliesband halte ich nicht für sinnvoll. Wie gesagt, testen wir diese Leute einfach auf ihre menschliche Eignung. Das reicht völlig um zu wissen wer und wer nicht. Sicher können auch hier und da ABM-ler dazu in der Lage sein, denn auch sie haben selber Kinder...
(Dies ist meine persönliche Meinung dazu. Bitte nicht als von mir hingestellten Fakt wiedergeben)

HunabKu,

ein kleiner Vergleich anhand eines Beispiels: meine Mutter ist eine gute Köchin, macht ziemlich schnell ziemlich leckere Gerichte. Würde man sie nun aber in eine Großküche stecken und sie darum bitten, dass sie ein Restaurant mit 100 Tischen versorgt, sie wäre heillos überfordert. Und weißt du auch warum? Weil es ein Unterschied ist, zu Hause für die 2-5 Personen der eigenen Familie zu kochen, deren Geschmäcker man zudem noch kennt, als in einem Restaurant für 100 Leute zu kochen, wo zudem Essen A auch jedesmal ähnlich (gut) schmecken sollte und Essen B immer wie Essen B.

Ich sehe das analog zur Kindererziehung: ja, viele Menschen können gut mit ihren eigenen Kindern umgehen, aber es sind derer meist auch nur 2-3 und zudem kennt man diese Kinder - was Wunder, es sind die eigenen. Aber stecke sie in einen Kindergarten, wo sie auf eine Gruppe von 20 Kindern aufpassen sollen, die ja, wie du selber sagst, alle individuell sind und ihrenen eigenen Kopf haben. Von irgendwelchen Naturtalenten mal abgesehen, dürften die meisten Menschen hier heillos überfordert sein.

Daher: nein, ich denke nicht, dass jeder Mensch ohne entsprechende Ausbildung oder Studium sich als Erzieher in einem Kindergarten oder einer Kinderkrippe eignet. Und die Erziehung und der Schutz von Kindern ist etwas, was so ziemlich das wichtigste ist, was eine Gesellschaft leisten sollte. Auf die humanitären und sozialen Gründe brauche ich, denke ich, nicht einzugehen - aber es sei kurz angemerkt, dass ich Wissen und Bildung für die wichtigste Grundlage von Wohlstand in einer Gesellschaft ansehe. Und ja, das fängt schon im Kindergarten an.
 

Lazarus

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Also zuerst möcht ich mal anmerken das ich der Meinung bin das deine Mutter das nach ner Woche einarbeiten unter fachlicher Anleitung sicherlich meistern würde... so sind Mütter halt! ;)

Jetzt aber zum Punkt, da ein Gericht kochen mit Kindeserziehung soviel gemeinsam hat wie ein IKEA Regal mit einem Formel 1 Fahrzeug.


Und die Erziehung und der Schutz von Kindern ist etwas, was so ziemlich das wichtigste ist, was eine Gesellschaft leisten sollte.

Richtig - aber nicht sollte sondern MUSS, sonst fängt sie an faule Früchte zu produzieren!

Das einzig wirkliche Kapital einer Gesellschaft sind die Kinder! In meinen Augen macht sich unsere Regierung mit ihrer Politik in höchstem Maße strafbar! Bevor nicht Erziehung und Bildung jedes einzelnen Schutzbedürftigen gesichert ist, ist jeder neue Eurofighter, jede Fregatte und jegliches Kriegstreiben im Ausland als Kapitalverbrechen (Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen capitalis – deutsch: hauptsächlich; das Haupt (caput), den Kopf betreffend – ab.) zu werten und entsprechend zu ahnden!

Früher glaubte man der Grund warum es nicht richtig läuft wäre, dass nur Männer das sagen haben - heut betrachtet ging es den meisten Kindern besser als die Frauen noch nix in der Politik zu melden hatten!

Nicht einmal dafür, dass Frauen im gleichen Beruf das gleiche verdienen wie ihre männlichen Kollegen, hat sie gesorgt unsere Merkel... Aber was erwartet man schon von einer Braut, die meint mit "wir müssen eine gemeinsame Lösung finden" selbst alle Probleme in Afrika lösen zu können? :plemplem:

Es kann nicht sein das in einem der reichsten Industrienationen der Welt Kinder hungernd in die Schule gehen müssen!

Es kann nicht sein das in solch einer Nation die finanzielle Situation der Eltern den Bildungs und Lebensweg der Kinder bestimmt!

Aber es steckt schon System dahinter - die Erziehung RTL und Pro7 zu überlassen macht Sinn: Ein dummes Volk kann man besser verarschen!
 

Sedge

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Jedes Elternpaar ist also UNGELERNT und kann es trotzdem.

Na soweit würde ich nicht gehen. Ich seh täglich genug Beispiele, wo Eltern mit ihren Kindern Sachen machen, die in meinen Augen falsch sind.

Ich denke genau das ist der Punkt - hier sollte sich der geneigte Leser einmal mit Bildungstheorien auseinandersetzen!

Platon hatte sein Gleichnis nicht umsonst in die Politeia eingegliedert. Auch andere große "Vordenker" (Humboldt, Rousseau, et. al.) der Bildungstheorie sehen Bildung (resp. Erziehung) nicht (nur) als persönliche Horizonterweiterung, sondern sehen Bildung in der Pflicht, für eine bessere Zukunft, eine bessere Gesellschaft zu sorgen.

Stichworte seien hier der kategorische Imperativ, in Bezug auf Erziehung auch Kants Aussage "Wie kultiviere ich Freiheit bei dem Zwange".


Interessantes Thema, finde ich. Bin gespannt wie sich das weiterentwickelt....
 

vonderOder

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text habe ich heute gelesen:
Immer mehr Kinder kommen ins Heim
In Deutschland kommen immer mehr Kinder und Jugendliche zeitweise in Heimen unter, weil die Eltern überfordert sind. das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.
Die Zahl der Minderjährigen ist 2008 im Vergleich zu 2007 un 14,4 Prozent auf 32.300 gestiegen. Der meistgennnte Anlass für die Betreuung war mit 44 Prozent die Überforderung der Eltern. 7.700 Kinder und Jugendliche (22 Prozent) wurden vernachlässigt Beziehungsweise misshandelt oder sexuell missbraucht.
 

Sedge

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Seit Kant sind wir scheinbar nicht viel weitergekommen: Der forderte eine Moralisierung in der Erziehung. Heute ist davon auch nicht viel zu sehen... :egal:
 

Malakim

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Nachdem ich einige KiTas erleben musste wo zwar ausgebildete Erzieherinnen waren die aber sehr lieblos zu den Kindern waren, muß ich sagen, mir ist eine liebevolle nicht ausgebildete Tante lieber. Die frage ist wie will man menschliche Eignung festlegen (das gilt für Erzieher ebenso).
 

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