enito Mussolini - Führer und Symbol des italienischen Faschismus. Eine biografische Abhandlung

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In ungewissen Zeiten, gekennzeichnet durch Wirtschaftskrisen, Terroranschläge und hohe Arbeitslosigkeit, rufen viele nach einer "starken Hand" die Ordnung ins politische Geschehen bringt. Unwillkürlich denkt man in diesem Zusammenhang an eine zentral gesteuerte, radikale Führung. Deutschland hat als Nation eine derartige totalitäre Erfahrung bereits hinter sich und auch wenn es nicht allzu viel gutes über Adolf Hitler zu sagen gibt, so lenkte er den internationalen Blick doch äußerst nachhaltig auf ein verhältnismäßig kleines Land. Gegenwärtig ist dieser Teil deutscher Geschichte immer noch fast täglich Thema in den Medien.

Auch der Name Mussolini ist eng verknüpft mit den Begriffen Diktatur und Faschismus. Wenngleich er für sich genommen weitaus weniger bekannt und seltener Thema gesellschaftspolitischer Debatten ist. Deshalb freut sich die Redaktion besonders über die Facharbeit eines WV-Mitgliedes, die wir im folgenden veröffentlichen dürfen. Die Abhandlung von Kaleidoskop über Benito Mussolini, entstand im Rahmen des Geschichte Leistungskurses und erörtert anhand biografischer Ereignisse sowie dem politischen und ideologischen Konzept des Politikers gleichzeitig die Person Mussolinis als auch die geschichtliche Tragweite seiner Amtszeit und damit untrennbar verbunden die Rolle Italiens im Zweiten Weltkrieg. Anschaulich und kritisch, zeichnet Kaleidoskop den Weg Mussolinis vom einfachen Arbeiter zu einem totalitären Diktator, dem seine Feinde zuletzt ein grausiges Ende bereiten. Der Text gibt zudem Einblicke in den Hintergrund des italienischen Faschismus, beleuchtet dessen populären Anfang, seine Verschmelzung mit dem deutschen Pendant und das konsequent gewaltsame Ende - verkörpert durch Benito Mussolini.

Inhaltsverzeichnis

0: Vorwort

I: Mussolinis Tod oder "Die Nürnberger Prozesse des italienischen Volkes"
II. Die Faschismustheorie
III: Biographie Benito Mussolinis
A: Die jungen Jahre
1. Die Geburt
2. Der Tramp
3. Der AufstiegB: Der Faschist1. Die Faschistische Partei
2. Die Partei wird stärker
3. Die Machtergreifung oder der Marsch auf Rom
C: Der Diktator
1. "Ein neues Kapitel"
2. Innenpolitische Feldzüge
3. Abessinien
D: Ideologische Verschmelzung mit dem Deutschland unter Hitler
1. "Achse Rom - Berlin"
2. Der Kriegsbeginn
3. Kriegseintritt
E: Untergang Mussolinis
1. Das Versagen Mussolinis
2. Die "Aktion Duce"
3. "Der letzte Akt", die Salò-Republik
4. "Jetzt heißt´s wohl ,Lebwohl!´ und nicht mehr ,Auf Wiedersehen´!´"IV: Vergleich von ausgewählten Propagandabildern Mussolinis und Hitlers

V: Mussolini, ein Mensch mit mehreren Seiten

Fußnoten
Literaturverzeichnis
Internetseitenverzeichnis

Vorwort(1), so bezeichnete Richard Collier Mussolinis Hinrichtung.
Nachdem Benito und Clara Petacci mit 9 Gewehrschüssen von den Partisanen getötet wurden, vergingen sich die Henker mit weiteren Schüssen an den Leichen. Die Leute tanzten wild um diese herum und ließen sich auch nicht vom Partisanenführer Audisio, der dieses grausame Szenario als "einen wilden Hexensabbath[!]"(2) bezeichnete von ihrem Tun abhalten. Schließlich wurde er tags darauf in Mailand, am Piazzale Loreto, kopfüber an einem Balken einer Tankstelle aufgehängt und dem Pöbel zur Schau gestellt.
Der Weg vom einfachen Arbeiter zu einem totalitären Diktator, dem seine Feinde zuletzt ein derartiges Ende bereiteten, zu erörtern, ist anhand der geschichtlichen Tragweite seiner Amtszeit im Zusammenhang mit der Rolle Italiens im Zweiten Weltkrieg, einer genaueren Betrachtung wert.
Um sich mit der Person Mussolinis auseinander zu setzen ist es allerdings zuerst erforderlich sein angestrebtes politisches und ideologisches Konzept zu definieren.


II. Begriffsfindung ,Faschismus´: (3)

Nationalismus

Gemeinwohl
vor Einzelwohl

Anfreunden
mit der Opposition

Politische und
Soziale Wiedergeburt
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Elitäre Führungsschicht
und Massenmobilisierung

Scheinreligiöse Mythen
und Symbole

Anti-Marxismus
Anti-Liberalismus

Anti-Konservatismus



III:(4)

A:(5) und den zwei italienischen Sozialisten Amilcare Cipriani und Andrea Costa, wurde am 29. Juli 1883 in Varrano di Costa in der Romagna geboren. Einem Ort in dem die Leute niemals aufgehört hatten "in vorderster Front gegen die Staatsgewalt zu kämpfen"(6)Sein Vater war ein kompromissloser Sozialist, von ihm und "der Umwelt seiner Jugendzeit geformt"(7), entwickelte Benito jung, politische Vorstellungen und Ideen.
Mit neun Jahren wurde er in ein Internat und anschließend 1895 in die Königliche Grundschule in Forlimpopolo geschickt. 1901 erwarb er das Diplom eines Volksschullehrers und erhielt nach mehreren Absagen, so zum Bespiel bei der Gemeindeverwaltung von Predappio, einen Lehrerposten an der Grundschule in Gualteri.

2.(8) fort. Ohne einen festen Wohnsitz, ohne eine dauerhafte Arbeitsstelle und somit auch kaum Geld für Essen, wurde er wegen seines Benehmens und seiner politischen Ansichten aus dem Kanton Waadt ausgewiesen, ging nach Zürich und arbeitete dann als Maurer in Deutschland, daher auch seine Deutschkenntnisse, die später Adolf Hitler so imponierten. Kurz darauf ließ er sich in Bern nieder, schrieb politische Artikel und organisierte sogar einen recht erfolgreichen Maurerstreik.(9) Nach weiteren Ausweisungen aus verschiedenen Schweizer Kantonen, kehrte Benito nach Italien zurück und leistete im Bersaglieri - Regiment in Verona seinen Wehrdienst ab.
In dieser Zeit starb seine Mutter; nämlich im Februar 1905. Für ihn war dieser Schicksalsschlag kaum zu verkraften, dennoch überwand er sich und versuchte sich als Französischlehrer an einer Privatschule und begann "giftige Angriffe gegen die Kirche"(10)

3.(11). Ein gutes Jahr später, im November 1910, starb sein Vater, an dessen Beerdigung 3 000 Menschen Abschied nahmen. Für Mussolini "hinterließ er [...] einen Schatz: seine Ideen"(12).
Am 24. September 1911 rief Mussolini zu einem Generalstreik in Forli auf. Dem folgten heftige Unruhen und für den Anstifter Mussolini 5 Jahre Haft, der darauf folgende Prozess machte ihn "zu einer Art Helden des Sozialismus"(13)
Mussolini wurde im Dezember 1912 zum Chefredakteur des "Avanti",dem offiziellen Organ der Sozialistenpartei ,Partito Socialista Italiano´ (PSI), der Partei er auch angehörte, ernannt. Dadurch steigerte sich die Auflage des Blattes innerhalb kurzer Zeit, um das fünffache, auf 100 000 Exemplare.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges war Mussolini für eine absolute Neutralität der Italiener, änderte aber angesichts der Schlacht von Marne und der sich abzeichnenden Niederlage der Deutschen seine Einstellung und forderte nun, eine bewaffnete Neutralität. Für ihn sei "der Geist der Partei [...] wichtiger wie die Satzung"(14).
Seine Parteigenossen waren über diesen Meinungsumschwung allerdings so verärgert, dass sie ihn kurzerhand am 19. Oktober 1914 aus der Partei ausschlossen, er war nun "ein von der Partei Geächteter"(15). Mussolini suchte immer wieder eine Versöhnung mit seinen Kameraden, die ihm allerdings nie gelang.
Am 15. November 1914 erschien die erste Ausgabe der von ihm gegründeten Tageszeitung "Popolo d´Italia" und er gründete die Jugendorganisation "Fasci di Azione Rivoluzionaria"(16), zu Deutsch "Bund der revolutionären Aktion".
Kurz darauf, am 24. Mai 1915 trat Italien an der Seite der Alliierten in den Krieg ein, damit hatte Mussolini sein politisches Ziel erreicht. Er erhielt einen Gestellungsbefehl und wurde in Folge im Stellungskrieg am oberen Isonzo, an der österreichisch-italienischen Grenze, eingesetzt und erkrankte im November an Paratyphus. Noch auf Besserungsurlaub heiratete er im Dezember in Treviglio/Lombardei, die Italienerin Rachele Guiti, die ihm bereits am 11. November einen Sohn, Vittorio Allesandro, schenkte.
Über ein Jahr später, am 22. Februar 1917, wurde er durch eine italienische Mörsergranate verletzt und blieb bis August im Lazarett. Beide Lazarettaufenthalte wurden durch Besuche des italienischen Königs Viktor Emanuel III. ausgezeichnet.
B:(17) für Mussolinis zukünftiges Italien gelegt.
Im Jahre 1921 bekamen die Faschisten Hilfe von der Regierung, in Form von Waffen, Geld und Nachsicht bei der Strafverfolgung. Im Bürgerkrieg "Rot gegen Schwarz"(18), der voll im Gange war und viele Menschenleben kostete. Am 15. Mai 1921 gingen sie ein Wahlbündnis mit den regierenden Liberaldemokraten unter Giovanni Giolitti ein. Die Faschistische Partei Italiens war damit zu "einer regulären Partei [...] im Rahmen des von ihr immer so bekämpften Parlamentarismus"(19)geworden.
Mussolini unterzeichnete am 2. August 1921 einen Waffenstillstandsvertrag mit den Sozialisten, seine Parteigenossen allerdings verurteilten diesen Akt in einem Kongress der "Fasci di Combattimento"(20) in Bologna vehement, dass Mussolini sofort aus dem Exekutivkomitee austrat.
Erneut war Mussolini mit seinen Kameraden aneinander geraten, allerdings hatte er nun im Vergleich zu 1914 mächtige und starke Verbündete, wie unter anderem Cesare Rossi, der ein wichtiger Parteifunktionär war. Kurz darauf brachen Italo Balbo und Dino Grandi den Waffenstillstand und Mussolini legte im Augusteo in Rom den Streit mit den Kameraden, vor allem aber mit Grandi, bei und trat feierlich als Vorsitzender wieder dem Exekutivkomitee bei.

2. (21) bewaffnete Faschisten in Ferrara ein, hatten in wenigen Stunden die Stadt besetzt und verliehen so ihren Forderungen Nachdruck.
In der Zwischenzeit reiste Mussolini für den Popolo d´Italia nach Cannes und Berlin und traf Politiker wie den französischen Ministerpräsidenten Aristide Briand, und die deutschen Politiker Walter Rathenau und Gustav Stresemann. Dadurch zeigte sich das "Mussolini [...}jetzt gesellschaftsfähig geworden"(22) war.
Am 2.August 1922 mobilisierte Mussolini erfolgreich die "Fasci" in Rom um einen sozialistischen Generalstreik zu blockieren. Auch die Sozialisten mussten zugeben; die "Faschisten sind Herr der Lage"(23) und mit mittlerweile 1 Million Mitglieder nicht mehr aufzuhalten.

3. (24)
Auf einer Geheimkonferenz in Mailand am 16. Oktober 1922 stellten sich die mächtigen Faschisten die Frage, ob sie auf legalem Wege oder durch Gewalt an die Macht kommen wollen. In einer Proklamation wanden sie sich daraufhin an die Öffentlichkeit die in dem Aufruf endete:

"Faschisten! Italiener
Nehmt all eure Kraft, nehmt euer ganzes Herz zusammen und kämpft mit uns diese Schlacht, die wir gewinnen müssen und gewinnen werden! Es lebe Italien! Es lebe der Faschismus!"(25)


Damit wählten sie Gewalt als Mittel zum Zweck und die Vorbereitungen für den Sturz Giolittis begannen. Der Ministerpräsident Giovanni Giolitti versuchte noch diesem Akt zuvorzukommen und bot den Faschisten die Ministerposten für Marine, Finanzen, Landwirtschaft und Kolonien, sowie vier Staatssekretariate an. Dieses Angebot lehnte Mussolini allerdings ab, da die Aktion schon angelaufen sei und nicht mehr abgebrochen werden konnte. Am 27. und 28. Oktober besetzen die Faschisten Postämter, beschlagnahmten Eisenbahnen, verbündeten sich teilweise sogar mit der italienischen Armee und marschierten stetig weiter auf Rom zu. Nachdem Mussolini ein weiteres Angebot von Giolitti, an der Regierung teilzunehmen, abgelehnt hatte, gab Giolitti auf und trat zurück.
Benito Mussolini wurde am 30. Oktober 1922 zum Ministerpräsidenten und Außenminister Italiens ernannt und überraschte mit einem breit gefächerten Kabinett aus Faschisten, Nationalisten, Demokraten und Anhängern der Volkspartei.(26) Er verfolge mit dieser Regierung nicht die Interessen seiner Partei, sondern nur das Wohl des Landes, so Mussolini.


C:(27)

In der Abgeordnetenkammer betonte Mussolini, dass er "keine Ausschreitungen mehr zu dulden"(28) bereit wäre, und man seine Politik künftig mit den "drei Worten "Wirtschaft, Arbeit und Disziplin""(29) beschreiben könne.
In gebieterischem Ton erzwang er sich nun Vollmachten zur Durchführung von Finanz- und Verwaltungsreformen. Er machte Propagandareisen durch ganz Italien und führte im Juli 1923 ein Wahlrecht ein, das besagt, dass die Partei mit mindestens 25% der Wählerstimmen 75% der Sitze im Parlament erhalten würde und somit seiner faschistischen Partei eine gesicherte Sitzmehrheit im Parlament verschaffen würde, was auch ein Jahr später eintraf.
Doch kurz darauf erschütterte ein innenpolitischer Vorfall Italien. Giacomo Matteotti, Deputierter der Sozialisten, der für seinen leidenschaftlichen Widerstand gegen die Faschisten bekannt war, wurde entführt und ermordet. Bis heute bleibt ungeklärt, ob Mussolini von diesem Vorfall wusste, oder ihn gar initiiert hatte, allerdings schlug die, anfangs positive, öffentliche Meinung seiner Person gegenüber um, und wich einer breiter Ablehnung. Er spielte sogar mit dem Gedanken zurückzutreten, nahm aber doch alle Kraft zusammen, beschlagnahmte antifaschistische Zeitungen und erlangte in einer "lange[n] Rechtfertigungsrede vor dem Senat"(30) das Vertrauen seines Kabinetts zurück und bestand die Vertrauensfrage. Gestärkt schlug er nun den Weg einer "rein faschistischen Herrschaft"(31) ein.
Anfang Januar 1925 mobilisierte die Regierung die Miliz die dann in Blitzaktionen 95 Clubs und 150 Büros(32) politisch anders denkender Gruppen schlossen. Es wurden Ministerien, Sportverbände und die Medien gleichgeschaltet. Schließlich ermächtigte er sich auch gesetzgeberisch tätig zu werden und hob die parlamentarische Immunität der Opposition auf. Damit war "schließlich der letzte Schritt zur Liquidierung des parlamentarischen Systems getan"(33)"seine Revolution"(34)abgeschlossen.
Am 11. Februar 1929 schloss Mussolini, der mittlerweile zum Duce geworden war, mit den Lateran-Verträgen auch Frieden mit der Kirche und hatte somit keinerlei ernsthafte Opposition mehr im Lande.

2. (35) den zu erwartenden Ausgang und festigten Mussolinis unangefochtene Führungsstellung.
Um die italienische Bevölkerung aus der "politischen Apathie"(36) zu holen und gegen die Weltwirtschaftskrise 1929 anzukämpfen, begann der "Capo del Governo" mit martialischen Propagandafeldzügen. Er rief zur "Schlacht um die Lira", senkte zur Stützung der Währung allerdings den Lohn und den Lebensstandard der Bevölkerung. Die "Schlacht um das Getreide" erreichte eine Senkung des Imports auf ein Zehntel, mitunter herbeigeführt durch Produktionswettbewerbe, die erfolgreichen Bauern Orden versprachen.
Allerdings erlebte der Duce auch erhebliche innenpolitische Schlappen, wie zum Beispiel die "Demographische Schlacht", die entgegen seiner Bemühungen einen Bevölkerungsrückgang erzielte. Auch die Trockenlegung der Pontischen Sümpfe, die mit der Eröffnung der Kleinstadt Littoria am 19. Dezember 1931 beendet wurde und Mussolinis Rom-Besessenheit, er wollte Rom "groß, ordentlich, mächtig, wie es zu Zeiten von Kaiser Augustus war"(37) erscheinen lassen, wirkten nicht wie gewünscht, eher vulgär und teils größenwahnsinnig.
In der Zwischenzeit sorgten auch noch Todesfälle dreier nahe stehender Menschen Mussolinis für schwere Zeiten. Michele Bianchi, ein treuer Weggefährte des Diktators, starb am 3. Februar 1930. Im selben Jahr starb sein Enkel Sandro und am 21. Dezember 1931 folgte ihm dessen Vater, Mussolinis Sohn Arnaldo, diesen Schicksalsschlag hatte er nie überwunden. Mit Arnaldo verlor Mussolini den einzigen Menschen, mit dem er ohne Vorbehalte und Eifersucht sprechen konnte und ließ deswegen seine Schwester Edvige, als Vertrauensperson nach Rom kommen.
Zwei Jahre nach den Lateran-Verträgen kam es unterdes zu starken Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche. Die Oberhäupter der Kirche führten die "Katholische Aktion" ein, um christliche Werte zu verteidigen, jedoch reagierten die Faschisten darauf mit Auflösungsbefehlen gegen katholische Jugend- und Studentenorganisationen. Mit der Enzyklika "Wir benötigen euch nicht" rechnete Papst Pius XI. daraufhin am 29. Mai 1931 mit den Faschisten ab und drohte Mussolini zu exkommunizieren. Man trat im August in Geheimverhandlungen ein, und unterzeichnete am 2. September ein Abkommen, dass der Kirche jegliche politische Aktivität verbot und am 11. Februar 1932 mit dem Besuch des Duce im Vatikan besiegelt wurde.
Im Juli 1933 übernahm der "Capo del Governo" das Kriegs-, Marine- und Luftwaffenministerium. Italo Balbo, der bis dato Luftwaffenminister war, wurde als Entschädigung Luftmarschall, ein extra neu gegründeter Posten, und schließlich Gouverneur von Libyen.
Die Neuwahlen vom 25. März 1934 ergaben eine noch viel breitere Rückendeckung für das Mussolini- Regime, mit 15 Millionen Stimmen(38) erhaschten sie fast doppelt so viele Wähler wie noch 1929.
Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 die Macht in Deutschland übernahm, besuchte er kurz darauf den Duce in Venedig. Allerdings blieb für Mussolini dieser Besuch im Resultat ein Fiasko, denn er hatte es einerseits nicht geschafft entscheidenden Einfluss auf Hitler zu gewinnen und andererseits blieb die Österreich- Frage(39) weiterhin ungeklärt.
Doch blieb für den Duce die Abessinien- Frage, die im Zuge der "natürlichen Expansion"(40) Italiens geklärt werden musste, von wichtigerer Bedeutung.

3. (41)

Im Mai 1935 schickte Mussolini 4 Infanteriedivisionen und vier Schwarzhemden- Divisionen nach Afrika um am 2. Oktober seine Truppen zu mobilisieren.
Der Koordinierungsausschuss des Völkerbundes errichtete daraufhin am 11. Oktober ein Waffenembargo, Import- und Darlehenssperren gegen Italien. Der englische Politiker Samuel Hoare versuchte noch einen Vertrag auszuhandeln, der den Italienern beträchtliche Gebietsgewinne beschert hätte, allerdings wurde dieser empört von der englischen Bevölkerung abgelehnt, da sie nicht akzeptieren könnten, einen Angriff zu belohnen. Marschall Badoglio feierte unterdessen am 5. Mai 1936 die Eroberung der abessinischen Hauptstadt Addis Abebas, am 9. Mai wurde die Annexion Abessiniens ausgerufen und der italienische Monarch nun auch zum "Kaiser von Äthiopien" ernannt. Die übrigen Nationen vernachlässigten diesen Zwischenfall und akzeptierten ihn schlussendlich auch, da mit der deutschen Besetzung des Rheinlandes zur selben Zeit, größere Probleme anstanden.
Die Monarchie war durch die rücksichtslose Unterstützung des Regimes mit diesem verschmolzen und nicht mehr zu objektiver Politik fähig. Mussolini wurde überheblicher und unzugänglicher, er führte Italien nun in einer Art "Palast- regierung"(42). Der Duce war bei seinem Volk so beliebt wie noch nie, und brauchte innenpolitisch keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen.
So half er General Franco als dieser sich am 18. Juli 1936 gegen die spanische Regierung erhob, und damit den Spanischen Bürgerkrieg auslöste. Italien griff, wie alle großen europäischen Mächte, ein. Da der Diktator die Demokratie verachtete, unterstützte er Franco bis Ende 1937 mit "nicht weniger als 70 000 Soldaten und großen Mengen an Flugzeugen, Waffen und Ausrüstung"(43).

D: (44) würde, damit begab er sich immer mehr "in die Fänge des Dritten Reichs"(45).
Ein weiterer Schritt, der England nicht erfreute, war Mussolinis zwölftägiger Besuch in Libyen im März 1937 . In Tripolis wurde ihm das "Schwert des Islam"(46)überreicht und er betonte das "wohlwollende Interesse Italiens gegenüber dem Islam"(47).
Am 23. September besuchte Mussolini Deutschland und war von dem bombastischen Erscheinungsbild, für das Adolf Hitler keine Kosten und Mühen gescheut hatte, begeistert. Am 6. November wurde der "Dreimächtepakt" mit Deutschland und Japan unterzeichnet und die "Achse Berlin - Rom" um Tokio erweitert. Kurz darauf, am 11. Dezember 1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus und machte es damit den Deutschen, die bereits am 14. Oktober desselben Jahres austraten, gleich.
Um innenpolitisch schließlich unantastbare Macht zu erlangen, ernannte er sich und den König zu "Marschällen des Kaiserreichs",worüber der König sehr verärgert war, da er nun auch noch sein letztes Privileg, nämlich den Oberbefehl über das Heer, verlor.

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Besuch Hitlers in Rom 1938 (48)

Bei einem Besuch Hitlers in Rom am 3. Mai 1938, wird für Mussolini klar, dass er politische Unterschiede zwischen Italien und Deutschland beseitigen muss. Deshalb ließ er sofort "Untersuchungen" durchführen, die ergaben, dass die Juden nicht zur "italienischen" Rasse gehören. Daraufhin führte er Gesetze, wie das Einschulungsverbot für ausländische Juden, am 3. August, Beschneidung ihrer Rechte am 6. Oktober, sowie Verbot der Eheschließung mit Juden ein. Allerdings war der Duce außerstande sein Volk, geschweige denn den Papst von seiner Politik zu überzeugen.
Auf der "Münchner Konferenz" vom 28. bis 30. 9. 1938 wurde die Annexion Abessiniens anerkannt, am 28. März 1939 fiel Franco Madrid und am 30. März Valencia in die Hände und damit war auch der kostspielige Spanische Bürgerkrieg beendet. Für den "Capo del Governo" alles sehr freudige Ereignisse, nur damit war sein Durst nach territorialen Gebietsgewinnen noch lange nicht gestillt, deswegen ließ er am 7. April seine Truppen in Albanien, welches er als "italienische Angelegenheit"(49)bezeichnete, einmarschieren. Diese fanden nur schwachen Widerstand vor und besetzten schon kurz darauf die albanische Hauptstadt Tirana. Am 16. April schlug der Außenminister Galeazzo Ciano, der kurze Zeit mit dem Gedanken spielte selbst König von Albanien zu werden, vor, einen Staatenbund zwischen Italien und Albanien zu schaffen und Albanien so praktisch zu einer italienischen Provinz verkommen zu lassen. Der Duce akzeptierte diesen Vorschlag.
Gestärkt durch die Siege in Abessinien und Albanien unterzeichnete Mussolini am 7. Mai 1939 den "Stahl-Pakt", ein sowohl politisches als auch militärisches Bündnis, und besiegelte damit endgültig Italiens Position in Europa, betonte allerdings in Gesprächen mit deutschen Funktionären häufig, dass sein Land erst ab 1943 in der Lage wäre einen Krieg zu führen.

2.(50) abzeichnen würde.
In einem Brief an Hitler vom 3. Januar 1940 übte Mussolini jedoch noch herbe Kritik an Hitlers Methoden, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten und in neutrale Staaten einzumarschieren, schwankte aber als er von der kommenden Offensive der Deutschen an der Westfront hörte und sich ausmalte, wie die Folgen einer verstärkten Seeblockade der Engländer aussehen würden. Für ihn war mittlerweile der Kriegseintritt schon in einem knappen Jahr möglich. Bei einem Treffen am Brenner mit Hitler am 13. März 1940 meinte Mussolini, die Italiener wären in der Lage in den Krieg einzugreifen, wenn "der Feind erst einmal in Nordfrankreich vernichtend geschlagen"(51) sei.

3. (52) und "die Würfel [...] gefallen"(53) und er erklärte England und Frankreich den Krieg.
Mussolini wollte nun unabhängig von Hitler-Deutschland in "paralleler[n] Kriegsführung"(54) im Mittelraum agieren. Die Deutschen behielten so Kriegsgeheimnisse und Rohstoffe für sich und erklärten sich damit einverstanden.
Obwohl der Feldzug Italiens erst nach der deutschen Niederkämpfung Frankreichs begann, kamen sie schon nach der Besetzung der Grenzstädte Briaçon und Modane(55) zum Stillstand und am 22. Juni unterzeichnete Mussolini einen Waffenstillstand.
Mussolini wurde auf Grund der Passivität so ungeduldig, dass er dem widerwilligen Marschall Graziani befahl Ägypten anzugreifen, als Graziani mit der Absetzung gedroht wurde, überschritt dieser am 13. September 1940 die Grenze. Der Duce wollte in der Endphase des Ägypten-Feldzuges bis Alexandria und ans Nildelta vorstoßen.
Im Palazzo Venezia beschlossen die Kriegräte und Mussolini einen Angriff auf Griechenland und am Morgen des 28. Oktober überschritten "die [...] italienischen Truppen die albanisch-griechische Grenze"(56), doch auch dort kam der Angriff nach wenigen Tagen zum Erliegen. Auch in Libyen verlief es nicht nach Plan und die Truppen mussten am 12. Dezember 1941 bis in die Hauptstadt Tripolis zurückweichen, eine "echte Niederlage"(57) wie Mussolini urteilte. Diese Misserfolge führten im Lande zu einer großen Unzufriedenheit, das Ansehen Italiens litt auch im Ausland und auch Mussolinis Gesundheit begann darunter zu leiden. Auch eine aus propagandistischen Zwecken durchgeführte Aktion, alle Funktionäre, ausgenommen des Duce natürlich, einen dreimonatigen Dienst an der Front abzuleisten, konnte man nur als eine "faschistische Show"(58), die das Volk besänftigen sollte, bezeichnen und führte sogar zum zwischenzeitlichen Stillstehen der Parteiarbeit und legte den "Keim für den Haß[!]"(59) der Parteikollegen gegenüber Mussolini. Der Duce reiste am 29. Juni 1942 auch zu den Truppen, allerdings inspizierte er in Afrika in seinem dreiwöchigen Besuch lediglich die Situation, und diese nicht einmal an der Front. Der Defätismus legte sich derweil immer mehr auf das italienische Volk.



E: (60) Truppen geschlagen geben und hatte Libyen verloren. Ratschläge sich nun doch endlich von Hitler-Deutschland zu lösen, wies der Duce dennoch weiterhin erbost zurück. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde hinter dem Rücken Mussolinis sein Sturz vorbereitet. "In Rom lag Revolution in der Luft"(61).
Am 19. Juni 1943 trafen sich Mussolini und Hitler im Schloss des Senators Gaggia bei Feltre , nahe Venedig und die Parteikollegen des Duce wollten Mussolini soweit bringen, dort für einen Kriegsaustritt der Italiener zu plädieren. Anderenfalls sollte er abgesetzt werden. Hitler rechnete bei diesem Treffen gnadenlos mit den Italienern ab, er behauptete, die italienischen Soldaten hätten nicht gekämpft und der Oberbefehl habe versagt, dann forderte er auch von dem italienischen Volk, den totalen Krieg und eine militärische Herrschaft in Süditalien. Mussolini wurde "regelrecht abgekanzelt"(62) und war nicht in der Lage seinen Standpunkt deutlich zu machen. Ohne Erfolg verließ er das Schloss.

2. (63)

Für den König Viktor Emanuel war klar, "daß[!] es seine Person [Mussolini, der Verfasser] ist die einem Kriegsaustritt Italiens im Wege"(64) stünde. Am 24. Juli 1943 auf einer Sitzung des Großrates verlas Dino Grandi den Resolutionsantrag, der vorsah Mussolini abzusetzen und Marschall Badoglio zum neuen Ministerpräsidenten zu ernennen. Anschließend machte er in einer "vernichtenden Abrechnung"(65) Mussolini für das Debakel des Krieges verantwortlich. Mussolini blieb gefasst und ließ die Resolution abstimmen, er selbst beteiligte sich allerdings nicht daran. Neunzehn Mitglieder des Großrates stimmten für und sieben gegen den Antrag(66). Tags darauf überreichten Acquarone, "königlicher Verwalter der Finanzen" und Grandi, Marschall Badoglio die vom König unterzeichnete Bestallungsurkunde zum Regierungschef und war damit nun parallel zu Mussolini italienisches Staatsoberhaupt.
Kurz nach einer Besprechung mit dem Monarchen, in der Mussolini sich bereit erklärte sich dem Willen des Königs zu beugen, wurde er ohne Nennung von Gründen in einem Krankenwagen, nach einem Zwischenstopp, in die Kadettenschule in der Via Legnano gebracht. Die "Aktion Duce",die zu seiner Verhaftung führen sollte, war angelaufen. Der faschistische Generalsekretär Carlo Scorza unternahm indes nichts für die Rettung des Duce, die aller Voraussicht nach, geglückt wäre.
Das "stolze Gebäude der Faschisten"(67) war eingestürzt.
Am 26. Juli 1943 wurde Mussolini eine Nachricht von Marschall Badoglio übermittelt, in der er ihm versicherte, diese Aktion sei nur zu seiner eigenen Sicherheit durchgeführt worden, außerdem stellte er ihm die Überführung zu einem Ort seiner Wahl frei. Für Mussolini kam nur Rocca della Caminate in der Romagna in Frage. Da man allerdings Gewaltakte der aufgebrachten Bewohner erwartete, wurde er auf den Ponza-Archipel gebracht. Doch daraufhin begann ein wahres Versteckspiel vor den Deutschen, die im Begriff waren, Mussolini, der für sie immer noch der Duce war, zu befreien.
Unterdessen kapitulierten die Italiener am 8.September und das "Nationale Befreiungs- komitee"(68), welches Süditalien unter Kontrolle gebracht hatte, konstituierte sich, kurz zuvor am 3.September.
Am 12. September 1943 gelang es den Deutschen dann, doch ohne viel Gegenwehr Mussolini aus dem Hotel "Campo Imperatore" in den Apenninen zu befreien. Für Hitler war klar, dass Mussolini, zumindest "aus ideologischen Gründen"(69)wieder als Regierungschef eingesetzt werden müsste, alles andere wäre schließlich auch ein böses Omen für seine weitere politische Karriere.
Am 13. September kam er in München an und wurde dort von seiner Frau und anderen Familienangehörigen in Empfang genommen.
Einen Tag später führte er im Führerhauptquartier ein längeres Gespräch mit Adolf Hitler, die beiden "die einander unverbrüchlich die Treue gehalten hatten"(70).
Am 23. September 1943 wurde das neue Kabinett Mussolinis bekannt gegeben, eine Regierung, die Mussolini noch einmal die Chance geben sollte Italien den Faschismus aufzuzwingen.
Am Abend desselben Tag machte sich Mussolini auf den Weg nach Forli.

3. (71), die Salò-Republik

Am Flugplatz von Forli begrüßten ihn sein jetziger politischer Vorgesetzter Rudolf Rahn und sein militärischer "Berater" General Karl Wolff. Sie instruierten ihn zukünftig auf Geheiß des Führers.
In La Rocca trat am 27. September die neue Regierung zusammen und gleichzeitig verlangte Mussolini nach Souveränität, worauf allerdings von deutscher Seite nicht eingegangen wurde. Am 9. September fuhr Mussolini nach Gargagno am Gardasee, dem zukünftigen Sitz der Regierung. Das Außen- und Kultusministerium befand sich in Salò, daher auch der Begriff "Salò-Republik",der sich in späterer Geschichts- schreibung durchgesetzt hat. Mit Badoglio im Süden, der den Westmächten unterstand und Mussolini, der von Hitler geführt wurde, besaß Italien nun zwei Marionetten- regierungen. Mussolinis Ziel war es nun einen Staat nach "Sozialismus, neuen, faschistischen Typs"(72) zu erschaffen und die Armee wiederaufzubauen. Allerdings wurden diese Punkte von den Deutschen immer wieder abgelehnt.
Für Mussolini war es ebenso wichtig, Vergeltung für seinen Sturz zu üben, deswegen beschloss der Ministerrat am 13. Oktober 1943 die Bildung eines Sondergerichts zur Aburteilung der Mitglieder des Großrats. " Der Staatsstreich vom
25. Juli war der größte Verrat in der Geschichte Italiens"(73), so lautete die Präambel dieses Beschlusses.
Innerhalb eines halben Jahres wurden Verhandlungen gegen Ciano, Marschall de Bono, Gottardi und andere faschistische Funktionäre geführt. Sie wurden am 11.1 1944 erschossen.
Unterdessen gewannen die Partisanen in Italien immer mehr die Oberhand, laut Mussolini herrschte in Italien "das Gesetz des Dschungels"(74). Zur Bekämpfung formierte Mussolini die "Schwarze Brigade",die sich aus dem Squadre und der neuen Faschistchen-Republikanischen Partei zusammensetzte und von Graziani koordiniert werden sollte. Am 15. Juli 1944 reiste Mussolini für drei Tage von einem Lager der italienischen Divisionen zur Bekämpfung der Partisanen zum nächsten und hielt dort eine "Anfeuerungssansprache[n]",die die Leute jedes Mal in Begeisterung versetzte. Gleichzeitig überlegte er sich auch wo er sich denn mit seinen Parteigenossen zum "letzten Kampf"zurückziehen könnte.
Um wieder mit der Öffentlichkeit in Berührung zu kommen, rieten ihm Rahn und Ribbentrop, Außenminister Deutschlands, eine Rede vor ausgewähltem Publikum im "Teatro Lirico" in Mailand zu halten. Die Rede wurde zwar begeistert aufgenommen, doch "fehl[t]e [ihr] die magische Kraft der Improvisation"(75) und die Energie vergangener Zeiten. Für ihn war die "Kontaktaufnahme mit den Sozialisten im "Nationalen Befreiungskomitee"[...] oder Separatfrieden mit den Westmächten"(76) die einzige Lösung, um aus dem Fiasko noch einigermaßen heil herauszukommen.
In Gargagno führte Mussolini am 14.April 1944 die letzte Unterredung mit Hitler und man verhandelte, "obwohl es [...] nichts mehr zu verhandeln gab"(77).

4. (78)

Am 16. April beschloss Mussolini die Verlegung des Regierungssitzes nach Mailand und verließ am 18. April, unter dem Kommando von Leutnant Birzer, Gargagno.
Am selben Tag erreichte Mussolini die Nachricht das die Partisanen mit ihm verhandeln wollen, nachdem er abgelehnt hatte, schaltete sich ein gewisser Kardinal Schuster ein, um gütlich zu vermitteln. Als dann die Deutschen gleichzeitig die bedingungslose Kapitulation unterzeichneten, empfand Mussolini, der sich schon an einem Tisch mit den Partisanen befand, Verhandlungen als sinnlos.
Nun wollte Mussolini in Valtelline/ Sondrino kämpfen und wies jegliche Angebote ins Ausland, wie zum Beispiel nach Spanien, zu flüchten, kategorisch ab.
Am 20. April löste Mussolini die Salò -Regierung auf und brach überstürzt nach Como, seinem ersten Zwischenstopp nach Valtelline auf.
Justizminister Pisenti wurde als offizieller Vertreter der Salò-Republik zurückgelassen.
Alessandro Pavolini, ehemaliger Chefredakteur der römischen Tageszeitung "Il Messaggero", versuchte unterdessen alle treuen Anhänger Mussolinis zu mobilisieren.
Mit lediglich 200 Fahrzeuge verließ er Mailand.
Der Parteichef von Como hatte sich jedoch bereit erklärt, die Stadt den Partisanen zu überlassen, einen Umstand von dem Mussolini und Birzer nichts wussten.
Mussolini verkleidete sich als Angehöriger der Deutschen Wehrmacht, doch als der Konvoi auf dem Marktplatz von Dongo von Partisanen angehalten und durchsucht wurde, entdeckten diese den ehemaligen Duce in der schlechtsitzenden Wehrmacht-Uniform und brachten ihn das Rathaus von Dongo. Die übrigen faschistischen Funktionäre, Alessandro Pavolini und Marcello Petacci, fanden sich kurz darauf zusammen mit den Familienangehörigen Mussolinis und seiner Geliebten Clara Petacci auch im Rathaus ein.
Noch am selben Tag, dem 27. April 1945 beschlossen die Führenden des "Nationalen Befreiungskomitees", dass Mussolini und seine verbliebenen Recken erschossen werden sollten, vor allem die Kommunisten, allen voran Generalsekretär Togliatti, stimmten für eine sofortige Hinrichtung.
Tags darauf wurden Mussolini und Clara Petacci(79), unter dem Vorwand, eine Befreiung durch Mussolinis Kameraden sei im Gange, aus ihrer Herberge gelockt und zu einem bereitstehenden Wagen geschickt.
Eineinhalb Kilometer weiter, mussten sie aussteigen und wurden hinterrücks erschossen.
Das war das Ende des großen Duce.
Erst zwölf Jahre(80) nach dem Tode Mussolinis fand er auf dem Friedhof in San Cassiano, in Predappio seine letzte Ruhe.

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Benito Mussolinis Grab in San Cassiano(81)

IV: http://www.ilduce.net/foto/tomba1.JPG(81)
Benito Mussolini, wird vom Maler und Bildhauer Gustinus Ambrosis so dargestellt wie er sich gern selbst gesehen hatte (siehe linkes Bild). Mussolini, der Visionär, der als Kopf die Geschicke Italiens lenkt. Er, die Lichtgestalt, die über die Grenzen Italiens hinaus, die Macht an sich reißen will und damit Italien wieder zur Weltmacht auferstehen lassen will. Den Blick entschlossen, erhaben und kompromisslos auf sein Ziel gerichtet, das Römische Reich wiederherzustellen, er ähnelt durch die Mimik einer antiken Götterfigur.
Unnachgiebig ist sein Handeln, wenn er auf Gegenwehr stoßen sollte, bei seinen Vorhaben. Sein Kopf ist von "vollendeter griechischen Schönheit"(82), aber dennoch kalt und hart.
Das Kolosseum, als Sinnbild des Römischen Reiches fest verankert in seinem Gedächtnis, als Leitmotiv seiner Politik, als Arena, zur Selbstdarstellung, als Inszenierung für sich selbst. Auch er selbst wird durch einen aufgesetzten Helm, zumindest im bildlichen Sinne, zu einer Art Gladiator.
Außerdem sind zwei Siegestore erfolgreicher römischer Feldherren zu erkennen, die wohl eine Kontinuität zu Mussolini herstellen sollen. Für ihn könnte das nächste Siegestor errichtet werden, oder es ist bereit eines der Beiden.
Der Kopf scheint fest eingearbeitet zu sein, wie eine in Stein gehämmerte Skulptur. Mussolini ist festverwachsen mit Italien. Er wird zum Sinnbild der Staatsgewalt, er verschmilzt mit dem Staat und wird dadurch eins mit ihm.
Typisch sind der starre Blick, der vorgeschobene Unterkiefer und das fliehende Kinn, die charakteristisch für die Selbstdarstellung Mussolinis sind. Sein Gesicht soll sich dem Volk durch gewisse sich wiederholende Merkmale ins Gedächtnis einprägen, ja sogar einmeißeln, wie der gemalte Kopf in Stein gehauen wurde.
Italien ist menschenleer, ein Anzeichen dafür, dass Mussolini sich als Italien sah, für ihn existierten nicht die italienischen Bürger, sondern nur er, als Herrscher und Staatsfigur, der Staat Italien wurde auf seine Person reduziert. Festzuhalten bleibt auch noch seine Stellung, die durch die Größenrelationen völlig überzogen ist, sie stellt ihn nicht Seite an Seite mit dem Volk und den Soldaten, die ja nicht mal dargestellt wurden, sondern erhebt ihn zu einer Art Gott.

Hubert Lanzinger versuchte auf eine ganz andere Art und Weise den Führerkult, in diesem Fall von Adolf Hitler, hervorzuheben (siehe rechtes Bild). Hitler wird als mittelalterlicher Ritter in Rüstung, mit aufgepflanzter Hakenkreuzfahne, dargestellt. Das Gesicht gezeichnet vom Kampf, seine Frisur jedoch, wie immer absolut in Form. Auch seine Rüstung ist makellos weiß und zeigt keine Spuren einer Schlacht, ja sie besitzt mit dem reinen Weiß sogar etwas Heiliges und Leuchtendes. Er zieht vorne weg in den Krieg gegen den Feind und sitzt mit stolz geschwellter Brust im Sattel. Er trägt keine erkennbare Waffe bei sich, so als wäre allein sein angsteinflößender, strenger Blick eine Waffe die den Gegner besiegen könnte. Die Aussage "Ich bin einer von euch" ist deutlich zu erkennen. Die Einheit von "Volk-Reich-Führer" wird betont. Der mutige Adolf Hitler ist sich nicht zu fein in den Krieg zu ziehen und für Deutschland zu kämpfen. Allerdings wirkt der Versuch Hitler als Vollender einer bis ins Mittelalter hineinreichende Kontinuität darzustellen unbegründet. Die Propagandamaschinerie Deutschlands benutzte oft mittelalterliche Figuren, denen sie dann Züge von Hitler gaben, ohne Erklärungen zu geben. Das Bild und die damit entstehende Anmut stehen alleine. Das Bild schaltet alles Persönliche am Führer aus, es wirkt nur auf Grund von Gestik, Mimik, und Haltung.

Damit sind einige Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten festzuhalten.
Hitler wirkt in der Darstellung eher anmutig, elegant, majestätisch und sehr erhaben, Mussolini hingegen martialisch, grob, plump und brachial.
Es stehen sich Futurismus, bei Mussolini und eher altertümliche Kunst, bei Adolf Hitler, gegenüber.
Hitler ist "leibhaftig" anwesend und als Person nicht verfremdet, sondern von den Proportionen real dargestellt. Mussolini hingegen wird abstrahiert und ist als Mensch nicht mehr zu erkennen. Für Mussolini war eine Einheit mit dem Volk nie erstrebenswert, er fühlte sich nicht mit ihnen auf einer Ebene. Hitler betonte die Gleichheit immer wieder und stellt sich damit auf eine Stufe mit dem deutschen Volk.
Adolf Hitler reiht sich in die Reihen der Soldaten ein und zeigt sich als Kämpfer. Benito Mussolini ist ebenfalls als Kämpfer dargestellt, allerdings in einer unerreichbaren Distanz zu seinem Volk. Er steht alleine und wird am Kampf nicht teilnehmen, zumindest nicht in der Ebene des gewöhnlichen Soldaten, sondern an einer höheren, göttlicheren Front. Auch die Augen weisen starke Ähnlichkeiten auf. Schwarz, eigentlich kaum auszumachen und dennoch mit einer stechenden Präzision, die sofort auffällt.
Doch beide sind vereint in ihrer völligen Überhöhung der eigenen Person. Sie werden als göttlich dargestellt und übertreiben mit ihrer Ausstrahlung von Stolz und Ehre, denn auch in der Realität war diese Ausstrahlung nicht in diesem Ausmaß gegeben.(83)

V: (84) tolerierte und eventuell auch praktizierte, siehe den Fall Matteotti. Er vertrat ein politisches System, das für einen demokratisch und liberal denkenden Menschen definitiv nicht nachvollziehbar ist. Durch seine Erhebung zu einer Art Gottheit, mit einem Unfehlbarkeitsdogma(85)versehen, beging er Blasphemie. Außerdem ließ er es nicht dabei beruhen, Hitlers Vernichtungspolitik zu verhindern, im Gegenteil, er unterstützte sie durch Repressalien. Allerdings wäre es falsch ihn mit Hitler auf eine Stufe zu stellen. Er führte zwar Gesetze gegen die jüdische Bevölkerung Italiens ein, dennoch konnte man ihm keinen Genozid nachweisen.
Aber dieser Mann hatte auch positive Wesensmerkmale. Sein Stolz und sein Ehrgefühl ließen ihn den, durch seine Parteikameraden und seinen "einzigen Freund" den König arrangierten, Sturz hinnehmen und nicht mit sofort mit Gegenmaßnahmen begegnen.
Auch die Deportation ließ er tapfer und stolz, ja sogar gelassen über sich ergehen.
Er besaß ein grandioses Redetalent und brillierte durch eine Dynamik und Durch- setzungsvermögen, die ihresgleichen suchen und Menschen in ihren Bann ziehen konnte.
Dennoch kämpfte er für die falsche Sache, die Ausrottung des Bolschewismus und damit von Menschen, und es bleibt bloß zu hoffen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt und vielleicht seine Nichte Allesandra, Anführerin einer faschistischen Partei in Italien das Lebenswerk ihres Großvaters fortsetzt.


http://www.crrl.com.fr/archives/expo19-39/dossier/photos/hitlmusso.GIF aufgerufen am 08.01.2004
(49) http://www.ilduce.net/foto/tomba1.JPG
(82) http://www.ask1.org/thema11686.html, aufgerufen am 25.01.2004, und den Büchern Silva, Umberto, "Kunst und Ideologie des Faschismus", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1975, Hinkel, Hermann, "zur funktion des bildes im deutschen faschismus bildbeispiele-analysen-didaktische vorschläge", Anabas-Verlag Günter Kampf KG, Steinbach/Giesen und Wißmar, 1975 entnommen
(84) http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv00/0300ob46.htm
2.http://www.ask1.org/thema11686.html
3.http://www.ask1.org/modules.php&sid=a5d23117069d8209

 

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