Der I. Kreuzzug 1096-1099

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Der Anlass des ersten Kreuzzuges ins Heilige Land war 1085 ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos. Seit Mitte des 11. Jahrhunderts bedrängten muslimischen Seldschuken das byzantinische Reich. 1071 hatten sie in Anatolien das byzantinische Heer vernichtend geschlagen, 1077 Jerusalem erobert und 1085 Antiochia. Das byzantinische Reich konnte dem Druck der Türken nicht länger standhalten und bat den Westen um Hilfe gegen den Islam.

1095 rief Papst Urban II auf dem Konzil in Clermont-Ferrand zum Kreuzzug auf. Als dessen vordringliches Ziel nannte er zunächst die Hilfe für die christliche Kirche des Ostens. Die Befreiung Jerusalems und die des Heiligen Landes machte die Öffentlichkeit dann während der folgenden Monate zum konkret greifbaren Ziel des Kreuzzugs.

Auszug aus der Rede Papst Urbans:

"Ihr wisst, geliebte Brüder, wie der Erlöser der Menschheit, als er uns zum Heile menschliche Gestalt angenommen hatte, das Land der Verheißung mit seiner Gegenwart verherrlichte und durch seine vielen Wunder und durch das Erlösungswerk, das er hier vollbrachte, noch besonders denkwürdig machte. Hat nun gleich der Herr durch gerechtes Urteil zugegeben, dass die Heilige Stadt wegen der Sünden ihrer Bewohner mehrmals in die Hände ihrer Ungläubigen geriet, hat er sie auch eine Zeit lang das schwere Joch der Knechtschaft tragen lassen, so dürfen wir darum doch nicht glauben, dass er sie verschmäht und verworfen habe. Die Wiege unseres Heils nun, das Vaterland des Herrn, das Mutterland der Religion, hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt. Das gottlose Volk der Sarazenen drückt die heiligen Orte, die von den Füßen des Herrn betreten worden sind, schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und hält die Gläubigen in Knechtschaft und Unterwerfung. Die Hunde sind ins Heiligtum gekommen, und das Allerheiligste ist entweiht. Das Volk, das den wahren Gott verehrt, ist erniedrigt; das auserwählte Volk muss unwürdige Bedrückung leiden. Das königliche Priestertum muss als Sklave Ziegel brennen; die Fürstin der Länder, die Stadt Gottes, muss Tribut zahlen. Will einem nicht die Seele darüber zergehen, will einem nicht darüber das Herz zerfließen? Liebe Brüder, wer kann das mit trockenen Augen anhören? Der Tempel des Herrn, aus dem er in seinem Eifer die Käufer und Verkäufer hinaus getrieben hat, damit das Haus seines Vaters nicht eine Mördergrube werde, ist nun Sitz des Teufels geworden. Die Stadt des Königs aller Könige, die den andern die Gesetze des unverfälschten Glaubens gegeben hat, muss heidnischem Aberglauben dienstbar sein. Die Kirche zur heiligen Auferstehung, die Ruhestätte des Herrn, steht unter der Herrschaft derer, die an der Auferstehung keinen Teil haben, sondern als Stoppeln zur Erhaltung des ewigen höllischen Feuers werden dienen müssen. Die ehrwürdigen Orte sind in Schafkrippen und Viehställe verwandelt. Dem preiswürdigen Volke werden die Söhne entrissen und gezwungen, heidnischer Unreinheit dienstbar zu werden und den Namen des lebendigen Gottes zu verleugnen oder mit lasterhaftem Munde zu schmähen, und wenn sie sich den gottlosen Befehlen widersetzen, so werden sie wie das Vieh hingeschlachtet, Genossen der heiligen Märtyrer. Den Tempelshändlern gilt jeder Ort, jede Person gleichviel; sie morden die Priester im Heiligtum. Wehe uns, die wir in den Jammer der gefahrvollen Zeit versunken sind, von der der fromme König David, sie im Geiste voraussehend, klagend gesprochen hat: ,,Gott, es sind Heiden in dein Erbe gefallen; die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt. Herr, wie lange wirst du zürnen und deinen Eifer wie Feuer brennen lassen?" "Wehe uns, dass wir dazu geboren sind, unseres Volkes und der Heiligen Stadt Zerstörung sehen und dazu stille sitzen zu müssen und die Feinde ihren Mutwillen treiben zu lassen!" Bewaffnet euch mit dem Eifer Gottes, liebe Brüder, gürtet eure Schwerter an eure Seiten, rüstet euch und seid Söhne des Gewaltigen! Besser ist es, im Kampfe zu sterben, als unser Volk und die Heiligen leiden zu sehen. Wer einen Eifer hat für das Gesetz Gottes, der schließe sich uns an. Wir wollen unsern Brüdern helfen. Ziehet aus, und der Herr wird mit euch sein. Wendet die Waffen, mit denen ihr in sträflicher Weise Bruderblut vergießt, gegen die Feinde des christlichen Namens und Glaubens. Die Diebe, Räuber, Brandstifter und Mörder werden das Reich Gottes nicht besitzen; erkauft euch mit wohlgefälligem Gehorsam die Gnade Gottes, dass er euch eure Sünden, mit denen ihr seinen Zorn erweckt habt, um solch frommer Werke und der vereinigten Fürbitten der Heiligen willen schnell vergebe. Wir aber erlassen durch die Barmherzigkeit Gottes und gestützt auf die heiligen Apostel Petrus und Paulus allen gläubigen Christen, die gegen die Heiden die Waffen nehmen und sich der Last dieses Pilgerzuges unterziehen, alle die Strafen, welche die Kirche für ihre Sünden über sie verhängt hat. Und wenn einer dort in wahrer Buße fällt, so darf er fest glauben, dass ihm Vergebung seiner Sünden und die Frucht ewigen Lebens zuteil werden wird. Unterdessen aber betrachten wir diejenigen, welche im Glaubenseifer jenen Kampf auf sich nehmen wollen, als Kinder des wahren Gehorsams und stellen sie unter den Schutz der Kirche und der heiligen Apostel Petrus und Paulus; sie sollen vor jeder Beunruhigung ihres Eigentums oder ihrer Personen gesichert sein."

Ein nicht ausdrücklich formuliertes Ziel der Kreuzzüge war die Hoffnung des Papsttums, eine Wiedervereinigung der seit dem Schismavon 1054 gespaltenen Ost- mit der Westkirche zu erreichen. Das Grundmotiv des Kreuzzuges war aber religiöser Natur: Zum einen lockte die vom Papst versprochene Erlösung in Jerusalem, zum anderen hatte Papst Urban II. den Kreuzzugsteilnehmern die Tilgung ihrer Sündenschuld in Aussicht gestellt.

Dem ersten "offiziellen" Kreuzzug ging allerdings der so genannte "Kreuzzug der Armen" voraus. Die umherziehenden Prediger, voran der Mönch Peter von Amiens, versammelten eine bunt zusammengewürfelte und schlecht ausgerüstete Truppe bestehend aus Bauern - auch Frauen und Kinder - größtenteils aus dem wirtschaftlich besonders gebeutelten Niederrhein und brachen Anfang 1096 in Richtung Jerusalem auf. Die Gruppe, geführt von Peter von Armiens, auf ihrem Weg nach Jerusalem hinterließ eine Spur der Terrors. Es waren Menschen, die sich erhofften, durch den Kreuzzug reich zu werden und die ihre ihre Gier mit Raubzügen befriedigen wollten. Sie begannen ihren Kreuzzug gleich im eigenen Land mit Pogromen gegen Juden, die "Feinde Christi". Es wurden wurden ca. 10000 Juden im Rheinland abgeschlachtet, in Ungarn kam es zu Unruhen und als man Konstantinopel erreicht kommt es zu Ausschreitungen. Wahrscheinlich um die Unruhe zu beenden, half der byzantinische Kaiser Alexios den Kreuzfahrern beim Übersetzen nach Kleinasien. Dort ging es weiter: Sie verwüsteten ganze Landstriche, brandschatzten und töteten alles, was sich ihnen in den Weg stellte - auch Christen. Als sie dann jedoch einer kampferfahrenen türkischen Armee gegenüber standen, gab es die ersten schweren Verluste: Von 30 000 Kreuzfahrer überlebten nur 10% diesen Kampf. Peter von Armiens, der diesen Kampf überlebte, musste einsehen das ein Erfolg sich nur dann einstellen kann, wenn schlachterfahrene Ritter halfen. Man musste auf die Ritterarmee (ca. 30 000 Mann) warten, welche sich gerade in Konstantinopel sammelte.

Diese waren im August 1096 aufgebrochen. Es waren vor allem französische und lothringische Ritter, sowie Normannen aus Frankreich und Süditalien. Unter ihnen befanden sich Gottfried von Boullion, sein Bruder Balduin von Boulogne, Rainmund von Toulouse, der Normanne Bohemund und dessen Neffe Tancred. Sie wurden in Konstantinopel von Kaiser Alexios I. Komnenos höflich, aber sehr zurückhaltend empfangen. Der Kaiser Alexios hatte Söldner erwartet, welche bereit waren sich seiner Führung zu unterstellen. Was dort aber ankam waren selbständige und selbstbewusste Ritterheere. Erst nachdem sie ihm den Lehnseid geleistet hatten, ließ Alexios sie im Frühjahr 1097 weiter ziehen. Sie hatten sich damit gegenüber dem byzantinischen Kaiser verpflichtet, die Gebiete, welche sie erobern würden, seiner Herrschaft zu unterstellen. Dieser Lehnseid wurde bald zum Anlass ständiger Konflikte zwischen den Kreuzrittern und Byzanz.

Im Mai 1097 griffen die Kreuzrittern das von den Seldschuken besetzte Nicäa an, welches sich im Juni ergab; dieses allerdings nicht den Kreuzrittern, sondern bedingt durch den Eid welchen die Kreuzritter dem Kaiser ablegten, den Byzantinern. Nach dem Fall der Stadt trafen die Kreuzritter bei Dorylaeum auf die seldschukische Hauptarmee. Diese wurde am 1. Juli 1097 vernichtend geschlagen. Auf ihrem weiterem Vormarsch durch Kleinasien stießen die Kreuzritter nur noch auf wenig Widerstand. Das nächstes bedeutende Ziel war Antiochia.
Im Oktober 1097 begannen die Belagerung der Stadt, welche dann im Juni 1098 schließlich eingenommen werden konnte. Die Führer der Kreuzzugsheere begannen aber, während ihres Zuges durch Kleinasien, auch eigene machtpolitischen Interessen zu verfolgen: Balduin I. von Boulogne hatte sich im Herbst 1097 sich vom Hauptheer getrennt und war Richtung Osten gezogen, Edessa in seine Gewalt gebracht und dort 1098 eine Grafschaft errichtet. Bohemund I. Machte Antiochia nach der Eroberung zum Mittelpunkt seines Fürstentums.Raimund von Toulouse begründete an der syrischen Küste die Grafschaft Tripolis.Die Folge waren Konflikte unter den Kreuzzugsführern. Ende November 1098 zog dann das Hauptheer der Kreuzritter von Antiochia aus weiter Richtung Jerusalem. Zum Juni 1099 schlugen die Kreuzfahrer in Sichtweite der Stadtmauern Jerusalems ihr Lager auf. Es folgte eine vierwöchige Belagerung der Stadt.

Am 13. Juli 1099 fällt Jerusalem dann nach Jahrhunderte langer Herrschaft wieder zurück an die Christen. Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, und sein Bruder Graf Balduin von Flandern drangen 1099 beim Nordtor (St. Stephanstor) in die Stadt Jerusalem ein, mit ihnen der normannische Fürst Tankred aus Süditalien, Neffe Bohemunds von Tarent, und viele andere namhafte Führer des Kreuzfahrerheeres. Damit war die Stadt verloren!
Chronisten berichten von grausamen Methoden bei der Eroberung: "Ströme von Blut seien an diesem Tag über die Straßen Jerusalems geflossen." Ein großer Teil der Bevölkerung flüchtete sich zum dem Tempelhof, weil dieser in einem entfernten Teil der Stadt lag und auch mit einer Mauer, Türmen und starken Toren verwahrt war. Aber diese Flucht brachte den Leuten keine Rettung! Es dauerte nicht lange und Reiter und Fußvolk brachen durch die Tore hinein und stießen, was sie dort fanden, mit den Schwertern nieder, ohne jemanden zu schonen - Männer, Frauen und Kinder. Es geschah ja nach gerechtem Urteil Gottes, das jene, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Gebräuchen entweiht und dem gläubigen Volk entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigen und den Frevel mit ihrem Tode sühnen mussten . . . Im Tempelbezirk alleine sollen an die zehntausend Feinde umgekommen sein. Etwa 70 000 Juden und Muslime wurden im Blutrausch umgebracht - die gesamte Einwohnerschaft der Stadt. Die noch vor Blut triefenden Ritter gingen anschließend "vor Freude weinend ... hin, um das Grab des Erlösers zu verehren, und entledigten sich ihm gegenüber ihrer Dankesschuld"

Der Streit zwischen Moslems und Christen um die Stadt dauerte Jahrhunderte. Jerusalem; Eine Stadt, die drei großen Weltreligionen heilig ist... ihr galt im Mittelalter der Ruf, das mystische Zentrum der Welt zu sein..... und heute? Mystik und Wissenschaft ist nur schwer vereinbar, doch ausschließen können auch sie es nicht!
Der heilige Augustinus bezeichnete Jerusalem als: "die Stadt des endzeitlichen Friedens". Wenn man sich mal die Geschichte bis zum heutigen Tage betrachtet, mag sie es für viele Seelen wirklich geworden sein.
Zu Jerusalem, so der Glaube, würde Christus vom Himmel herabsteigen, und nach dem Triumph über das böse das Paradies auf Erden wieder herstellen. Dieses Jerusalem wurde in der Christenheit zu einem Symbol grenzenloser Hoffnung auf Errettung. Kaum ein Christ hatte die Stadt vor 1099 gesehen. Aber diese Tatsache regte die Phantasie der Bevölkerung ungemein an: Das himmlische Jerusalem! Priester und Könige versprachen bei ihren Aufrufen zu den Kreuzzügen jenen, die sich dort hin begeben, ein Land mit unermesslichem Reichtum. Viele brachen auf, um die goldenen Dächer des "mystischen" Jerusalem zu erblicken. Doch sie fanden dort weder Gold noch Frieden.
 
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