Das Holocaust-Mahnmal in Berlin

trashy

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Hallo

seit einigen Tagen gibts eine Diskussion bezüglich dem Holocaust-Mahnmal in Berlin. Die Degussa ist mit am Bau des Mahnmals involviert, eine ehemalige Tochterfirma stellte im Holocaust das Zyklon B hergestellt, mit dem Millionen Juden in Konzentrationslagern ermordet wurden.

Zur Auffrischung des schon vorhandenen Wissens:
Im Jahr 1988 verlangte die Publizistin Lea Rosh in Berlin auf einer Podiumsdiskussion zum Gedenken an die Judenverfolgung ein "sichtbar gemachtes Bekenntnis zur Tat". Noch im Sommer konstituiert sich der private Förderkreis für ein "Mahnmal für die ermordeten Juden Europas".

Seitdem ist eine Diskussion über die Idee und letztendlich über den Bau entbrannt. Mich würde interessieren was ihr davon haltet. Findet ihr ein solches Mahnmal gut oder nicht? Was haltet ihr von der Diskussion um das Mahnmal.

Hier einige Links zur Thematik "Holocaust-Mahnmal":
1. Von der Idee bis zum Bau - eine Chronologie zum Holocaust-Mahnmal (Tagesschau.de)
2. Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
3. forum-holocaust-mahnmal

Bevors zur Diskussion kommt, bitte bedenkt das es sich um ein brisantes Thema handelt, siehe Hohmann-Diskussion u.a.! Bitte denkt an euren Ton untereinander, jeder postet seine eigene Meinung und sollte auch die Meinung des anderen akzeptieren.

gruß

trashy
 

Eingeweihter

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Meine Meinung?

Die Degussa sollte als Zeichen, dass sie ihre Verantwortung für ihre Rolle als ehem. Teil der IG Farben (Hersteller des Gaskammern-Giftgas "Zyklon B") ersnt nehmen und als Zeichen des Umgangs mit ihrer Vergangenheit auf eine Bezahlung für die Arbeiten am Mahnmal verzichten. Das wäre mehr als nur eine Image-Aufpolierung, sondern wäre - im Gegenteil - eine tolle Geste.

Einen faden Beigeschmack hat es nämlich wirklich, wenn die Degussa auch noch am Mahnmal für ihre "eigenen" Opfer einen Haufen Geld verdient.

Dann wäre auch der m. E. unseeligen Diskussion um die Beteiligung Degussas der Boden entzogen und es täte der Degussa auch finanziell nicht sonderlich weh. Für alle eine annehmbare Lösung, wie ich finden würde.

Ob die wohl von selber drauf kommen? Vielleicht lesen die ja das WV-Forum... 8O
 

Gorgona

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Eingeweihter schrieb:
Meine Meinung?

Die Degussa sollte als Zeichen, dass sie ihre Verantwortung für ihre Rolle als ehem. Teil der IG Farben (Hersteller des Gaskammern-Giftgas "Zyklon B") ersnt nehmen und als Zeichen des Umgangs mit ihrer Vergangenheit auf eine Bezahlung für die Arbeiten am Mahnmal verzichten. Das wäre mehr als nur eine Image-Aufpolierung, sondern wäre - im Gegenteil - eine tolle Geste.

Das ist ein verdammt guter Vorschlag von Dir. Denn dass die Degussa am Bau beteiligt bleiben sollte finde ich auf jeden Fall. Gerade die Täter (wie die Degussa als anonymer Konzern) sollten sich an diesem Mahnmal beteiligen, aber ohne Bezahlung.
 

Fantom

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ich finde die idee auch sehr vernünftig - aber man hätte das auch vorher prüfen können, dann wäre es nie zu diesem vorfall gekommen.

welche dilettanten planen diesen bau denn bitte??
 

Elbee

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Ein Holocaust-Mahnmal erscheint mir völlig korrekt und sogar überfällig, gerade in Berlin. Auch wenn es der vereinsamten jüdischen Oma, die glücklich alles überlebt hat, dabei dreimal als unerwünscht vertrieben wurde, obendrein all ihr Hab und Gut und vielleicht die Liebe ihres Lebens verloren hat und vielleicht auch heute abend allein im Sessel sitzt wahrscheinlich nicht viel nützt, wenn dort die Leute mal für 10 Minuten betroffen vorbei marschieren.

Gleichzeitig sehe ich die gesellschaftspolitischen Risiken, die es in dieser monothematischen und architektonischen Form bereit hält. Besser als in dieser Realisierung lässt sich Ausgrenzung der übrigen Millionen WKII-Opfer wohl kaum artikulieren und verletzt die Gefühle derer. Von der Architektur her wirkt es auf mich wie eine Assimilierung des Gigantismus der 30er, na gut, vielleicht meinen es die Erbauer auch als sarkastische Parodie, Kunst hat ja viele Gesichter. Würde mich aber nicht wundern, wenn das eine fatale gesellschaftliche Polarisierung generiert, die sonst in dieser Intensität gar nicht vorhanden ist.

Und, worst case, falls jemand Etikettenschwindel betreiben sollte, und das Mahnmal gar nicht für die Opfer der Vergangenheit gedacht ist, sondern für eine profane und gegenwärtige Autoritätsbekundung, dann ist es giftiges Wasser auf die Mühlen für die Falschen. We will see.
 

Fantom

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Elbee schrieb:
Auch wenn es der vereinsamten jüdischen Oma, die glücklich alles überlebt hat, dabei dreimal als unerwünscht vertrieben wurde, obendrein all ihr Hab und Gut und vielleicht die Liebe ihres Lebens verloren hat und vielleicht auch heute abend allein im Sessel sitzt wahrscheinlich nicht viel nützt, wenn dort die Leute mal für 10 Minuten betroffen vorbei marschieren.

guter punkt! du wirst dich wundern, aber das war auch meine befürchtung als es geplant wurde.
ich war immer eher für ein großes dokumentationszentrum oder dergleichen, da ich glaube, dass eine art denkmal der sache nicht gerecht wird.

aber wenn es jetzt nicht weitergebaut werden würde, dann wäre das ein wirklicher skandal.
 

Lindwurm

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Gleichzeitig sehe ich die gesellschaftspolitischen Risiken, die es in dieser monothematischen und architektonischen Form bereit hält. Besser als in dieser Realisierung lässt sich Ausgrenzung der übrigen Millionen WKII-Opfer wohl kaum artikulieren und verletzt die Gefühle derer.

Den Punkt finde ich persönlich sehr wichtig. Warum macht man nicht ein Denkmal für alle Opfer des zweiten Weltkriegs? Fände ich schöner. Natürlich ist es richtig den ermordeten Juden zu gedenken, aber ich finde auch die anderen Opfer dieses abscheulichen Krieges hätten ein größeres Mahnmal verdient. Zumal Deutschland an all dem Sterben zu dieser Zeitauf der Welt und in dem eigenen Land verantwortlich ist.
 

jones

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ich möchte mir nicht zu themen wie "brauchen wir noch ein mahnmal" etc. den mund verbrennen, ich habe eine allgemeine einstellung zu allen erdenklichen mahn- bzw. gedenkmalen wenn ich irgendeiner sache/person gedenken will brauche ich keine besondere aufforderung dazu

vielmehr ärgern mich langsam diese diskussionen wie degussa-> nazivergangenheit -> böse
bis aufs blut

wenn es den überlebenden wirklich schmerzen verursacht daß es solche firmen noch immer gibt bzw. eine firma wie halt degussa bestandteile zum mahnmal beisteuert akzeptiere ich das, aber es müßte doch dann genauso ungute gefühle hervorrufen, wenn der zdj die gleiche automarke wie herr hitler bevorzugt.

war jetzt vieleicht ein wenig wirr, aber ich habe gerade wieder so einen saudummen kommentar gehört, daß man den juden die degussa wegen deren vergangenheit eigentlich nicht zumuten könne.
 

bombaholik

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die Fa. sollte sich in aller Öffentlichkeit entschuldigen,
min 3 Mio. weiteren schadenersatz an jüdische Einrichtungen zahlen.
Offizielle auf allen Firmendokumenten auf ihre Vergangeheit hinweisen und jeder der Gelegschaft persönlich 2 Std eine Schweigeminute einlegen.

Spass beiseite....ich find es stark lächerlich!
schon allein weil der Graffiti- Schutz (wie "Schutz" schon sagt) das denkmal schützen soll und deshalb sozusagen eine wiedergutmachung darstellt.
Allerdings würde ich es begrüßen Graffiti-Schutz generell zu verbieten.
 

Winston_Smith

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@jones
"...aber es müßte doch dann genauso ungute gefühle hervorrufen, wenn der zdj die gleiche automarke wie herr hitler bevorzugt."

Sehr gutes Beispiel!


@Lindwurm
"...Warum macht man nicht ein Denkmal für alle Opfer des zweiten Weltkriegs? Fände ich schöner."

Davon gibt es schon einige Dutzend in Berlin und noch mehr in der Bundesrepublik.
 

Lt.Stoned

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ich versteh den ganzen terz nich....is doch eigentlich grade gut wenn degussa det viech baut...
 

Lindwurm

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Im allgemeinen denke ich ist dieses ganze Gerede um die Firma nur wieder einmal eine überempfindlcihkeit des ZDJ, der Regierung oder sonst wem. Ich mein mal ehrlich gerade dass es ein Schutz ist der das Denkmal vor Verunstaltung bewahren soll spricht doch für sich. Naja manche Menschen mekern eben gerne rum.
 

Leviathan

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Mein Vorschlag:
Baut das Ding, aber nennt es "Versöhnungs-Denkmal" oder so ähnlich.

Wenn man ständig an das Schlechte erinnert wird, kann doch auf Dauer nix gutes dabei rauskommen...
 

agentP

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@jones
"...aber es müßte doch dann genauso ungute gefühle hervorrufen, wenn der zdj die gleiche automarke wie herr hitler bevorzugt."

Sehr gutes Beispiel!
Nein, sondern ein ziemlich lausiges Beispiel, denn dann könnte man auch weiterfolgern daß man eine ungutes Gefühl haben könnte, wenn ein Mitglied des Zentralrats einen Schäferhund besitzt oder Vegetarier ist. Ich glaube kaum, daß zwischen der Tatsache, daß Hitler ein bestimmtes Fahrzeug bevorzugte und dem Holocaust, an den das Mahnmal erinnert, ein Zusammenhang besteht, zwischen dem von Degussa hergestellten Giftgas und dem Holcaust wohl und zwar ein sehr grausamer.
 

bombaholik

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agentp schrieb:
@jones
"...aber es müßte doch dann genauso ungute gefühle hervorrufen, wenn der zdj die gleiche automarke wie herr hitler bevorzugt."

Sehr gutes Beispiel!
Nein, sondern ein ziemlich lausiges Beispiel, denn dann könnte man auch weiterfolgern daß man eine ungutes Gefühl haben könnte, wenn ein Mitglied des Zentralrats einen Schäferhund besitzt oder Vegetarier ist. Ich glaube kaum, daß zwischen der Tatsache, daß Hitler ein bestimmtes Fahrzeug bevorzugte und dem Holocaust, an den das Mahnmal erinnert, ein Zusammenhang besteht, zwischen dem von Degussa hergestellten Giftgas und dem Holcaust wohl und zwar ein sehr grausamer.

OK ich hab da ein besseres beispiel!

wehe einer fährt noch mit dieser antisemitischen mörder Bahn, welche millionen ach wahrscheinlich milliarden von Juden in die KZs gebracht hat.

Das ganze Mahnmal ist einfach naiv und blöde!

ich wäre für Levithan s vorschlag:

Nennt dat ding versöhnungs denkmal und fertig....ZDJ wird abgeschafft und alles ist gut!
 

Winston_Smith

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Oh doch, denn das zeigt, wie "lächerlich" die Diskussion ist...

Degussa hat sich, wie kein anderes Unternehmen, mit der Vergangenheit auseinander gesetzt. Andere Unternehmen haben noch viel aufzuarbeiten... So, z.B. DIE BAHN und eben auch Mercedes-Benz.

Abgesehen davon gibt es wohl kaum eine Firma, die "damals" nicht mit den Nazis zusammen gearbeitet hat. Mann kann eine Firma ja auch nicht 12Jahre lang "dicht" machen...

Wäre man konsequent, dürfte man nichts mehr von SIEMENS, MERCEDES, BASF, BAYER, HOLSTEN usw. nutzen....
 

jones

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ich habe dieses beispiel nur gewählt, da die degussa gerade aktuell ist.
leider kam mir der argumentationsstrang nur sehr bekannt vor wurde auch schon auf sehr viele bereiche angewandt
ob es wagner war, oder daß es beim drk keine gruppen und zugführer sondern nur noch leiter gibt.

ich wollte auch nicht in abrede stellen, daß diese asoziationen bei juden aufkommen können, sondern nur, daß man diese argumente immer dann anbringt, wenn es gerade gefällt (dem zdj), oder man mal wieder positiv in die schlagzeilen geraten will, um noch eine daseinsberechtigung zu haben.
 

Gorgona

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Die frühere Tochterfirma Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m.b.H.) hatte das berüchtige Giftgas Zyklon B für die Ermordung von Millionen Menschen in den NS-Vernichtungslagern geliefert.

Das ist ja nicht irgendeine dubiose Verstrickung der Firma in NS Machenschaften, sondern sie waren der Lieferant des Giftes, dass die Menschen getötet hat, für die jetzt dieses Mahnmal gebaut wird.

Dass die Degussa nun auch noch Geld für den Bau erhält ist absurd.
Dass ist, wie wenn ich der Berufskiller und der Leichenbestatter in einer Person bin. (Natürlich auf die Spitze getrieben, dass Beispiel)

Der Degussa selbst ist nicht der Vorwurf, des Verschweigens zu machen. Nach meiner Information hat sie sich ihrer Vergangenheit gestellt.

Aber ich finde tatsächlich, dass sie kostenlos liefern sollte.
 

Lt.Stoned

Großmeister
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Dass die Degussa nun auch noch Geld für den Bau erhält ist absurd.
Dass ist, wie wenn ich der Berufskiller und der Leichenbestatter in einer Person bin. (Natürlich auf die Spitze getrieben, dass Beispiel)
isses eben grade nich....
das is als ob sich dein sohn bei den familien deiner opfer entschuldigt.
 

Fantom

Erleuchteter
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Lt.Stoned schrieb:
Dass die Degussa nun auch noch Geld für den Bau erhält ist absurd.
Dass ist, wie wenn ich der Berufskiller und der Leichenbestatter in einer Person bin. (Natürlich auf die Spitze getrieben, dass Beispiel)
isses eben grade nich....
das is als ob sich dein sohn bei den familien deiner opfer entschuldigt.

... gegen geld ? - super entschuldigung.

... oder meinst du, die degussa entschuldigt sich, indem sie sich dazu herabläßt, an diesem bau mitzuwirken?!?!?
 

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