Buddhismus und Frauen

ld50

Neuling
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Tag,
Da es ja ziemlich viele verschiedene Schulen/System beim Buddhismus gibt, würde ich gerne wissen, wie die einzelnen Schulen Frauen gegenüberstehen, die das ganze aktiv praktizieren wollen. Habe leider nur Informationen gefunden die ich als sehr unübersichtlich empfinde. Wäre klasse, wenn mir jemand helfen könnte und auflisten könnte, welche Schule welche Meinung vertritt und in wo auch Frauen aktiv praktizieren können.

Vielen Dank,
Katl
 

Benkei

Großmeister
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Kleine Unterschiede

"Zahlreicher sind die leidenden Wesen als die Sandkörner im Ganges" wird häufig in den Sutren behauptet. Zu behaupten, dass die Zahl der buddhistischen Schulen fast genauso zahlreich ist wäre nur eine unwesentliche Übertreibung :O_O:

Besonders in der heutigen Zeit, wo man durch das Web theoretisch die Möglichkeit hat, alle buddhistischen Schulen (mehr oder weniger) kennen zu lernen stellt man sich die Frage, wo den ihre Unterschiede liegen und, sofern man am buddhistischen Weg interessiert ist, welches Lehrsystem denn für einen selbst das geeigneteste ist.

Ob man nun Mann oder Frau ist spielt dabei eigentlich eine untergeordnete Rolle, es sei denn, man ist ernsthaft daran interessiert, den Weg als Ordinierter, Priester, Mönch oder Lama/Ajari zu beschreiten.

Die beiden wichtigsten Punkte, nach denen man seine Wahl des Dharmasystems ausübt sind meines Erachtens Motivation und Praxis.

Drei Fahrzeuge
Was die Motivation angeht, so unterscheidet man zwischen einer mehr eigennützigen Motivation und einer mehr altruistischen Motivation.
Ziel allen buddhistischen Streben ist die Erleuchtung.

Sucht man diese vor allem, um sich selbst vom Leid zu befreien, so beschreitet man den Hinayana, das kleine Fahrzeug. Die in Ceylon, Burma, Thailand, Laos und Kambodia vertretene Theravada-Schule (und auch einige unbekanntere japanische Schulen) gehören diesem kleinen Fahrzeug an. Ayya Khema beispielsweise stammt aus dieser Tradition. Da das Hinayana eigentlich nicht die Hilfe von anderen Erleuchtungswesen als dem historischen Buddha Shakyamuni kennt, wird auf dem Erlösungsweg eiserne Selbstdiziplin gefordert, so dass es nur für Mönche als möglich angesehen wird, die Erleuchtung zu erlangen. Laienanhänger, aber auch Nonnen können in ihrem Leben nur versuchen ihre Lage zu verbessern um in den nächsten Leben als Männer die Mönche werden wiedergeboren zu werden. Erst seit kurzem vertreten liberale Anhänger des Hinayana auch die Auffassung, dass auch Nonnen in diesem Leben die Erleuchtung erlangen können.

Die uneigennützigere Variante ist der Weg des Bodhisattva, das Große Fahrzeug (Mahayana). Hier versucht man zusammen mit anderen die Erleuchtung zu erlangen. Behilflich sind einem hierbei zahlreiche Bodhisattvas und transzendente Buddhas. Im Mahayana werden sowohl für Mönche und Nonnen als auch für Laien Möglichkeiten gesehen, die Erleuchtung zu erlangen, auch ohne erst zu warten bis man einen männlichen Körper erlangt hat der bereit für das Mönchtum ist. Der Mahayana beinhaltet wohl die zahlreichste (und damit unübersichtlichste) Vielfalt an Lehrsystemen. Am bekanntesten sind die Zen-Schulen und die Schulen des Reinen Landes. Es gibt aber auch Lehrsysteme die diese beiden Schule kombinieren und ebenso Aspekte des Hinayana integriert haben. Mahayana-Schulen sind in China, Vietnam, Korea und Japan am verbreitetsten.

Das dritte Fahrzeug ist das Vajrayana, das Diamantfahrzeug. Es ist vor allem im Himalaya und der Mongolei vertreten (Vier Schulen des Vajrayana) aber auch in Japan (Shingon-Shu), China und Vietnam. Das Vajrayana muss als Erweiterung des Mahayana angesehen werden, dass alle Aspekte sowohl des Großen- als auch des Kleinen Fahrzeuges integriert hat. Entsprechend unüberschaubar sind die verschiedenen Praktiken. Häufig wird behauptet, dass mit Hilfe des Vajrayana die Erleuchtung in diesem gegenwärtigen Leben erlangt werden kann. Dabei ist es unerheblich, ob der Praktizierende Laie, Nonne, Mönch oder Lama/Ajari ist.


Für jemanden, der "einfach nur meditieren will" um sich besser zu fühlen, kommt es nur auf den nächsten Punkt an.



Unzählige Praktiken
Wichtig ist natürlich auch, dass einem die Praktiken, denen sich die eigene Schule widmet, zusagen. Was nützt es einem, wenn die eigene Überlieferungslinie lehrt, dass man schnell zur Erleuchtung kommen kann, wenn man stundenlang vor der Wand sitzt und sich auf "Nichts" konzentriert, der Übende aber schon nach 20 Minuten eine Panik-Attacke bekommt; oder wenn von einem verlangt wird, 108.000 Mantras zu rezitieren, man aber stumm ist?

Im Hinayana kennt man für den Laien vor allem die Möglichkeit des Verdiensterwerbs durch gute Taten, wie Speisung der Mönche und Nonnen, Spenden an Kloster oder Einhaltung der Fünf Grundlegenden Regeln. Mönche und Nönnen halten über 250 Regeln ein und widmen sich hauptsächlich Samatha- (Erlangung von Gemütsruhe) und Vipassana-Meditation (Analytische Meditation).

Im Mahayana kennt man neben diesen Praktiken auch andere Praxisformen, wie die Rezitation von Sutren und auch Gebete zu den Buddhas und Bodhisattvas. Mönche und Nonnen befolgen je nach Schule bis zu 250 Regeln, Priester und ordinierte Laien zumindest 10. Für einfache Laien sind vor allem die Fünf Grundlegenden Regeln maßgeblich. Sehr bekannte Praktiken sind hier natürlich die Zen-Meditationen in Form von Shikantasa (absichtsloses Sitzen) und Koan (Sitzen und sich den Kopf über ein Gleichnis "zermartern"), ebenso wie das Nembutsu, bei dem man den Geist mit der ständigen Wiederholung einer Zufluchtsformel "reinigt".

Der Vajrayana kennt neben den o. g. Praktiken der beiden anderen Fahrzeuge auch "geheime" Praktiken wie "Gottheiten"-Yoga (eine Meditationsform in der man sich eine Meditationsgottheit (=Yidam) vor Augen führt und dabei das Mantra dieses Yidam rezitiert) sowie verschiedene andere Yoga- (hier ungleich "körperliche Verrenkungen"!) und Tantra-Übungen. Auch gibt es hier Wege die dem Zen ähnlich sind, allerdings erst nach mehreren Jahren Gottheiten-Yoga gelehrt werden. Im Vajrayana ist die persönliche Beziehung zwischen Lehrer (Lama/Ajari) und Schüler besonders wichtig.

Nähergehende Ausführungen würden wohl den Rahmen sprengen
(ggf. PN an mich).
 

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