Ausschreitungen in Frankreich

_Dark_

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so wie ich mich erinnere, gab es schon vor einigen jahren solche "aufstände" und unruhen, damals als zwei schwarze jugendliche erschossen wurden (?)..
wir hatten das mal in französisch, ist aber schon eine zeitlang her..

ich denke mal, das wird abklingen und die problemsuppe weiter vor sich herkochen, bis es mal wirklich kracht
 

Ein_Liberaler

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Du hegst also auch keine Hoffnungen, daß die Regierung das Problem in den Griff bekommen wird?
 

Trasher

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Nach der offiziellen Erklärung hat die Polizei ja dieses Mal recht wenig mit dem Tod der beiden zu tun.

Aber es zeigt sich mal wieder recht deutlich, welche potentiellen Gefahren von der Nichtintegration und/bzw. Zusammenrottung in sozialen Problemvierteln ausgehen.
 

arius

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Viele Details werden hier ausführlich erklärt:

Soziales Pulverfass iin Paris explodiert - Gewalt in Vorstädten hat lange Vorgeschichte
Tristesse pur
In manchen überwiegend von Einwanderern aus Schwarz- und Nordafrika bewohnten "Cités" droht der Staat sein Recht zu verlieren. Hier, fernab von Eifelturm, Modeschauen und Weinproben in luxuriösen Salons, herrschen eigene Gesetze. "Man hat Gebiete entstehen lassen, wo andere Regeln gelten und ein Eingreifen der Polizei nicht mehr legitim ist", sagt der liberale Bürgermeister von Drancy, Jean- Christophe Lagarde, der Zeitschrift "Paris Match".
 
G

Guest

Guest
Ein richitiges Pulverfass. So langsam klingt es aber ab... läuft ja schon einige Tage.
Bedenklich finde ich die Vorgehensweise des Innenministers.
In seinen Augen sind das alles Kriminelle. Nun ja jetzt vielleicht aber der
großteil ist ein Haufen gefrusteter Jugendlicher die keinerlei aussichten auf
ein "normales" Leben haben. Da spielt der Tod der zwei Jugendlichen auch
eine Rolle aber nicht die Hauptrolle, dies war nur der Stein des Anstoßes.

Bei Bildung von solchen "Ghettos" kann man nicht ernsthaft den fehlenden
Antrieb/Willen zur Integration verantwortlich machen, denn die ist nicht
möglich.

Gut das es noch einen Premierminister gibt, der auch die Ursachen der Probleme
angehen will und nicht nur Knüppelhart druchgreifen will und den Mob nierschlagen will.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
 

Winston_Smith

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In seinen Augen sind das alles Kriminelle.

Die, die Autos anzünden, Scheiben einwerfen und Polizisten angreifen sind ja auch Kriminelle.


Nun ja jetzt vielleicht aber der
großteil ist ein Haufen gefrusteter Jugendlicher die keinerlei aussichten auf ein "normales" Leben haben.

Entschudligung, aber das kann doch keine Ausrede für Kravalle sein! "Laß den mal, der hat ne schwere Kindheit."

Und überhaupt, warum soll die Regierung daran Schuld sein, wenn sich ein paar Leute nicht benehmen können?!

Eigentlich sollte in diesen Vorstädten gar keine Polizei nötig sein, wenn sich alle zusammen reißen würden.

Wie kommt ein Jugendlicher darauf, Straftaten zu verüben? Doch nicht, weil er in einem Getto lebt und keine Polizei da ist.

Wohl eher, weil die Eltern in der Erziehung versagt haben.


ws
 

agentP

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Da machst du´s dir nun doch ein bisschen arg einfach, oder ?
Ich glaube in diesen Vorortghettos ist der Grad an Frustration so hoch, daß es mit guter Erziehung wohl kaum getan ist. Es gibt äussere Umstände, da sind die besten Eltern überfordert und dann alles auf sie abzuschieben ist reichlich zynisch.
Abgesehen davon reden wir hier von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in einem Alter sind, wo der Einfluß der Eltern schon längst auf dem Rückmarsch ist.
 

Sentinel

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Ein_Liberaler schrieb:
Du hegst also auch keine Hoffnungen, daß die Regierung das Problem in den Griff bekommen wird?


:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :rofl: :don:

oder hast Du den Ironie Smiley vergessen ?


Zumindest hat der Innenminister die Gewährleistung der öffentlichen Ordnung versprochen, was das heißt kann man sich ausmalen.


_Dark_ schrieb:
ich denke mal, das wird abklingen und die problemsuppe weiter vor sich herkochen, bis es mal wirklich kracht


Schaumermal, Fehler können sich die Cops bestimmt nicht leisten. Ein Toter und die "Stadt brennt" dann endgültig. Ist aber auch nicht so, daß diese Situation bei den Mißständen in Frankreich nicht vorherzusehen gewesen wäre.

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

EDIT:

Winston, schon mal abseits der Cotê d'Azur in Frankreich gewesen? In einer Großstadt?
 

_Dark_

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@Ein_Liberaler

die zuständer in diesen vierteln werden sich mit sicherheit nicht ändern..
artikel in der faz über die ursachen

hier wird ganz klar deutlich, dass man bei einer jugendarbeitslosigkeit, die alles bisher dagewesene übersteigt, und die ja in diesen vierteln teilweise bei 50% oder 60% liegt, erstmal wenig an der allgemeinen situation der leute da ändern kann..
keine firma investiert in diesen brennpunkten, wieso sollten sie auch? viele haben keine bildung, keinen abschluss und kennen ein geregeltes arbeits- berufsleben nicht..
die leute "braucht" keiner..
die leben da schön in ihrem banlieu vor sich hin und wenns mal kracht, dann krachts halt..
nach nen paar tagen ist wieder ruhe und das wars.
sicher, es gibt da wirklich straßenzüge, in die sich die polizei nicht mehr reintraut (!), aber die leute da stört das wohl auch nicht besonders..

was ich sehr interessant an der ganzen sache finde, ist dass die jüdische gemeinde in frankreich schon seit jahren auf die sachlage hinweist, weil der antisemitismus in diesen vierteln immer krassere formen annimmt..

trotzalledem wird sich nix ändern, da bin ich fest überzeugt

außerdem: wenn man sich die dimensionen von paris als stadt ankuckt, und dann die zahl der problemviertel und brennpunkte, sind die sowieso noch sehr gut dran.. vielleicht nicht in der radikalität, aber gut..
eventuell könnte eine lösung à la new york unter guiliani her, aber ich weiß nicht, inwiefern das damals die selben ursachen hatte wie heute in paris
 

Sentinel

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_dark_ schrieb:
wenn man sich die dimensionen von paris als stadt ankuckt, und dann die zahl der problemviertel und brennpunkte, sind die sowieso noch sehr gut dran.. vielleicht nicht in der radikalität, aber gut..

Falls man die Außenbezirke nicht zu Paris zählt und die Situation mit Bagdad vergleicht, stimmt das vielleicht.
Ansonsten ist das völliger Stuß. Wo hast Du das denn her? Selbst in Berlin oder Köln ist die Situation mit der in Paris und Marseille (da ist das eigentlich noch heftiger) nicht zu vergleichen. Dort haben viele Stadtteile keine sozialen Brennpunkte, weil sie selber ein einziger großer sind.
 

_Dark_

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sentinel, ich zähle die außenbezirke sicherlich dazu.

was ich damit sagen wollte, ist dass sich bei einer 12mio menschen stadt keiner wundern zu braucht, wenn es hin und wieder einen konflikt dieser art gibt..
und ich denke durchaus, dass paris bis auf dieses sicherlich schon große problemim vergleich nicht mal so schlecht dasteht, was brennpunkte usw. angeht..
wie du schon sagst, marseille ist ein einziger brennpunkt, und in anderen großen städten wie london oder new york sieht die lage nicht viel anders aus, nur dass man die leute dort mehr oder weniger so assimiliert hat, dass die sich nicht mehr rühren, weil sie in ruhe gelassen werden..
so ist zumindest mein eindruck der betroffenen städte..
in london zumindest gibt es mit sicherheit auch sehr viel radikalität und hoffnungslosigkeit, ähnlich wie in paris, nur vielleicht in einer etwas dezentralisierteren form
 

Sentinel

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_Dark_ schrieb:
was ich damit sagen wollte, ist dass sich bei einer 12mio menschen stadt keiner wundern zu braucht, wenn es hin und wieder einen konflikt dieser art gibt..

Der Konflikt ist andauernd, nur ob er gewaltsam ausbricht ist die Frage.
Aber ob die Leute es in Paris wesentlich besser haben als in New York oder London ist sehr fraglich. Auch sind mir Aufstände in diesen Maßen dort nicht bekannt (in Amerika würde es soetwas nicht geben -> thx P.A.T.R.I.O.T.).

Maßgeblich an Paris Wohlstand ist übrigens die zentralisierte Infrastruktur.
Jeder der irgendwo was zu sagen hat wohnt meistens in Paris. Dementsprechend hat die Stadt an sich ein relativ hohes Sozialniveau (Durchschnittsberechnungen).
 
G

Guest

Guest
ws schrieb:
Entschudligung, aber das kann doch keine Ausrede für Kravalle sein! "Laß den mal, der hat ne schwere Kindheit."

Es sucht auch keiner eine Ausrede! Es ist wie es ist.

Und überhaupt, warum soll die Regierung daran Schuld sein, wenn sich ein paar Leute nicht benehmen können?!

Regierung oder nicht, es ist ein Fehler solche Ghettosiedlung zustande kommen zu lassen.

Eigentlich sollte in diesen Vorstädten gar keine Polizei nötig sein, wenn sich alle zusammen reißen würden

Ja, wenn alle täglich 20h vorm Fernseher sitzen würden, wahrscheinlich nicht.

Wie kommt ein Jugendlicher darauf, Straftaten zu verüben? Doch nicht, weil er in einem Getto lebt und keine Polizei da ist.

Du weißt bestimmt wie einer drauf kommt. Erklärs uns!

Wohl eher, weil die Eltern in der Erziehung versagt haben.

Genau smith, du hast es erfasst.
 

agentP

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Denk zum Beispiel mal darüber nach, warum DU nicht nachts rummrennst und Autos anzündest.
Ich zünde vermutlich keine Autos an, weil ich nicht so frustriert bin, daß ich das Bedürfnis habe mich auf solch drastische Art abzureagieren. Hätte ich von frühester Jugend an keinerlei Perspektive, dann wäre das vielleicht anders. :roll:
 

Winston_Smith

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@agentP

Und wenn Du frustriert gewesen wärst, haben Dich deine Eltern doch bestimmt so erzogen, dass Du zum Beispiel Respekt vor dem Eigentum anderer oder Respekt vor der Polizei hast, oder nicht?

ws
 
G

Guest

Guest
Winston_Smith schrieb:
Und wenn Du frustriert gewesen wärst, haben Dich deine Eltern doch bestimmt so erzogen, dass Du zum Beispiel Respekt vor dem Eigentum anderer oder Respekt vor der Polizei hast, oder nicht?

ws

Auch wenn Frustration nichts mit Erziehung zu tun hat, scheinst du nicht ganz
zu verstehen. Hast du mal versucht dich in ihre Lage zu versetzen oder geht
das von vornherein nicht. Die Vergleiche die du anstellst ziehen nicht,
da die Hintergründe nicht verschiedener sein könnten.
 

morgenroth

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agentP schrieb:
. Es gibt äussere Umstände, da sind die besten Eltern überfordert und dann alles auf sie abzuschieben ist reichlich zynisch.

Welche äusseren Umstände meinst Du denn genau?
Und wodurch entstehen diese Umstände??
 

Giacomo_S

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Winston_Smith schrieb:
@agentP

Und wenn Du frustriert gewesen wärst, haben Dich deine Eltern doch bestimmt so erzogen, dass Du zum Beispiel Respekt vor dem Eigentum anderer oder Respekt vor der Polizei hast, oder nicht?

ws

Alles schön und gut, aber blanke Theorie.
Was hätten denn die rund 1.300 Polizisten tun sollen, um die Leute daran zu hindern 450 Autos und 25 Busse anzuzünden ?
In die Menge schiessen ?

Der moralische Zeigefinger ist hier wenig effektiv. Das Problem muss analysiert werden und es müssen Lösungen gefunden werden.

Oder um einmal mit Konrad Adenauer zu reden: "Wir können keine Politik machen für bessere Menschen denn wir haben keine anderen."
 

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