Waren aus China? Nein Danke!

Helika

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agentP schrieb:
Ein abgepacktes mariniertes Stück Halsgrat bei Lidl ist allerdings auch schlichtweg billiger, als ein nahezu fettfreies Stück Filet beim Metzger. Ein Hormonhähnchen vom Massenzüchter ist billiger, als eine französische Bio-Maispoularde aus Freilandhaltung. Tomaten vom Strauch, der in der Sonne Apuliens stand, sind teurer als solche, die aus dem niederländischen Gewächshaus stammen.
Da dann Mittelwege zu finden um preisgünstig, lecker und mit Qualität zu kochen erfordert natürlich sich zu informieren und einen bestimmten Aufwand zu betreiben. Da dürfte eine gewisse Bildungsnähe sicher hilfreich sein.

Das Problem ist nicht die von dir aufgeführte Qualität - denn in beiden Fällen führst du immer noch weitgehend unverarbeitete Lebensmittel auf. Der Unterschied beläuft sich eher darauf, dass in den Haushalten der Gebildeten Schichten mehr Wert auf gesunde Ernährung gelegt wird. Der Vergleich wäre also eher:

Stück Fleisch für den Braten vs. Dosenravioli mit ordentlich Geschmacksverstärker und Zucker.
Grillhähnchen + Mineralwasser/Saftschorle vs. ChickenMcNuggets + Cola
Tomaten vom Strauch vs. Chips.

Nicht die Qualitätsunterschiede zwischen Lebensmitteln der gleichen Gattung sind das Problem, sondern frische und gesunde Lebensmittel und Wertigkeit von Sport vs. Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern, kalorienreiche Getränke und Knabbersachen aus dem Süßigkeiten-Regal.

Es gibt genug Gebildete, die jede Woche mit dem fetten Benz vor dem Aldi vorfahren und sich da kostengünstig die Tomaten, Hähnchen und das Fleisch kaufen, dazu die Wellnessdrinks und fertig.
 

Giacomo_S

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Helika schrieb:
Dazu auch nochmal etwas (wegen deiner Frage eine Seite zuvor): Mit dem "billig-Erdbeeren aus China im Winter" wird den Kindern erst einmal "Hauptsache billig" vermittelt. Ich habe etwas später alledings die chinesischen Erdbeeren mit deutschen Birnen gleichgestellt - Birnen bekommt man im Moment noch frisch. ;)

Bis zum Frühjahr diesen Jahres habe ich in einem größeren Restaurant als Koch gearbeitet. Obwohl man mir beim Vorstellungsgespräch mitteilte "wir machen alles frisch", war die Praxis dann absolut enttäuschend: Beim Gemüse rissen wir dann nur die Tüten mit der TK-Ware auf.

Allerdings muss man auch festellen: Vor 30 Jahren hatte das Restaurant noch eine Brigade von 33 Köchen. Heute sind es 18.
Wie soll das also auch gehen, mit etwas mehr als der halben Mannschaft dasselbe zu leisten - da ist dann frisch eben oft nicht mehr möglich. Stattdessen gibt's dann Convenience-Ware.

In einem anderen, kleineren Betrieb war ich Küchenchef. Wir haben Mittagsküche gekocht für Menschen aus den umliegenden Büros, durchaus ambitioniert: 4 Tagesgerichte, 3 Wochengerichte, kleine Standardkarte. Das Publikum: Medienberufler, um die 30+.

Ich darf Euch versichern: Was die Leute da alles wollen und was sie nicht wollen, das kann einem den Alltag zum Alptraum machen.

1. Schnell muss es Mittags gehen, die Leute haben nur ihre Mittagspause.
2. Die Leute können und wollen mittags nicht viel Geld ausgeben.
3. Es ist fast unmöglich, die Leute in einen Konsens zu bringen. Der eine frisst dies nicht, der andere das nicht, der ist Vegetarier, der Veganer, der hat Lactose-Intoleranz usw. usf.
4. Fragt man die Gäste, dann wollen sie gesunde Küche, frisches Gemüse usw. Das Bestellverhalten spricht aber, trotz eines solchen Angebotes, eine ganz andere Sprache. Da bestellen sie dann Schnitzel und Hamburger mit Pommes. Mit der Nachfrage nach "gesundem" Essen wollen sie ihr Gewissen beruhigen, mehr nicht.
5. Alles, was die klassische Küche an Speisen kennt, um den Wareneinsatz nicht so hoch zu halten (und damit die Preise niedrig), floppt: Sülzen, Eintöpfe, Hühnchenschenkel, Innereien, Kassler u.v.m.
6. An der deutsch-internationalen Küche wird ständig - und meistens völlig ahnungslos - herumgemeckert. Was aber der vietnamesische Beikoch als "asiatische Küche" wüst zusammenpantscht, da essen sie kritiklos jeden Scheiss.
7. Die Speisen müssen gewürzmäßig "ballern", dass es nur so kracht. Anderenfalls finden sie das "fad". Stellt man den Gästen zum Nachwürzen mal etwas auf den Tisch, z.B. Pfeffermühle, Tabasco, Worcester - ist das nach einer Woche geklaut.
8. Nachweislich 50% der Gäste bestellen kein Getränk zum Essen. Saufen dürfen sie mittags eh nicht, die Softdrinks bekommen sie in den Büros umsonst. Da halten sie es mittags auch mal ohne Getränk aus.

Die Gäste haben heutzutage überhaupt keine Vorstellung mehr davon, was für ein Niveau in einem Preissegment von 5,90-8,90 Eur, Salatbuffet inkl., denn zu erwarten haben. Stattdessen haben sie aber schräge Vorstellungen von einer aufgeblasenen medialen Küche, die für so ein Mickey-Maus-Geld gar nicht zu machen ist.
 

Helika

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Ich sage grundsätzlich nichts gegen Tiefkühlware, siehe oben. Zumindest, solange es unverarbeitete Ware ist: Tiefgekühltes Gemüse - da gibt es ja mittlerweile wirklich alles.

Insofern: Ich würde unverarbeitete Tiefkühlware durchaus noch unter "frisch" akzeptieren. Fertigzeugs ist was anderes.

Schön wär's halt noch, wenn die Tiefkühlware nicht erst um den halben Globus geschippert wurde vorher. Auch hier: Ich esse auch Orangen, Ananans & Co. - aber die kann man in D nicht anbauen. Wieso aber auch die Erdbeeren von Übersee kommen müssen, wenn man sie hier im Frühsommer frisch bekommt und tiefgekühlt kaufen oder durch anderes frisches, hier angebautes Obst ersetzen könnten, leuchtet mir nicht ein.


Was das Kaufverhalten der "Hippster" in der Mittagspause angeht: Da stimme ich dir zu - dabei haben die meistens genug Geld. Das da wirklich 50% nichts trinkt, finde ich unverschämt. Aber da traut ihr euch wohl nichts zu sagen, da sie sonst ev. gar nicht mehr kommen, vermute ich?
 

agentP

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Nicht die Qualitätsunterschiede zwischen Lebensmitteln der gleichen Gattung sind das Problem, sondern frische und gesunde Lebensmittel und Wertigkeit von Sport vs. Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern, kalorienreiche Getränke und Knabbersachen aus dem Süßigkeiten-Regal.

Es ist beides ein Problem und das war auch gar nicht mein Punkt, wenn du nochmal genau nachliest.
Ein Kilo Hühnerfleisch in Bio-Qualität kostet bis zu 12€. Kilopreis für Backofen Nuggets bei Lidl, zwischen 5,50 und 6€.
Willst du mir ernsthaft erzählen, dass da bei der Auswahl das Geld keine Rolle spielt?

Stück Fleisch für den Braten vs. Dosenravioli mit ordentlich Geschmacksverstärker und Zucker.

Mach mal einen Preisvergleich zwischen einen halbwegs guten Stück Braten für 3 Personen und zwei großen Dosen Ravioli. Auch hier ist mir nicht klar, warum du meiner These, dass es einen Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und gesunder Ernährung gibt widersprichst? Bildung und Einkommen hängen wie gesagt zusammen, aber auch ein doofer Millionär, wird vermutlich weniger oft bei Aldi einkaufen, als ein schlauer HartzIV-Empfänger.
 

haruc

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agentP schrieb:
Auch hier ist mir nicht klar, warum du meiner These, dass es einen Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und gesunder Ernährung gibt widersprichst? Bildung und Einkommen hängen wie gesagt zusammen, aber auch ein doofer Millionär, wird vermutlich weniger oft bei Aldi einkaufen, als ein schlauer HartzIV-Empfänger.

Ich denke, dass es zweitrangig ist WO man einkauft. Wichtiger ist WAS man einkauft. Man kann auch bei Aldi gute Lebensmittel kaufen.

Ich persönlich glaube, dass die Zusammensetzung des Einkaufskorbes ganz wesentlich von der Bildung und der Sozialisation beeinflusst wird. Klar, irgendwo deckelt das verfügbare Geld natürlich auch den Einkauf bzw schränkt in der Wahl ein. Aber nicht immer bedeutet ein geringes Budget, dass auch die wirtschaftlichste Kaufentscheidung getroffen wird.

Gibt man einem "weniger Gebildeten" die Wahl zwischen 750g backofenfertigen Pommes für 2,50€ und einem 3 Kilo Sack Pfälzer Kartoffeln für 2,00€, dann wird er sich wohl eher für die Pommes entscheiden, die tatsächlich fast fünf mal so teuer sind, auch wenn er für weniger Geld besser und mehr essen könnte. Gleiches gilt auch für andere Paare wie zb. "Süßigkeiten versus Obst" oder "Dosenlasagne versus Spaghetti mit Tomatensoße selber kochen". (Zugegebenermaßen eigene Beobachtung, habe dazu keine Untersuchung zur Hand.)

Oder generell: Leute mit geringerem Bildungsgrad tendieren eher zu Fertigprodukten oder aufbereiteten Nahrungsmitteln, als Leute mit höherem Bildungsgrad, weil bei der Kaufentscheidung der anscheinende Preisvorteil und die vermeintliche Zeitersparnis im Vordergrund stehen.

Das Witzige daran ist: Der Kauf von Fertigprodukten ist teurer, als der Kauf von Einzelzutaten und das Selberkochen.
Insofern könnte man schlechterdings nicht behaupten, dass das Einkommen mit der tatsächlich ökonomischsten Kaufentscheidung korreliert.

Eine Ausnahme mag hier das Fleisch sein, das, wenn billig, eben nicht "gut" sein kann. Aber es gibt ja auch noch ein paar andere Lebensmittel, die sehr günstig und in ausreichend guter Qualität verfügbar sind. Man muss sich dann halt mal für 15 Minuten selber hinter den Herd klemmen...
 

agentP

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Ein Reporter des Magazins ließ sich von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Tagesration für eine 35-jährige Frau und ein zehnjähriges Kind zusammenstellen. Selbst in einem sehr günstigen Supermarkt bezahlte er 8,39 Euro, um die empfohlenen Lebensmittel einzukaufen. Würde man Bioproödukte bevorzugen käme man sogar auf mindestens zehn Euro, selbst wenn man diese ausschließlich im Discounter kauft (siehe Tabelle). Da die Mutter Arbeitslosengeld II bezieht, stehen ihr und ihrem Kind aber nur gut sieben Euro pro Tag für Essen und Trinken zur Verfügung. Für eine ausgewogene Ernährung müsste sie also jeden Monat 40 Euro mehr ausgeben, als vom Staat vorgesehen.

http://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/gesund-essen-eine-frage-geldes/

Dass Bildung auch ein Rolle spielt, habe ich ja oben bereits bemerkt, ich störe mich nur daran Ernährungsgewohntheit monnokausal von der Bildung abzuleiten.
 

haruc

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Nicht sehr überzeugend.
Hast Du Dir die Tabelle mit der "gesunden" Ernährung mal angeguckt? Ich persönlich würde da schonmal die 1,5 Liter Apfelsaft zu 0,7€ rausstreichen, ebenso wie die 160g Kuchen (1,30€) und die 125g Schweinefleisch (1,25€). Das sind einfach Lebensmittel, die man 1. nicht täglich braucht, 2. nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun haben.
Apfelsaft enthält genau so viel Zucker wie Cola, warum soll das "gesund" sein? Kuchen egal welcher Art besteht fast nur aus Zucker und billigem Fett - nicht gerade ein täglich notwendiges Lebensmittel.

Das macht in der Summe immerhin schon 3,25€ pro Tag. Und schwupps kostet die Ernährung nur noch rund 5€ am Tag. Die Nährstoffe, die durch das Wegfallen des Schweinefleisches, des Kuchens und des Apfelsaftes entfallen, kann man zb. durch ein Mehr an Gemüse kostengünstig mehr als wett machen. Somit dürfte man mit 3€ pro Person und Tag sich durchaus günstig und gut ernähren können.
 

agentP

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Das sind einfach Lebensmittel, die man 1. nicht täglich braucht, 2. nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun haben.

Also sorry, dass das eine exemplarische Liste ist, die im Sinne einer ausgewogenen Ernährung zusammengestellt und gemittelt wurde ist ja wohl klar.

Hier ist noch ein Artikel und google spuckt noch Dutzende weitere aus:

Warum essen wir, was wir essen: die sozioökonomischen Faktoren der Essenswahl

Auch das Einkommen und der Bildungsgrad fallen ins Gewicht


Du kannst gerne alle anzweifeln, ich bleibe dabei, dass wie auch hier festgestellt Bildungsniveau und Haushaltseinkommen Essenswahl und Essverhalten beeinflussen und nicht alleine einer der beiden Faktoren...
 

Giacomo_S

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Helika schrieb:
Das da wirklich 50% nichts trinkt, finde ich unverschämt. Aber da traut ihr euch wohl nichts zu sagen, da sie sonst ev. gar nicht mehr kommen, vermute ich?

Im Grunde kann man dagegen nichts sagen. Rechtlich nicht, und gastronomisch auch nicht. Die Leute kaufen das Produkt, das Du anbietest und gut ist.
Das Essen muss halt entsprechend kalkuliert sein, dass es das Geld bringt.
 

Helika

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agentP schrieb:
Dass Bildung auch ein Rolle spielt, habe ich ja oben bereits bemerkt, ich störe mich nur daran Ernährungsgewohntheit monnokausal von der Bildung abzuleiten.

Du kannst dich daran stören, aber es ist tendentiell dennoch so, dass die Bildung massiv die Ernährungsgewohnheiten beeinflusst und zwar weniger im Hinblick auf billig, als vielmehr im Hinblick auf was gegessen wird.

Wie haruc bereits sagte: Sicher spielt auch das Geld eine Rolle, aber es werden doch von der schlechter gestellten Bildungsschicht eher Fastfood gekauft - und das obwohl unverarbeitete Lebensmittel nicht nur gesünder, sondern auch billiger wären!

Es ist ja kein Zufall, dass Kinder aus bildungsschwächeren Schichten in höherem Maße an Übergewicht leiden, als Kinder aus bildungsstarken Schichten. Und das liegt nicht an "Bio oder kein Bio", sondern an "Fastfood oder kein Fastfood".


Muss mal schauen, ob ich die entsprechende Studie finde, dann verlinke ich sie hier.
 
G

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Na ja, wer eine bessere Bildung hat, verdient gewöhnlich mehr und kann deshalb mehr für Essen ausgeben - is irgendwie ne Binsenweisheit.

Das mit dem "Fastfood" ist IMHO ein Mythos.
Mitterweile kostet ein Menü bei Mac oder BK 5 Euro aufwärts allerdings ist man auch schnell mal bei 10 oder 12, wenn man nicht nur unterste Schublade nimmt. Das sind 24 Mark!

Ich kenne eher gut gebildete Akademiker und höhere Angestellte die sich das - meistens aus Zeitnot - mittags mal schnell zwischehn zwei Terminen reinfahren. Die unteren Schichten können sich das gar nicht mehr leisten, vor allem bei mehreren Kindern. Noch shclimmer ist nur das Kantinenessen mancher Unis und Konzerne (wo meistens gut Gebildete speisen) - war neulich mal bei Siemens - Yuk! Na dann lieber Mac.

Bildungsgrad/Einkommen und Leibesfülle als einander bedingende Parameter zu nehmen ist wie mit Strorchpopulation und Kindersegen - es ist albern. Is noch nicht lange her (50er/60er Jahre), daß gerade die gebildeten Besserverdiener eher Übergewichtig waren.
 

Zerch

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Ob wohlhabende kranke Menschen oder nicht wohlhabende kann der Parmaindustrie eigentlich egal sein - Hauptsache krankenversichert , Geld für Medikamente zahlt bei Betroffenheit sogut wie jeder , zudem müssen kranke Menschen weiterhin etwas essen, ergo ist Pharma- und Nahrungsmittelindustrie eher miteinander in symbiotischer Beziehung anstatt umgekehrt.

Und ob obendrein , neben der Profitausbeutung noch klassenbezogene Populationsregulierung beabsichtigt wird , ist nicht auszuschliessen.
 

agentP

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Na ja, wer eine bessere Bildung hat, verdient gewöhnlich mehr und kann deshalb mehr für Essen ausgeben - is irgendwie ne Binsenweisheit.

Meine Rede!


Es ist ja kein Zufall, dass Kinder aus bildungsschwächeren Schichten in höherem Maße an Übergewicht leiden, als Kinder aus bildungsstarken Schichten. Und das liegt nicht an "Bio oder kein Bio", sondern an "Fastfood oder kein Fastfood".

Mein Gott, ja! Und wenn du Haushaltseinkommen und Übergewicht nebeneinanderlegst, dann findest du auch eine eindeutige Korrelation, auch dazu gibt´s Dutzende Artikel und Studien.

In dem einen Artikel den ich verlinkt habe, wird unter anderem und mit Hinweis auf die entsprechenden Studien erklärt, warum sich ärmere Menschen -auch Gebildete- entgegen besseren Wissens ungesünder ernähren. Bei der Ernährung geht es schliesslich nicht nur um Gesundheit und Vernunft, sondern eben auch um Lustbefriedigung mit allen Problemen, die die Fixierung auf Lustgewinn mit sich bringen kann.
Wenn ungesundes Verhalten alleine an der Bildung hinge, dann gäbe es auch keine gebildeten Drogensüchtigen, Alkoholiker, Essgestörten oder Sportjunkies.

Es liegt btw. auch nicht an "Fastfood oder kein Fastfood", weil einmal die Woche Burger und Pommes auch kein Problem ist, während 5x die Woche liebevoll frisch hausgemachtes Eisbein mit Erbspüree und Sauerkraut bestimmt nicht gesund ist. Es kommt auf "wieviel wovon und in welchem Zeitraum" an. Und selbst dann kommt es -wenn es speziell um Übergewicht
geht- noch darauf an, wieviel Bewegung du hast, wie alt du bist, etc. Ein 25 jähriger Triathlet wird mehr Kalorien problemlos wegstecken, als ein 50 jähriger, dessen Lebensinhalt Schach im Internet ist.
 

haruc

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Na ja, wer eine bessere Bildung hat, verdient gewöhnlich mehr und kann deshalb mehr für Essen ausgeben - is irgendwie ne Binsenweisheit.

In der Summe heißt aber "teurer" nicht zwangsläufig besser. Auf einzelne Lebensmittel trifft das mit Sicherheit zu (Tierische Erzeugnisse), aber insgesamt bedeutet eine teurere Ernährung nicht zwangsläufig eine bessere Ernährung. (Was ja auch aus einer der von AgentP verlinkten Studien ersichtlich wird, sofern ich nicht irre).

Hier werden imho aber zwei Dinge durcheinander geworfen, die meiner Meinung nach getrennt gehören: Erstens: Die Qualität der Einzelzutaten. Zweitens: Die Zusammensetzung der gesamten Nahrungsaufnahme. Eine gesunde, nährstoffreiche Nahrung muss nicht zwangsläufig teuer sein. Umgekehrt kann eine teure Ernährung ziemlich wertlos sein.

Im Endeffekt entscheidend für die gesundheitlichen Konsequenzen einer Fehlernährung ist die Zusammensetzung der Nahrung (Wieviel Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß, Ballaststoffe, Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe usw) und weniger die Beschaffenheit der Einzelzutaten (Kartoffeln vom Erzeuger vs. Supermarktkartoffeln usw).

Und da sich mir nicht gänzlich erschließt, wieso "mehr Geld" die Ursache dafür sein soll, dass man seine Nahrung bewusster zusammenstellt, lege ich halt die Betonung eher auf den Bildungsgrad als aufs verfügbare Geld.

Wobei sich mir hierbei die Frage stellt, ob "Bildungsgrad" nicht ein zu weit gefasster Begriff für diese Problematik und deshalb untauglich ist. Vielleicht wäre es nützlich, einen Teilaspekt von "Bildung", etwa sowas wie "Ernährungsbewusstsein" zu isolieren und dann Untersuchungen anzustellen: Korreliert Ernährungsbewusstsein überhaupt mit dem Einkommen? Korreliert es mit dem allgemeinen Bildungsgrad? Wie stehts um das theoretische Wissen und die praktische Anwendung?
 

agentP

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Und da sich mir nicht gänzlich erschließt, wieso "mehr Geld" die Ursache dafür sein soll, dass man seine Nahrung bewusster zusammenstellt, lege ich halt die Betonung eher auf den Bildungsgrad als aufs verfügbare Geld.

Vielleicht weil Leute, die ständig klamm sind sprichwörtlich andere Sorgen haben, als einen ausgewogenen Ernährungsplan aufzustellen? Weil bei schmalen Budget die Priorität darauf liegt Dinge zu essen, die günstig möglichst nachhaltig satt machen. Sprich: Kalorienreiche Ernährung, statt ausgewogener Ernährung. Und wenn du nach Kalorien/Cent vergleichst, dann wird es schon erheblich schwerer mit einem Berliner 1,50 - 2€ Döner mitzuhalten.

Wie stehts um das theoretische Wissen und die praktische Anwendung?
Ja, richtig. Die Erklärung über die Bildung setzt voraus, dass das Wissen um "richtig" und "falsch" zwangsläufig dazu führt sich "richtig" zu Verhalten. Gerade wenn es um "Genuss" geht halte ich das für eine gewagte Hypothese, denn dann gäbe es keine Drogensucht, keine Raucher und keine Geschlechtskrankheiten. Irgendwie scheint menschliches Verhalten in diesen Dingen aber gerne auch mal von anderen Dingen als der reinen Vernunft abhängig zu sein.
 

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