Aufstand der Atheisten

Goatboy

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Ich bin kein großer Freund davon, etwas in einem Sinne zu interpretieren, von dem man weiß, dass er nicht dem Anliegen des Urhebers entspricht. Das soll keine Kritik an dir sein, deine Interpretation bleibt dir überlassen, aber ich finde, wenn jemand X sagt, ist es nicht sinnvoll, im Bestreben, darin etwas Gutes zu finden, krampfhaft Y herauslesen zu wollen.
 

wintrow

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Wenn man sich die geschichte der katholischen Kirche anschaut und Ansichten die heute noch vertreten werden, war der Papstbesuch für jeden freiheitsliebenden Menschen ein tritt in die Eier!
 

Telepathetic

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Auch wieder wahr, Goatboy.

Zum Thema Papstbesuch ist dann doch einiges an kritischen Beiträgen z.B. auf der Webseite vom DeutschlandradioKultur erschienen:

Der Chefredakteur von "Publik-Forum", einem Magazin kritischer Christen, Wolfgang Kessler, ist nach dem Besuch von Papst Benedikt XVI. noch ernüchterter als vorher. Er glaubt, dass viele engagierte Katholiken von ihrem Oberhaupt enttäuscht sind und zum Ungehorsam aufrufen werden.
Riesendruck im Kessel der katholischen Kirche (weitere Links am rechten Rand)

Die FTD urteilt: Der Papst hat enttäuscht (zum Artikel sind auch ein paar recht interessante Kommentare hinterlassen worden)

Benedikt XVI hat die Erwartungen bei seinem Heimatbesuch nicht erfüllt. Das liegt zum einen daran, dass manche sie viel zu hoch steckten. Ein Grund ist aber auch, dass er keine Anstalten machte, sich inhaltlich auf seine Kritiker einzulassen.
 

Goatboy

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Ja, es gab einige kritische Stimmen dieser Art. Doch gerade im Fernsehen war die Berichterstattung in ihrer Einseitigkeit kaum zu ertragen. Wie der größte Protest gegen die Kirche, der in der BRD je stattgefunden hat, heruntergespielt, ja geradezu verleugnet wurde, während die Kameras die 15000 Demonstranten filmten, erinnerte mich an den irakischen Verteidigungsminister, der beteuerte, man habe die Lage im Griff, während hinter ihm ein amerikanischer Panzer vorüber fuhr.

Was die Kritik angeht, verstehe ich jedoch nicht ganz, was denn eben diese Kritiker erwartet haben. Mal im Ernst: wie konnte denn irgendjemand, der ein grundsätzliches Verständnis von den Mechanismen des Katholizismus und seiner Politik hat, erwarten, dass Ratzinger plötzlich, von jetzt auf gleich, seine totalitären Prinzipien relativieren würde? Man muss sich deutlich machen, dass Deutschland nicht die ganze Welt ist und dass das bisschen Mitgliederschwund, das die Kirche hierzulande (und insgesamt in Europa) erfährt, immer noch komfortabel überkompensiert werden kann. In Amerika und Ozeanien sind die Mitgliederzahlen stabil oder steigen leicht, während gerade in weniger entwickelten und aufgeklärten Regionen in Asien und ganz besonders Afrika der Zulauf mehr als solide ist. Dort, wo 20, 30, 40 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv sind, kann man den Leuten bequem erzählen, dass Kondome Teufelszeug sind. Und je mehr Kinder in die dortigen Zustände hineingeboren werden, desto mehr kann man wiederum mittels Taufe zwangsrekrutieren, um ihnen dann ihre Kindheit zu versüßen, indem man ihnen beibringt, dass der sie liebende gütige Gott für sie ewige Höllenqualen bereit hält, falls sie den Katechismus anzweifeln. Das funktioniert gut genug, Ratzinger hat also überhaupt keinen Grund, seine Einstellung zu überdenken, nur weil in Deutschland die Zahlen der Austritte um ein paar Prozent steigen.
 

Telepathetic

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Missionare in Afrika. Ich habe mir mal vor Jahren den Newsletter von Reinhard Bonnke bestellt. Auf diesen Herrn bin ich über einen der unzähligen Offenbarungs-Vortrags-Videos von Walter Veith gekommen. Ein paar Monate lang habe ich den monatlichen Missionsbericht in Hochglanz und Großformat geschickt bekommen mit vielen schönen Bildern von glücklichen, weil hoffnungsfroh gestimmten, Afrikanern. Ja, es ist ja nicht gerade schwer, verzweifelten Menschen von der allmächtigen Kraft Jesu zu erzählen und mit dem Versprechen zu locken, dass eine Taufe das Leben von nun an verbessern wird. Fairerweise muß ich sagen, dass ich mich in der Zwischenzeit gar nicht mehr darum gekümmert habe, ob die massengetauften Afrikaner tatsächlich positive Veränderungen in ihrer Welt erfahren haben und ob diese Verbesserungen tatsächlich in direktem Zusammenhang mit Jesus stünden.


Dafür habe ich gestern zum ersten Mal vom Versuch des Survivors Network of those Abused by Priests (SNAP) gelesen, den Papst vor den IStGH zu stellen.

Nähere Erklärung

Warum der Papst wahrscheinlich nicht vorgeladen wird
 

NoToM

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fumarat

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Religion ist nicht klar definiert. Im Islam gibt es hierfür den „Din“-Begriff. Es wird häufig mit „Lebensweise“ übersetzt, was dem Begriff am nächsten kommt. Insofern umfaßt es jede Ethik, Lebensüberzeugung, Philosophie, Denkweise, Ideologie etc. welche das tägliche Leben eines Menschen oder ganzer „Din“-Gemeinschaften bestimmt. Insofern habe ich als Moslem kein Problem damit auch den Atheismus als Din zu sehen. Wobei der Atheismus alleine noch kein vollständiges Lebenskonzept formen kann, welchen Sinn würde es auch machen sich über ein nicht existierendes Wesen zu definieren? Es bedarf Zusatzideologien, z.B. den „Humanismus“.

Die Existenz Gottes widerspricht nicht dem Verstand:

Erstens: Das Kausalitätsprinzip.
Allah, der Erhabene, sagt in ungefährer Bedeutung im heiligen Quran:
In der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Unterschied von Nacht und Tag liegen wahrlich Zeichen für diejenigen, die Verstand besitzen, die Allahs stehend, sitzend und auf der Seite liegend gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: "Unser Herr, Du hast (all) dies nicht umsonst erschaffen. Preis sei Dir! Bewahre uns vor der Strafe des Feuers. (3:190-191)

Es entspricht nicht dem menschlichen Verstand anzunehmen dass diese Schöpfung einfach so hier war. So wie ein Bauwerk nicht zufällig und grundlos aus dem Nichts entsteht, so muss auch dieses Universum einen Verursacher haben. Das macht Sinn.

Zweitens: Die Perfektion, Schönheit und Vollkommenheit der Schöpfung.
Allah, der Erhabene, sagt im heiligen Koran:
Wahrlich, im Erschaffen der Himmel und der Erde und im Wechsel von Nacht und Tag und in den Schiffen, die im Meer fahren mit dem, was den Menschen nützt, und in dem, was Allah vom Himmel an Wasser herniedersandte - und Er gab der Erde damit Leben, nachdem sie tot war und ließ auf ihr allerlei Getier sich ausbreiten - und im Wechsel der Winde und den dienstbaren Wolken zwischen Himmel und Erde, (in all dem) sind Zeichen für Leute, die begreifen.
(2:164)


Ein menschliches Produkt ist stets mangelhaft. Das Universum hingegen ist perfekt und wir erkennen darin keine Fehler. Wie ein Uhrwerk wo ein Zahnrad exakt in das andere greift. So sagt Allah der Erhabene im heiligen Koran:
(Er,) Der sieben Himmel in Schichten erschaffen hat. Du kannst in der Schöpfung des Allerbarmers keine Ungesetzmäßigkeit sehen. Wende den Blick zurück: Siehst du irgendwelche Risse? Hierauf wende den Blick wiederholt zurück. Der Blick wird zu dir erfolglos und ermüdet zurückkehren.
(67:3-4)


So sagt der menschliche Verstand: Dieses perfekte System muss auf einen Schöpfer zurückzuführen sein, der erschafft und lenkt, alles hat seinen Sinn. Es entspricht nicht dem menschlichen Verstand zu sagen alles ist einfach so entstanden, nichts hat einen Sinn.

Drittens: Das Prophetentum.
Gott ist nicht nur manifest in seiner Schöpfung, Er liebt uns, Er sendet uns Rechtleitung herab, Er schickt uns Propheten, Menschen aus Fleisch und Blut, mit denen Er kommuniziert. Die Geschichte legt hierfür Zeugnis ab. Gott wählte stets die Aufrichtigsten aus der Menschenschaar hierfür aus. Es waren keine Männer die nach Macht oder Anerkennung strebten. Sie verkündeten fromm und selbstlos die Botschaft Gottes, ihre Völker folgten ihnen. Ihre heiligen Schriften werden auch jahrtausende später gelehrt und gelebt.

Viertens: Der Heilige Koran.
Der Koran, das letzte der heiligen Bücher, herabgesandt auf den Letzten und das Siegel der Propheten, Muhammad, Allahs Segen und Heil auf ihm, gerichtet an die gesamte Menschheit, gültig und bewahrt bis zum Tage des Gerichts. Allah, der Erhabene sagt hierzu im heiligen Koran:
Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur'an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung.
(2:185)


Als Zeugnis des göttlichen Ursprungs finden sich erfüllte Prophezeihungen, Weisheiten und Wissen welches nicht menschlich ist, Vollkommenheit, Widerspruchsfreiheit, Nicht-Nachahmbarkeit.

So fordert der Koran seine Leser selbst auf:
Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qur'an nach? Wenn er von jemand anderem wäre als von Allah, würden sie in ihm wahrlich viel Widerspruch finden.
(4:82)


Oder an einer anderen Stelle:
Oder sagen sie: "Er hat ihn ersonnen" Sag: Dann bringt (wenigstens) eine Sure bei, die ihm gleich ist, und ruft an, wen ihr könnt, anstatt Allahs, wenn ihr wahrhaftig seid.
(10:38 )


Fünftens, die Fitrah, die „Naturanlage“ der Menschen.
Es war in der Vergangenheit so, das die große Mehrheit der Menschen und Völker an Gott glaubten, je höher ihre Bildung, je mehr sie Wissen über die heiligen Schriften hatten, umso fester ihre Überzeugung.
Allah, der Erhabene, sagt im heiligen Koran:
Und als dein Herr aus den Kindern Adams, aus ihren Lenden, ihre Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich selbst zeugen ließ: "Bin Ich nicht euer Herr?" Sie sagten: "Doch, wir bezeugen (es)!" (Dies,) damit ihr nicht am Tag der Auferstehung sagt: "Wir waren dessen unachtsam".
(7:172)


Auch in der Gegenwart glauben die meisten Menschen an ein höheres Wesen, an einen tieferen Sinn. Es ist als könnten wir uns tief im Inneren an dieses abgelegte Bekenntnis erinnern, ähnliches berichten auch solche Menschen die Allah zum Islam geleitet hat: „Ich fühle mich wie zu Hause.“ Manche haben sich zwar von den althergebrachten Gottesbildern abgewandt, das Gefühl dass „dort draußen“ irgendwas Großartiges ist bleibt den meisten jedoch erhalten.

Nun gibt es, um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen, in den letzten Jahren einen zunehmend provokant missionarischen Atheismus. Dies in einer Zeit der allgemeinen Gottlosigkeit und zunehmender Abwendung von Religion. Hierbei wird meist die Wissenschaft ins Feld geführt, als wären Atheisten wissend und Gläubige unwissend. Dabei ist die Wissenschaft als Beweis gegen Gott ungeeignet. Selbst Atheisten mussten dies in Ihren Buskampagnen mit Sätzen wie: „There's probably no God.“ eigenstehen. Denn einen Beweis für die Nichtexistenz Gottes gibt es nicht.

Alles was ich an Richtigem geschrieben habe konnte ich nur mit Gottes Hilfe richtig schreiben, und was ich an Falschem geschrieben habe kommt von meiner eigenen Unwissenheit.
 

Goatboy

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fumarat schrieb:
Das Universum hingegen ist perfekt und wir erkennen darin keine Fehler.
Das hat mir am besten gefallen. Andromeda bewegt sich mit einer Million km/h auf uns zu und wird in etwa zwei Milliarden Jahren mit unserer Milchstraße kollidieren. Sollte das nicht reichen, wird in fünf Milliarden Jahren sowieso die Sonne explodieren und die Erde vernichten. Das macht aber nichts, da die Intensität der Sonnenstrahlung derart zunimmt, dass es schon in 500 Millionen Jahren ohnehin kein Leben mehr auf der Erde geben wird. Na wenn das nicht eine perfekte Schöpfung ist! :suff:

fumarat schrieb:
Alles was ich an Richtigem geschrieben habe konnte ich nur mit Gottes Hilfe richtig schreiben, und was ich an Falschem geschrieben habe kommt von meiner eigenen Unwissenheit.
Dir gefällt das Leben als Sklave, oder?
 

Telepathetic

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Ich habe kein Problem damit, mir vorzustellen, dass das Universum keinen Schöpfer hat, kein allmächtiges Wesen alles lenkt und dass das Universum nicht perfekt ist oder eben doch. Das ist mir irgendwie egal.

Dafür habe ich eben erkannt, dass Christentum und Islam, Bibel und Koran wesensverwandt sind. Das macht mir den Islam nicht wirklich sympathischer.

Aber ich sag Dir mal, worauf es tatsächlich ankommt (anstelle unbedingten Gehorsams an einen konstruierten Glauben): mit sich selbst und mit den Mitmenschen gut auskommen. Dann wird nämlich die andere wichtige Aufgabe leichter: sich selbst und seinen Mitmenschen das tägliche Überleben sichern.

Das sagt mir übrigens mein Verstand. Der Glaube an Gott hat mir noch nie geholfen. Aber das Nachdenken über mich und die Welt.
 

fumarat

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Und wo wir gerade bei Geschwindigkeiten sind. Wir befinden uns in einer lebensunwirklichen Galaxie. Unsere Sonne kreist mit einer Geschwindigkeit von über 200 km/sek um deren Zentrum. Unsere Erde kreist wiederum um diese Sonne mit einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/sek, während sie sich in 24 h um ihre eigene Achse dreht, was am Äquator einer Oberflächengeschwindigkeit von ca. 1.600 km/h enspricht.
Die Erdoberfläche besteht zum Großteil aus Wasser, auf ihr stehen kilometerhohe Berge. Trotzdem ist alles ruhig, nichts wackelt.

Was eine errechnete Kollision oder sonstige Zerstörung der Erde in Millionen oder Milliarden von Jahren anbelangt, so prophezeiht der Koran den Jüngsten Tag in naher Zeit, weiterhin wird er unerwartet über die Menschen hereinbrechen.

Allah, der Erhabene, sagt im heiligen Koran.
Und Allah gehört das Ungesehene der Himmel und der Erde; und was die Stunde anbelangt, so ist sie nur einen Augenblick (entfernt), nein, sie ist noch näher. Gewiß, Allah hat Macht über alle Dinge.
(16:77)
 

Goatboy

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Ja ja, weniger als einen Augenblick entfernt, und das seit 400 Jahren... So wie die Juden jeden Augenblick ihren Messias erwarten und die Christen jeden Augenblick die Wiederkehr Jesu; und letztendlich sehnen alle einfach nur den Weltuntergang herbei und je absurder das ist, was ihnen bis dahin erzählt wird, desto überzeugter glauben sie daran. Das ist... Nee, weißt du, wir haben uns hier schon auf wesentlich höherer Ebene über Religion gestritten, ich werde mir keine Mühe geben, einem Fanatiker aufzuzeigen, dass er Unsinn erzählt.
 

Telepathetic

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Malakim schrieb:
Ehrlich?
Glaube hat Dir noch nie geholfen?
Glaube an Gott hat mir noch nie geholfen. Dafür aber z.B. ein Brief an die Hausverwaltung. Und da war auch nicht ganz klar, ob mein Brief zur Lösung des Problemes beitragen würde. Meine Gebete jedenfalls haben nichts genützt. Und seither bete ich auch nicht mehr, sondern suche selbst nach Lösungswegen. Mein Leben ist um einiges glücklicher, geglückter geworden.
 

Malakim

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Telepathetic schrieb:
Glaube an Gott hat mir noch nie geholfen. Dafür aber z.B. ein Brief an die Hausverwaltung. Und da war auch nicht ganz klar, ob mein Brief zur Lösung des Problemes beitragen würde. Meine Gebete jedenfalls haben nichts genützt. Und seither bete ich auch nicht mehr, sondern suche selbst nach Lösungswegen. Mein Leben ist um einiges glücklicher, geglückter geworden.

Ohne jetzt unken zu wollen, aber wer denkt das "beten" zu Veränderungen der Realität zu eigenen Gunsten führen soll hat das nicht verstanden imhO.

Es würde mich wundern, wenn der Glaube das "alles gut wird" also ein Vertrauen auf das Leben Dir nicht schonmal geholfen hat. Was wollen wir denn unter "Glaube an Gott" verstehen?
Wer "glaubt" denn schon wirklich an ein theologisches Gebilde? "Glaube" funktioniert doch so garnicht.
 

Telepathetic

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Glaube sehe ich als einen Ersatz für fehlendes Wissen und Erfahrung, so eine Art Lückenfüller. Allerdings denke ich auch, dass Glaube auf natürliche Weise in einem entsteht, also nicht erst erlernt werden braucht und ebensowenig ein Ritual benötigt. Und ich denke, dass der Glaube viel zu hoch bewertet wird. Genauso wie das Beten, egal zu welchem Zweck. Außer mit Beten ist ein innerer kritischer Dialog gemeint, dann bin ich volle Kanne für das Beten.

Malakim schrieb:
Es würde mich wundern, wenn der Glaube das "alles gut wird" also ein Vertrauen auf das Leben Dir nicht schonmal geholfen hat. Was wollen wir denn unter "Glaube an Gott" verstehen? Wer "glaubt" denn schon wirklich an ein theologisches Gebilde?
Das meine ich mit: "Allerdings denke ich auch, dass Glaube auf natürliche Weise in einem entsteht, also nicht erst erlernt werden braucht und ebensowenig ein Ritual benötigt." Der Glaube an die wiederkehrende eigene Gesundheit ist da so ein Beispiel.

Und wer glaubt an ein theologisches Gebilde? Diejenigen, die gerne in heiligen Büchern über die angeblichen Eigenschaften (eines) Gottes lesen. Diejenigen, die freiwillig an den allwöchentlichen rednerischen und musikalischen Voträgen über das theologische Gebilde teilnehmen. Diejenigen, die in vorgeschriebener Weise zum theologischen Gebilde beten.
 

fumarat

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Nachdem ich zunächst versucht habe die islamische Sichtweise zum Thema Atheismus darzulegen, möchte ich noch einige Ergänzungen zum Thema "Glaube" hinzufügen.

Von atheistischer Seite wird gerne der linguistische Trick angewendet, den Begriff "Glaube" vom Verb "glauben"="vermuten" abzuleiten, und so den Anschein zu erwecken es handle sich beim "Glauben" um das Gegenteil von "Wissen". Der "Gläubige" wird somit zu einem "Unwissenden". Glaube im theologischen Sinne ist jedoch auch im hier vorherrschenden Christentum völlig anders definiert. Das sei jedoch nicht mein Thema, ich möchte den Glauben aus islamischer Sichtweise erläutern:

Die erste Stufe der Religion ist der Islam, die Hingabe an Gott. Diese Stufe wird erreicht mit dem Bekenntnis, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und dass Muhammad, Allahs Segen und Heil auf ihm, Sein Prophet ist. Anschließend erfordert es das Praktizieren der religiösen Pflichten, wie dem Gebet, dem Fasten oder der Armenabgabe.

Die zweite Stufe ist der Iman, der Glaube im engeren Sinne, es bedeutet die Kenntnis der Namen Gottes und Seiner Eigenschaften, die Kenntnis der Engel, der Propheten, der Heiligen Schriften, der Glaube an den Jüngsten Tag sowie an das Schicksal. Der Iman ist vielmehr eine Angelegenheit der Herzen und er hat Stufen.

Die höchste Stufe des Iman ist die dritte Stufe der Religion: der Ihsan. Es handelt sich hierbei um die ständige Vergegenwärtigung Gottes bei jeder Tat und jedem Gedanken.


Nun, der Weg zu Gott entspricht dem menschlichen Verstand, Seine Existenz ist logisch und nicht unlogisch, einige Gottesbeweise habe ich bereits aufgeführt. Habe ich nun den Weg zum Islam gefunden, so habe ich aufgrund von Wissen und Logik die Überzeugung das Gott haqq - wahrhaftig - ist, dass das Prophetentum Muhammads wahr ist, dass der heilige Koran wahr ist. Ich bin Muslim, ich habe die Stufe des Islam erreicht. Wenn ich nun diese Überzeugung habe, so glaube ich dann auch an jene Dinge die mir Gott in den heiligen Schriften offenbart hat, das verborgene Wissen, wie das Paradies, die Existenz von Engeln und Dschinnen etc., ich habe die Stufe des Iman erreicht.

So soll mir nun ein Atheist erläutern, auf welcher Ebene der gläubige Muslim hier Vermutungen anstellt?
 

Goatboy

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Vermutungen? Behauptungen! Ideen, die sich erst noch zum Wunschdenken steigern müssen.
 

Telepathetic

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Inwieweit weiß denn der Gläubige tatsächlich von einer Existenz Gottes, wenn er nur das erkennt, was ihm im Rahmen eines Buches als wahr vorgegeben wird?

Und wieso meinen Gläubige, sie seien auch nur ein Stück näher an Gott, nur weil sie sich an die Regeln halten, die angeblich von einem Gott stammen?

Eigentlich ist es doch so: ein Gott fängt nur dadurch an zu existieren, weil jemand an diesen Gott (d.h. an Gottes Eigenschaften und seine Regeln für den Menschen) glaubt. Gott ist also vom Menschen und nur vom Menschen gemacht. Gott ist eine Idee. Der Gottesdienst erfüllt zwei Funktionen: die Weltsicht und die Regeln anzutrainieren, die aus dieser Idee abgeleitet worden sind und um Gemeinschaft zu stiften (bei den Christen die Gemeinschaft der Heiligen). Die Christen behaupten ja auch, das Reich Gottes sei bereits da. Genau. Das Reich des Bösen aber auch. Um mal den Jesus zu zitieren: "An ihren Taten werdet ihr sie erkennen."

Mit ein bißchen Mut würde ein Mensch wahrnehmen können, dass all die Eigenschaften, die speziell Gott zugeschrieben werden, auch ohne religiöses Brauchtum einfach da sind, dass auch die sogenannten Wunder und glücklichen Zufälle einfach Teil des Lebens sind, ganz egal ob man an göttliche Intervention oder göttlichen Auftrag glauben mag oder nicht.

Wenn ein an Gott Glaubender dann erkennt, dass jeder Mensch Teil dieses Lebens ist, dann kann er auch erkennen, dass er ganz automatisch bei Gott ist, Gott in ihm / ihr ist. Und an genau der Stelle könnte man den Glauben und das Sprechen über Glauben und über Gott sein lassen, aber man muß sich ja mit den religiösen Texten kritisch auseinandersetzen, so präsent sind sie immer noch. Und so wirksam.
 

fumarat

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Frieden ist auf jenen die der Rechtleitung folgen.

Aufstand der Atheisten, gegen wen eigentlich? Ich habe mir die Beiträge zu diesem Thema durchgelesen weil es mich interessiert wie Menschen hierzulande denken. Dabei erschrak ich als ich bemerkte dass kaum jemand wirklich für die Existenz Gottes eintrat, und niemand in der Lage war dem Atheismus ein paar logische Sätze zu entgegnen. Ist Deutschland nicht dem jüdisch-christlichen Erbe verpflichtet, wie es Frau Merkel einst formulierte? Ist Deutschland nicht das Land der Reformation? Ist Deutschland nicht Papst?

Wir leben in einer Zeit des positivistischen Materialismus, der Oberflächlichkeit. Das Reden über Gott wird als etwas Ungewöhnliches betrachtet, unter Jugendlichen ist es fast schon peinlich.

Um es nochmal kurz zu fassen: Die Behauptung dass es Gott nicht gibt ist nicht beweisbar, die Existenz Gottes hingegen ist logisch und beweisbar. Einige dieser Argumente habe ich bereits aufgeführt.

Ich weiß also dass es Gott gibt, dorthin hat mich mein Verstand geführt. Wenn das Fanatismus ist, dann bin ich gerne ein religiöser Fanatiker. Ich konnte hier bislang keinen logischen Beweis gegen die Existenz Gottes finden. Ebensowenig hat jemand die aufgeführten Beweise substanziell widerlegt, plumpe Häme ist zu wenig, auch wenn mancher der Propheten des Neoatheismus Verachtung gegenüber Religion einfordert.

Der Leser mit offenen Herz jedoch wird erkennen, so wie der Prophet Muhammad, Allahs segen und Heil auf ihm, zu sagen pflegte: "Wen auch immer Allah rechtleitet für den wird es keine Irreführung geben, und wen immer Allah in die Irre gehen lässt, der wird keine andere Rechtleitung finden (außer bei Allah)."
 

NoToM

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Hallo Fumarat

Richard Dawkins hat in seinem Buch "Der Gotteswahn" die angeblich logischen Beweise für die Existenz einer höheren Instanz genauer unter die Lupe genommen.
In meinen Augen mach der britische Zoologe, theoretischer Biologe, Evolutionsbiologe, Oxford-Professor und Autor wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur sehr gut und zeigt klar und nachvollziehbar auf, warum es dringend nötig ist, Religiöse Strukturen zu hinterfragen.

Falls es Dich also tatsächlich interessiert, was einige "Neoatheisten" denken, kann ich Dir das Buch nur empfehlen. Ich hoffe ausserdem sehr, dass Du Dir nicht nur anhand einiger weniger Forenuser eine Meinung über den Atheismus bildest.

Vielleicht lässt Du Dich ja auf dieses intellektuelle Abenteuer ein und hast auch Lust, Themen aus dem Buch zu diskutieren. Zumindest hätten wir dann wieder ein wenig Struktur im Gesprächsverlauf.
 

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