Uraltes Wissen

NoToM

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In diesem Buch versteckt sich geheimes, uraltes Wissen. Es wurde sorgfältig von Generation zu Generation weitergegeben. Weise und Gelehrte von längst vergangenen, glorreichen Zeiten haben die Antworten auf die essenziellen Fragen darin verewigt. Jedoch nur die jenigen, welche sich würdig erweisen, die Auserwählten, die Besonderen, die Einzigartigen werden die versteckten Geheimnisse entschlüsseln können.

Klingt ein bisschen wie in einem schlechten Film oder? Aber mal ernsthaft, wie vie ist ein Buch wert, dass uraltes Wissen enthält? Müsste das nicht gleich ungelesen in die Tonne befördert werden, denn, wen interessiert schon uraltes Wissen?

Ist folgende Aussage korrekt ?:
Das Wissen von Gestern ist die Grundlage des Wissens von Heute und dies wiederum ist die Grundlage für das Wissen von Morgen.

Wenn dies korrekt ist, darf man dann Wissen von vor vor vor-... Gestern überhaupt noch als Grundlage für das Wissen von Heute tolerieren oder ist das nicht eher Kontraproduktiv?

Meinungen, Fragen, häääääh's ?
 

Ein_Liberaler

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Nun ja, das ist irgendwie mittelalterliches Denken, nicht? Es wird nicht dauernd neues entdeckt, sondern Geheimnisse gehen verloren. Das ist wohl die Denkweise einer Kultur, die das halbzerstörte Erbe einer älteren, höher entwickelten übernommen hat. Ähnlich dachte man ja beim Recht, es ging nicht darum, neue Gesetze zu erlassen, sondern gutes altes Recht wiederzuentdecken.
 

Mr. Anderson

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Kommt drauf an. Was wäre denn ein Beispiel für uraltes Wissen?
In die Tonne kloppen würde ich es dennoch auf keinen Fall, schon deswegen nicht, weil man sich somit der Möglichkeit berauben würde, etwas über die Denkweise unserer Vorfahren zu erfahren.
 

Themis

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Ein Liberaler schrieb:
Nun ja, das ist irgendwie mittelalterliches Denken, nicht? Es wird nicht dauernd neues entdeckt, sondern Geheimnisse gehen verloren. Das ist wohl die Denkweise einer Kultur, die das halbzerstörte Erbe einer älteren, höher entwickelten übernommen hat. Ähnlich dachte man ja beim Recht, es ging nicht darum, neue Gesetze zu erlassen, sondern gutes altes Recht wiederzuentdecken.

Und trotzdem baut Wissen meistens auf vorhergehende Erkenntnisse auf. Ich kann ja auch kein Haus bauen, wenn dem Fundament entscheidende, tragende Steine fehlen.
 

Ein_Liberaler

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Ja, kommt nur darauf an, wie eine Kultur etwas neues erfährt - aus wiederentdeckten Schriften oder durch Forschung. Und da hat sich der Focus doch verschoben.
 

Themis

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Richtig. Die moderne Wissenschaft ist in ihrer Methodik, Systematik und Falsifizierbarkeit halt mit den Mund-zu-Mund-Lehren der Prähistorik oder den z.T. rein nicht-empirischen Aufzeichnungen der Antike nicht vergleichbar.
 

Malakim

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Wenn man mich fragt geht das was man klassische Bildung nennt gerade verloren und damit auch irgendwie Wissen.

Oder nicht?
 

Themis

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Warum denn das?
Die Materie wird immer komplexer. Daher wird es auch schwieriger in einem breit gefächerten Gebiet wahrhaftig gebildet zu sein. Es wird nie wieder den Universalgelehrten á la Leibnitz geben.

EDIT:
Aber deswegen geht doch kein Wissen verloren. Ist halt alles nur zunehmend spezieller geworden.
 

Giacomo_S

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NoToM schrieb:
In diesem Buch versteckt sich geheimes, uraltes Wissen. Es wurde sorgfältig von Generation zu Generation weitergegeben. Weise und Gelehrte von längst vergangenen, glorreichen Zeiten haben die Antworten auf die essenziellen Fragen darin verewigt.

Hört sich nach der Eso-Ecke an, die bekommen immer ganz feuchte Augen, wenn von "uraltem Wissen" die Rede ist.
Dahinter steckt die Illusion einer idealisierten Vergangenheit und der verderbten, korrupten Moderne, die nur noch aus Gewinnsucht handelt.

Und es steckt der Wunsch der Denkfaulen darin, die nach einfachen Lösungen für komplexe Fragen suchen.
Die einfachen Lösungen für komplexe Fragen wird man aber auch in so einem Geheimbuch für Patenrezepte nicht finden. Denn es gibt schlicht keine einfachen Lösungen für komplexe Fragen.

NoToM schrieb:
Jedoch nur die jenigen, welche sich würdig erweisen, die Auserwählten, die Besonderen, die Einzigartigen werden die versteckten Geheimnisse entschlüsseln können.

Na klar !
Guter Spruch für diejenigen unter den Lesern, denen beim durchlesen der kritische Verstand nicht ganz abhanden gekommen war und die aus den Inhalten naturgemäß nicht schlau werden. Sie haben sich dann einfach nicht als würdige Adepten erwiesen.

Man stelle sich vor, man würde einen solchen Satz in ein modernes Fachbuch, ja eine IKEA - Aufbauanleitung schreiben:

"Jedoch nur diejenigen, welche sich würdig erweisen, die Auserwählten, die Besonderen, die Einzigartigen werden die Bauteile erkennen und das Kinderzimmer aufbauen können."

:derweise:
 

Malakim

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Themis schrieb:
Warum denn das?
Die Materie wird immer komplexer. Daher wird es auch schwieriger in einem breit gefächerten Gebiet wahrhaftig gebildet zu sein. Es wird nie wieder den Universalgelehrten á la Leibnitz geben.

EDIT:
Aber deswegen geht doch kein Wissen verloren. Ist halt alles nur zunehmend spezieller geworden.

Wenn die Menschen beschließen das etwas unnütz ist dann geht es verloren. Wieviele Leute haben schon beschlossen das Gedichte von Goethe unnütz sind?

Aber so richtig verloren gehts wohl nicht, es wird dann ein Nieschen Dasein frissten.

Ich glaube auch nicht das "Wissen" verloren geht oder gegangen ist, sondern eine bestimmte Art zu denken und damit eine Möglichkeit "Wissen" zu verknüpfen. Also geht eher das Ergebnis verloren als das Wissen an sich. Bei altem "Wissen", nehmen wir Alchemie, ist z.B. die spirituelle meta Botschaft verloren. Dabei handelt es sich jedoch eben nicht um "Wissen". Aber schon einzuräumen das es sowas über einfaches Wissen hinaus reichendes geben könnte ist ebenfalls verloren ;)
 

NoToM

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Giacomo_S schrieb:
"Jedoch nur diejenigen, welche sich würdig erweisen, die Auserwählten, die Besonderen, die Einzigartigen werden die Bauteile erkennen und das Kinderzimmer aufbauen können."

:derweise:


...und....und ich bin einer dieser Auserwählten, ich wusste es schon immer, IKEA ist ab sofort mein neuer Guru :rofl:
 

Edo

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In der heutigen Zeit kann Wissen kaum verloren gehn, aber man stelle sich vor die Antike oder die Ägypter.
Wie lange haben wir den gebraucht um den Pyramiden Gehemnisse zu entlocken. Ich denke schon das es aus der einen oder andern Zivilisation, verborgenes, vergessenes oder verstecktes Wissen übrig ist.
 

Benkei

Großmeister
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Bücher mit uraltem Wissen

Namaste!

Malakim schrieb:
Wenn man mich fragt geht das was man klassische Bildung nennt gerade verloren und damit auch irgendwie Wissen.

Oder nicht?
Themis schrieb:
Warum denn das?
Die Materie wird immer komplexer. Daher wird es auch schwieriger in einem breit gefächerten Gebiet wahrhaftig gebildet zu sein. Es wird nie wieder den Universalgelehrten á la Leibnitz geben.

EDIT:
Aber deswegen geht doch kein Wissen verloren. Ist halt alles nur zunehmend spezieller geworden.
Schlimm genug!
Wir sind auf dem besten Weg eine Gesellschaft von Fachidioten zu werden.

Die Allgemeinbildung lässt immer mehr zu wünschen übrig, kaum jemand guckt noch (beruflich oder auch privat) über seinen eigenen Tellerrand, so nach dem Motto "Wenn ich sowas brauche, dann frage ich jemanden, der sich mit sowas auskennt" oder "Das ist kein Allgemeinwissen! Sowas muss man nicht parat haben - das steht doch eh bei Wiki!"

Traurig, traurig! Aber so ist es nunmal und wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange.

Wissen geht vielleicht tatsächlich nicht wirklich verloren - aber wie meine Vorschreiber schon andeuteten, wird immer weniger Menschen zugänglich, bzw. für immer weniger Menschen interessant. Und so geht es faktisch auch für einen Großteil der Gesellschaft "verloren".

Was das "Buch mit uraltem Wissen" angeht: davon gibt es genügende. Sie tummeln sich in unseren Bibliotheken, im Internet oder stehen bei den Amazonen bereit. Nur kaum jemand will sie lesen oder gar von ihnen lernen. Da zieht man sich lieber RTL 2 rein oder zerstreut sich sonstwie. Was nützt das nützlichste Wissen, wenn kein Bedarf da ist?

Ein Buch mit uraltem Wissen? - Her damit! Ich lese es, sobald ich all die anderen ungelesenen Bücher mit uraltem Wissen in meinen Bücherschränken durchgelesen habe (fast schon eine Lebensaufgabe, aber es geht täglich voran).

Einen schönen Abend noch und ein schönes Wochenende!
< gasshô >

Benkei
 

Giacomo_S

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Ägypter ist ein gutes Stichwort.

Auch hier in den Foren taucht gelegentlich mal sog. "altes Wissen", abgeleitet aus den Hieroglyphen auf.
Z.B. von "Experten" aus dem 18. Jh.
Die erste Entzifferung gelang aber erst im Jahr 1822 Jean-François Champollion aufgrund des im Jahr 1799 gefundenen Stein von Rosette.

Was ich damit sagen will:
Es wird auch heute noch gern "altes Wissen", insbesondere den Allegorien der Alchemisten verblasen, die schon zum Erscheinungstermin dummes Zeug waren.

"Noch im 18. Jh. waren derartige Druckerzeugnisse, die die Suche nach dem Lapis, dem Stein der Weisen, zum Gegenstand hatten, auf den deutschen Buchmessen in einer solchen Fülle vertreten, 'dass man die Strasse von Franckfurth biß Leiptzig damit gar schön, sanfft und eben machen könnte' (J.G. Volckamer)."
Quelle: Alchemie & Mystik, Alexander Roob, Taschen, 1996
 

Arabella

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Es ist schon erstaunlich welch ein Wissen "die Alten" hatten, Phythagoras (ca. 500 v. Chr.) war Philosoph, Mathematiker und Mystiker.
Nach seinen ausgedehnten Reisen durch Ägypten und anderen Ländern, ließ er sich in Süditalien nieder und gründete eine religiöse Bruderschaft.

Er erkannte mathematische Beziehungen zwischen den Umlaufbahnen der Planeten und den Tonleitern.

Vielleicht hatten die Leute mehr Zeit zum nachdenken, für mich ist es immer noch erstaunlich was für ein Wissen, damals schon bekannt war.
Dagegen erscheint mir die Welt heute hohl und langweilig, trotz all der technischen Möglichkeiten.
 

agentP

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Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?
Variablen, Koordinaten, Infinitesimalrechnung, algebraische Geometrie, Mengenlehre, Spieltheorie, usw. usw. usw. alles neu seit Pythagoras.
Pythagoras hätte sicher seine helle Freude, einen Blick in eine moderne Biblothek werfen zu dürfen und bezweifle stark, dass er das langweilig finden würde. Daher auch mein Einwand.
 

agentP

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Warum nicht. Scheint doch ein interessiertes und neugieriges Kerlchen gewesen zu sein.
Zumindest der "Mythos Pythagoras". Vom historischen Pythagoras wissen wir ja soweit ich weiss kaum mehr als vom historischen Jesus.
;-)
 
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