Armut in Deutschland

morgenroth

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kante schrieb:
Vielleicht sollte man hier mal nebenbei ein paar Zeitabeitgeber hervorheben und erwähnen, die eine gute Arbeit leisten?

Ich halte von der Einrichtung der Zeitarbeitsfirmen überhaupt nichts - genauso wenig wie von den Sklavenhändlern aus den vergangen Jahrhunderten. Und bei denen würde ich ja auch nicht behaupten, dass der eine Sklavenhändler seine Sklaven besser behandelt hätte als der andere.
Das der Staat mit der Einrichtung von Zeitarbeitsfirmen gegen das Prinzip von hire and fire steuert, halte ich für ein Gerücht. Hire and fire findet sowieso statt, so halt nur zu noch unwürdigeren Bedingungen.
 

morgenroth

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Ich hatte es ja schon erwähnt. Wirklich Sinn macht das für mich nicht, ausser vllt, dass die Resource Mensch unbürokratischer austauschbar ist. Aber bei dem geschrumpften Kündigungsschutz, den wir mittlerweile haben, sollte das auch so nicht allzu schwierig sein.

Dem aber nicht genug, habe ich von Unternehmen gehört, die ihre Zeitarbeiter ausschließlich aus der Betriebseigenen Leihfirma nehmen.
 

agentP

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Ja, die Telekom zum Beispiel schiebt oder schob eine Menge Mitarbeiter in so genannte Auffanggesellschaften, die im Prinzip nichts anderes sind als Zeitarbeitsfirmen.

Was ist denn der Vorteil, wenn die Leute "unbürokratischer" Austauschen kann? Oder andersrum: Wo liegt der Nachteil, wenn man dafür bürokratischen Aufwand betreiben muss?
 

morgenroth

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Ich gehe davon aus, dass das ein rhetorische Frage sein soll? Natürlich mag es etwas wirtschaftlicher sein, da Bürokratie Zeit und Geld bedeutet. Dem steht aber , wie schon erwähnt entgegen, dass die meisten Zeitarbeiter nach kürzester Zeit unmotiviert sind und auch oft ihre mangelnde Einarbeitungszeit viel zu kurz ist, um wirklich effektiv arbeiten zu können.
 

agentP

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Dem steht aber , wie schon erwähnt entgegen, dass die meisten Zeitarbeiter nach kürzester Zeit unmotiviert sind und auch oft ihre mangelnde Einarbeitungszeit viel zu kurz ist, um wirklich effektiv arbeiten zu können.

Dazu hatte ich auch ein paar Seiten weiter vorne schon geschrieben, dass ich denke, dass diese Sicht meiner Meinung nahch zu pauschal ist.
Das kann durchaus je nach Branche und Betrieb so sein, muss aber nicht.

http://www.ask1.org/post497389.html#497389

Die Motivation dürfte vermutlich von den Alternativen abhängig sein.
 

IMplo

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Ich vermute eher, daß die Motivation vom Nettogehalt für geleistete Arbeit abhängt.

LG
IMplo
 

IMplo

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Klar, man kann da noch vieles hinzudenken, ist auch in Ordnung.

Was aber sollte denn gegen Zeitarbeit sprechen, wenn die Kohle für den Arbeitnehmer stimmt? Mir wäre es recht egal, welcher Name auf der Gehaltsabrechnung steht, solange die Zahlen stimmen.

Dann wäre es auch egal, ob es ein Zeitarbeitgeber ist, oder nicht - das spielte dann für mich eine ebenso untergeordnete Rolle, wie die Unternehmensform(AG,KG,whatever) oder die Branche. Essen muss ich für mein Gehalt kaufen können, das ist der Zweck von Arbeit - Langeweile scheidet da bei mir als Motivation zur Arbeit völlig aus ;)

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Was aber sollte denn gegen Zeitarbeit sprechen, wenn die Kohle für den Arbeitnehmer stimmt? Mir wäre es recht egal, welcher Name auf der Gehaltsabrechnung steht, solange die Zahlen stimmen.

Manche Leute ziehen z.B. eine gewisse Sicherheit einem höheren Gehalt vor, andere brauchen Perspektiven für die persönliche Karriere und die Dritten hocken lieber ein ganzes Leben am gleichen Schreibtisch und schauen aus dem gleichen Fenster und verabscheuen jede Abwechslung.
Mancher ist deshalb vielleicht dann eher motiviert, wenn er z.B. angeboten kriegt, bei entsprechender Leistung fest übernommen zu werden, als wenn er 100€ mehr bekommt.
 

morgenroth

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Ach agent, sry, aber das ist in meinen Augen Nonsens. Es geht natürlich nicht um`s Geld allein aber als Zeitarbeiter hat man eben nicht die Möglichkeit Karriere zumachen oder sich in einer Firma dahin zuarbeiten, wo`s einem Spass macht. Man hat überhaupt keine Perspektiven, weder auf eine gerechte Bezahlung noch auf sonst irgendetwas.

Und das nun der Lohnverzicht bei einer evtl Festeinstellung ein motivierendes Moment hat, wage ich zu bezweifeln. Fakt ist aber, dass die allerwenigsten Zeitarbeiter fest eingestellt werden. Die meisten werden von Hier nach Dort verschoben, kommen selten in die Vorzüge des sozialen Gefüges der Mitarbeiterschaft und arbeiten nach kürzester Zeit nicht mal mehr "nach Vorschrift".

Und um wieder zum eigentlichen Thema zufinden: Zeitarbeit minimiert in meinen Augen nicht die Armut, sondern maximiert den Reichtum.
 

morgenroth

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Naja..ich denke, der Arbeitgeber muss garnicht lange überlegen - er weiß in den meisten Fällen schon vorher, dass er den Zeitarbeiter nie einstellen wird. :wink:
 

agentP

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Ach agent, sry, aber das ist in meinen Augen Nonsens. Es geht natürlich nicht um`s Geld allein aber als Zeitarbeiter hat man eben nicht die Möglichkeit Karriere zumachen oder sich in einer Firma dahin zuarbeiten, wo`s einem Spass macht. Man hat überhaupt keine Perspektiven, weder auf eine gerechte Bezahlung noch auf sonst irgendetwas.

Man hat zumindest bessere Perspektiven als, wenn man z.B. zuhause mit Hartz IV hockt. Nichts anderes habe ich behaptet. :roll:

Die meisten werden von Hier nach Dort verschoben, kommen selten in die Vorzüge des sozialen Gefüges der Mitarbeiterschaft und arbeiten nach kürzester Zeit nicht mal mehr "nach Vorschrift".

Ich wiederhole mich gerne nochmal: Ich habe nicht behauptet, dass das generell so ist, ich habe lediglich auf deine Pauschalisierung in die andere Richtung Bezug genommen. Beim Boardadmin und mir sitzen in einer Abteilung mit 15 Leuten alleine 2 ehemalige Zeitarbeiter, die während einer guten Auftragslage in den letzten 2 Jahren in eine Festanstellung übernommen wurden.
Eine Klinik hier, ein Kunde von uns, betreibt gerade massives "insourcing" und übernimmt ebenfalls seine IT-Zeitarbeiter gerade in feste Arbeitsverhältnisse.
Daher -und ich komme gerne nochmal auf den Kern dessen, was ich versucht habe zu sagen- scheint es eben doch auf die Firma, die Branche und noch ein paar andere Dinge anzukommen.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen reden, das mag noch keine allgemeingütligen Aussagen zulassen, aber besser als wilde Spekulationen oder "was nicht sein kann das nicht sein darf" ist es allemal. Wenn deine Erfahrungen andere sind erkenne ich das gerne an und nehme ebenso gerne zur Kenntnis, dass es anderswo anders aussehen mag.

arbeiten nach kürzester Zeit nicht mal mehr "nach Vorschrift"
Auch das habe ich schon erlebt, das gab nach 2 Tagen von unserm Chef einen Anruf bei der Zeitarbeitsfirma und am nächsten Tag war der ausgetauscht. Fragt sich wie lange du deinen Jobs bei einer seriösen Zeitarbeitsfirma behältst, wenn ein paar mal deswegen Beschwerden von wichtigen Kunden kommen. :roll:

Und das nun der Lohnverzicht bei einer evtl Festeinstellung ein motivierendes Moment hat, wage ich zu bezweifeln.

Dann wundert mich schon sehr, wie heute noch Freiwillige für den Beamtenstand gefunden werden.
Da ist es nämlich in vielen Bereichen auch so, dass man mit der gleichen Qualifikation in der Wirtschaftdeutlich mehr verdienen könnte.
Irgendwie schein eine gewisse Sicherheit halt doch auch manche Leute magisch anzuziehen.
 

morgenroth

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Ok..ich lasse das einfach mal so stehen - auch wenn der Vergleich Zeitarbeiter / Beamter wegen der Vorzüge des Beamten extrem hinkt. :wink:

Wiki in Arbeitnehmerüberlassung schrieb:
Gesellschaftliche Probleme
Von gewerkschaftlicher Seite wird argumentiert, dass weniger Zeitarbeitsplätze geschaffen als reguläre Arbeitsplätze ersetzt werden, da Unternehmer Arbeitskräfte rationeller einsetzen können. Diese These ist umstritten. Einige Ökonomen vermuten, dass zahlreiche zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, weil Unternehmen ein geringeres Risiko eingehen und daher schneller einstellen. Dadurch würden in Situationen Leute eingestellt, in denen man ansonsten mit Überstunden oder Preissteigerung auf die gestiegene Nachfrage reagiert hätte. Relativ unstrittig ist dagegen, dass durch Zeitarbeit das allgemeine Lohnniveau abgesenkt wird.

Soziale Probleme
Viele Arbeitnehmer leiden unter ihrer Rolle als Fremdmitarbeiter, da sie nur unzureichend in die soziale Struktur des Kundenunternehmens integriert werden. Ursachen dafür sind u.a. die zeitliche Befristung und das Konkurrenzverhalten regulärer Mitarbeiter. Die wechselnden Einsatzorte schränken die Möglichkeit sozialer Beziehungen ein.

Probleme im Zeitarbeitsunternehmen
Aufgrund der begrenzten Arbeitsdauer identifizieren sich Zeitarbeitnehmer nur bedingt mit dem Unternehmen, zudem müssen sie erst für den Einsatz geschult werden und besitzen nicht die gleiche Routine wie reguläre Arbeitskräfte.





Du hast einfach andere Erfahrungen als ich gemacht. In unserer Firma wurden vor einiger Zeit auch Zeitarbeiter geordert - heute haben wir aus besagten Gründen keinen einzigen mehr. Mir gehts aber auch nicht darum, ob ein Zeitarbeiter nun motiviert, unmotiviert oder sonstwas ist. Vielmehr ist das Thema "Armut in Deutschland". Und da denke ich einfach, dass Zeitarbeit diese nicht minimieren kann. Auch denke ich nicht, dass Zeitarbeit "eingerichtet wurde", um diese zu minimieren, sondern einfach um unterm Strich den Ertrag der Arbeitgeber zu maximieren.

Das durch Zeitarbeit Arbeitsplätze entstanden sind, mag schön sein aber die Kaufkraft dieser neuen Arbeitsplatzinhaber hat sich nicht erhöht - und das ist doch worum es geht. Vllt kann oder will sich wirklich nicht jeder in seiner Arbeit entfalten, aber man sollte doch wenigstens soviel verdienen, dass ein einigermaßen normales Leben in diesem Land möglich ist
 

agentP

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Ok..ich lasse das einfach mal so stehen - auch wenn der Vergleich Zeitarbeiter / Beamter wegen der Vorzüge des Beamten extrem hinkt. Wink

Natürlich hinkt der, deswegen habe ich ihn auch nicht gemacht, sondern ich Beamte als Beispiel dafür genommen, dass manche Leute eben andere Prioritäten haben, als ein maximiertes Nettogehalt.

Wiki in Arbeitnehmerüberlassung hat folgendes geschrieben:

Dass das auch Probleme mit sich bringt, würde ich gar nicht bestreiten, aber in dem Artikel werden ja ebenso die potentiellen Vorteile angesprochen, auch wenn du die nicht ganz so ausführliche zitiert hast wie die Probleme. ;-)
Wie gesagt, mir ging es (wie so oft) eher um die Pauschalisierung, als darum, dass das alles super ist. Ist es sicher nicht.[/quote]
 

IMplo

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Ich hab da mal eine generelle Frage:

Ist es rechtens, eine Stelle bei einer Firma über 7 Jahre lang mit Zeitarbeitern zu besetzen, diese alle 3 Jahre zu wechseln?

Also die exakt gleiche Stelle, mit exakt gleichem Inhalt?

Mir scheint das gegen Sinn und Geist des Arbeitnehmer-Überlassungsgesetzes zu stehen, denn hier wird ja ganz klar eine reguläre Stelle durch massiven Zeitarbeitnehmer-Einsatz verhindert...

Falls das jemand weiß, für Info wäre ich dankbar.

Greetz!
IMplo
 
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