Armut in Deutschland

ConspirIsee

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IMplo schrieb:
damit man nächsten Tag noch zur Arbeit kommt (kommen kann).

Anruf vom Zeitarbeitschef, es würde einen neuen Einsatz ab Montag geben. Ort des Einsatzes: Olpe. Mein Wohnort: Köln. Fahrkosten im Monat für diese verbindung damals (6 Jahre her): 200€ - das is schon eine ganze stange geld, vor allem wenn man ein knappes NEtto von 950€ im monat hatt.
Fahrkostenzuschuss? Keine Chance. Auf meine leicht ironische Frage ob das auch so gehandhabt werden würde wenn der neue Einsatz in Frankfurt wäre kam die aussage: Wenn sie keine bahn fahren wollen müssen sie halt sich eine Pension suchen, Fahrtkostenzuschuss gibt es nicht.
Und nun bitte nicht der einwand: DAs ist nicht rechtens, dagegen kann man sich wehren! - Theoretisch ja, Praktisch wäre das meine sofortige entlassung gewesen. Weil, Kündigungsfrist 4 Wochen, dass ist dann die Kehrseite von so hübschen, flexibelen Kündigungsfristen..
 

IMplo

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Genau, und deshalb gehört die Zeitarbeitsbranche auch abgeschafft.

Nicht nur verdient man weniger als Festangestellte, man ist seinen Job obendrein noch schneller wieder los.

WENN also die "freie (soziale)Marktwirtschaft" deutscher Prägung das Beste für das Volk (und das schließt Arbeitnehmer wohl mit ein) erreichen soll, dann gibt es da nichts zu zögern.

Sollen die Arbeitgeber eben befristete Verträge machen und die Suppe ist gegessen. Dieses künstliche Produkt "Zeitarbeit" ernährt nur die Zeitarbeitgeber gut, und die produzieren an sich garnichts, außer, daß sie sich selbst verwalten...

Greetz!
implo
 

ConspirIsee

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naja, is ne sache wie mans rechnet und der persönlichen vorlieben. Ich kann für mich selbst sagen: Krieg ich durchaus fühlbar mehr Kohle, wo da nochn Überbetrag ende des Monats vorhanden ist den ich wirklich für "schlechte" Zeiten zurücklegen kann, hätt ich sogar recht wenig Probleme mit "hire and Fire". Wenn ichs weiss und dementsprechend entlohnt werde das ich auf nem Schleudersitz platz nehme, kann ich mich drauf einstellen und damit leben und arbeiten.
Prob ist das dies so nicht der fall ist. Das läuft/lief damals eher nach der Mentalität "Friss was dir vorgeworfen wird oder stirb mit dem was du hast."

Für mich is das Grundprinzip der Zeitarbeit immer noch Super - woran es (wie eigentlich immer) Mangelt, ist die Umsetzung.
 

Ein_Liberaler

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Das Grundkonzept ist ja Sicherheit gegen Geld (Lohnverzicht). Hier im Forum kriege ich aber zu hören, daß Zeitarbeit auch nicht sicher ist. Wer nicht ständig vermittelt werden kann, fliegt.
 

morgenroth

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Also mir persönlich: Im zweifelsfall Ja.

Ein Aspekt: Soweit ich mich erinnere, ist eine der kapitalistischen Grundideen, dass der eine "Vertragspartner" sein Kapital einbringt und der Andere, seine Arbeitskraft. Der Vertragsparner, der ohne Kapital geboren wurde, muss Teile seiner Lebenszeit an den "Vertragspartner" mit Kapital verkaufen. Allein das ist in meinen Augen schon ein moralisch bedenklicher Zustand. Aber warum zum teufel sollte sich nun auch noch ein dritter "Vertragspartner" dazwischen schalten?
 

ConspirIsee

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Ein_Liberaler schrieb:
Das Grundkonzept ist ja Sicherheit gegen Geld (Lohnverzicht). Hier im Forum kriege ich aber zu hören, daß Zeitarbeit auch nicht sicher ist. Wer nicht ständig vermittelt werden kann, fliegt.

Deine Pflicht als Zeitarbeiter ist es, gute Arbeit zu verrichten. Deine Pflicht ist es, deinen zeitweiligen Arbeitgeber, der in erster linie KUNDE(!) für dich als ZA ist, zufriedenzustellen.
Deine Pflicht als ZA ist es aber NICHT dich um einen Einsatz zu kümmern, dieser Drops liegt bei deinem zeitarbeitsherren, nur das dieser Pflicht nicht immer gut nachgekommen wird, mit konsequenzen für den Arbeitnehmer vor ort, aber nicht für den Disponenten, ders verbockt hatt.
 

Ein_Liberaler

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Na warum sich ein dritter zwischenschaltet, ist doch klar: Weil hire and fire nicht erwünscht ist und der Gesetzgeber gegensteuert. Ich bin ja der Ansicht, daß solche Eingriffe die Situation normalerweise nicht besser machen.
 

IMplo

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"Soll das heißen, hire and fire bei entsprechend besserer Bezahlung wäre Dir lieber?"

Ja!

Auch Zeitarbeitgeber stellen inzw. befristet ein und das zunehmend.
Dann nehme ich als Arbeitnehmer lieber die Provision der Zeitarbeitsfirma mit und bin weiterhin so flexibel am Arbeitsmarkt, wie bisher.

Sicherheit bieten Zeitarbeitgeber schon: mit Sicherheit einen nicht leistungsgerechten und ebenso nicht motivierenden Lohn. Und wenn der Zeitarbeitgeber seinen ehe schon nicht sonderlich anspruchsvollen Job nicht macht (sprich: er generiert keinen Folgeeinsatz), dann verliert der Zeitarbeitnehmer seinen Job sowieso...

Greetz!
IMplo
 

IMplo

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"Weil hire and fire nicht erwünscht ist und der Gesetzgeber gegensteuert."

Es wäre wünschenswert, daß der Staat gegensteuert, das tut er aber nicht.

Hire and Fire ist in der Zeitarbeit gewöhnlicher, als in der "realen" Wirtschaft. Die Arbeitsagentur vergibt in köln nahezu ausnahmslos Zeitarbeitsfirmen als Bewerbungs-MUSS-adressen und befördert diese Ausbeuterbranche damit, macht Sie hochgradig salonfähig.

- und gleichzeitig wird damit das gesamte Lohnniveau gedrückt, mit staatlich-zuhälterischer Beihilfe; die Sozialabgaben und Steuerabgaben des Arbeitnehmers werden ja nicht zu Teilen an den Zeitarbeitgeber abgegeben, wie die Lohnleistung als solche. (sorry, wenn das nun nicht wirklich gewandt formuliert ist)

Greetz

IMplo
 

ConspirIsee

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wenn die Kölner gesellen wenigstens mal only einem Zeitarbeitsagenturen geben würden, die auch wirklich welche sind. Zu hauf erhälst du da Kontaktadressen von "agenturen" die aus 2 zwielichtigen Personen und einem 20m² Büro besteht, deren gesamtes Ziel nur eins ist: Den Vermittlungsschein zu kassieren, waren glaub ich pauschel 1000€ vermittlungscortage - auch wenn eine erfolgreiche Vermittlung nicht zustande kommt.
Bei zuwiederhandlung gegen diese 2-Mann-Zirkus-GMBhs wird dir unverholen mit bösen Briefen an deinen Sachbearbeiter beim Arbeitsamt gedroht. Diesen Gang nach Canossa hatt meine Frau mal machen müssen mit genau diesen "Drohungen" (sie sollte als gelernte Köchin eine Halbtagesstelle als Reinigungskraft antreten...) - gesamtaussage: "Wenn sie ihren überproportionalen Hintern nicht zu diesem Termin schieben, werden wir dafür sorgen, dass sie ganz schnell einen anderen gesprächstermin mit ihrer HARTZIV-betreuern haben."
Das war einer der wenigen Momenten in meinem leben wo ich rückbetrachtend froh bin, dass eine 3te Person mich zurückgehalten hatt etwas sehr dummes zu tun.
Wäre meine bessere Hälfte in dem moment nicht cool geblieben und hätte mich langsam wieder von meiner Blutroten Wolke runter gebracht, hätte ich diesem typen im affekt an diesem Tag den Kiefer gradegerückt (ich weiss, hatt nix mim thema zu tun....einfach überlesen, ansonsten sry für OT :( )
 

IMplo

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Provokant ausgedrückt könnte man sagen:

Den Staat kümmert nicht das Einkommen der Schwachverdiener, solange nur die Arbeitslosenstatistik gepresst wird"

Ich bin überzeugt, daß das hinter vorgehaltener Hand die akrtuelle Losung ist, die an die "AA-Vermittler" ausgegeben wird.

implo
 

Ein_Liberaler

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Aber die staatlichen Eingriffe haben doch völlig unerwünschte Auswirkungen, wie Du selbst schilderst. Ich bin sicher, daß andere, vorgeblich geschicktre Eingriffe, andere unvorhergesehene Folgen haben würden, die nicht unbedingt besser sein müssen.

Nachtrag:

Davon ist auszugehen, IMplo. Die Statistik ist alles, was zählt.
 

morgenroth

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Ein_Liberaler schrieb:
Aber die staatlichen Eingriffe haben doch völlig unerwünschte Auswirkungen, wie Du selbst schilderst. Ich bin sicher, daß andere, vorgeblich geschicktre Eingriffe, andere unvorhergesehene Folgen haben würden, die nicht unbedingt besser sein müssen.

Das du partout gegen jeden staatlichen Eingriff in die Wirtschaft bist, meine ich mittlerweile verstanden zuhaben. Aber auch dir müsste doch mittlerweile der ein oder andere Zweifel an diesem neoliberalen Wunschsystem gekommen sein. Was ohne hinreichenden staatlichen Eingriff passiert, sieht man doch wieder an der sogenannten Bankenkrise.

Ohne Regelwerk scheint sich die Gier in Höhen zu steigern, die aus "bodenständiger" Sicht einfach wahnsinnig ist. Auf diesen Höhenflügen bekämpft man sicher alles, aber ganz sicher nicht die Armut.
 

Ein_Liberaler

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Die Bankenkrise ist eine Folge der Hypothekenkrise, und wie die entstanden ist, kannst Du hier nachlesen:

http://sohalt.wordpress.com/2008/09/22/die-ursachen-der-kreditkrise/

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.

Ich bin eigentlich versucht anzunehmen, daß die Finanzwirtschaft wesentlich vorsichtiger gewesen wäre, wäre sie auf sich allein gestellt gewesen. Wahrscheinlich gäbe es nicht einmal dieses Ausmaß an Aktienspekulation ohne den stetigen Zufluß von staatlichem Inflationsgeld, das irgendwo bleiben muß.
 

kante

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Mit Zeitarbeiterunternehmen habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ok, ich muss zugeben, dass diese Erfahrungen schon ein paar jährchen her sind. Aber trotzdem.

Edit:
Vielleicht sollte man hier mal nebenbei ein paar Zeitabeitgeber hervorheben und erwähnen, die eine gute Arbeit leisten?
 

Komplize

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Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn sich alle Arbeitslosen, die vom Jobcenter zu Clements Adecco geschickt werden, eine Genossenschaft "Zeitarbeit" gründen würden. Quasi ein Monopol bei der zeitarbeit, weil nur noch diese eine Genossenschaft potenzielle "Vermietungsobjekte" anbieten könnte. Alle Firmen, die Leiharbeiter suchen, müssten sich dort melden, weil die bisherigen Sklavenhändler keine "Ware" mehr anbieten könnten.

Und die Genossenschaft würde außer Einnahmen für Verwaltungskosten und Rücklagen keinen Profit auf Kosten von Dumpingentlohnung der Zeitarbeiter anstreben. Dadurch könnte man den ausleihenden Unternehmen Stundenlöhne anbieten, die unter den momentan üblichen Sätzen liegen (und somit die privaten Zeitarbeitsfirmen ausstechen) aber trotzdem dem vermittelten Arbeitnehmer mehr zahlen als heute üblich.

Gleichzeitig könnte man eine Fortbildung innerhalb der Genossenschaft organisieren, indem z.B. arbeitslose Handwerksmeister oder Lehrer Unterricht für suboptimal qualifizierte Arbeitslose erteilen. Die Entlohnung für die Ausbilder wäre aus den angesparten Rücklagen zu bezahlen.

Natürlich funktioniert so ein organisiertes Gebilde nicht über Nacht, aber langfristig wäre es doch eine Möglichkeit, die unfairen Machtverhältnisse zwischen Zeitarbeiter einerseits und Leiharbeitsfirma andererseits etwas umzupolen.
 

Ein_Liberaler

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Die anderen Zeitarbeitsfirmen unterbieten wäre ja eine gute marktwirtschaftliche Vorgehendweise, dazu bräuchte man kein Monopol.

Eigentlich sollte es so auch funktionieren, auf dem Markt. Sollte man nicht herauszufinden versuchen, warum es hier zu Marktversagen kommt? Anderswo werden die Preise doch auch durch die Konkurrenz in die Nähe der Kosten gedrückt.
 

kante

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auch wenn man Firmen, als "gut arbeitend und menschlich zuvorkommend agierend" einstufen muss, es ist nicht nur, das alltägliche Leben. Meistens pfeift auch oft mal ein ganz anderer Wind. Was meiner Meinung nach wiklich hilfreich ist,

man muss das tun, was man wirklich will, versuchen seine Liebe und das Interesse an der Sache zu ergründen und darauf hinarbeiten, dass diese Schöpfung perfektioniert wird. Man wird gelassen und die Volksverblödung geht an einem vorbei. Der Weg geht zurück zu Mutter Natur , zurück aus der Reizüberflutung, hin zu all den schönen naturgegebenen Erscheinungen. Man sollte immer versuchen, seinen eigenen, angenehmen Job seines Lebens zu finden, sich darin zu bilden und ihn zu verfolgen. Sicherlich kein leichter Weg, aber einer der Echten!

Ich kann nur jedem Menschen wünschen, dass er ein erfülltes, gewaltfreies und familiär Anspruchsvolles Leben hat und sich auch privat so verwirklichen kann, wie es ihm und seinen Mitmenschen gut tut.

netten Gruß
kante
 

ConspirIsee

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kante schrieb:
Mit Zeitarbeiterunternehmen habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ok, ich muss zugeben, dass diese Erfahrungen schon ein paar jährchen her sind. Aber trotzdem.

Edit:
Vielleicht sollte man hier mal nebenbei ein paar Zeitabeitgeber hervorheben und erwähnen, die eine gute Arbeit leisten?

Randstad war zu meiner Zeit, von den Grundsätzen her super. An der ausführung der grundsätze isses aber zumeist durch den Part MEnsch, in dem Falle dein Personaldisponent im Hause, nur minderwertig ausgeführt worden.

achso, zum Geld nochmal kurz was: Ich hatte zwischen 950€-1000€ im monat netto bei einer Steuerklasse I - um auf den betrag zu kommen, habe ich allerdings Gehaltsmodel 2 gewählt: statt 30 22 Urlaubstage und verzicht aufs Urlaubsgeld. Dies floß alles in das grundgehalt mit rein um es höher zu kriegen.
 
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