Satanische Sekten im Vatikan

gloeckle

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Don Gabriele, der "Chefexorzist" der Diöszese Rom:

"Im Vatikan gibt es satanische Sekten. Sie sind überall. Man sieht sie nicht. Aber es gibt sie."

Und darauf:

Er erinnert an den Fall des Kurien-Prälaten Tommaso Stenico, der kürzlich von Dämonen dazu gebracht wurde, einen Strichjungen in den Räumen der ehemaligen Hl. Inquisition zu empfangen. Er sei Opfer eines "teuflischen Plans" geworden, gab der Geistliche damals zu seiner Verteidigung an. Padre Amorth sagt, es gebe eben keinen perfekten Schutz vor Beelzebub und Konsorten.

Ist doch ein tolles System, diese katholische Kirche.
Man führt so lange weitere Kasperlefiguren ein, bis der deus ex machina überflüssig ist, weil genug böse Supermänner auf der Bühne herumfliegen, die den gleichen Job erledigen...

Quelle
 

agentP

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Ist doch ein tolles System, diese katholische Kirche.
Was hat das jetzt mit der katholischen Kirche allgemein zu tun? Der Mann ist ein Bischof, alos in der Hierarchie irgendwo im Mittelfeld und solche Spinner, die an das Wirken eines leibhaftigen Teufels glauben, den man austreiben kann, gibt es in protestantischen Evangelikal-und Pfingstkirchen, sowie in protestantisch-charismatischen Bewegungen ganz genauso.
 

gloeckle

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Ich sprach von der Katholischen Kirche als System.
Dieses Gefüge besteht aus mehreren Bausteinen und Teilstücken, die durch das Hierarchierückgrat zusammengehalten werden. "Der Exorzismus ist noch heute Bestandteil katholischer Lehre und Liturgie." (wikipedia)

Das ist nicht nur die Idee eines Bischofs im Mittelbau, sondern ein "normaler" Punkt des Katechismuses.
Mir geht es doch garnicht darum, dass da jemand an einen leibhaftigen Teufel glaubt. Wer an Gott/Jesus, Engel und Heilige glaubt, kann auch gerne an einen Teufel glauben, ich finde das nicht abwegig.

Witzig ist nur, dass das System für alle Eventualitäten Erklärungen bietet.
Man kommt garnicht in die Verlegenheit, dem Kurien-Prälaten einen selbstverantwortlichen Fehler zuzugestehen. Er war halt "besessen" und wurde in eine Falle gelockt...
 

agentP

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Das ist nicht nur die Idee eines Bischofs im Mittelbau, sondern ein "normaler" Punkt des Katechismuses.
Ich glaube nicht, dass der Exorzismus, wie er im allgemeinen Katechismus zu finden ist, es hergibt, die Homosexualität eines Klerikers allein damit zu erklären, dass er von Dämonen besessen ist.
Ich kann mich auch nicht erinnern in 30 Jahren Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ernsthaft irgendeinen Pfarrer jemals ernsthaft von Dämonen schwafeln zu hören. Aus diesem Grund bezweifle ich dass, der Mann die typische Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema widerspiegelt.

Witzig ist nur, dass das System für alle Eventualitäten Erklärungen bietet.
Man kommt garnicht in die Verlegenheit, dem Kurien-Prälaten einen selbstverantwortlichen Fehler zuzugestehen. Er war halt "besessen" und wurde in eine Falle gelockt...

Und auch das ist nicht spezifisch "katholisch":

Die orthodoxe Kirche hat eine eigene Tradition des Exorzismus. Aufsehen erregte der Fall der 23-jährigen Nonne Maricica Irina Cornici, die im Juni 2005 im rumänischen Kloster Tanacu im Rahmen eines exorzistischen Rituals an ein Kreuz gebunden wurde und an den Folgen starb.

In einigen wenigen evangelisch-lutherischen Kirchen wird weiterhin der sog. "Kleine Exorzismus" oder "Große Exorzismus" vor der Taufe gebraucht (vgl. Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, dort: Anhänge zum Kleinen Katechismus: Taufbüchlein).

Die meisten älteren protestantischen Kirchen indes üben Exorzismus nicht oder nicht mehr aus. Wegen der fortschreitenden Erforschung von Geisteskrankheiten steht der Vollzug des Großen Exorzismus in den Großkirchen Europas eher am Rande. Anders in Afrika, wo die charismatische Bewegung Massenerweckungen auslöst, die mit weithin beachteten exorzistischen Heilungen einhergehen.

In der charismatischen Bewegung und in den Pfingstkirchen gibt es den sogenannten Befreiungsdienst, bei dem es auch um das Vertreiben von Dämonen geht, allerdings handelt es sich in vielen Fällen um relativ unspektakuläre Ursachen, hinter denen ein dämonischer Einfluss vermutet wird (Rauchen, Pornografie, Horoskope lesen), und das Verfahren besteht üblicherweise aus einem kurzen Gebet mit Handauflegen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Exorzismus#Andere_christliche_Kirchen
 

gloeckle

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agentP schrieb:
Ich glaube nicht, dass der Exorzismus, wie er im allgemeinen Katechismus zu finden ist, es hergibt, die Homosexualität eines Klerikers allein damit zu erklären, dass er von Dämonen besessen ist.

So weit ich das auf die Schnelle finden konnte wird im Katechismus keine Erklärung der Homosexualität gegeben, die "psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt." (2357).

Es wird ja auch nicht behauptet, dass der Dämon für die Homosexualität des Prälaten verantwortlich ist oder dass er überhaupt besessen gewesen sei (dafür hätte er unbekannte Sprachen sprechen oder verstehen müssen oder es hätten ihm "ferne und geheime Dinge" offenbart werden müssen, oder er hätte Kräfte zeigen müssen, die " über das Alter und die natürliche Verfassung des Kranken hinausgehen", etc.).

Er wurde nur in eine Falle gelockt...vielleicht war der Stricherjunge besessen.

agentP schrieb:
Ich kann mich auch nicht erinnern in 30 Jahren Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ernsthaft irgendeinen Pfarrer jemals ernsthaft von Dämonen schwafeln zu hören. Aus diesem Grund bezweifle ich dass, der Mann die typische Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema widerspiegelt.

Ich bin erst knappe 24 Jahre Mitglied und mir fallen auch nicht viele Momente ein. Einer blieb mir aber stark im Gedächtnis haften: vor zwei Jahren war ich in einem Seminar für angehende Priesteramtskandidaten. Einige meiner damaligen Mitschüler/-studierenden sind heute in Priesterseminaren und studieren Theologie. Unter anderem K., ein ganz besonderer Mensch. Er konnte mit mit nicht gut diskutieren und weigerte sich nach zwei Monaten des Zusammenlebens, mit mir ohne Beistand einer anderen Person zu reden. Ich sei "vom Teufel besessen". Diese harte Anschuldigung besprach ich dann mit dem kirchlichen "Chef" dieser Schule, einem Pfarrer. Der fand zwar die Vorstellung meiner Besessenheit für lächerlich, nicht aber das Vorhandensein des Bösen in Form von Dämonen in dieser Welt...

agentP schrieb:
Und auch das ist nicht spezifisch "katholisch"

Keine Frage, die anderen Systeme stehen da wohl in nichts nach. Ich wollte die Katholische Kirche auch nicht besonders herausheben, keine Angst.
 

Giacomo_S

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"Ja sehen Sie Herr Richter ... plötzlich erkannte ich, dass mir das 12jährige nackte Mädchen vom Satan geschickt wurde !"
 

IM-Meier

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Gedächtnis-Zitat aus einem italienischen Mafia-Film mit Lino Ventura, ca. 1970:

Ermittler zum Vorgesetzten: Aber Sie sind doch Katholik!?!
V: Ja. Sie aus dem Volk, sie bezeichnen mich als Katholiken. Aber in Wirklichkeit spielt Religion, wie Sie sie kennen, ab einem gewissen Grad keine Rolle mehr. Um Ihre Frage ehrlich zu beantworten: Nein, ich bin kein Katholik, auch wenn ich dem Papst die Hände küsse. Und wissen Sie was? Auch der Papst ist kein Katholik.
 

the_midget

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agentP schrieb:
Ich kann mich auch nicht erinnern in 30 Jahren Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ernsthaft irgendeinen Pfarrer jemals ernsthaft von Dämonen schwafeln zu hören. Aus diesem Grund bezweifle ich dass, der Mann die typische Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema widerspiegelt.

Aber das Besessenheit und Exorzismus offiziell zu den Lehren der katholischen Kirche gehört kann man auch nicht leugnen. Und unser Pfaffenheini bemüht sich auch nicht gerade, sich von dem Thema zu distanzieren. Ist dennoch ein Thema, dass offizielle Kirchenvertreter sicherlich nicht allzugern öffentlich ansprechen - und das aus verschiedensten Gründen.

gruß

midget
 

Aphorismus

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Jup...... By the way, bezeichnend, wie die Diskussion im Exorzismus-Thread geendet ist.

Ich finde es immer amüsant, wenn jemand sagt, dass ihm dies oder jenes doch noch gar nicht begegnet sei, obwohl er/sie doch schließlich seit Jahren Katholik und darüber hinaus regelmäßiger Kirchgänger sei. Ich denke mir dann: Na und?

Die meisten Katholiken haben so gut wie keine Ahnung von den Lehren ihrer Kirche. Verwunderlich? Imho nicht. Man wird getauft, bevor man überhaupt denken kann und wächst dann halt damit auf. Entweder es interessiert einen eher mäßig, dann besteht kein Grund, sich näher damit zu befassen oder man ist Feuer und Flamme, dann akzeptiert man auch den größten Mumpitz. Die, die wenig wissen, werden sich ebensowenig beschweren wie die, die aus dem Grund viel wissen, dass sie das Ganze total klasse finden.

Wenn nicht alle paar Jahre Leute dabei verrecken würden, würden sich wohl nur Kirchenkritiker und Horrofilm-Freaks für Exorzismen interessieren. Komisch - bei Scientology reicht eine Tote (Lisa McPherson) und es gibt ein Riesenbohei. Aber die katholische und die orthodoxe Kirche, die werden schon wissen, was sie da machen, gelle? Hmmmm, schon irgendwie komisch.

Aber da ja schließlich die Kirchenleute in allen möglichen Gremien sitzen, die die öffentliche Meinung über den Umweg von Parteien, Landesmedienanstalten und anderen Initiativen beeinflussen, kann die rein gar nix schocken. Pedophile Priester, Tote bei Exorzismen... Alles halb so wild. Hat schließlich Tradition hier, im Gegensatz zu diesen ganzen vermalledeiten Sekten... :roll:

Make the world a better place. Outlaw religion.
 

willi

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Aber da ja schließlich die Kirchenleute in allen möglichen Gremien sitzen, die die öffentliche Meinung über den Umweg von Parteien, Landesmedienanstalten und anderen Initiativen beeinflussen, kann die rein gar nix schocken. Pedophile Priester, Tote bei Exorzismen... Alles halb so wild. Hat schließlich Tradition hier, im Gegensatz zu diesen ganzen vermalledeiten Sekten...
^^ Und ich dachte immer anstelle von Kirchenleute im Satz oben, müsste eigentlich Freimaurer stehen :derweise:
 

Ein_Liberaler

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Katholiken kennen im allgemeinen auch die Bibel weniger als Protestanten. Sie nehmen an den Ritualen teil, und es wird ihnen gerade soviel vermittelt, daß sie das fehlerfrei tun können. (Vielleicht ein bißchen übertrieben.) Die Predigt ist grundsätzlich kürzer als kurz. Die Protestanten versuchen dagegen, aus jedem, der das geistig und vom Interesse her auf die Reihe kriegt, einen kleinen Theologen zu machen. (Allerdings wohl nur die Unierten; evangelikale Splittergruppen, bei den Freien Gemeinden angefangen, sind ein anderer Fall.)
 

Malakim

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willi schrieb:
^^ Und ich dachte immer anstelle von Kirchenleute im Satz oben, müsste eigentlich Freimaurer stehen :derweise:

Ne da muß ein allgemein Platz hin die da oben. Das ist dann sowas wie eine Variable die je nach Situation mit einer beliebigen (Rand)gruppe ersetzt wird. :jubel:
 

Aphorismus

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willi schrieb:
Aber da ja schließlich die Kirchenleute in allen möglichen Gremien sitzen, die die öffentliche Meinung über den Umweg von Parteien, Landesmedienanstalten und anderen Initiativen beeinflussen, kann die rein gar nix schocken. Pedophile Priester, Tote bei Exorzismen... Alles halb so wild. Hat schließlich Tradition hier, im Gegensatz zu diesen ganzen vermalledeiten Sekten...
^^ Und ich dachte immer anstelle von Kirchenleute im Satz oben, müsste eigentlich Freimaurer stehen :derweise:

Wer sagt, dass sich das widerspricht? :wink:
 

agentP

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Aber das Besessenheit und Exorzismus offiziell zu den Lehren der katholischen Kirche gehört kann man auch nicht leugnen
Hat ja auch keiner geleugnet, oder?


Ich finde es immer amüsant, wenn jemand sagt, dass ihm dies oder jenes doch noch gar nicht begegnet sei, obwohl er/sie doch schließlich seit Jahren Katholik und darüber hinaus regelmäßiger Kirchgänger sei. Ich denke mir dann: Na und?
Ich fühle mich da mal angesprochen, nachdem ich ja gerade mit einer ganz ähnlichen Argumentation zitiert wurde.
Ich habe meinen Glauben 20 Jahre meines Lebens sehr ernst genommen und wenn ich etwas sehr ernst nehme, dann versuche ich gemeinhin sehr wohl tiefer in die Materie einzusteigen. Ich war über ein Jahrzehnt in meiner Gemeinde engagiert als Messdiener bei 3 verschiedenen Pfarrern (4 wenn ich bedenke, dass mich der Standortpfarrer beim Bund auch noch dann und an verpflichtet hat), Pfadfinder, Pfarrjugendleiter und Mitglied des Pfarrgemeinderates. Ich habe an diversen Exerzitien teilgenommen, ebenso wie an diversen Wallfahrten. Ich habe mich später intensiv mit der Befreiungstheologie beschäftigt und mit 16 war ich noch besessen von dem Plan in einen Orden, vorzugsweise der Societas Jesu, einzutreten, aber wenigstens Theologie zu studieren (ein Weg den dann mein Neffe tatsächlich eingeschlagen hat). Und genauso, wie ich meine Glauben bewusst gelebt habe, habe ich mich später bewusst davon abgewendet
Ich finde es immer äußerst amüsant, wenn Leute, die offensichtlich recht wenig Einblick in katholisches Gemeindeleben, katholische Liturgie und katholisches Leben an sich haben, mir erklären was Sache ist.

Die meisten Katholiken haben so gut wie keine Ahnung von den Lehren ihrer Kirche. Verwunderlich? Imho nicht. Man wird getauft, bevor man überhaupt denken kann und wächst dann halt damit auf.
Und das ist bei den anderen großen Konfessionen anders? Wieviele und welche der Grossen praktizieren denn die Kindstaufe statt der Erwachsenentaufe?
Mag sein, dass die meisten Katholiken wenig Ahnung von ihrem Glauben haben, aber im Schnitt haben sie vermutlich durchaus mehr Ahnung davon, als Nichtkatholiken oder gar erklärte Nichtchristen.
Aber da ja schließlich die Kirchenleute in allen möglichen Gremien sitzen, die die öffentliche Meinung über den Umweg von Parteien, Landesmedienanstalten und anderen Initiativen beeinflussen, kann die rein gar nix schocken. Pedophile Priester, Tote bei Exorzismen... Alles halb so wild. Hat schließlich Tradition hier, im Gegensatz zu diesen ganzen vermalledeiten Sekten...
Im Gegenteil: Gottlob stehen die großen Kirchen unter ständiger Beobachtung und da sie eingebunden sind in die Gesellschaft unterliegen sie zumindest einer gewissen Kontrolle. Aus diesem Grund kommen die Mißstände auch regelmäßig ans Tageslicht. Gottlob gibt es so etwas wie die evangelischen Landeskirchen, die Erzbistümer und auch den Vatikan als zentrale Stellen: Man weiß wenigstens recht genau, was den dummen Schafen eingetrichtert wird, man weiß woran man hier ist und wenn was schief läuft, dann kommt es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch raus. Das ist mir zumindest 100 mal lieber, als der Gedanke an zig kleine Splittergruppen, wo jeder Gemeindepriester oder -guru seine Bibel nach eigenem Gusto auslegt und keiner weiß, was da im hermetischen Gemeinderaum so alles getrieben wird. Mir ist auch ehrlich gesagt nicht recht klar wann und wo jemand jemals Tote bei Exorzismen oder pädophile Priester in irgendeiner Form entschuldigt hätte, mit dem Hinweis auf irgendeine Tradition.
 

Ein_Liberaler

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Ich habe den Eindruck, daß Dein Engagement und Interesse auch für einen Katholiken eher außergewöhnlich war - abgesehen davon, daß man jahrelang ministrieren und an Wallfahrten teilnehmen kann, ohne tiefer in den Glauben einzudringen. Meine Einschätzung der jeweiligen Kenntnis des eigenen Glaubens bei Katholiken und Protestanten war natürlich subjektiv, aber, wie ich meine, kein reines Vorurteil.
 

agentP

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Ich habe da in der Tat keine oder wenig Vergleichsmöglichkeiten, würde dir aber vermutlich recht geben. Man wächst in seiner Gemeinde auf, man engagiert sich jahrelang mit den gleichen Leuten, die natürlich dann oft auch ähnlich ticken. In meinem Fall war das immer eine Clique die dann auch mehr oder weniger gemeinsam "vom Glauben abgefallen ist".
Es mag durchaus sein, dass der durchschnittliche Gläubige wenig über seine Religion weiß. Das wird in den meisten Religionsgemeinschaften nicht so viel anders sein, ich bezweifle wie gesagt nur, dass er grundsätzlich weniger darüber weiß, als ein ein völlig Außenstehender.

[/i]
 

Aphorismus

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agentP schrieb:
Die meisten Katholiken haben so gut wie keine Ahnung von den Lehren ihrer Kirche. Verwunderlich? Imho nicht. Man wird getauft, bevor man überhaupt denken kann und wächst dann halt damit auf.
Und das ist bei den anderen großen Konfessionen anders? Wieviele und welche der Grossen praktizieren denn die Kindstaufe statt der Erwachsenentaufe?

Habe ich denn behauptet, dass andere Kirchen das besser oder anders machen? Hier ging es um die katholische Kirche, darum habe ich mich dazu geäußert.

agentp schrieb:
Mag sein, dass die meisten Katholiken wenig Ahnung von ihrem Glauben haben, aber im Schnitt haben sie vermutlich durchaus mehr Ahnung davon, als Nichtkatholiken oder gar erklärte Nichtchristen.

Zweierlei: Erstens habe ich nicht behauptet, dass ich oder generell Nicht-Christen oder Nicht-Katholiken im Allgemeinen mehr Ahnung in Bezug auf die Lehren der katholischen Kirche hätten als Katholiken. Ich habe lediglich behauptet, dass einem das Mitmachen der Rituale alleine wenig über die Dogmen der katholischen Kirche, geschweige denn zu ihrer Meinung in Bezug auf so schöne Dinge wie Exorzismen, Homosexualität und was weiß ich nicht noch allem, verrät. Habe ich auch hier im Forum schon wiederholt erlebt. Da heißt es dann von Katholiken: "Aber du hast doch gar keine Ahnung, ich gehe seit Jahren in die Kirche, davon habe ich noch nie etwas gehört." Da kann man sich doch nur denken: "Na und? Trotzdem ist es die offizielle Lehrmeinung, ob man sie dir nun auf's Brot geschmiert hat oder nicht." Daher bin ich der Meinung, dass auch praktizierende Katholiken oftmals wenig Ahnung davon haben, was für Positionen da vom Vatikan vertreten werden. Das muss man ja nicht einmal problematisch finden.

Zweitens glaube ich, dass das Wissen bezüglich ihres Glaubens bei den meisten praktizierenden Katholiken sich in erster Linie auf positiv erlebte Glaubensaspekte bezieht. Kein Pfarrer redet gerne über die Höllenqualen, die laut katholischer Lehre auf Nicht-Gläubige, Andersgläubige, Freimaurer, Schwule usw. usf. warten. Kein Pfarrer doziert freiwillig von der Kanzel aus über die wunderbaren Möglichkeiten des Exorzismus. Aber das tun die doch nicht etwa deshalb, weil sie an den Schmonzes nicht glauben würden, sondern weil sich das nicht vermarkten lässt. Daher könnte ich mir denken, dass Nicht-Katholiken was solche problematischen Themen anbetrifft oftmals durchaus mehr kritisches Wissen gesammelt haben könnten, als praktizierende Katholiken. Ich finde das nur logisch.

agentp schrieb:
Aber da ja schließlich die Kirchenleute in allen möglichen Gremien sitzen, die die öffentliche Meinung über den Umweg von Parteien, Landesmedienanstalten und anderen Initiativen beeinflussen, kann die rein gar nix schocken. Pedophile Priester, Tote bei Exorzismen... Alles halb so wild. Hat schließlich Tradition hier, im Gegensatz zu diesen ganzen vermalledeiten Sekten...

Im Gegenteil: Gottlob stehen die großen Kirchen unter ständiger Beobachtung und da sie eingebunden sind in die Gesellschaft unterliegen sie zumindest einer gewissen Kontrolle.

Wer beobachtet die großen Kirchen? :gruebel: Die Presse? Aliens? Wir? Wen meinst du? Und das mehr als Sekten, die vom VS observiert und unterlaufen werden, keinen Rückhalt in der Bevölkerung haben und bei den Großkupferten (oder wie auch immer das auf Bayerisch heißt :wink:) beliebt sind? Sekten, die von Kommisionen überwacht werden, die wiederum von Kirchenleuten geleitet werden, die ihrerseits von Politikern ernannt wurden, die mit ihrer Nähe zu Christentum auf Wählerfang gegangen sind? Ich wage es, das zu bezweifeln.

agentp schrieb:
Aus diesem Grund kommen die Mißstände auch regelmäßig ans Tageslicht.

Gegenthese: Bei der katholischen Kirche wird mehr unter den Teppich gekehrt, als bei den meisten anderen Sekten zusammengenommen überhaupt an Dreck anfällt.

agentp schrieb:
Gottlob gibt es so etwas wie die evangelischen Landeskirchen, die Erzbistümer und auch den Vatikan als zentrale Stellen: Man weiß wenigstens recht genau, was den dummen Schafen eingetrichtert wird, man weiß woran man hier ist und wenn was schief läuft, dann kommt es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch raus.

Okay, auch da haben wir unterschiedliche Ansichten. Dass der Vatikan dabei helfen würde, irgendetwas, das negativ wirken könnte, ehrlich aufzuklären, glaube ich nicht einmal im Traum. Einzelne Priester, Bischöfe etc. - sicher. Aber das System Vatikan halte ich für einen korrupten Haufen machtgeiler Leute, von denen ich einen Großteil für gestört und/oder pervers halte. Klingt jetzt brutal, ist aber wirklich meine ehrliche Meinung. Mir jagt der Ratzinger genau so Gänsehaut über den Rücken wie Osho oder Charles Manson. Alles Dangerous-Memes-Schleudern. Diese "Wir sind Papst!"-Hysterie fand ich ebenfalls abartig.

agentp schrieb:
Mir ist auch ehrlich gesagt nicht recht klar wann und wo jemand jemals Tote bei Exorzismen oder pädophile Priester in irgendeiner Form entschuldigt hätte, mit dem Hinweis auf irgendeine Tradition.

So war der Satz nicht zu verstehen. Die katholische Kirche hat eine 2000 Jahre lange Tradition. Und der Großteil von uns Europäern ist entweder mit deren oder einer recht ähnlichen Folklore aufgewachsen. Auch wenn es imho Blödsinn ist, glauben wirklich viele, wahrscheinlich sogar die meisten Menschen in Europa, dass ohne die Kirchen ein allgemeiner Werteverfall einsetzen würde, der letztendlich zum Untergang des Abendlandes führen würde. Was sind da schon ein paar missbrauchte kleine Jungs oder beim Exorzismus gestorbene Leute?
 

agentP

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Ich habe lediglich behauptet, dass einem das Mitmachen der Rituale alleine wenig über die Dogmen der katholischen Kirche, geschweige denn zu ihrer Meinung in Bezug auf so schöne Dinge wie Exorzismen, Homosexualität und was weiß ich nicht noch allem, verrät.
Ich denke so ein Exorzismus würde sich in einer Gemeinde recht flott herumsprechen, auch tatsächlich bei denen, die tatsächlich nur die Rituale mitmachen. Und auch wenn der Pfarrer anfangen würde von leibhaftigen Dämonen oder Teufeln zu schwafeln, würde das zumindest im verhältnismässig aufgeklärten Deutschland dürfte das doch ein wenig Aufsehen erregen.
Wie viele Große Exorzismen wurden denn in den letzten Jahren in Deutschland eigentlich durchgeführt?

Zweitens glaube ich, dass das Wissen bezüglich ihres Glaubens bei den meisten praktizierenden Katholiken sich in erster Linie auf positiv erlebte Glaubensaspekte bezieht.
Und nicht-Katholiken bzw. Atheisten, und dazu zähle ich mich, picken sich meiner Erfahrung nach, gerne nur die negativen Aspekte heraus, auch das nicht gerade hilfreich wenn man neutral kritisch sein möchte.

Daher könnte ich mir denken, dass Nicht-Katholiken was solche problematischen Themen anbetrifft oftmals durchaus mehr kritisches Wissen gesammelt haben könnten, als praktizierende Katholiken
Nur dass Katholiken Menschen sind wie du und ich, vermutlich im Schnitt nicht weniger oder mehr kritisch, denen die gleichen Quellen zur Verfügungung stehen wie dir und mir. Nichts spricht dagegen, dass sie das gleiche Wissen sammeln wie meinetwegen du plus das Wissen, das sie erlangen, weil sie Teil der Gemeinschaft sind. Wie oft hast du dich denn z.B. schon im RL mit einem katholischen Kleriker über diese Themen unterhalten bzw. mit wievielen verschiedenen?

Gegenthese: Bei der katholischen Kirche wird mehr unter den Teppich gekehrt, als bei anderen Sekten zusammengenommen überhaupt an Dreck anfällt.
Die katholische Kirche hat mehr Mitglieder und sie ist, wie schon bemerkt in den meisten westlichen Ländern in mehr oder weniger säkuläre Gesellschaften eingebunden und auch verzahnt mit ihnen und sie schottet sich auch nicht ab, wie manche Sekten. Das macht es nicht gerade einfacher, Dinge unter den Teppich zu kehren. Und was ein paar alte Spinner im Rom auf dem Papier so von sich geben, was aber aus Marketinggründen dann ohnehin nicht beim Fußvolk ankommt, das interessiert mich eigentlich nicht wirklich, weil es imho keine grössere Wirkung hat.
 

Aphorismus

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agentP schrieb:
Ich habe lediglich behauptet, dass einem das Mitmachen der Rituale alleine wenig über die Dogmen der katholischen Kirche, geschweige denn zu ihrer Meinung in Bezug auf so schöne Dinge wie Exorzismen, Homosexualität und was weiß ich nicht noch allem, verrät.
Ich denke so ein Exorzismus würde sich in einer Gemeinde recht flott herumsprechen, auch tatsächlich bei denen, die tatsächlich nur die Rituale mitmachen. Und auch wenn der Pfarrer anfangen würde von leibhaftigen Dämonen oder Teufeln zu schwafeln, würde das zumindest im verhältnismässig aufgeklärten Deutschland dürfte das doch ein wenig Aufsehen erregen.

Genau das sage ich doch. Über die Dinge, die sich schlecht vermarkten lassen, wird schlichtweg nicht gesprochen. Um Priester werden zu können, muss man sich auch zu dem Glauben an die leibhaftige Existenz des Teufels und von Dämonen bekennen. Und man muss glauben, dass alle, die etwas anderes glauben, in die Hölle kommen. Warum da nicht drüber geredet wird, auch wenn es zu dem gehört, wozu sich ein jeder Priester bekennen muss, ist doch eindeutig: Man will die Kundschaft nicht vergraulen.

agentp schrieb:
Wie viele Große Exorzismen wurden denn in den letzten Jahren in Deutschland eigentlich durchgeführt?

kA.

agentp schrieb:
Und nicht-Katholiken bzw. Atheisten, und dazu zähle ich mich, picken sich meiner Erfahrung nach, gerne nur die negativen Aspekte heraus, auch das nicht gerade hilfreich wenn man neutral kritisch sein möchte.

Naja, von den positiven Aspekten habe ich als Nicht-Katholik nichts.

agentp schrieb:
Nichts spricht dagegen, dass sie das gleiche Wissen sammeln wie meinetwegen du plus das Wissen, das sie erlangen, weil sie Teil der Gemeinschaft sind.

Sehe ich anders. Wer Teil einer Gemeinschaft ist, denkt oftmals automatisch dadurch bereits bescheid zu wissen und fragt gar nicht erst weiter nach. Leute wie du sind die Ausnahme unter denen, die bleiben.

agentp schrieb:
Wie oft hast du dich denn z.B. schon im RL mit einem katholischen Kleriker über diese Themen unterhalten bzw. mit wievielen verschiedenen?

Vier Jahre lang dreimal die Woche. Grundschule in Portugal.

agentp schrieb:
Und was ein paar alte Spinner im Rom auf dem Papier so von sich geben, was aber aus Marketinggründen dann ohnehin nicht beim Fußvolk ankommt, das interessiert mich eigentlich nicht wirklich, weil es imho keine grössere Wirkung hat.

Das sehe ich auch anders. Das, was beim Fußvolk ankommt, macht keinen Sinn, außer man setzt es in einen größeren Kontext, und genau in dem spielen die älteren Apinner in Rom eine entscheidende Rolle.

Übrigens könnte man aus diesem Satz ableiten, dass jahrhundertelang die Kirche ein absoluter Dreckshaufen war. Denn im Mittelalter und davor war das, was die alten Säcke in Rom erzählt haben, oft sinnvoller und weniger grausam als das, was die Pfaffen gepredigt haben. Da gab es aber noch keine Konkurrenz, weil die im jeweiligen Einflussbereich mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden war, und man hatte keine Angst irgendwen mit der Hölle oder der Leibhaftigkeit von Dämonen zu vergraulen - im Gegenteil.
 

agentP

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Vier Jahre lang dreimal die Woche. Grundschule in Portugal.
Du hast dich in der Grundschule 3 mal die Woche über Exorzismen und die Haltung der Kirche zur Homosexualität unterhalten? Ich hätte nicht erwartet, dass portugiesische Grundschulreligionslehrer solche Themen anpacken.

Wer Teil einer Gemeinschaft ist, denkt oftmals automatisch dadurch bereits bescheid zu wissen und fragt gar nicht erst weiter nach. Leute wie du sind die Ausnahme unter denen, die bleiben.
Woher willst du das wissen? Kennst du genug "gebliebene" Katholiken um das beurteilen zu können, was die Ausnahme ist und was die Regel? Oder handelt es sich eher um ein Vorurteil, das einer allgemeinen Skepsis gegenüber den Gedankenwelten religiöser Menschen entspringt? Quasi, wer religiös ist, ist auch sonst ein "Schaf"?
Ich würde da gerne mal die Probe aufs Exempel machen und mal ein paar praktizierende Katholiken nach Trinität und Marienkult fragen und ein paar nicht-Katholiken. Ich bezweifle allerdings eher, dass letztere da tatsächlich mehr Know-How haben.


Um Priester werden zu können, muss man sich auch zu dem Glauben an die leibhaftige Existenz des Teufels und von Dämonen bekennen.
Man muss sich womöglich dazu bekennen, ebenso wie man sich zum Zölibat bekennen muss oder zum alleinigen Führungsanspruch der römischen Kirche über die Christenheit. Fakt ist aber, dass es da draußen eine Menge Priester und sogar Bischöfe gibt, die gegen das Zölibat sind (unser Pfarrer hat regelmäßig von der Kanzel dagegen gepredigt und wurde trotzdem zum Geistlichen Rat befördert), es gibt welche, die sich trotzdem für die Ökumene einsetzen (Papst Benedikt hat dem Gründer von Taize bei der Beerdigung von Johannes Paul dem II. die Kommunion gespendet, obwohl laut katholischer Lehre diese nicht an nicht-Katholiken gespendet werden darf) und es gibt Pfarrer, die in ihren Gemeinden den Laien ein grosses Mitspracherecht einräumen. Darüber hinaus besteht die katholische Kirche nicht nur aus dem Klerus, sondern Kirche schließt durchaus genauso die Gläubigen mit ein. Was ich damit sagen will ist, natürlich ist ein Gemeinschaft oder Organisation von solcher Größe alles andere als eine heterogene Masse und zumindest das ist eine Erkenntnis, die meiner Erfahrungen nach gerade Außenstehenden oft fehlt.

Übrigens könnte man aus diesem Satz ableiten, dass jahrhundertelang die Kirche ein absoluter Dreckshaufen war.
Um dieser Meinung zu sein, brauche ich diesen Satz eigentlich nicht, eben sowenig brauche ich Spinner, die von Dämonen faseln um zu sehen, dass noch eine Menge Reformbedarf besteht in der katholischen Kirche.
 

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