Die Ärmsten werden ausgerottet.

Winston_Smith

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Es ist eben einfacher sich dem Strom der Globalisierung anzupassen und auf altbewährtes zu setzen.

In Bezug auf Konservativ ist der Satz aber unpassend. "Konservative" wollen bewahren, also eben auf altbewährtes setzen. Anpassen und altbewährtes passt nicht zusammen.

Oder anders: Die Veränderungen durch die Globalisierung wären für einen echten Konservativen ein Horror.

ws

P.S. Mist, 3 mal editiert um endlich ein bißchen Sinn in mein Posting zu bringen. (Schei* Weihnachtsmarkt-Kater...)
 

Booth

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ammun schrieb:
"ach was, auf die ärmsten können wir verzichten, und auf nachwuchs von normalen ebenso, da wir eh via greenkard bessere und billigere arbeitnehmer bekommen! wir brauchen euch nicht mehr!"
Wenn man eine Gesellschaft als "ein Ganzes" wahrnimmt, ist das der Ansatz teilweise gar nichtmal so verkehrt. Wir einzelnen Menschen sehen unseren Körper zum Beispiel auch als "ein Ganzes" - wer weiss, wie sich die ganze Fettmasse fühlt, wenn sich einer plötzlich gesünder und maßvoller ernährt und beginnt Sport zu treiben?!

Das ist natürlich ein ziemlich böser Vergleich und im Gegensatz zu Fettmolekülen sind in einer Gesellschaft grundsätzlich denkende und fühlende Menschen. Und diejenigen, die da sind, sind da.

Ich glaube nicht, daß die Hartz4-Leute "verhungern", allerdings haben sie es schwer - das ist korrekt. Prinzipiell finde ich den Gedanken, die Verhungernden, Armen und vor allem Ungebildeten "auszurotten" völlig richtig. Nur will ich sie nicht krepieren lassen, sondern sie zu gesättigten, auskommenden, gebildeten Leuten "ändern". Und die Politiker wollen das eigentlich auch, wenn man mal in Ruhe und Gelassenheit mit ihnen redet (und nicht in einem 1,3-Minuten-Interview in der Tagesschau).

Bis vor einigen Jahrzehnten sind die meisten Politiker und Sozialwissenschaftler auch davon ausgegangen, daß nahezu jedes Individuum versuchen wird, sich selber und insbesondere seine Kinder gesellschaftlich wie finanziell zu "verbessern". Offenbar scheint dies jedoch keine Selbstverständlichkeit zu sein.

Von daher finde ich, daß Dein Posting leider nur ein Symptom eines Symtoms beschreibt. Es gibt viele Leute, die sich selber und ihre Kinder "ausgeschlossen" oder "an den Rand gedrückt" fühlen und nicht besonders viel für sich, die eigene Bildung, Gesundheit, etc tun. Die Politiker überlegen sich, wie man denen ein wenig Beine machen kann, und machen die ganzen Sozialgelder unangenehmer in vielfacher Hinsicht.

Aus meiner Sicht ist dieser Weg nur ein sehr kleiner Teil. Den Leuten zu versuchen "Beine zu machen", genügt einfach nicht. Da steckt teilweise eine ziemliche Trägheit in den Köpfen von Menschen, die über viele Jahre (Jahrzehnte) insbesondere vom(mit Fernseh-Medium antrainert wurde. Auch der Zerfall der Familien trägt dazu bei, da in früheren Zeiten einfach mehr Druck innerhalb einer Familie ausgeübt werden konnte... heute lässt man sich kaum noch was in der Familie sagen, bzw... es gibt immer weniger Familien, wo dieser Druck funktioniert.

Es mag noch diverse andere Gründe geben... aber Fakt ist offenbar, daß wir einen erheblichen Teil des "Prekäriats" nur sehr schwer aktivieren können. Problematisch ist sicher auch, daß insbesondere im Fernsehen in den langweiligsten Daily-Soaps heutzutage eine solch dekadente Glitzerwelt als Normalität verkauft wird, die sich ein kleiner Angestellter mit Frau und zwei Kindern unmöglich leisten kann. Woher soll so jemand eine Motivation nehmen, wenn er eh schon am Boden liegt, sich aufzurappeln, wenn die Ziele, die ihm durch die Medien verkauft werden, trotzdem nicht erreichbar erscheinen?!

Ich persönlich glaube, daß in der Konsum-Welt mit sozialen Leistungen, wie sie in den letzten ca. 100 Jahren entstanden ist, dieses Problem automatisch entstehten musste. Aus meiner Sicht gibt es auch noch nicht ansatzweise Ideen, wie man diese Schicht langfristig, evtl sogar über Generationen, beseitigen kann, indem man einfach alle Menschen dahin erzieht, zu sehen, daß dieser Status nicht zur individuellen Zufriedenheit führt, und man selber (mit Hilfe von Aussen) durchaus was dran ändern kann. Wenn ich mir anschaue, wie die Industrieländer damit umgehen, sehe ich insbesondere materielle Kriterien - maximal Versuche, sie irgendwie in Jobs zu "drücken".

Aber eine grundsätzliche gesellschaftlich Diskussion oder gar Idee, wie man mit diesem dekadenten, konsumorientierten "Gammel"verhalten umgehen kann, sehe ich kaum. Und dieses Verhalten betrifft nicht nur "Arme" - als ideales Anschauungsbild kann ich nur den Film "About a Boy" empfehlen... da zeigt Hugh Grant perfekt den reichen, dekadenten, aber letztlich nicht zufriedenen Gammeltypen. Stylisch sieht er zwar perfekt aus, aber sozial ist er ein absoluter Krüppel.

Oder um es nochmal anders zu formulieren: In früheren Zeiten wurde man durch diverse Umstände zu einem gewissen sozialen Verhalten gezwungen. Dies beinhaltete leider auch Dinge, die aus heutiger Sicht unfrei oder gar wider die Menschlichkeit sind (von Eltern geplante Hochzeiten, regelmäßige Schläge für Kinder, etc). Heutzutage hilft uns der TV und andere Dinge, das soziale Verhalten maximal passiv (über Konsum von Fernsehserien) zu erleben. Und wenn Du keine Ziele und Motivation mehr in Deinem Leben hast... das Leben eigentlich nur noch "ausschalten" willst, indem Du den Fernseher (oder was anderes) einschaltest... dann wirst Du auch im Supermarkt beim einkaufen ziemlich träge sein - ne Tüte Chips ist irgendwie "einfacher" als ne Orange. Nix zu schälen, kein schlabbriger Müll, keine Hände waschen... Tüte aufreissen, reinstopfen, fertig. Kenn ich nur zu gut... habe ich jahrelang selber gemacht.

Wir Menschen unterschätzen eigentlich unsere Fähigkeit zur Trägheit. Diese Trägheit überwindet man eigentlich nur, wenn man einen gewissen Druck (von Aussen) spürt oder Selbstdisziplin hat (die anerzogen werden muss) oder über eine ausreichende "Unruhe" verfügt (die aber auch negativ ausgelebt werden kann - siehe Hooligans) oder... tja... oder eine Motivation bzw bestimmte Lebens-Ziele besitzt. Der Druck von Aussen hat in den vergangenen 50-100 Jahren stark abgenommen, die Selbstdisziplin wird immer weniger anerzogen, die Unruhe wird mit Ritalin wegmedikamentiert und... Lebens-Ziele bestehen in der nächsten Soap-Folge, dem nächsten WorldOfWarcraft-Item und der nächsten Chips-Tüte.

Willkommen in der modernen Medienwelt.

Ich habe ja die Hoffnung, daß die Menschen in den nächsten 50-100 Jahren lernen, sinnvoller mit den Medien umzugehen, als sich dort einfach nur "abschalten" zu lassen. Aber wer weiss... ganz nüchtern betrachtet, kann das in einer Welt von 7-9 Mrd Individuen auch evtl der einzige Weg zur halbwegs friedfertigen Welt sein. 7-9 Mrd Arbeiter und Dienstleister werden vermutlich nicht benötigt. Wohin mit denen, die über sind?! Vielleicht wäre eine virtuelle Zusatzwelt, wo man über andere Wege eine Anerkennung finden kann, gar nicht so verkehrt?! Denn aus meiner Erfahrung in einem solchen Online-Rollenspiel kann ich durchaus sagen, daß diese Systeme dazu geeignet sind, das ein Spieler das reale Leben komplett "ausschalten" kann, und Anerkennung kann man dort auch finden. Vielleicht wird in 50 oder 100 Jahren die Matrix gar nicht von Maschinen gebaut, sondern von Menschen... um die Menschen nicht in Kriegen verheizen zu müssen, die "über" sind.

Eigentlich kein wirklich schöner Gedanke... aber was für andere Vorschläge gibt es, in einer Welt mit offenbar begrenzten Arbeitsplätzen, diejenigen zu beschäftigen, die in der Arbeitswelt nicht mitspielen können/dürfen?!

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Booth schrieb:
Das ist natürlich ein ziemlich böser Vergleich und im Gegensatz zu Fettmolekülen sind in einer Gesellschaft grundsätzlich denkende und fühlende Menschen. Und diejenigen, die da sind, sind da.

Absolut richtig. Diesen elitistisch-kollektivistischen Standpunkt mit der Gesellschaft als Körper, in dem einige nur eine Belastung darstellen und einige andere das Denken und Planen übernehmen müssen, kann nicht genug verurteilt wedren.

Ich glaube nicht, daß die Hartz4-Leute "verhungern", allerdings haben sie es schwer - das ist korrekt. Prinzipiell finde ich den Gedanken, die Verhungernden, Armen und vor allem Ungebildeten "auszurotten" völlig richtig. Nur will ich sie nicht krepieren lassen, sondern sie zu gesättigten, auskommenden, gebildeten Leuten "ändern".

Korrekt. Nur der Glaube, die Menschen ändern zu können, wäre Hybris. Die Politik versucht das doch ohnehin seit langem, mit wenig Erfolg und großem Kollateralschaden. Zum Besseren ändern kann jeder nur einzelne, ganz bestimmte Menschen, und wenn einer das schafft, hat er meine volle Bewunderung.

Bis vor einigen Jahrzehnten sind die meisten Politiker und Sozialwissenschaftler auch davon ausgegangen, daß nahezu jedes Individuum versuchen wird, sich selber und insbesondere seine Kinder gesellschaftlich wie finanziell zu "verbessern". Offenbar scheint dies jedoch keine Selbstverständlichkeit zu sein.

Das ist ein Axiom, das viele empirisch bestätigt sehen. Aber diese Verbesserung ist subjektiv, und außerdem haben die Menschen eine unterschiedliche Zeitpräferenz - diesen Terminus finde ich ziemlich nützlich. Der eine lernt und schafft und spart, um es später mal umso besser zu haben und der andere will Triebbefriedigung jetzt.

Den Leuten zu versuchen "Beine zu machen", genügt einfach nicht. Da steckt teilweise eine ziemliche Trägheit in den Köpfen von Menschen, die über viele Jahre (Jahrzehnte) insbesondere vom(mit Fernseh-Medium antrainert wurde. Auch der Zerfall der Familien trägt dazu bei, da in früheren Zeiten einfach mehr Druck innerhalb einer Familie ausgeübt werden konnte... heute lässt man sich kaum noch was in der Familie sagen, bzw... es gibt immer weniger Familien, wo dieser Druck funktioniert.

Die staatliche Vollkaskoversorgung setzt natürlich auch nicht unbedingt nur die richtigen Anreize, und hat auch ihr Teil zur Zerstörung der Familie beigetragen. Ich erinnere nur an den besonders drastischen Fall, daß es sich zu Anfang der Einführung von Hartz IV für junge Leute finanziell lohnte, von Hause wegzuziehen.

Ich persönlich glaube, daß in der Konsum-Welt mit sozialen Leistungen, wie sie in den letzten ca. 100 Jahren entstanden ist, dieses Problem automatisch entstehten musste.

Das sehe ich auch so.

- ne Tüte Chips ist irgendwie "einfacher" als ne Orange. Nix zu schälen, kein schlabbriger Müll, keine Hände waschen... Tüte aufreissen, reinstopfen, fertig. Kenn ich nur zu gut... habe ich jahrelang selber gemacht.

Deshalb setze ich auf Äpfel und lasse grundsätzlich nur den Stiel übrig...

Wir Menschen unterschätzen eigentlich unsere Fähigkeit zur Trägheit. [...] Lebens-Ziele bestehen in der nächsten Soap-Folge, dem nächsten WorldOfWarcraft-Item und der nächsten Chips-Tüte.

Leider nur zu wahr.

Ich habe ja die Hoffnung, daß die Menschen in den nächsten 50-100 Jahren lernen, sinnvoller mit den Medien umzugehen, [...] Wohin mit denen, die über sind?! Vielleicht wäre eine virtuelle Zusatzwelt, wo man über andere Wege eine Anerkennung finden kann, gar nicht so verkehrt?! Denn aus meiner Erfahrung in einem solchen Online-Rollenspiel kann ich durchaus sagen, daß diese Systeme dazu geeignet sind, das ein Spieler das reale Leben komplett "ausschalten" kann, und Anerkennung kann man dort auch finden. [...] um die Menschen nicht in Kriegen verheizen zu müssen, die "über" sind.

Ich habe immer ähnlich argumentiert, was die Karnevals- und Schützenvereine angeht. Da toben sich sicher viele Leute aus, die beträchtlichen Schaden anrichten könnten, wenn sie ihr Ego als Politiker aufpolieren wollte.

Kilopreise: Möhren 95 Cent, Zwiebeln zwei Euro, Wirsing 95 Cent, Spitzkohl 95 Cent, Äpfel € 1,95. Stückpreise: Blumenkohl € 1,95, Porree 60 Cent, Apfelsinen 25 Cent. Alles beim Gemüsehändler, ungespritzt. Bei Aldi billiger.
 

BaronSamedi

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Winston_Smith schrieb:
Es ist eben einfacher sich dem Strom der Globalisierung anzupassen und auf altbewährtes zu setzen.

In Bezug auf Konservativ ist der Satz aber unpassend. "Konservative" wollen bewahren, also eben auf altbewährtes setzen. Anpassen und altbewährtes passt nicht zusammen.

Oder anders: Die Veränderungen durch die Globalisierung wären für einen echten Konservativen ein Horror.
ich glaube nicht, dass es einen "echten konservativen" gibt. konservativ, ist ja nur ein verallgemeinerndes wort, was man vereinfachend benutzt um leute mehr oder weniger zu beschreiben.
und man kann doch das wollen, was einem am einfachsten erscheint.
die frage, die du vielleicht aufwerfen wolltest, ist ob das nun dummheit ist oder ideologie? (falls man das überhaupt auseinanderhalten kann)
 

Shishachilla

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Aphorismus schrieb:
Natürlich können sich theoretisch auch einkommensschwache Familien gesund und günstig ernähren. Aber es ist sehr viel schwieriger, dies mit Harz-IV-Geld zu tun, als wenn man ein anständiges Gehalt nach Hause bringt.
Da möchte ich nur mal kurz einwerfen, dass das ja bedeutet, dass "reichere" (sagen wir einfach Menschen mit geregeltem Einkommen?) Menschen ihr Geld bei der Ernährung zum Fenster rauswerfen, bzw. viel zu viel dafür ausgeben? Wenn wirklich jeder in Deutschland sich gleich gesund ernähren könnte, dann würde ich sagen werfen sehr viele Menschen ihr Geld weg! (*Anmerk:ErkenntnisdesTages*!)
 

Aphorismus

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Ist doch auch so. Und nicht nur beim Essen. Wer sich Turnschuhe, Monitore und was weiß ich noch alles kauft, weil er sowieso gerade bei Karstadt ist, der wird die billigeren Angebote im Netz oder bei der Konkurrenz nicht sehen. Ich gehe gleich beim Edeka einkaufen, weil ich ein frisches Filetsteak haben will und es das bei Lidl oder Aldi nicht, bzw. nicht in gleicher Qualität, gibt. Weil ich keinen Bock habe, zweimal in der Schlange zu stehen, werde ich auch den gesamten restlichen Einkauf dort erledigen. Das bedeutet letztendlich, dass ich für Obst, Gemüse und den ganzen Rest locker ein Drittel mehr bezahlen werde, als wenn ich den Umweg zu Aldi und Lidl auf mich nehmen und mir dort jeweils das günstigste raussuchen würde. Ist mir aber egal, weil das maximal fünf bis sieben Euro Unterschied machen wird, da ich nur für mich und eine Freundin einkaufe. Bei einer Großfamilie sähe die Rechnung dann natürlich schon ganz anders aus. Not macht erfinderisch, Überfluss macht träge. So neu ist diese Erkenntnis aber, glaube ich, gar nicht. :wink:
 

Shishachilla

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LOL

Stimm ich dir voll und ganz zu.
Meine Erkenntnis des Tages ist: Manche Menschen schmeißen ihr Geld zum Fenster raus!
Na wer hätts gedacht? :roll:
 

Booth

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Ein_Liberaler schrieb:
Korrekt. Nur der Glaube, die Menschen ändern zu können, wäre Hybris. Die Politik versucht das doch ohnehin seit langem, mit wenig Erfolg und großem Kollateralschaden.
Ich habe das etwas anders gemeint. Ich selber habe das "ändern" extra in Anführungszeichen gesetzt, aber ich will es dann mal konkretisieren.

Es geht mir nicht so sehr darum, die jetzigen Menschen quasi in 5 Schritten innerhalb von 38 Monaten zu einem "besseren" Menschen "umzuerziehen" (der neue "Bild"-Kurs in 9 Wochen ^^), womit nämlich üblicherweise "besser funktionierender" Mensch gemeint wäre.

Mir geht es darum, daß Menschen über einen langen Zeitraum (Generationen) andere Dinge in ihr Zentrum des Denkens und Handelns stellen. Solche "Epochenwandel" gab es immer wieder in den jeweiligen Regionen der Geschichte. Ich glaube sogar, daß man diese Epochenwandel versuchen kann anzustoßen. Die "Aufklärung" ist für mich ein zentrales Beispiel, daß man versuchen kann, bestimmte gesellschaftliche Übereinkünfte ins zentrale Bewusstsein der Menschen als Wert zu verankern.
Zum Besseren ändern kann jeder nur einzelne, ganz bestimmte Menschen, und wenn einer das schafft, hat er meine volle Bewunderung.
Wie gesagt... ich rede mehr von einem gesellschaftlichen Wandel, der sich über längere Zeit oder gar Generationen hinzieht. Die "einfachen" und ungebildeten Menschen der Zeit der französischen Revolution haben auch noch nicht sonderlich viel mit Menschenrechten anfangen können. Gut - heute immer noch ne Menge Leute nicht... aber... ich persönlich glaube eine Veränderung des Denkens und Handelns der Gesellschaft in den vergangenen Jahrhunderten wahrnehmen zu können.

Und gerade dieser Gedanke an einen Wandel oder gar eine gewisse Form der Entwicklung der Gesellschaft (also "der Menschen") über viele Jahre ist für mich ganz wichtig. Wenn ich den Gedanken nicht in mir hätte, dann hielte ich die Menschheit (und damit uns alle) eigentlich für einen Treppenwitz der Natur.
Der eine lernt und schafft und spart, um es später mal umso besser zu haben und der andere will Triebbefriedigung jetzt.
Jeder will MAL eine gewisse Triebbefriedigung jetzt... spätestens, wenn die Blase zu platzen droht ;)

Mir geht es letztlich darum, daß Menschen lernen, ein gewisses "Maß" zu finden, auch durch Grenzen die durch unsere Mitmenschen entstehen (Stichwort eingeschränkte Freiheit ;) ). Nur zu sparen, auf Teufel komm raus, macht niemanden zufrieden... all seine Triebe quasi "brutal" und komplett im Hier und Jetzt rauszulassen, auch nicht.
Die staatliche Vollkaskoversorgung setzt natürlich auch nicht unbedingt nur die richtigen Anreize, und hat auch ihr Teil zur Zerstörung der Familie beigetragen.
Beigetragen ganz sicher. Allerdings konnte die Familie viele Jahrtausende auch in gewisser Weise eine Zwangsinstitution werden (und war/ist es oft auch) in der viel Unfreiheit herrschte. Ich stelle mir schon lange die Frage, wie sinnvollerweise eine Familie funktionieren könnte. Wenn der Staat Familien quasi dazu treibt, die Kinder rauszuschmeissen, ist das sicher schlimm... aber wenn der tyrannische Vater die Kinder rausschmeisst, ist das nicht minder schlimm.

Nur... das treibt uns wieder weg von dem ja hier eigentlich angesprochenen Thema Präkariat. Sicher ist die Frage extrem schwer, wie wir mit diesen Menschen "kurzfristig" (also die nächsten 20 Jahre) umgehen wollen. Aber ich bemerke auch ständig ein ziemlich irrationales Verhalten. Die einen tun so, als müsste man den Leuten nur ordentlich Kohle in den Hintern blasen, und dann wird alles gut... das sehe ich anders. Die anderen denken, man müsste die Leute nur ordentlich in den Arsch treten, und dann wird halt alles gut... und auch das sehe ich anders.

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Ich stimme Dir vollkommen zu. Ich denke doch auch nicht binär. Maßhalten ist nicht von ungefähr eine der vier Kardinaltugenden. Und ich unterstelle Dir auch nicht, daß Du irgendjemand in Umerziehungslager stecken willst - daher der Konjunktiv "wäre".
 

ammun

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Aktuell vom 20.12.

Wenn es gegen die Ärmsten geht, ist dem Staat seine eigene Berechtigung egal?
Das Verfassungsgerichtes hat die 350 Hartz-IV-Jobcenter für unzulässig erklärt.Unter dem gleichen Chef in einem Team zusammen zu arbeiten verstoße gegen den Grundsatz der kommunalen Selbstverwaltung. Obwohl diese Mischverwaltungen kostengünstig sind, und dies ja auch der Grund hierfür war, diese Reform durchzubringen, werden nun wieder total unnötige neue gute bezahlte Chefsesseljobs geschaffen, wo Etablierte ihre Schäfchen utner bringen können.
Die dazukommenden kosten bekommend ann die Hilfsbedürftigen weniger, aber um die ging es bekanntlich nie."
Quelle http://hbgs.de/index.html#a23 (Nachweis muss angegeben werden)
egal wie:
bei jeder reform wird letztlich das establishment gefördert, und den ärmsten geht es an den kragen.
hätte man mit den eingesparten milliarden (die angeblich doch nicht eingespart wurden) mehr für die armen getan, wäre was aus hartz IV vielleicht geworden.
so aber ist es armut per gesetz (wobei es für die ärmsten schon etwas besser wurde, weil man nun nicht mehr zu x ämtern rennen muss).
 

Magna

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Eine sinnvolle, erfüllende Beschäftigung für "überflüssige" Menschen:

- Ehrenämter aufwerten: Geht mal zu so'nem Ehrenamtsladen, wo es diese Jobs gibt. Ehrenamtsstellen gibts dutzendweise, weil unser Sozialsystem ohne gar nicht funktioniert. Da gibt es Schulungen für Hotlines für HIV-Infizierte, Basteln mit Kindern, Spaziergänge mit Behinderten...

- Mehr Pfleger in Heimen: In Alten- und Behindertenheimen sind fast überall zu wenig Kräfte. Da Geld investieren heißt, Arbeitsplätze mit Zukunft schaffen und zwar für Menschen mit niedrigem Bildungsstand. Gleichzeitig ermöglicht man alten Menschen und Behinderten ein etwas lebenswerteres Leben mit mehr als nur Fernsehen und Futtern.

- Betreuung an Schulen: Speziell an Haupt- und Realschulen sind Lehrer oft überlastet. Also: Mehr Pädagogen, die sich mit den Problemen der Kinder intensiv auseinandersetzen und für eine bessere Integration sorgen und den Kindern von Anfang an größere Sozialkompetenz vermitteln.

- Kindergärten & Krippenplätze: Mehr davon, bessere Betreuung unf Förderung.

Solche und ähnliche Aufgaben im sozialen Bereich könnten von geschultem Personal übernommen werden. Und füttern müssen wir die Leute ohnehin, also warum sollten die nicht was nützliches tun. Wenn wir diese Positionen aufwerten, würden sich automatisch mehr freiwillige Helfer finden, die dann auch ein Umfeld ausserhalb des Fernsehers aufbauen könnten.
Matrix? Brauchen wir nicht.

Liebe Grüße,
Magna
 

Winston_Smith

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Klingt für mich nach: "Wer Geld vom Staat bekommt, soll gerne auch etwas dafür leisten."

Würde ich sofort unterschrieben.

ws
 

Komplize

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Winston_Smith schrieb:
Klingt für mich nach: "Wer Geld vom Staat bekommt, soll gerne auch etwas dafür leisten."
Durch diese hohen Verlustzuweisungen entstehen in den ersten Jahren nur sehr geringe Steuerschulden bzw. eine negative Steuerschuld.

Allerdings sind nach den ersten drei Jahren eher Gewinne zu verzeichnen, die dann voll versteuert werden müssten. Um diesem aus dem Wege zu gehen und die Schiffsbeteiligungen in Deutschland wieder attraktiver für die Anleger zu machen, führte die Bundesregierung bereits 1999 die Tonnagesteuer ein.
...
Hier erhalten die Anlger ihre Ausschüttungen nahezu steuerfrei. Es findet dabei keine Anrechnung auf Sparerfreibeträge statt, sondern durch die sehr niedrigen Gewinne, die in diesem Verfahren ermittelt werden, verringert sich auch der Steuersatz auf ein Minimum.

Selbst bei der Vererbung und Verschenkung einer Schiffsbeteiligung lassen sich Steuervorteile erkennen... Will der Schenkende dem Beschenkten sowieso eine gewisse Summe schenken, ist es oft rentabler, diese in Form einer Schiffsbeteiligung als in Form von Aktien oder Wertpapieren zu übertragen.

Besonders interessant ist diese Form der Kapitalanlage in geschlossene Fonds für Großverdiener mit einem hohen zu versteuernden Einkommen. In den vergangenen Jahren konnte dieses durch hohe Verlustzuweisungen in den ersten Jahren des Betriebes des Schiffes verringert werden, seit Einführung der Tonnagesteuer sind hier andere Möglichkeiten der Steuerersparnis geschaffen worden.

http://www.fondsvermittlung24.de/schiffsbeteiligung-steuer.html

Offensichtlich hat sich der Gesetzgeber bei den Schiffsbeteiligungen alle Mühe gegeben, eine Konstruktion zu basteln, die den Steuerspar-Vorlieben der Wohlhabenden entgegenkommt. :roll:

Man kann also sagen, der Staat "gibt" den reichen Großverdienern Geld, indem er dafür sorgt, dass sie eine Anlageform nutzen können, die Steuervorteile bietet, die dem Kleinsparer nicht gegeben ist.

Also zu was sollen die Anteilseigner der Schiffsbeteiligungen "freiwillig verpflichtet" werden? Sollen sie das Deck schrubben oder das Tau flechten, mit dem ihr Steuersparschiff angebunden wird?

Warum erwartet man von den Ärmsten für staatliche Hilfe eine Gegenleistung und betrachtet es als "selbstverständlich" oder standesgemäß, dass Großverdiener dank Steuersparmodell ihre Steuerzahlungen um das Vielfach runter rechnen, was jemand durchschnittlich im Jahr an ALG2 bekommt?
 

dkR

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Wieso soll man das als Kleinsparer nicht auch Nutzen können?
Ich kenne einige Leute, die das als Steuersparmodell benutzen, was ist so schlimm daran?
Und lass bitte dieses Schwarz/Weißdenken und Sozialfall und Millionär. Das hört sich immer so verdammt peinlich nach Mimimirumheul-neidisch an.
 

Ein_Liberaler

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Wenn mir der Staat Geld nicht wegnimmt ist das was völlig anderes als wenn er mir Geld gibt, das er jemand anders weggenommen hat.
 

ammun

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Passent zum Themna: Warum wird eigentlich noch Elite gesproc

Auf focus.de liest man unter dem Titel "Top-Manager (was teils auch für Politiker) mit Rhetorik-Schwäche" interessante Dinge über die, die Millionen verdienen, obwohl sie alles das verkörpern, was man sonst den Armen unterstellt:
- ausreichende Deutschkenntnis
- soziale Kompeztenz
- Einfühlungsvermögen
- sagen was man denkt
- u.v.m.
Und da man den Armen gleich noch soziale Schwäche attestiert, um sie gesellschaftlich auszugrenzen (um chancenloser zu machen), sorgt man gleich für zwei nette Dinge:
- Inkompetente und wirklich sozial Schwache beliebn oben.
- durch permanente Diffamierung von Armen anstatt jene Teilhabe zu ermöglichen, sorgt man für sektenhaftes Führertum da oben, da echte Demokratie eh kaum angesagt ist (und was bleibt dann übrig?).

Den Bericht übrigens hier: http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/MONEY-boerse/tid-9379/money-boerse_aid_267374.html
Interessante Sätze:
"Der Konzern stellte das umgehend richtig. Trotzdem blieb der Kurs der T-Aktie im Keller." Wie übrigens auch die Stimmung im Land, da nur Blöde es eifnach so hinnehmen, wenn sie immer weniger vom brutto haben. Aber Sekunde:
Blöde gibt es sehr viele im land der Doppelten Nullinger...
---
Außerdem sei hier gesagt, dass ich nix gegen diese Manger habe, sie teilweise sogar trotz des Berichts ganz OK finde.
 

Booth

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Re: Passent zum Themna: Warum wird eigentlich noch Elite ges

ammun schrieb:
Auf focus.de liest man unter dem Titel "Top-Manager (was teils auch für Politiker) mit Rhetorik-Schwäche" interessante Dinge über die, die Millionen verdienen, obwohl sie alles das verkörpern, was man sonst den Armen unterstellt:
- ausreichende Deutschkenntnis
- soziale Kompeztenz
- Einfühlungsvermögen
- sagen was man denkt
- u.v.m.
Äh... das versteh ich nicht. Das sind alles positive Attribute, die zudem teilweise nicht im unten verlinkten Artikel angesprochen werden - und "unterstellt" werden diese Attribute sicher nicht gleich ganzen Bevölkerungsgruppen. Und abgesehen davon, daß ich die Behauptung anzweifel, daß sowohl Manager als auch "Arme" (wie immer Du diese Gruppe definierst) allesamt diese Attribute in sich vereinen würden... was genau willst Du damit sagen? Daß sowohl Arme als auch Reiche Menschen sind? ;)
Und da man den Armen gleich noch soziale Schwäche attestiert
Abgesehen davon, daß ich nicht weiss, was Du genau mit "soziale Schwäche" meinst - ich denke, daß gerade der Artikel erwähnt, daß unter Managern die "soziale Kompetenz" deutlich ausgebaut werden könnte (sollte/müsste?).
um sie [die Armen] gesellschaftlich auszugrenzen (um chancenloser zu machen), sorgt man gleich für zwei nette Dinge:
- Inkompetente und wirklich sozial Schwache beliebn oben.
- durch permanente Diffamierung von Armen anstatt jene Teilhabe zu ermöglichen, sorgt man für sektenhaftes Führertum da oben, da echte Demokratie eh kaum angesagt ist (und was bleibt dann übrig?).
Omg - den Gedankengang kann ich nicht ansatzweise verstehen. Also... man grenzt Arme mit Argumenten aus, die alle Menschen betreffen? Das klingt etwas schwer nachvollziehbar. "Arme" werden ja durch ihre "Armut" ausgegrenzt - durch nichts anderes. Diese "Armut" kann halt viele treffen - übrigens auch zuweilen ehemalige Manager, wenn auch selten.

Zudem sehe ich definitiv in kaum einer Firma "sektenhaftes Führertum". Ganz im Gegenteil. Ich kenne keine Firma, in der nicht über die Führungsetage vom Leder gezogen wird, daß sich die Balken biegen. Hast Du schonmal in einer Firma gearbeitet, in der "sektenhaftes Führertum" stattfindet? Wär nett, den Namen zu erfahren. Ich selber arbeite zZ in einem großen amerikanischen IT-Unternehmen, kenne aber auch die Pharma- sowie Hygiene und inzwischen auch teilweise die Finanz-Industrie. Ich kenne nirgendwo eine Firma, wo ein "Führertum" existiert - erst recht kein "sektenhaftes". Wenn die Mitarbeiter in großen Konzernen, die ich so kenne, Mails vom obersten Management kriegen, dann rollen sie eigentlich schon quasi aus Reflex mit den Augen.
Außerdem sei hier gesagt, dass ich nix gegen diese Manger habe, sie teilweise sogar trotz des Berichts ganz OK finde.
Sehr seltsam - hier unterscheiden wir uns ;) - wobei... ich würde nicht sagen, daß ich was gegen "Manager" habe - eher gegen die Lehrmeinung der modernen BWL, welche meines Erachtens psychologisch auf die strukturelle Funktionsreduzierung aller Menschen zielt.

Prinzipiell finde ich Deine Verallgemeinerung von Menschengruppen etwas übertrieben - es gibt meines Erachtens nicht "die Armen" und "die Manager". Und ich glaube auch nicht, daß "die Manager" ganz gezielt und quasi als Verschwörung "die Armen" gesellschaftlich ausgrenzen wollen. Vielmehr denke ich, daß den eher Betuchten zumeist die finanziell schlecht ausgestatteten Menschen schlicht egal sind. Eine soziale Ausgrenzung findet meines Erachtens viel stärker dadurch statt, daß finanziell Schwache oftmals auch schlecht ausgebildete Menschen sind, und dies gerade in Deutschland auch inzwischen wieder auf die Kinder übertragen wird.

Dies wiederum halte ich für eines der grössten Mankos in Deutschland, welches aber eher der Bildungspolitik zuzurechnen ist, die eigentlich gar nicht so viel mit finanzieller Verteilung zu tun hat.

gruß
Booth
 

Komplize

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Den Angaben zufolge addiert die Studie sämtliche Beihilfen und Steuererleichterungen, mit denen der Staat Studierende und ihre Familien unterstützt. Danach erhält ein angehender Akademiker einfacher Herkunft im Schnitt 5.720 Euro im Jahr aus öffentlichen Kassen, unter anderem aus dem Bafög. Studenten aus vermögendem Haus kommen demnach im Familienrahmen auf jährlich 5.136 Euro, unter anderem über Ausbildungs- oder Unterhaltsfreibeträge für die Eltern.
link
das Bafög muss zur Hälfte nach dem Studium wieder zurückgezahlt werden, d.h. Akademiker aus einfachen Verhältnissen beginnen ihre Berufslaufbahn mit einem Schuldenberg. Das Geld, dass die wohlhabenden Eltern durch die Freibeträge während des Studiums ihrer Kinder sparen, bleibt auf ewig in der Familienkasse, muss also nicht nach dem Studium zurückgezahlt werden.

Vielleicht verstehe ich da was falsch, aber eigentlich hört sich das ungerecht an. Warum wird die eine Förderung (die für die Armen) zurückgefordert und die andere (die für die Reicheren) nicht? Ich meine im Endeffekt bedeutet das doch, dass die Eltern mit den höchsten Einkommen den größten Nutzen aus der staatlichen Studentenförderung beziehen, weil sie die Freibeträge voll ausschöpfen können, während die Bezieher vom Bafög dadurch Schulden anhäufen.
 

dkR

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Die Rechnung kapier ich nicht. :gulp:

Das eine ist Geld von Staat, das andere ist Geld nicht vom Staat, für das keine Steuern gezahlt werden muß. Wie die auf 5.136 Euro kommen steht auch nicht drin.
Geld vom Staat <-> Geld von den Eltern
Und das ist laut dir auch noch deutlich weniger als das Geld vom Staat, eine Benachteiligung von Leuten, die kein Bafög bekommen, weil deren Geld vom Etat der Eltern abgeht.
 
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