Das Handbuch für die gute Ehefrau

NoToM

Erleuchteter
Registriert
13. Januar 2003
Beiträge
1.533
Das ist KEIN Scherz, desshalb nicht in der Funabteilung, sondern hier...


Das Handbuch für die gute Ehefrau

In einer Familie zählen nur die Bedürfnisse von einem einzigen, und das ist der Ehemann - jedenfalls wenn es nach der britischen Zeitschrift "Housekeeping Monthly" geht, die in ihrer Ausgabe vom 13. Mai 1955 zusammenfasst, wie eine gute Ehefrau sich ihrem Mann gegenüber zu betragen hat und damit gleichzeitig ein düster-skurriles Sittenbild von Partnerschaft in den 50er Jahren zeichnet:

Verwöhne IHN!

• Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, evtl. schon am Vorabend, damit die köstliche Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn gedacht haben und dass Ihnen seine Bedürfnisse am Herzen liegen. Die meisten Männer sind hungrig, wenn sie heimkommen und die Aussicht auf eine warme Mahlzeit (besonders auf seine Leibspeise) gehört zu einem herzlichen Empfang, so wie man ihn braucht.

• Machen Sie sich schick. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, so dass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt. Legen Sie Make-up nach, knüpfen Sie ein Band ins Haar, so dass Sie adrett aussehen. Er war ja schließlich mit einer
Menge erschöpfter Leute zusammen.

• Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem ermüdenden Tag und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen. Das traute Heim 50er Jahre Die glückliche Hausfrau und ihr Mann in ihrer Küche mit frisch gebackenem Kuchen.

• Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt.

• Räumen Sie Schulbücher, Spielsachen, Papiere usw. zusammen und säubern Sie mit einem Staubtuch die Tische.

• Während der kälteren Monate sollten Sie für ihn ein Kaminfeuer zum Entspannen vorbereiten. Ihr Mann wird fühlen, dass er in seinem Zuhause eine Insel der Ruhe und Ordnung hat, was auch Sie beflügeln wird. Letztendlich wird es Sie unglaublich zufrieden stellen, für sein Wohlergehen zu sorgen.

• Machen Sie die Kinder schick. Nehmen Sie sich ein paar Minuten, um ihre Hände und Gesichter zu waschen (wenn sie noch klein sind). Kämmen Sie ihr Haar und wechseln Sie ggf. ihre Kleidung. Die Kinder sind ihre "kleinen Schätze" und so möchte er sie auch erleben. Vermeiden Sie jeden Lärm. Wenn er nach Hause kommt, schalten Sie Spülmaschine, Trockner und Staubsauger aus. Ermahnen Sie die Kinder, leise zu sein.

• Seien Sie glücklich, ihn zu sehen.

• Begrüßen Sie ihn mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihm, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihm eine Freude zu bereiten.

Opfere dich auf - ER ist der Chef!

• Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie ihn zuerst erzählen - und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre.

• Der Abend gehört ihm. Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder ohne Sie zum Abendessen oder irgendeiner Veranstaltung ausgeht. Versuchen Sie stattdessen, seine Welt voll Druck und Belastungen zu verstehen. Er braucht es wirklich, sich zu Hause zu erholen.

• Ihr Ziel sollte sein: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Zuhause ein Ort voller Frieden, Ordnung und Behaglichkeit ist, wo Ihr Mann Körper und Geist erfrischen kann.

• Begrüßen Sie ihn nicht mit Beschwerden und Problemen.

• Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder selbst wenn er die ganze Nacht ausbleibt. Nehmen Sie dies als kleineres Übel, verglichen mit dem, was er vermutlich tagsüber durchgemacht hat.

• Machen Sie es ihm bequem. Lassen Sie ihn in einem gemütlichen Sessel zurücklehnen oder im Schlafzimmer hinlegen. Halten Sie ein kaltes oder warmes Getränk für ihn bereit.

• Schieben Sie ihm sein Kissen zurecht und bieten Sie ihm an, seine Schuhe auszuziehen. Sprechen Sie mit leiser, sanfter und freundlicher Stimme.

• Fragen Sie ihn nicht darüber aus, was er tagsüber gemacht hat. Zweifeln Sie nicht an seinem Urteilsvermögen oder seiner Rechtschaffenheit. Denken Sie daran: Er ist der Hausherr und als dieser wird er seinen Willen stets mit
Fairness und Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie haben kein Recht, ihn in Frage zu stellen.

• Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist.
 

agentP

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
10.115
O.k. Und was ist daran jetzt so spannend? Daß die Zustände 1955 andere waren und die Frauenbewegung erst in den 60ern so richtig Fahrt aufnahm und alte Vorstellungen in die Tonne getreten wurden ist doch nun auch eigentlich ein alter Zopf. Insofern verstehe ich nicht so ganz, was du damit sagen willst.

edit: Ausserdem wäre eine Quellenangabe fein; siehe Boardregeln
 

NoToM

Erleuchteter
Registriert
13. Januar 2003
Beiträge
1.533
Naja, vielleicht habe ich mich einfach zuwenig mit der Frauenbewegung in den letzten 50 Jahren auseinander gesetzt, um das nicht als absolut absurd zu empfinden.

(Auch Edit) Quelle: http://www.just4fun.ch
 

Lyle

Großmeister
Registriert
16. Februar 2003
Beiträge
873
Also sooo absurd finde ich diese Liste gar nicht (Na, ja ein zwei Punkte schon), vorausgesetzt es gibt ein entsprechendes Pendant für den Mann.
 

agentP

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
10.115
Ich nehme an du bist da jetzt von Mt 16,26 zu Eph 5,22-24 gesprungen, oder?
 

Lunatic

Erleuchteter
Registriert
4. Januar 2004
Beiträge
1.486
Also ein schmunzeln konnte ich mir dann doch nicht verkneifen...Wenn ich mich so benehmen würde, würd mein Liebster wahrscheinlich denken ich wäre ernsthaft krank oder müsste irgendwas wieder gutmachen..



Opfere dich auf - ER ist der Chef!

Wer glaubt denn heutzutage noch so ein Zeugs.....

Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder selbst wenn er die ganze Nacht ausbleibt.

Das kann doch nur ein Mann geschrieben haben, oder?
 

agentP

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
10.115
Natürlich. Und wäre Paulus eine Paula gewesen, dann würde in der Bibel sicher auch nix von Unterordnung zu finden sein. :D
 

Lyle

Großmeister
Registriert
16. Februar 2003
Beiträge
873
Ich nehme an du bist da jetzt von Mt 16,26 zu Eph 5,22-24 gesprungen, oder?
Nee, da irrst Du Dich :wink:

Mir schwebte eher sowas vor:

- Bringen Sie ihr doch mal öfters was zu essen mit oder laden Sie sie ein. So zeigen Sie ihr, dass Sie an sie gedacht haben und dass Ihnen ihre Bedürfnisse am Herzen liegen. Die meisten Frauen sind nach einem Tag harter Arbeit abgespannt, und freuen sich wenn sie nicht kochen müssen.

- Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für sie! Sie braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem ermüdenden Tag und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen.

- Schmeißen Sie Ihre Sachen nicht irgendwo in die Ecke, sondern ordnen Sie sie sorgfältig ein.

- Wenn Sie zu Hause sind kümmern Sie sich um Ihre Kinder. Ermahnen Sie sie leise zu sein, denn Ihre Frau ist bestimmt erschöpft. Übernehmen Sie Ihren Teil der Hausarbeit.

- Seien Sie glücklich, sie zu sehen.

-Begrüßen Sie sie mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihr, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihr eine Freude zu bereiten

- Hören Sie ihr zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn Sie heimkommen, ist nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie sie zuerst erzählen.

- Der Abend gehört ihr. Beklagen Sie sich nicht, wenn sie ohne Sie zum Abendessen oder irgendeiner Veranstaltung ausgeht. Versuchen Sie stattdessen, ihre Welt voll Druck und Belastungen zu verstehen. Sie braucht es wirklich, sich mal außer Haus zu erholen.

- Ihr Ziel sollte sein: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Zuhause ein Ort voller Frieden, Ordnung und Behaglichkeit ist.

- Begrüßen Sie sie nicht mit Beschwerden und Problemen

- Beklagen Sie sich nicht, wenn sie spät ausgeht oder selbst wenn sie die ganze Nacht ausbleibt. Nehmen Sie dies als kleineres Übel, verglichen mit dem, was sie vermutlich tagsüber durchgemacht hat.

- Machen Sie es ihr bequem. Lassen Sie sie sich in einem gemütlichen Sessel zurücklehnen oder im Schlafzimmer hinlegen. Halten Sie ein kaltes oder warmes Getränk für sie bereit

- Ein guter Ehemann weiß stets, wo sein Platz ist.





Jetzt etwas klarer? :wink:

Ich finde die Liste deshalb nicht absurd, weil in ihr eine - etwas extreme - Wertschätzung und ein Bemühen um den Partner zum Ausdruck kommt. Etwas was natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen sollte. Klar sind einige dieser Punkte diskussionswürdig und man sollte ein "bisschen" Übertreibung abziehen. Das Ausziehen der Schuhe empfind' ich z.B. auch als ein echtes Highlight :lol: , aber deshalb würd ich das ganze nicht so in Bausch und Bogen verdammen.
 

Blake

Meister
Registriert
28. November 2005
Beiträge
330
@NoToM

Woher hast du diesen Text?
Ich halte diese Liste nämlich für einen Fake.

Zwar kenne ich nicht die Lebensbedingungen im Großbritannien von 1955, doch ein damaliger Haushalt mit Trockner und Spülmaschine? Auch ein Staubsauger war damals nicht Standard.

Dann ein Kontrollgang durchs Haus, bevor der Mann eintrifft.
Was soll das?
Ein gemütliches Heim der 50er ist natürlich immer, zu jeder Zeit aufgeräumt und adrett!

Wenn so viel Geld für die neuesten Haushaltsgeräte und ein Kamin vorhanden war, wäre erst recht Geld für eine Hausangestellte da. Die hätte dann Tische und Kinder abgewischt. Mit so niedrigen Arbeiten hätte sich die Hausfrau nicht mehr befasst.

Zu guter Letzt: Ein bisschen zu viel "er ist dein Herr und Meister".
"Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist." Etwas zu harsch, auch für 1955.

Es ist wohl im Stil von 55 geschrieben worden, aber zu übertrieben.
 

agentP

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
10.115
Ich finde die Liste deshalb nicht absurd, weil in ihr eine - etwas extreme - Wertschätzung und ein Bemühen um den Partner zum Ausdruck kommt. Etwas was natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen sollte.
In der Wertschätzung an sich sehe ich kein Problem, aber in der Rollenverteilung und vor allem auch in der Geringschätzung häuslicher Arbeit. Als ob sich um Kinder und Haushalt zu kümmern nicht auch anstrengend wäre. Warum also soll die Frau oder der Partner, der zuhause bleibt solche Rücksichten nehmen auf den Partner, der halt meinetwegen im Büro gearbeitet hat.
z.B.:
• Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie ihn zuerst erzählen - und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre.
Klasse. Erstmal darf er sich über das schlechte Essen in der Kantine auslassen und dann darf sie erzählen was die Blagen den ganzen Tag getrieben hab.
 

Lyle

Großmeister
Registriert
16. Februar 2003
Beiträge
873
@ agentP
Ich glaube, Du missverstehst mich.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der die klassische Rollenverteilung gegeben war. Der Vater als Alleinverdiener und die Mutter als Hausfrau. Und glaub' mir, ich hab höchsten Respekt vor dem was meine Mutter mit mir und meinen Gegschwistern alles mitgemacht hat. Fragst Du mich wer von meinen Eltern den (zumindest körperlich, vermutlich aus sonst) anstrengenderen Job hatte, so würde ich ohne zu zögern meine Mutter wählen.
Wenn irgend ein Mann glaubt sich nach so einer Liste zu Hause als Pascha aufführen zu können und sich von hinten bis vorne bedienen lässt, dann ist das grundfalsch. Trotzdem habe ich nichts dagegen wenn die Frau ihrem Mann dient. Aber nur wenn eine Voraussetzung gegeben ist. Nämlich wenn der Mann auch seiner Frau dient. Darum habe ich oben ja auch "meine" Liste geschrieben. Verstehst Du was ich damit meine? Wenn in einer Ehe beide Partner eine derartige Einstellung haben, dann wird es nicht dazu kommen, dass der eine den anderen ausnutzt und gering schätzt.

Die Liste die oben zitiert wurde, sagt über das Verhalten des Partners aber nichts aus. Sie wendet sich einzig und allein an eine der beiden Seiten. Über die andere Seite schweigt sie. Wenn sich aus diesem Schweigen automatisch ableiten ließe, dass der Mann sich bedienen lassen kann, wie er will, dann würde ich die Liste auch verurteilen. Aber diese Ableitung finde ich eben nicht zwingend.

Ich weiß natürlich dass es genügend Männer gegeben hat und auch noch gibt, die sich wirklich als Pascha aufgespielt haben und noch aufspielen, die für sich selbst keine Pflichten akzeptieren, aber für mich fällt das eher in die Kategorie Missbrauch.

Im Übrigen bin ich bei solchen "Idealvorstellungen" (wobei ich auch nicht alles als Ideal bezeichnen würde) sowie so immer geneigt einen "kleinen" Unterschied zwischen Theorie und Praxis einzubeziehen. Planen kann man eine Menge, was sich am Ende verwirklichen lässt ist etwas anderes :wink:
 

agentP

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
10.115
Das habe ich schon verstanden, daß du keine archaische Rollenverteilung möchtest, aber ich finde der Text haut schon in eine bestimmte Kerbe. Immerhin ist der Titel "The good wife´s guide" und nicht "The good partner´s guide". Dazu kommt daß die beschriebene "Dienerei" hier ja nun ganz eindeutig von der Frau verlangt gewisse Interessen und Bedürfnisse zurückzustellen. Wenn sie zum Beispiel erstmal den Mann erzählen lässt, dann kann sie schon nicht mehr als Erste erzählen wie ihr Tag war, auch wenn sie vielleicht die Ansprache für sie viel wichtiger wäre, weil ihr Tag womöglich viel schlimmer war, das ist durchaus eine Form von Zurücksetzung.
Natürlich wäre denkbar daß es eine zweite Liste für Männer gibt, die das Ganze relativiert, aber mal dumm gefragt: Wozu denn überhaupt eine spezielle Liste für die Geschlechter? In einer vernünftigen Beziehung sollten die grundsätzlichsten Regeln des miteinanders schliesslich für beide gelten. Wenn ich Abends nach Hause komme und die Frau Agent schaut völlig erschlagen drein, dann ist mir in dem Moment klar, daß ich sie auf die Couch setze und mir den Kurzen schnappe und ihr eine Auszeit gebe und andersrum ist das auch klar. Da braucht es keine "good wife"/ "good husband" Liste sondern eigentlich nur eine "be aware" Liste, die für beide Gleichermassen gilt.
Das Wort "Dienen" finde ich übrigens in dem Zusammenhang eher unpassend. Ich diene meiner Frau nicht und ich lasse mich auch nicht bedienen, was nicht heisst, daß ich nicht versuche Aufmerksam zu sein und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, aber dienen hat so einen extremen Beigeschamck von Selbstaufgabe und der hat eigentlich in einer Beziehung imho auch wieder nix zu suchen.
 

Ähnliche Beiträge

Oben