Gitarre "verlernt"?

Sentinel

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Hi,

ich spiele seit ca. 10 Jahren mehr oder weniger Gitarre und bin meines Erachtens gar nicht mal soooo schlecht, wenn man bedenkt, daß ich zeitweise so gut wie überhaupt nicht gespielt habe.

Nun habe ich folgendes Problem. Ich hatte vor ca. 6 Jahren so ca. 3 Monate Unterricht, welcher aber abgebrochen wurde, weil der Typ nach USA ist.
Jedenfalls lernte ich dort das Standard A-Moll Pattern und Phrygisch, Moll und Dur (harmonisch, diolisch ??). Außerdem so Sachen wie die "Dreieckssache mit den Tönen) und Appreggioübungenen mit übersprungenen Seiten.

Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dasß sich das einfache A -Moll Pattern nicht "rauskriege", also irgendwie "drauf hängen geblieben bin", so daß ich jedesmal quasi Blues spiele (also mit "blue- Note, verminderte Quinte ???).

Hat jemand hier Tips wie man das Spiel wieder mehr "öffnen" kann, am besten ohne irgendwo Unterricht nehmen zu müssen?
 

antimagnet

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logo, am besten nur noch powerchords reinhämmern...

8)




bin selbst auf antworten gespannt, weil ich sowas nie gelernt hab bzw. lernen wollte. theorie sucks, und im improvisieren bin ich auch kein rechter meister. vielleicht mag ich deshalb powerchords so gerne...
 

Sentinel

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Powerchords sind natürlich bei passenden Gelegenheiten eine feine Sache, aber auf die Dauer zu "trocken", da fehlt der entscheidende Ton. Die klingen meist irgendwie charakterlos. So ein bm7 oder Gmaj9 hat eben was für sich. :wink:

EDIT: Von Noten und Musiktheorie habe ich übrigens auch keine Ahnung, kenne nur Akkorde und tonleitern mit Namen, kann sie aber eigentlich nicht näher bestimmen, also bleibt in den Antworten bitte am Boden.
 

antimagnet

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nun, um bei powerchords etwas farbe ins spiel zu bringen, empfiehlt es sich, einfach ein bisschen an den knöpfen oben am hals rumzuschrauben. dann hat man auch nen gmajsus+5/7. eventuell...


:king:


sorry, sentinel, ich hoff, dass sich hier auch noch ernstzunehmende gitarristen melden, nicht nur solche spaßvögel wie ich.

was spielst du denn so?
 

Sentinel

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Wie gesagt meistens gezwungenermaßen "Blues", aber auch Punk, "Emo" (was ist das?), eigentlich wonach mir gerade ist. Mal auch ein bisschen Funk oder Jazz.

Außerdem versuche ich mich ein wenig im Tapping, so "Klassik"like oder Flamenco, was ich nur geil finde (aber nicht richtig spielen kann :cry: "Mediterranian sundance" *seufz*).

Ich glaube EVO oder andere könnten mir wahrscheinlich helfen *Zaunpfahl*,
aber gegen Spaß hab ich auch nix. :wink:
 

antimagnet

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^^

an mediterranean sundance scheiter ich auch mit vorliebe. ich mein, das intro geht, aber schon das tagadabammtagadabamm (tagadarammpammpammwingwing) krieg ich nur als punk-version hin. den rest versuch lieber erst gar nicht.

mein lieblings ist ja milonga von cardoso, aber auch nur weil's mehr oder weniger das einzige stück ist, das ich ganz und auswendig kann.

ah, und ein, zwei übungen von leo brouwer kann und mag ich noch - vergessen, wie die heißen. irgendwas nummeriertes... :gruebel:

:D
 

Angel of Seven

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Sentinel schrieb:
Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dasß sich das einfache A -Moll Pattern nicht "rauskriege", also irgendwie "drauf hängen geblieben bin", so daß ich jedesmal quasi Blues spiele (also mit "blue- Note, verminderte Quinte ???).

Hat jemand hier Tips wie man das Spiel wieder mehr "öffnen" kann, am besten ohne irgendwo Unterricht nehmen zu müssen?

Nun.. ich kann dir nur folgenden mühevollen aber wirksamen Weg empfehlen:

Du läßt erst mal alle schwierigen Accordwechsel während des Solierens weg, dh. zb. du notierst die alle Töne die auf zb. A-Dur passen (am besten ein eintöniges Stück auf A oder immer wieder A selbst anschlagen usw..) in eine eigens dafür angelegte Tabulatur die den gesamten Gitarrenhals umfaßt und mit deren Schreibweise DU selbst am besten zurechtkommst. Damit hast du schon mal alle Töne die auf Dur passen- wenn man diese Tabelle nämlich verschiebt... kannst du sämtliche andere Tonarten genauso beherrschen. Also A drei Bünde richtung Wirbelbrett verschieben ergiebt G usw... Du mußt dir diese Schema fest einprägen, es ist nämlich der Grundstock um auf sämtliche Tonarten und Tonlagen vernünftig zu spielen. Nun wirst du schnell merken das zb. die Bluestonleiter nur eine Abart dieser Tabulatur ist- sprich.. durch kleine Veränderungen durch Einfügen gewisser Halbtöne- klingt das Gezocke umheimlich "bluesig". :D
Dann geht es weiter, versuche ein orientalischen Touch in deine Tabulatur reinzukriegen, also wieder eine ähnliche Tabulatur anlegen- dort sind mehr Halbtöne aber ein paar Haupttöne der ursprünglichen Tabulatur weggelassen. Einfach einen einfache orientalische gehörte Tonfolge zocken und auf der Gitarrentabulatur weiterverfolgen so bekommst du schon die dritte Tabulatur die eigentlich in Moll angelegt ist. Die vierte bekommst du wenn du zb. auf A-Dur zockst, aber die enstprechende Tabelle um drei Bünde beim solieren nach oben verschiebst (richtung Korpus!) und Augenmerk auf die Halbtöne nimmst die im A-Bereich liegen, also immer wieder darauf zurückkommst. Also eigentlich spielt man die H-Tabulatur auf A- Das entspricht zb. dem Steve Vai-Stil.
Bei häufigen Akkordfolgen im Stück verfolgst du einfach die entsprechenden Töne der Haupttabulatur- hört sich immer harmonisch an-mit ein wenig Übung natürlich... wechselt im Stück die Grundharmonie zb. von A- auf Gis- so mußt du schnell umschalten und die jeweilige Tabulatur entsprechend im Kopf auf Gis verschieben, da reicht das Grundgezocke in einer Tonart natürlich nicht mehr aus.
Und noch was- um wirklich gut zu spielen den gesamten Bundbereich mit einbeziehen- also die ganze Gitarre von oben bist unten gleichermaßen gut bedienen können. Nicht nur einige Auschnitte der "Tabulatur" lernen, wie es die meisten Gitarristen machen. Du mußt immer wissen wo du bist- und was du spielst. Von unweigerlich vorkommenden Wiederholungen der jeweiligen Tabulatur auf dem gesamten Gitarrenhals nicht verwirren lassen- ist eher hilfreich weil man nicht so viel lernen muß.
So viel natürlich in aller Kürze.... 8)

Meine Grundtabelle würde ich dir sogar zur Verfügung stellen damit du siehst was ich meine, die anderen sind geheim... :lol:


LG


AoS
 

Ehemaliger_User

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Der Held kommt gerannt! Hiiiier bin ich. :wink:

Eins vorweg: Ich spiele zur Zeit praktisch gar nicht, hatte nie Unterricht (an der Gitarre, meine ich...) und ich habe nie viel geübt, betrachte mich aber trotzdem als recht gut, wenn auch meilenweit davon entfernt, was ich als richtig gut bezeichnen würde. Was ich damit sagen will ist, dass ich nicht glaube, dass man Gitarre spielen verlernen kann und dass sich mehr im Kopf abspielt als in den Fingern.



Nun zu den Lektionen. :O_O:

1. http://www.cyberfret.com/ Nette Seite mit vielem, was man wissen und können sollte. Gib aber nicht zuviel auf die Übungen, sondern such dir die Informationen raus, die für dich wichtig sind und entwickele daraus etwas für dich Nützliches.

2. Um die Töne der Moll-Tonleiter instinktiv zu treffen, finde ich es sehr praktisch, von der Pentatonik auszugehen. In a wäre das dann:

5--8
5--8
5--7
5--7
5--7
5--8

Improvisiere ein wenig in der Pentatonik. Du wirst merken, dass man aus diesen wenigen Bünden eine Menge rausholen kann. Schätzungsweise drei Viertel aller klassischen Rocksoli sind fast ausschließlich pentatonisch (Stairway To Heaven z.B. - geil, oder?). Bendings kannst du innerhalb dieser Bünde beliebig einsetzen, sie klingen irgendwie immer richtig, auch wenn der Ton, der rauskommt, nicht zur Skala gehören sollte - Bendings gehen immer.

Wenn du darin sicher bist, füge ein paar Töne hinzu:

5--7--8
5--6--8
4--5--7
5--7
5--7--8
5--7--8

Das, von unten nach oben gespielt, ergibt eine komplette natürliche a-Moll-Skala (die auf der Terz endet). Das kannst du spielen, ohne die Position der Hand groß zu ändern.

Bei einer harmonischen Moll-Skala wird die kleine Septime gegen eine große ausgetauscht, in a-Moll tauschst du das G also gegen G#, das ist der Leitton, der immer zur Tonika, also dem Grundton, strebt. Absoluter Standard in der Klassik und auch in allen anderen Stilen oft verwendet.

5--7--8
5--6--9
4--5--7
6--7
5--7--8
5--7--8

Nun kann man noch weiter rumspielen. Durch die Einführung des Leittons ist das Intervall von der Sexte zur Septime nun eine übermäßige Sekunde. Das bricht das Prinzip der diatonischen (also nur aus kleinen und großen Sekunden bestehenden) Tonleiter und klingt manchmal irgendwie blöd. Also tauschen wir auch die kleine Sexte gegen eine große aus, dann haben wir wieder eine Diatonik, nämlich eine melodische Moll-Tonleiter. Also F# statt F. Kleiner Tip am Rande: Harmonische und melodische Skalen sollte man immer auf den Grundton hinauslaufen lassen, ich lasse die Tabulatur nur aus Gründen der Übersichtlichkeit bis zur Terz gehen.

5--7--8
5--7--9
4--5--7
4--6--7
5--7
5--7--8

Was wir jetzt haben, ist immer noch Moll, allerdings nur einen einzigen Ton von Dur entfernt, nämlich die Terz. In Dur ist die Terz groß, in Moll klein (daher major und minor). Tauschen wir sie also auch aus, um zu A-Dur zu gelangen. C# statt C.

7--9--10
7--9--10
6--7--9
6--7--9
5--7--9
5--7--9


3. Lerne die Theorie. Höre nicht auf die Trottel, die behaupten, Theorie würde das Gefühl töten. Klar - John Lennon, Jimi Hendrix, Robert Johnson konnten keine einzige Note lesen. Und, was war das Ergebnis? Sie sind alle jung gestorben. :wink: Wenn du die Regeln kennst und sie dir nicht gefallen, kannst du sie immer noch ignorieren. Umgekehrt wird es schwierig. Das Internet bietet alle nötigen Informationen.

Präge dir ein, auf welchem Bund welcher Ton liegt und welche Töne zu welchen Skalen gehören. Das hilft beim Improvisieren ungemein.

4. Improvisiere viel!

5. Lerne Akkorde. Du musst wissen, aus welchen Noten sie bestehen (du siehst, Theorie ist unerlässlich). Dann kannst du beim Improvisieren besser die richtigen Töne zuordnen und brauchst bald keine Akkorde mehr auswendig zu lernen, sondern kannst sie dir herleiten.

6. Lass dir Zeit.

7. Wenn du das alles befolgt hast und glaubst zu wissen, was du tust, kaufe dir diese DVD und denke daran, dass B.B. King keine Ahnung von Theorie hat, nicht schnell spielt, überhaupt gegen alles verstößt, was ich soeben versucht habe dir beizubringen, und dabei geradezu genial ist. (Kauf sie nicht bei Amazon, ich habe sie bei Karstadt für fünf Euro gekriegt.)

8. Kaufe dir danach diese DVD und denke daran, dass Steve Vai Musik studiert hat, ein absolutes Gehör besitzt und jede noch so exotische Skala auf Zuruf spielen kann.

9. Sieh und höre dir oft andere Gitarristen an.

10. Sieh ein, dass du weder B.B. King noch Steve Vai jemals erreichen wirst und finde deinen eigenen Stil.


So, das hat jetzt verdammt viel Zeit gekostet. Mach was draus, sonst werde ich böse. Wenn du Fragen hast - oder jemand anderes (antimagnet? :wink: ), nur zu.

Hier noch eine tolle Seite mit allen Skalen und Akkorden, die mir einst sehr geholfen hat: www.looknohands.com
 

Ehemaliger_User

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Angel of Seven schrieb:
Und noch was- um wirklich gut zu spielen den gesamten Bundbereich mit einbeziehen- also die ganze Gitarre von oben bist unten gleichermaßen gut bedienen können. Nicht nur einige Auschnitte der "Tabulatur" lernen, wie es die meisten Gitarristen machen. Du mußt immer wissen wo du bist- und was du spielst.
Das ist übrigens völlig richtig, das meinte ich mit "Präge dir ein, auf welchem Bund welcher Ton liegt und welche Töne zu welchen Skalen gehören."

Die kurzen Ausschnitte aus Skalen, die ich dargestellt habe, dienen nur als Einführung, aber das dürfte ja klar sein. Es wiederholt sich eh alles, das hat schon Nietzsche gewusst. :roll:
 

Skywalker

Meister
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Nach langer Zeit auch mal wieder hier....
Also EVO hat schon recht, die Theorie ist wichtig. Es nützt nichts, wenn du Fingersätze für phrygisch, dorisch, äolisch und co beherrschst aber die Unterschiede und Zusammenhänge nicht kennst. Um mit den Skalen vertraut zu werden, hat es mir sehr geholfen, sie zu singen. Dadurch bekommt man sie am besten "in den Bauch" und nur wenn sie dort sind, kann man sicher damit improvisieren.
Ein weiteres gutes Hilfsmittel ist es, einige Soli komplett durchzukomponieren, also in aller Ruhe aufzuschreiben. Beim Improvisieren muß ja meist alles sehr schnell gehen und man kommt ehr nicht dazu, ganz neue Sachen anzuwenden sondern bleibt in der Eile bei dem, was man schon kann. Beim komponieren hat man dagegen alle Zeit der Welt um genau das auszuarbeiten, was man auch wirklich spielen will. Dabei kannst Du dir dann klare Ziele setzen, also zum Beispiel in Takt x auf Tonleiter y zu wechseln und bei Akkord z wieder in die Ursprungstonleiter zu gelangen etc.
Ein dritter (und unglaublich wichtiger) Punkt wäre dann noch die Diffusion: Hör Dir eine Menge Musik an! Und zwar solche, die Du auch spielen willst. Besorg Dir Platten von bekannten Gitarristen und wenn Dir gefällt, was Du hörst, hör' es immer wieder und versuch', einzelne Passagen nachzuspielen und zu verstehen, was die Typen da eigentlich machen.
So, zum Schluß gibt's dann noch ein paar Bücher, die mir sehr geholfen haben:
Für die Rockgitarre: Abi von Reininghaus - In Vivo Guitar, im Voggenreiter Verlag.
Für die Theorie: Frank Haunschild - Die neue Harmonielehre, im AMA Verlag
Und für den Jazz: Jamey Aebersold: Ein neuer Weg zur Jazz Improvisation, bei Advance Music

In diesem Sinne viel Spaß beim Üben
 

Sentinel

Erleuchteter
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Danke, das sind erstmal genug Tipps für den Neuanfang. Danke für die (Schreib-) mühe. :D
 

antimagnet

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*hinterherzockel*

anti sagt auch danke. und wird's sich irgendwann, wenn er mal viel zeit hat, genauer zu gemüte führen... :oops:
 
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